Rollenspiel mit Rauer Wind Lysandros

..am 3. Mai 2012 in den Tiefen des Waldes

Langsam steigt die Sonne über das Land und vertreibt die düsteren Schatten, die die Umgebung so furchteinflößend aussehen lassen. Doch unter den riesigen Kronen der alten Eichen hat das Licht keine Chance gegen die Finsternis und so ist es nur den wenigsten Wesen des Waldes gestattet weiter zu sehen als ein paar Meter. Aber selbst die kürzeste Sicht ist kein Grund dafür, das allmorgendliche Training ausfallen zu lassen und sich auf dem weichen, von Moos überzogenen Waldboden auszuruhen und den Tag an sich vorbeigleiten zu lassen. Nein, die kräftigen Hufe graben sich lieber bei jedem Schritt in die Erde, lassen immer wieder kleine und große Stöcke unter dem Gewicht des Pferdes zu Bruch gehen. Unter dem Gewicht des Pferdes? Es sollte sich wohl niemand wagen, dieses Wesen als Pferd zu bezeichnen, ist er doch ein stolzer Krieger und sieht so etwas schlicht als Beleidigung an. Schnell wären die Schwerter gezückt und gegen den Unhold gerichtet, besteht er doch darauf ein Zentaur zu sein - ein Pferdemensch und kein Pferd! Im Augenblick verschwendet er allerdings keinerlei Gedanken daran. Viel lieber lässt er sich vom Zwitschern der Vögel, dem durch die Baumwipfel streifenden Wind und dem Rauschen des nahen Flusses berieseln, während er durch die Gegend galoppiert, sich zwischen den dicken Baumstämmen hindurchschlängelt und dabei gar nicht merkt, wie sich immer mehr Stöckchen und Blätter in seinem dunklen Fell verfangen. Für Schönheit ist jetzt keine Zeit!

 
Zwischen dem dichten Gestrüpp in den Tiefen des Waldes, dort wo kaum ein Lichtstrahl sich jemals hin verirrt, haust eine Kreatur. Es war dieser eine verhändnisvolle Tag in ihrer Kindheit, der sie für alle Zeit entstellte. Seitdem, seit vielen Jahren schon, verbirgt sie sich vor den Blicken der Welt. Nur einmal alle paar Tage wagt sie sich in den frühen Morgenstunden etwas weiter hinaus in den lichteren Teil des Waldes. Denn nur hier auf einer Lichtung am Fluss wachsen die Beeren und Pilze, die sie besonders gerne isst. Denn auch nach all der Zeit .. und auch wenn sie sie nur roh verspeist .. der Geschmack erinnert das Mädchen, das inzwischen zur Frau herangereift ist, doch an das ferne Zuhause. An den warmen Herd im Hause ihrer Eltern. Den Duft, den der Kessel verströmte, wenn ihre Mutter das Essen zubereitete. Der Korb aus selbstverflochtenen Zweigen wird fester mit beiden Händen gegriffen, während vier gespaltene Hufe ihren Weg über den weichen Moosboden suchen. Sie kennt diesen Weg fast schon im Schlaf. Jede Wurzel, jeder Stein .. mit traumwandlerischer Sicherheit nähert sie sich ihrem Ziel. Das Rauschen des Flusses wird lauter mit jedem Schritt, den sie vorwärts macht. Noch verdeckt er das ferne Donnern der Hufe und so schreitet sie behutsam, wie auch ahnungslos, weiter voran.

 
So einen verhängnisvollen Tag hat der Zentaur bisher noch nicht erlebt. Er ist schon immer ein Pferdemensch und hat eigentlich vor für den Rest seines Lebens ein derartiges Geschöpf zu bleiben. Wie es mit nur zwei Beinen oder gar mit Flügel oder Flossen wäre, kann er sich nicht einmal ansatzweise vorstellen. Und das will er auch gar nicht. Er fühlt sich in seinem Körper einfach viel zu wohl. Und wohl fühlt er sich auch im Wald, seinem Heim. Er kennt es wohl besser als jeder andere Waldbewohner. Regelrecht eingebrannt haben sich der leichte Duft des Waldes, die frische Kühle unter dem Blätterdach und die leisen Geräusche, die von allen möglichen Tieren stammen. Und egal ob kleiner Busch oder riesiger Baum, winzige Lichtung oder großer Platz - jedes Detail hat er sich im Laufe der Zeit geprägt. Blind könnte er sein und dennoch würde er den Weg finden und sein Ziel erreichen. "Argh!" Ein lauter Schrei, welcher die Ruhe des Waldes durchbricht. Da hat wohl jemand den Mund zu voll genommen, ist der Zentaur doch gerade über eine Wurzel gestolpert. Vielleicht lag es ja an dem plötzlichen übergang vom Schatten ins Licht, der ihn ein wenig geblendet hat, als er aus dem Dickicht herausbricht. Sicher kann er sich nicht sein. Er weiß nur, dass der rechte Vorderhuf schmerzt und das Blut langsam an seinem Bein herunterläuft. Verletzt im Dreck liegen - SO hat er sich den Tag ganz sicher nicht vorgestellt.


Sanfte Blüte Aenia hört den Schmerzenslaut, der durch das Rauschen des Flusses sogar bis zu ihr vordringt. Ihr erster Impuls ist es hinzugehen, um zu helfen. In all den Jahren, die sie hier im Wald verbrachte, hatte sie sich zwar von der Menschheit abgeschottet, doch nicht von den Tieren. Schon vielen von ihnen hatte sie geholfen, wenn sie verletzt waren oder krank. Doch dieser Schrei klang so fremdartig. Sie konnte keine Tierart zuordnen, die ihr bekannt war. Viel mehr beschleicht sie immer stärker das Gefühl, dass es sich menschlich angehört hatte. Unschlüssig hebt sie abwechselnd ihre vier Beine und stakst so auf der Stelle. Gänsehaut bildet sich auf ihren Armen, während das weiße Fell ab und an von einem unwohligen Zittern überlaufen wird. Ein Mensch .. so tief im Wald? Das kann nicht sein. Aber was wenn doch? Unwirsch schüttelt sie den Kopf und fasst sich ein Herz. Egal wer oder was da geschrieen haben mag, sie wird dem Wesen helfen. Sie setzt ihre Schritte wieder vorwärts, beschleunigt diese und prescht schließlich im gestreckten Galopp voran. Die Brust hebt und senkt sich im schnellen Rhythmus unter der engen Kleidung, die sie als Kind schon getragen hatte. Nach wenigen Augenblicken ist der Fluss bereits in Sicht. Die Spannung wächst, sollte es wirklich ein Mensch sein, den sie gleich zu Gesicht bekommt?


Nicht jeder im Wald ist so hilfreich wie die Fremde auf der anderen Seite des Flusses. Die meisten kümmern sich nur um ihre eigenen Dinge und ziehen den Nutzen aus dem Leid der anderen. Viele würden es wohl als natürliche Auslese und das Recht des Stärkeren bezeichnen. Der Lauf des Lebens halt. Allerdings würde sich Lysandros über ein wenig Hilfe freuen. Er mag ein guter Krieger sein und wissen, wie man seine Wunden versorgt. Allerdings hat er keinerlei Verbandsmaterial in Reichweite...und zusätzlich kein Talent, was die Wundpflege betrifft. Mehr als einmal hat er ein Bein schon falsch geschient oder eine Platzwunde schlampig genäht. über die Auswahl der falschen Heilkräuter will jetzt gar keiner sprechen. Dann heißt es also sich aurichten und nach Hause humpeln. Schöner Mist! Es ist gar kein leichtes Unterfangen. Und so wie es aussieht, sind die Verletzungen schlimmer als gedacht. Gerade will er auftreten, da durchzuckt
ihn auch schon ein stechender Schmerz, der ihm wieder schwarz vor Augen werden lässt und ihn zu Fall bringt. So liegt er also am Ufer des Flusses, vor Schmerzen fast bewusstlos, übersät von Dreck und Laub, die sich in dem dunklen Fell verfangen haben und nicht wissend, wie er wieder nach Hause soll.


Sanfte Blüte Aenia verlangsamt ihre Schritte, als sie aus dem Dunkel des Waldes hinaus auf die Lichtung tritt. Sie blinzelt in das helle Sonnenlicht und sucht die Umgebung ab. Irgendwo aus dieser Richtung muss der Schrei doch gekommen sein. Langsam bessert sich ihre Sicht, als die Augen sich an die Helligkeit gewöhnen. Dort an der gegenüberliegenden Seite des Flusses schauen zwischen dem Dickicht oben auf der Böschung ein paar Hufe hervor. Mehr kann sie aus der Entfernung zwar nicht erkennen, doch das reicht ihr auch schon. Hauptsache es ist kein Mensch, damit ist sie schon völlig beruhigt! Nun gilt es nur noch unbeschadet den Fluss zu durchqueren. Zwar hat sie noch nie auch nur den Versuch unternommen, doch sie kennt eine Stelle, wo er nicht besonders tief ist. Vorsichtig setzt sie nacheinander ihre Hufe in das Wasser. Es steht gerade mal eine Handbreit über ihren Fesseln, doch ist es jetzt im Frühling noch sehr kalt und sie ist froh drüben wieder ins Trockene zu kommen. Nachdem sie auch die Böschung mit einem Sprung überwunden hat, schaut sie neugierig nach, was sich hinter den Büschen verbergen mag. Und macht prompt einen Satz rückwärts. Ein Mensch! .. auf einem Pferdekörper? Ihr Gesichtsausdruck wandelt sich von schierem Entsetzen in interessierte Verwunderung. Doch lässt ihr Schock weder eine weitere Bewegung noch ein Wort von ihren Lippen zu.


Ob Lysandros eher einem Menschen oder doch einem Pferd gleicht, liegt wohl stark im Auge des Betrachters. Fest steht nur, dass er markante Merkmale beider vereint. Doch die Fremde kann beruhigt sein. Er ist mit Sicherheit kein Mensch. Nein, was da vor ihr liegt ist ein Zentaur. In diesem Wald eigentlich relativ häufig anzutreffen. Jedenfalls auf dieser Seite des Flusses. Die meisten aus seinem Dorf kennen zwar die Furt, welche über den Fluss führt und dennoch hat es bis jetzt niemand gewagt, sie zu durchqueren. Der natürliche Wasserlauf kennzeichnet den westlichen Rand des Zentaurengebietes und daran hält sich sein Stamm. Warum auch die Grenzen überschreiten, wenn der Wald genug Nahrung und Platz bietet. "Verdammt!", brummt er und stemmt die Hände auf den Boden um seinen Oberkörper wieder aufzurichten. Dass sich ihm jemand genähert hat, bemerkt er erst, als die Person einen Satz zurück macht. So blickt er sich etwas erschreckt um, nicht sicher, was ihn erwartet. Und plötzlich stoppen seine Bewegungen abrupt. Was ist das für ein Wesen? Die Stirn wird gerunzelt und sie von unten herauf angeschaut.


Sanfte Blüte Aenia löst sich aus ihrer Starre, als ihr Blick erwidert wird. Ihr Brustkorb zieht sich zusammen und verwehrt ihr zu atmen. Sie schlingt ihre Arme um den Rumpf und tänzelt noch ein zwei Schritte rückwärts. Besser erstmal Abstand halten und abwarten was hier passiert. Er runzelt die Stirn .. sie schluckt .. bestimmt findet er ihren Anblick einfach nur widerwärtig. So ein Wesen wie sie sollte es schließlich eigentlich gar nicht geben. Nur die Tiere des Waldes hatten sie ohne Einwände akzeptiert. Sie kann sich nicht vorstellen, dass ein Mensch, wenn auch nur ein halber, sie jemals auch nur tolerieren würde. Doch etwas hält sie davon ab einfach wieder in den Tiefen des Waldes zu verschwinden, aus denen sie kam. Der Blick streift den linken Vorderhuf - aus ihrer Sicht. Das Fell an der Fessel glänzt rötlich von frischem Blut. Die vor Misstrauen verhärteten Gesichtszüge werden weich. Sie erinnert sich an ihre erste Intention, im Grunde war sie her gekommen, um ihm zu helfen. Zögerlich hebt sie einen der Vorderhufe, um ihn doch wieder in seine Richtung zu setzen. Den Blick nur auf die Wunde gerichtet, um ihm nicht in das menschliche Gesicht sehen zu müssen. Das mulmige Gefühl lässt sie dennoch nicht los.


Rauer Wind Lysandros legt die Stirn nicht in Falten, weil er sie abartig oder gar abstoßend findet. Es ist lediglich Verwunderung, welche sich in ihm breit macht, hat er doch in seinem ganzen Leben noch nie ein derartiges Wesen erblickt. Natürlich Zentauren gibt es in seinem Dorf mehr als genug aber sind sie doch alle zur Hälfte Mensch und zur anderen Pferd. Was er hier vor sich hat, ist aber etwas Unbekanntes. Was ist sie nur? Halb Mensch, halb...Reh?...Elch?... nein, etwas Majestätischeres, Schöneres...wohl eher ein Hirsch. Nein, angewidert ist er von ihr ganz sicher nicht. Und nachdem der Moment voller Fragen und Ratlosigkeit sich verzogen hat, kann er auch wieder die Stirn glätten und beruhigt sein. Eine wirkliche Gefahr stellt sie wohl nicht dar. Warum sie jedoch seine Wunde so anstarrt, kann er sich nicht erklären. Fast unbewusst wird der Huf an den Körper gezogen und dabei das Gesicht vor Schmerzen verzogen. Scharf zieht er Luft durch die zusammengebissenen Zähne ein. Wieso muss das auch ausgerechnet ihm passieren? Und dann noch das Treffen mit diesem seltsamen Wesen. Wahrlich eine Erwähnung am allabendlichen Lagerfeuer wert, an dem sich meist nicht nur die Zentauren sondern auch Vögel und Eichhörnchen, kleine Mäuse und viele andere Wesen tummeln und den Geschichten lauschen. Zumindest falls er es bis dahin nach Hause schafft.


Sanfte Blüte Aenia beobachtet wie sich sein Gesicht entspannt. Sie setzt den zuvor gehobenen Huf ab und tritt etwas näher an ihn heran. Als er das verletzte Bein anzieht und durch diese Dummheit offensichtlich ein weiteres Mal den Schmerz spürt, muss sie leise lachen und schüttelt den Kopf. Das hat er nun davon! Sie jedoch lässt sich nicht beirren und geht schließlich mit den Vorderbeinen vor ihm in die Knie, um den Huf und die Fessel näher zu betrachten und, so er es denn zulässt, auch zu betasten. Nach wenigen Minuten kann sie die Beschaffenheit der Wunde einschätzen. Es scheint nichts gebrochen zu sein, wohl aber verstaucht. Sie beschließt das Bein zur Sicherheit besser schienen, dann noch ein paar Kräuter auf die Schürfwunde und es sollte bald wieder alles in Ordnung sein. Doch während der Untersuchung und auch als sie die Kräuter und starken geraden Zweige zusammen sucht, spricht sie kein Wort mit ihm. Schließlich ist sie nur entschlossen seine Wunde zu und nicht etwa Freundschaft mit ihm zu schließen. Im Moment wäre es ihr ganz recht, wenn sich diese peinliche Begegnung nicht wiederholen würde. Mit etwas Kamille, wildem Thymian und drei brauchbaren Stöcken kehrt sie kurze Zeit später zu ihm zurück.


Wirklich wohl fühlt sich der Zentaur in Gegenwart des fremdartigen Geschöpfes nicht. Viel zu seltsam sieht sie in seinen Augen aus. Wobei man noch anfügen sollte, dass seltsam in diesem Fall keineswegs mit hässlich gleichzustellen ist. Doch ihr Anblick ist nicht das einzige, was ihn den Huf zurückziehen lässt. Er ist sich einfach nicht sicher, was sie von ihm will, hat sie doch keinerlei Verbindung zu ihm. Doch anscheinend fährt sie unbeirrt fort mit ihren Bewegungen. Natürlich scharf beobachtet von ihm. Wer weiß, was sie alles mit ihm anstellen wird. Kräftig schnaubend lässt er sich seinen Unmut auch deutlich anmerken. Ein stolzer Krieger wie er lässt sich nicht so einfach anfassen. So versucht er sich aus ihrem Griff zu befreien, unterlässt es jedoch schnell, als ihn erneut einige Wellen des Schmerzen durch den Körper rasen. Der Mund wird geöffnet und ein Stoß heißer Luft herausgepresst, als sie die Finger an seinen Huf legt. Normal
ist er an Schmerzen gewöhnt, wie die Narben beweisen. Allerdings befinden die sich alle an seinem Oberkörper und nicht an seinen Beinen. DAS ist nämlich etwas ganz anderes. So ist er auch froh, dass sie sein Bein schon bald wieder loslässt und sich davon macht. Dann mal wieder versuchen sich aufzurichten. Irgendwie und irgendwann muss er ja wieder nach Hause.


Sanfte Blüte Aenia bleibt unschlüssig in kurzer Distanz zu ihm stehen, als er versucht sich aufzurichten. Ihr Blick drückt Besorgnis aus. Ein falscher Tritt und er würde diese eigentlich harmlose Verletzung um ein Vielfaches verschlimmern. "Sei vorsichtig .." murmelt sie leise, kaum hörbar. Ihre Stimme nicht mehr als ein sanftes Wispern im Wind. Ihre schmalen Beine tänzeln wiederum ziellos auf der Stelle, während der unnatürlich lange Schweif nervös hin und her schlägt. Fahrig streichen die Finger über die großen Blätter, die sie zum Abdecken der Wunde verwenden wollte. Sie fragt sich, warum er sich nicht einfach helfen lassen will? Jedes andere Tier bisher hatte sie immer gewähren lassen und manchmal sogar Dankbarkeit gezeigt. Doch er, nun er war ja kein Tier. Jedenfalls nur zur Hälfte. Bestimmt findet er sie so abstoßend grotesk, dass er so schnell wie möglich von hier verschwinden will. Und sollte er das jetzt noch nicht schaffen, wird sie ihm sogar dabei behilflich sein, dies zu ermöglichen. So eine Gestalt kann man schlichtweg keinem menschlichen Auge zumuten. Dieser Körper, wie sie ihn hasste .. seit Jahren schon. Seit dem Zeitpunkt in dem sie ihn erhalten hatte .. für ihre Torheit. Bei diesem Gedanken zuckt einer ihrer Hufe heftiger nach unten und stampft auf.


Rauer Wind Lysandros ist gerade dabei seinen Körper wieder aufzurichten und nicht gleich umzufallen. Doch das ist einfacher gesagt als getan, braucht er ja normalerweise das verletze Bein schon alleine um sich zu erheben. Wie gewohnt versucht er sich deshalb auch auf eben jenem Huf abzustützen. "Aaahh..." Eine schlechte Idee. Eine ganz schlechte Idee. Nein, halt...eine absolut beschissene Idee! Ja genau. So gibt das zitternde Bein auch schon nach und erneut liegt er im Dreck. Was für ein Anblick das wohl für sie sein muss. Mit dem ganzen Zeug, welches im dreckigen, vom Staub völlig glanzlosen Fell hängt ist er wahrlich keine Augenweide. Wohl auch der Grund, weshalb er sich so unwohl fühlt bei ihren Blicken. Mal abgesehen von dem Fakt, dass er so erbärmlich ist und nicht einmal stehen kann. So konzentriert er sich einfach darauf, seine Atmung wieder zu verlangsamen und die Arme vor der Brust zu verschränken, bevor er das eigene Bein begutachtet und gar nicht mehr daran denkt, sie anzuschauen. Die Schöne und das Biest! Dass er von hier verschwinden will, ist schon richtig allerdings nicht aus den von ihr erdachten Gründen. Jeder Mann wäre froh in Gesellschaft einer solchen Schönheit zu verweilen. Aber sein eigener Anblick ist ihm einfach peinlich. Hilflos, verdreckt und schon fast bedürftig.


Sanfte Blüte Aenia zuckt zusammen, als er wieder schreit und hält die Hufe still. Das hat bestimmt weh getan .. Langsam öffnet sie erst eines und dann das andere der zusammengekniffenen Augen und sieht ihn an gleicher Stelle und in gleicher Position da liegen, nur dass er nun obendrein die Arme verschränkt hält. Wahrscheinlich empört es ihn, hier festgesetzt zu sein, das muss sie wohl einfach ertragen. Dieser Körper, ihre Strafe. Sie allein muss damit leben und sonst niemand. Langsam überwindet sie den Abstand zwischen ihnen und hält den Blick gesenkt, um ihn nicht weiter zu verärgern. Diese Situation ist ihr mindestens genauso unangenehm, doch sie könnte es nicht ertragen ihn hier einfach sich selbst zu überlassen. Während sie noch läuft, schiebt sie beiläufig die Heilkräuter in den Mund, um sie grob zu zerkauen. Das wird die Heilung beschleunigen und die Schienen werden den Schmerz beim Auftreten dämpfen. Bei ihm angekommen, lässt sie sich erneut nieder und bringt mit schnellen geübten Griffen zuerst die Kräuter auf die Schürfwunde und deckt sie schließlich mit den Blättern und den Schienen ab. Zuletzt wird alles zur Befestigung noch mit langen, reißfesten Pflanzen umwickelt und straff verknotet. Sobald sie fertig ist, erhebt sie sich hastig, um sofort wieder in die Tiefen des Waldes zu flüchten.


Nein, das hat natürlich nicht geschmerzt. Er rollt sich einfach gerne im Staub herum weil ihm die kleinen Wölkchen, die sich dadurch bilden so gefallen. Ist doch logisch, dass es so ist und nicht anders...Deswegen ist er auch nicht froh, als sie die Kräuter ausspuckt und auf seiner Schürfwunde verteilt. Quatsch! Ihm gefällt die kühlende Wirkung, die der Brei hat. Dass sie die Kräuter dafür erst einmal zerkaut hat, stört ihn nicht weiter. Die Heilerin in seinem Dorf würde es genauso machen. Ohne passendes Werkzeug geht es ja schließlich auch nicht anders. So seufzt er nur ergeben, als die Schmerzen verschwinden, die die kleine Schürfwunde verursacht. Wobei die ja das geringere übel darstellen. Der verstauchte Huf ist um einiges schlimmer. Und die Behandlung lässt er auch nur unter finsterem Grummeln und scharfen atmen über sich ergehen. Wehren kann er sich sowieso nicht richtig und eigentlich sollte er auch dankbar sein. Ohne die fremde Schönheit würde er noch eine ganze Weile hier liegen und warten müssen, bis ihn jemand findet. Sagen wird er aber nichts, versiegelt sein Stolz doch seine Lippen. Apropros Schönheit - So wirklich den Blick kann er nicht von ihr abwenden. Immer wieder schielt er verstohlen aus den Augenwinkeln zu ihr. Nur für die Dauer eines Herzschlags, ehe die Iriden wieder in die Ferne schweifen. Erst als sie fertig ist, betrachtet er ihr Kunstwerk und erhebt sich dann ganz langsam und vorsichtig. Und diesmal wird er sich nur leicht auf dem Bein abstützen. Man muss es ja nicht gleich übertreiben.


Sanfte Blüte Aenia wirft noch einen letzten Blick über die Schulter, um sicher zu gehen, dass er sich auch wirklich aufrichten kann. Wenig später ist sie hinter dem dichten Buschwerk der Böschung verschwunden. ~~~


Rauer Wind Lysandros schaut ihr noch eine Weile hinterher, bis sie im Dickicht des Waldes verschwindet. Dann macht auch er sich daran, seinen Heimweg anzutreten. Natürlich um einiges langsamer als sonst. Mal sehen ob er es noch bis zum Frühstück schafft. ~+~

..am 3. Mai 2012 in den Tiefen des Waldes

Einige Wochen ist es inzwischen her seit dem verhängnisvollen Sturz am Flussufer, bei dem der stolze Zentaur die seltsame Hirschfrau kennengelernt hat. Wobei sie ihn ja lediglich behandelt hat. Ein wirkliches Kennenlernen ist aus geblieben, war die Begegnung doch mehr als wortkarg. Und auch die folgenden Wochen ist seine Stimme doch nicht einmal erklungen um ihr wenigstens zu danken. Ob es sein angekratzter Stolz oder etwas ihm Unbekanntes ist, was ihm die Kehle zuschnürt und daran hindert mit ihr zu sprechen. So gingen die Wochen ins Land, das Bein heilte und die Schiene konnte endlich wieder entfernt werden. Und immer wieder hat er sich an das Ufer des Flusses begeben, die Stelle an der er sie zum ersten Mal vor sich gesehen hat. Täglich hat er darauf gewartet, dass sie aus dem Dickicht bricht, damit er einen Blick auf sie erhaschen kann. Ganz unauffällig versteht sich. Es soll ja nicht auffallen, dass sie ihm nicht mehr aus dem Kopf geht. Allerdings wird es jetzt endlich einmal Zeit sich für die Hilfe zu revanchieren. So macht er sich in aller Frühe auf, einen großen, geflochtenen Korb in seiner rechten Hand und die noch nicht einmal annähernd aufgegangene Sonne im Rücken, während er erneut den Weg entlangläuft, den er mittlerweile so gut kennt, wie kaum einen anderen. Die Vögel schlafen noch in ihren Nestern und lediglich das eine oder andere Eichhörnchen tummelt sich auf dem Waldboden um Nüsse zu sammeln. Doch Interesse hegt er an den kleinen Sammlern nicht. Sein Blick geht suchend um, versucht die Sträucher zu durchdringen. Was er sucht? Pilze und die verschiedensten Früchte des Waldes. Egal ob wilde Erdbeeren oder saftige Heidelbeeren. Alles, was schmeckt und gesund ist, wird gesammelt und in den Korb gelegt, sich dabei immer weiter der Furt genähert. An dieser angekommen, wird sich noch einmal umgeschaut, die Fische im Wasser betrachtet, die fröhlich an der Oberfläche treiben. Dann setzt er seinen Gang auch schon fort, spürt das Wasser, wie es seine Beine umspült und versucht ihn mitzureißen. Ein wahrhaft kläglicher Versuch! Am anderen Ufer angekommen, wird schnell ein nicht allzu hoch hängender Ast gesucht, an dem er den prall gefüllten Korb hängt, ehe er die Furt wieder durchschreitet und sich am Ufer niederlässt, die Sonne dabei beobachtend, wie sie langsam aufsteigt. Jetzt heißt es warten!

 
Sanfte Blüte Aenia schreitet in den Morgenstunden durch die dichteren Tiefen des Waldes. In den Händen hält sie wie immer ihren kleinen selbst geflochtenen Korb, den sie einmal mehr mit Beeren und Pilzen zu füllen gedenkt, die nur im lichteren Teil des Waldes gedeihen. Doch auf diesem Weg, der ihr über die Jahre vertraut und heimelig geworden ist, beschleicht sie seit wenigen Wochen jedes Mal ein mulmiges Gefühl. Ein Zittern läuft über ihr weißes Fell, als sie sich der Lichtung nähert. Seit sie diesem Pferdemenschen geholfen hatte, war er bei jedem dieser ihrer Sammelzüge auf der anderen Uferseite aufgetaucht. Zwar würdigt er sie kaum eines Blickes, scheint sie gar schlichtweg zu ignorieren, doch sie kann sich einfach nicht erklären, warum er immer dort ist, wenn sie ihre Waldfrüchte sucht. Während sie so auf den Rand des Dickichts zusteuert, arbeitet es in ihren Gedanken. Hat er sich nun dort niedergelassen? Dass er nur wegen ihr dort sein könnte hält sie aus so unendlich vielen Gründen für ausgeschlossen, dass sie es nicht einmal im Traum in ihre Überlegungen einbeziehen würde. Abgesehen davon, dass es völlig unmöglich für einen Außenstehenden ist, in der zeitlichen Aufeinanderfolge ihrer Ausflüge ein Muster zu erkennen, ist ihre äußere Erscheinung schließlich absolut widerwärtig und abstoßend. Sowas will sich niemand freiwillig ansehen, davon ist sie überzeugt. Sie überlegt noch, ob sie sich in Zukunft nicht einen anderen Platz zum Sammeln suchen soll, als das Tageslicht an ihren Vorderbeinen hinauf über ihren Körper kriecht. Wie jedes Mal, muss sie blinzeln, bis sich ihre Augen an die Sonne gewöhnt haben. Im ersten Moment sieht sie nur einen dunklen Schemen hinter dem glitzernden Lauf des Flusses. Sie schirmt das allzu grelle Licht mit der rechten Hand über den Augen ab und sieht noch einmal genauer hin. Das ist doch - na er natürlich, wer auch sonst! Und er scheint sie dieses Mal direkt anzusehen .. was auf so unendlich viele Weisen verstörend ist, dass sie im ersten Moment gar nicht weiß, wie ihr geschieht und was zum Geier sie daraus deuten soll. Den gefüllten Korb, der kaum einen Meter neben ihr an einem Baum auf sie wartet, bemerkt sie zunächst nicht.

 
Rauer Wind Lysandros hat keinerlei Problem sich an die Helligkeit zu gewöhnen, ist die Sonne noch dabei aufzugehen. Ihre wärmenden Strahlen sind noch relativ kraftlos und der sonst so laue Wind ist kühl und erfrischend. Genau das Richtige um nicht wieder einzuschlafen. Man will ja den Moment nicht verpassen, wie sie mit elegantem Schritt aus dem Dunkel des Waldes tritt und in ihrer ganzen Pracht am Ufer steht. Bis es jedoch so weit ist, kann es noch eine Weile dauern, weshalb er dem Treiben im Fluss seine Aufmerksamkeit schenkt. Fast einem Tanz gleichen die Bewegungen der Fische unter der schillernden, wellenüberzogenen Wasseroberfläche. Ein wundervolles Lichtspiel, welches ihn immer wieder aufs neue verzaubert, während die Ohren gespitzt sind und dem Klang der Natur lauschen. Eine herrliche Melodie als hätten die Vögel etliche Jahre immer wieder geübt um sie zu perfektionieren. Plötzlich aber dringt ein weiteres Geräusch an sein Ohr und der Blick hebt sich in die Richtung aus der er das Rascheln vermutet. Und da steht sie ja endlich! Ruhig versucht er zu atmen und doch ist er immer noch aufgeregt bei jedem einzelnen Treffen mit ihr. Die Hände werden zu Fäusten geballt um das Zittern dieser zu unterdrücken und sich nichts von der Nervosität anmerken zu lassen. Langsam wandert der Blick an ihrem Körper hinab und dann wieder hinauf, ehe er ein lautes Schnauben ausstößt. Ob sie den Korb schon bemerkt hat?


Sanfte Blüte Aenia weiß im ersten Moment nicht, was sie von seinem Blick halten soll. Doch als er daraufhin auch noch die Fäuste ballt und laut schnaubt, weicht sie verängstigt ein paar Schritte zurück. Wahrscheinlich beansprucht er dieses Gebiet nun für sich und will sie von hier vertreiben. Was ihm durchaus auch gelingt, immerhin ist er mindestens einen halben Kopf größer als sie. In ihrer Einschüchterung würde sie sogar einen ganzen Kopf schätzen. Nicht zu vergessen, seine Überlegenheit an körperlicher Stärke. Traurig senkt sie den Kopf und beisst sich auf die Unterlippe, damit ihr nicht sofort die Tränen in die Augen schießen. Weinen um ihre Lichtung kann sie auch noch später, wenn er sie nicht mehr sieht. Oder war es doch etwa eine ganz andere eher unterbewusste Hoffnung, die gerade zerstört wurde? Zögerlich hebt sie eines und dann ein anderes ihrer leicht zitternden Beine und bewegt sich zum Gehen.


Da hat die Fremde wohl seine Körpersprache falsch gedeutet. Er will sie nicht versuchen einzuschüchtern und von der Lichtung jagen. Sie gehört ihm nicht und ehrlich gesagt wäre er auch sehr betrübt darüber, wenn sie einfach verschwinden und nicht wieder zurückkehren würde. Dieser Platz gehört beiden. Es ist ihr gemeinsamer Ort, an dem sie sich immer wieder nicht ganz unauffällig treffen. Da wird es sie nicht wegscheuchen. Außerdem ist sie kein Vogel oder ein widerliches Untier. Sie gleicht mehr einer hübschen, anmutigen Waldgöttin. Rein und unschuldig. Als sie sich jedoch von ihm abwendet um zu gehen, erhebt er sich von seinem gemütlichen Platz auf dem saftigen Gras. Will er sie etwa aufhalten? "Du hast den Korb vergessen.", ist jedenfalls das, was er mit ruhiger, basslastiger Stimme von sich gibt. Wohl nicht ganz passend um sie von der Flucht abzuhalten aber seine Mühe soll wenigstens nicht umsonst gewesen sein. Er ist nicht ihr Herr kann nicht bestimmen, ob sie geht oder bleibt.


Sanfte Blüte Aenia hatte sich schon komplett abgewendet, als seine Stimme in ihrem Rücken erklingt. mit den Handballen wischt sie sich die Tränen aus den Augenwinkel und blickt über die Schulter zurück. "Was für ein Korb?" Ihren eigenen hält sie doch nach wie vor in ihrer Hand. Und sie besitzt auch keinen Zweiten, den sie bei einem ihrer früheren Besuche hier vergessen haben könnte. Für sie ist es eine vollkommen klare Sache, dass er diesen Platz für sich einfordert und damit auch jegliche Spur von ihrer Existenz an diesem Ort verschwinden lassen will. Da sie bisher nicht ein einziges Mal in die richtige Richtung geblickt hat, kann sie nicht wissen, dass er eigentlich einen ganz anderen Korb gemeint hatte.


Rauer Wind Lysandros hat gar nicht bemerkt, dass dem hübschen Wesen fast die Tränen fließen. Lediglich die flüchtige Handbewegung ihrerseits lässt ihn erahnen, dass ihre Augen feucht geworden sind. Verdammt, er hat wohl so einiges falsch gemacht. Diese Reaktion hat er ganz sicher nicht heraufbeschwören wollen. Und dennoch bleibt ihm ein einfaches 'tut mir leid' im Halse stecken. Wie kann er nur so töricht sein und sie zum Weinen bringen? Da könnte er schon wieder mit dem Kopf direkt gegen den nächsten Baum rennen. Doch vielleicht sorgt der reichlich gefüllte Korb ja für bessere Laune und zaubert ihr sogar ein Lächeln ins hübsche Antlitz. "Der dort drüben.", meint er und hebt den Arm um mit der Hand auf besagtes Objekt zu zeigen. Ein Danke erwartet er von ihr keineswegs. Er sieht es eher als Dankeschön seinerseits an.


Sanfte Blüte Aenia hebt verwundert die Augenbrauen, als er in eine ganz andere Richtung deutet und wendet sich auf ihren vier Hufen um. Aber wie kann es denn sein, dass sich hier außer ihrem Eigenen noch ein anderer Korb befindet? "Bitte verzeih .. ich habe keine Ahnung, wie .." stammelt sie verunsichert. Hastig und daher vielleicht auch ein wenig ungelenk stakst sie zu dem Korb herüber, der dort an einem Ast genau auf Sichthöhe hängt. Wahrscheinlich hatte er ihn sogar gefunden und genau dort hin gehängt. Damit man ihn auch ja nicht übersehen kann, was sie natürlich trotzdem irgendwie geschafft hat. Sie seufzt nervös und will nur einen Blick riskieren, bevor sie den Korb einfach mitzunehmen gedenkt, um ihn zufrieden zu stellen. Doch was sie darin sieht lässt ihren Verstand völlig aus der Fassung geraten. Der Korb ist ja bis oben hin gefüllt mit all den Leckereien, die sie sonst hier sammelt! Hilflos starrt sie darauf und fährt sich mit der rechten Hand durch's Haar an ihr Geweih, wie um ihre Gedanken zu ordnen. Fieberhaft versucht sie diesem Geschehen einen Sinn zuzuordnen. Ein paar schweigsame Momente später kommt ihr der Gedanke, dass sie ihre bisherigen Eindrücke vielleicht noch einmal komplett über den Haufen werfen sollte. Ein schüchterner Seitenblick schweift in seine Richtung. Wollte er ihr etwa auf diese Art seine Dankbarkeit zeigen? Aber gehen und nie wiederkehren soll sie dennoch, oder etwa auch nicht? Verwirrung spiegelt sich in ihren grasgrünen Augen. Die andere Hand hebt sie langsam an ihren Mund. "Ist der .. von dir?" fragt sie mit schwacher Stimme.


Rauer Wind Lysandros würde jetzt vermutlich seine Hände in die Hosentaschen schieben um sein Zittern zu verbergen. Allerdings gibt es da ein kleines Problem. Er ist kein Mensch und trägt somit auch keine Hosen. Allgemein spürt er den Wind auf seiner nackten Haut ziemlich intensiv. An einem passenden Oberteil mangelt es dem Herren nämlich auch. Das ist auch der Grund, weshalb er die Arme vor der Brust verschränkt und die Finger fest seine Oberarme umschließen, wodurch sich die Knöchel leicht abheben und sichtbar werden. Trotzdem besser als seine Hände nicht unter Kontrolle zu haben. Still schweigend steht er so am anderen Ufer, die Haltung stolz und der Blick fest. Einfach abwarten, was passiert. Mehr kann er ja ohnehin nicht tun. Als sie jedoch so aufgelöst in den Korb schaut, lächelt er innerlich. Da hat er wohl das Richtige zusammengesucht. Ist aber auch nicht weiter schwer, hat er sie doch erstens schon eine Weile beobachtet und zweitens einfach das gesammelt, was er gern isst. Auch wenn sie wohl zur Hälfte ein Hirsch ist und nicht wie er ein Pferd, so sind sie doch beide zum gleichen Teil Menschen. Demnach kann man wohl auf einen gleichen Geschmack tippen. Doch ihre Frage verwirrt ihn ein wenig. Wer sonst hätte den Korb an den Ast hängen sollen? "Er ist für dich.", antwortet er ihr. Wohl nicht das, was sie von ihm erwartet hat. Andererseits kann er kaum wissen, dass der Korb für sie ist, wenn er ihn nicht selbst aufgehängt hat, nicht wahr?


Sanfte Blüte Aenia hält sich eher instinktiv als bewusst halb hinter dem Baum versteckt und lugt nur sehr vorsichtig über den Rand des Korbes hinweg zu dem Mann herüber. Welch Erkenntnis! Zusätzlich zu einer Mischung aus Mensch und Pferd, steht ihr da auch ein Mann gegenüber. Und ein muskulöser noch dazu, wie man aufgrund der Abwesenheit von Bekleidung unschwer erkennen kann. Als ob sie nicht schon aufgeregt genug wäre, offenbahrt sich ihr damit noch ein weiterer Umstand, um nervös zu werden. Sie gräbt die Fingernägel leicht in die Rinde und atmet einmal ganz tief durch. "Dankeschön." Ihre Stimme ist nur mehr ein Hauch im warmen Frühlingswind, der es wohl gerade eben über den Fluss zu schaffen vermag. Unschlüssig was sie jetzt tun oder wie sie sich verhalten soll, verharrt sie still hinter ihrer Deckung. Wenige Momente später beginnt sie schon zu zweifeln, ob sie mit ihrem Dankeschön überhaupt die richtige Tonlage getroffen hat und ob es denn auch wirklich dankbar klingt. 


Rauer Wind Lysandros hätte es lieber, würde sie sich nicht hinter dem Korb und dem dazugehörigen Baum verschanzen. Solch eine Augenweide hat wahrlich keinen Grund sich zu verstecken. Vor allem nicht in seiner Anwesenheit, kommt er doch nicht einmal im Traum darauf ihr irgendwas anzutun. Er steht tief in der Schuld der Fremden, hätte ihn sonst wohl ein wildes Tier überfallen, falls ihn die Leute seines Dorfes nicht gefunden hätten. Ohne sie wäre er jetzt nicht hier. Nunja, eigentlich schon. Wobei er in diesem Fall wohl nicht stehen würde sondern in kleinen, praktischen Portionen auf der Lichtung verteilt wäre. Sicherlich kein schöner Anblick. Weder für die Hirschdame noch für einen Krieger. Letzteres ist jetzt aber nicht dabei sich vor diesem Szenario zu ekeln sondern durchs Wasser zu traben und sich ihr zu nähern. Langsam und behutsam natürlich, scheint sie ihm doch mehr als nur ein wenig schüchtern. Schreckhaft und ängstlich mögen besser passen. "Der Korb ist mein Dank an dich.", korrigiert er sie, nachdem er das liebliche Säuseln vernommen hat. Endlich bleibt auf der anderen Seite des Korbes stehen, bevor er mit dem noch vor einiger Zeit verwundeten Bein mehrmals kräftig auftritt.


Sanfte Blüte Aenia beobachtet sehr genau wie er den Fluss durchquert. Was hat er denn nun vor? Angespannt lehnt sie sich auf die andere Seite des Baumes, um besser sehen zu können. Jetzt ist er bereits auf ihrer Seite des Wasserlaufs angekommen und läuft beständig weiter. Sie hält den Atem an. Da! Nur zwei Armlängen von ihr entfernt, bleibt er stehen. Unbehaglich schließt sie die Augen, doch als sie wieder Luft holen muss, schwappt sein warmer Pferdegeruch zu ihr herüber. Er hat eine seltsam beruhigende Wirkung auf ihr Gemüt. Verträumt lehnt sie die Wange an die harte, zerklüftete Baumrinde, die sich in ihrer Rauheit doch nahezu samtig weich anfühlt. Aber was soll sie ihm darauf nur sagen? "Schön, dass es wieder in Ordnung ist." Das Dümmste und Einzige, das ihr einfällt. Weiterhin ist sie darauf bedacht nicht zu viel ihrer nichtmenschlichen Hälfte preiszugeben. Immerhin hat er sich trotz dieses widerwärtigen Anblicks zu ihr herübergetraut, nur um ihr zu danken. Dies allein ist ihr schon mehr wert, als jeder gefüllte Korb.


Wenn diese Sanfte Blüte nur wüsste, dass er sie alles andere als abstoßend und hässlich findet. In seinem Dorf gibt es kaum eine Frau, die schöner ist als sie. Doch da ist man ja auch schon beim Problem angelangt. Sie ist eine FRAU. Irgendwie haben sie alle den einen oder anderen Komplex in Bezug auf ihr Erscheinungsbild. Vor allem dann, wenn sie sich keine Sorgen darum machen bräuchten. Ihm solls Recht sein, solange sie nicht wieder vor ihm weglaufen will. "Alles nur deinetwegen." Zumindest, was die Heilung angeht. Für den Sturz kann sie nicht das Geringste. "Sag, wo kommst du her?" Es ist ganz klar, dass sie keinem der nahen Zentaurenstämme angehört, ist sie doch einfach zu exotisch dafür. Andererseits ist sie öfter hier und muss irgendwo in der Nähe leben. Neugier ist schon etwas nerviges. So kann er es sich auch nicht nehmen lassen, noch ein paar Schritte zu machen um ihr näher zu kommen.


Sanfte Blüte Aenia hat keine Komplexe, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie eben kein Mensch mehr ist! So tänzelt sie auch nervös hin und her, als er sich noch weiter nähert. Wie soll sie ihm denn so diesen Anblick ersparen? Sie gibt einen unbestimmt warnenden Laut von sich und raunt leise. "Du musst mir nicht so nah kommen." .. wenn du nicht willst. Doch diesen wichtigen Rest des Satzes spart sie sich. Es ist offensichtlich, dass ihr niemand aus freien Stücken zu nahe kommen will. Auf seine Frage widerum antwortet sie nur sehr allgemein. "Ich lebe tief im Wald." Der Name des kleinen Dorfes, in dem sie geboren wurde, ist ihr schon längst nicht mehr geläufig. Und was sollte sie ihm auch erzählen? Ihre ganze Lebensgeschichte?


Rauer Wind Lysandros hat ja aber nicht den leisesten Schimmer, dass sie nicht so geboren ist. Woher auch soll er etwas davon wissen. Es sind die ersten Worte, die beide wechseln...und hoffentlich auch nicht die letzten. Dass sie allerdings so eine Scheu vor ihm hat, lässt ihn in seinem Versuch ihr näher zu kommen abbrechen. Nur einen niedergeschlagenen Seufzer gibt er von sich und behält seine Gedanken lieber für sich. 'Und wenn ich es so will?', ist die Frage, die ihm durch den Kopf schwirrt, bevor der Blick ein wenig gesenkt wird. Hätte sie ihren Satz beendet, so hätte er wohl auch den Mut gefunden und seine Worte hätten den Weg zu ihren Ohren gefunden. So aber bleiben sie ungehörte Stimmen in den Köpfen der jeweiligen Person. "Tief im Wald?", wiederholt er leise für sich und runzelt die Stirn. Von der Lichtung aus gesehen sind es mehrere Tagesreisen bis zum Waldrand und dann erzählt sie immer noch, dass sie tief im Wald wohnt? Da überkommt selbst ihn ein heftiger Schauer, der seinen Körper schüttelt. Wenn er nur an die gefährlichen Tiere denkt, die dort hausen.


Sanfte Blüte Aenia ist von seinen Reaktionen, die sich hauptsächlich in seiner Körpersprache zeigen, sehr verunsichert und weiß einmal mehr nicht so recht, wie sie reagieren soll. Noch nie hat sie eine derartige Unterhaltung geführt, ganz zu schweigen davon, dass sie generell seit langer Zeit mit keinem menschlichen Wesen Worte gewechselt hat. Sie fasst sich ein Herz und entschließt sich, auf seine stimmlosen Antworten hin schlichtweg weiter zu nachzuhaken. ".. wenn du nicht willst." setzt sie also den bisher verschwiegenen Teil ihrer Aussage hinten an. Sollte er etwa doch .. wollen? Unvorstellbar! Trotzdem drängt sich ihr gleich die nächste Frage auf. "Warst du noch nie tiefer im Wald?" Sie selbst mag zwar eine ängstliche und schreckhafte Person sein, doch liegt das einzig und allein an seiner Menschlichkeit. Gegenüber Tieren, auch den gefährlichen, ist sie viel mutiger. Sie weiß, dass ein Tier ihr niemals etwas zu Leide tun würde. Woher sie das aber weiß, das weiß sie selbst nicht.


Da hat es die Fremde um einiges besser als er. Ohne Pfeil und Bogen oder seine Schwerter verlässt er nur selten die schützende Umgebung des Dorfes. Schon mehr als einmal hat ihn eine Großkatze oder ein wild gewordener Bär verfolgt. Im Augenblick ist aber eher der Zentaur derjenige, der die Jagd aufgenommen hat. Sein Blick hebt sich wieder bei ihren Worten. "Dummkopf! Wenn ich nicht wöllte, würde ich dir nicht näher kommen.", spricht er bestimmt und doch mit gewisser Sanftheit. Und schon setzt er wieder einen Huf vor den anderen, sich ihr wieder nähernd in der Hoffnung, sie würde nicht wieder fliehen. Wenigstens ein klein wenig dichter an ihr sein, ihren Duft einsaugen und die Möglichkeit haben, sie zu berühren. Ob er es dann wirklich macht, ist eine andere Frage. Achja, die andere Frage. "Bisher noch nicht. Es war nie nötig." Wozu auch, gibt es doch alles was er braucht in der Nähe seiner Heimat.


Sanfte Blüte Aenia hat es nicht nötig irgendeine Art von Waffen zu tragen. Es gibt nur eine Art von Lebewesen, die sie fürchtet. Doch nie hat sich ein Mensch so tief in den Wald getraut, wie sie es damals tat. Allein dieser Umstand gereicht ihr nun zum Schutz. So sind die Tiefen des Waldes doch nicht mehr, als ein selbst gewähltes Gefängnis. Auf seine harschen Worte hin weicht dann doch zumindest ihr Oberkörper zurück. "Ich .." beginnt sie und ihre Wangen röten sich leicht. Warum nennt er sie denn einen Dummkopf? Irgendwie hat sie das Gefühl, dass sich zwischen ihnen eine Barriere aus Missverständnissen und falsch verstandener Zurückhaltung aufbaut. Dabei beginnt sie sich doch gerade erst wieder daran zu gewöhnen mit jemandem zu sprechen. "Du musst doch aber nicht so tun, als würde .. mein Anblick .." Sie wird langsamer, stockt und bleibt schließlich hängen. All diese Gefühle der Scham und Abartigkeit brechen über sie herein und doch versucht sie sich zusammenzunehmen. Trotzdessen zittern ihre Hände als sie weiterspricht. ".. dich nicht abstoßen." bringt sie gerade so noch hervor, bevor ihre Stimme komplett weg bricht. Sie birgt das Gesicht in den Händen, versucht wieder sich hinter dem Baum zu verstecken.


Rauer Wind Lysandros hat keine Ahnung, wer oder was ein Mensch eigentlich ist, selbst wenn er zur Hälfte einer ist. Er selbst sieht sich als Zentaur und nicht als Mischling zwischen Mensch und Pferd. Und bis zum heutigen Tage hat sich auch noch keines dieser ignoranten Geschöpfe bis ins Reich der Pferdemenschen vorgewagt. So hat er auch nie solch eine Angst vor ihnen entwickeln können wie die Fremde, welche auf einmal doch mehr Farbe im Gesicht trägt als ihr vielleicht lieb ist. Entstellen tut sie das trotz allem nicht. Und würden die beiden offen miteinander reden und nicht scheu sein wie zwei kleine Rehe, so wäre ihr klar, dass er sie mehr als nur anziehend findet. Ihre Anwesenheit gibt ihm ein wohliges Gefühl der Entspanntheit wenngleich sein Herz einen Takt schneller zu schlagen scheint. Und als sie das Gesicht in den zitternden Händen vergräbt, beschleunigt es noch einmal sein Tempo. "Was redest du da?", hakt er nach und legt die Stirn voller Sorge und Ralosigkeit in tiefe Falten. "Ich finde dich nicht abstoßend." Ein leises Flüstern seinerseits. Für ihn zu leise. So stampft er noch einmal mit aller Kraft auf eine der Wurzeln des Baumes in der Hoffnung, das Geräusch würde sie aufhorchen lassen und sie dazu bewegen ihn anzuschauen. "Ich finde dich NICHT abstoßend.", wiederholt er noch einmal und sieht sie dabei voller Aufrichtigkeit an.


Sanfte Blüte Aenia weiß nichts von irgendeiner Anziehungskraft, die sie ausstrahlen soll. Seit sie in diesem Körper, diesem Wald gefangen ist, hatte sie den Tag verflucht, an dem dies mit ihr geschehen war. Sie schüttelt nur den Kopf in ihren Händen und das noch heftiger als er sich wiederholt. "D..das kann nicht sein." schluchzt sie dumpf zwischen ihren Fingern und taumelt einen Schritt zurück. Das Dunkel des tiefen Waldes kriecht über ihr Fell, lässt es nurmehr dumpf und grau hervorleuchten. Plötzlich dringt aus mehreren Richtungen aus dem tieferen Dickicht mehrstimmiges Grollen hervor. Nur unscharf kann man die riesigen schemenhaften Silhouetten mehrerer Tiere erkennen, die sich aus irgendeinem Grund hinter ihr versammeln. Erschrocken fährt sie herum. "Du solltest gehen!" ruft sie panisch, landet mit einem Satz wieder neben ihm und schiebt ihn mit Nachdruck in Richtung der Sonne. "Ins Licht werden sie dir nicht folgen!" beteuert sie und hofft, dass er auf sie hört.


Dabei ist der Wald ein Gefängnis, welches sie sich selbst ausgesucht hat. Schließlich zwingt sie niemand hier zu leben, mal abgesehen von ihr selbst. Wobei sich der Zentaur kein schöneres Heim vorstellen könnte. Zumindest wenn man einmal von dem ein oder anderen anscheinend verwirrten Wesen absieht, zu denen er die Fremde im Moment definitiv dazu zählt. "Wieso kann das nicht sein?", grummelt er. Warum sollte er sie anlügen? Das liegt gar nicht in seiner Natur. Doch wirklich Gedanken über sie kann er sich nicht machen, hört er doch auf einmal Rascheln um ihn herum, bevor die bernsteinfarbenen Augen die geisterhaften Umrisse der Kreaturen erkennen. Was geht hier nur vor? Und wieso hat er im Gegensatz zu ihr solch panische Angst vor diesen Geschöpfen? Fragen über Fragen und keine Zeit um sie ihr zu stellen. Die Instinkte sind einfach zu stark und so macht er auf dem Absatz kehrt, bevor er durch das Wasser rennt und im Wald verschwindet, auf dass seine Hufe ihn zurück ins Dorf tragen. Der Korb ist abgeliefert und der Dank ausgesprochen. Alles Weitere wird sich im Laufe der Zeit zeigen. ~+~


Sanfte Blüte Aenia blickt ihm wehmütig hinterher. Jeder Hufschlag, der ihn weiter von ihr entfernt, lässt sie in tieferer Dunkelheit versinken. Doch sind es Fragen über Fragen, die in ihrem Kopf umherwirbeln und sie auch in der ewigen Nacht des tiefen Waldes nicht zur Ruhe kommen lassen werden. Ein Schnaufen neben ihr reisst sie für einen Moment aus ihren Gedanken, bevor ein riesenhafter Kopf - beinah' so hoch wie sie selbst - sacht an ihrer Seite entlang streift. Sie lächelt traurig und legt eine Hand an die fellige Schläfe, als Dank für den Versuch sie zu beruhigen. Es ist so viel leichter für sie, alle Arten dieser Tiere zu verstehen, als seine Beweggründe zu durchschauen. Warum behauptet er, sie nicht abstoßend zu finden? Und ob er wohl jemals zurückkehren wird? Resignierend wendet sie sich ab und trottet langsam zurück in die Tiefen das Waldes, gefolgt von einer Meute wilder Bestien. ~~~

..am 6. Mai 2012 auf der Waldlichtung

Die Lichtung am Fluß liegt in frühmorgendliches Licht getaucht. Der Nebel der Nacht verzieht sich langsam und setzt sich als Tau auf den Blüten und Halmen der Kräuter ab, die hier am Ufer wachsen. Am Rande des Lichts beginnt auf der einen Seite ein tiefschwarzer Wald, für den dieser Ort eine natürliche Grenze darstellt. Dort, tief verborgen in der ewigen Dunkelheit, leben Wesen von denen man sich fernhalten sollte. Feen und Kobolde, aber auch riesenhafte Ungetüme. Und ein Wesen, dass als kleines Mädchen an diesen Ort gelockt wurde und seitdem ihr Schicksal besiegelt glaubt. Sie steht am Rande des Lichts. Gerade so, dass es eben nicht ihre gespaltenen Vorderhufe berührt. Ihre Hand streichelt über die Borke des Baumes, hinter dem sie sich vor wenigen Tagen versteckt hielt und ihr sehnsüchtiger Blick gilt der Lichtung, auf der das Sonnenlicht wie Funken über das plätschernde Wasser des Flusses tanzt. Seit ihrer letzten Begegnung hatte sie es nun endlich zum ersten Mal geschafft, sich aus dem Herzen des Waldes davon zu stehlen. Tagelang hatten ihre Beschützer auf sie eingewirkt, sie solle nie wieder an diesen Ort zurückkehren, bis sie endlich ihr Versprechen gegeben hatte. Ein Versprechen, dass sie nun bricht. Sie kann einfach nicht anders und doch bildet sich kalter Schweiß in ihrem Rücken. Sie hat Angst, Angst davor was passieren könnte, falls sie es jemals herausfinden. Angst vor dem Abschied, der ihr nun bevorsteht. Den geflochtenen Korb, den sie von ihm erhalten hatte, hält sie fest in der anderen Hand und starrt weiterhin auf den Platz. "Bitte .." tauch endlich auf. Selbst im Bewusstsein ihrer prekären Lage. Sie kann es kaum erwarten ihn zu sehen. Und ist es auch zum letzten Mal. Aber warum .. fühlt sie nur so?

 
Egal, wie schön die Kulisse mit den mächtigen Bäumen, dem Spiel aus Licht und Schatten auf dem moosüberwucherten Waldboden und den herumwuselnden Tieren auch sein mag, so kann sie den Zentauren nicht in ihren Bann ziehen. Sein Kopf ist voll mit anderen Dingen und so dringt auch das Gezwitscher der Vögel und das Rascheln der Blätter an sein Ohr ohne wirklichen Anklang zu finden. Die Ereignisse vor ein paar Tagen haben ihn einfach viel zu sehr verwirrt, als dass er auch nur einen einzigen klaren Gedanken fassen könnte. Das Bild hat er immer noch deutlich vor Augen und die Angst steht ihm jedes Mal erneut ins Gesicht geschrieben. Diese unheimlichen Kreaturen aus den dunkelsten Tiefen des Waldes, wie sie hinter der Schönheit stehen und ihn regelrecht anstarren. Kurz schüttelt er sich um den Schauer abzuwerfen, der ihm durch den Körper rast. Diese kurze Begegnung hat mehr Fragen aufgeworfen als ihm lieb ist. Wer ist sie und woher kommt sie? Was hat sie mit diesen Ungetümen zu schaffen? Aber vor allem: Weshalb beschleicht ihn bei den eigentlich so furchtbaren Erinnerungen an das Treffen doch ein warmes und wohliges Gefühl? Vielleicht hat er sich eine seltene Krankheit eingefangen als er mit den Monstern in Kontakt geraten ist. Er wird die nächsten Tage einfach bei der Heilerin vorbeigehen und sich untersuchen lassen. Sicher ist sicher. Am heutigen Morgen will er aber Antworten auf seine anderen Fragen haben. Und deshalb schleicht er sich früh aus dem Dorf um sich zu der kleinen Lichtung zu begeben in der Hoffnung, sie taucht ebenfalls auf. Die letzten Tage ist ihm eine weitere Begegnung leider verwehrt geblieben. Enttäuscht ist er immer wieder ins Dorf zurückgekehrt. Am Ende war alles nur eine Wahnvorstellung, ein Fiebertraum eventuell. Das würde gut zu der Vermutung passen, dass er krank ist. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und so kommt er auch an diesem Morgen zurück ins Licht. Der noch nicht ganz muntere Blick geht über den Fluss und streift die Bäume entla...da ist sie! Schlagartig ist er munter und ein Lächeln zeichnet sich in seinem Gesicht ab.

 
Sanfte Blüte Aenia lächelt ebenfalls, erleichtert. Da ist er und hat sie gleich entdeckt, jetzt nur keine kostbare Zeit verlieren, schließlich könnte sie jeden Moment von etwas anderem entdeckt werden. Ihre Hufe erhalten einen goldenen Schimmer, als sie zu ihm hinaus ins Licht tritt. Doch vor ihm bleibt sie unschlüssig stehen. Was sagt man in so einer Situation? "Uhm .. ich, ich wollte mich bedanken. Es hat sehr gut geschmeckt." stammelt sie und hält ihm den Korb entgegen. Ihr Atem geht unruhig, so als hätte sie gerade einen Sprint eingelegt. Und zusätzlich zu dem kalten Schweiß läuft nun auch noch ein Zittern über ihr Fell. Sollen dies schon die letzten Minuten sein? Und dann weiß sie nicht einmal etwas zu sagen, ihre Gedanken nicht ansatzweise in Worte zu fassen. Wie gelähmt steht sie da, der Blick huscht immer wieder zurück zum Wald, in dessen Dickicht ihr gehetzter Verstand gelblich leuchtende Augenpaare erscheinen lässt. Panik zeichnet sich auf ihren Zügen ab. Das ist doch nur ein Trugbild, oder? Ein leichter Wind fährt am Waldrand entlang und das eingebildete Leuchten verschwindet wieder. Trotzdem wirkt sie sehr unruhig, als müsste sie gleich wieder gehen, wider ihres Willens.


Rauer Wind Lysandros hat keinen Schimmer, dass ihre gemeinsame Zeit begrenzt ist und eigentlich schon sehr bald ein jähes Ende finden soll. So beeilt er sich auch nicht sonderlich als er durch das Wasser watet. Es scheint sogar, dass er sich im Fluss extra langsam fortbewegt. Ihm gefällt einfach die Kühle, die um seine Hufe strömt und genießt sie regelrecht. Aber irgendwann muss er ja auch mal zu ihr kommen und so läuft er weiter um endlich vor ihr zum Stehen zu kommen. Der Blick legt sich auf den Korb, welchen er ihr erst vor einigen Tagen geschenkt hat. Will sie etwa, dass er ihn wieder füllt? Nein, wohl eher nicht. So lässt er sein Augenmerk einfach weiter nach oben gleiten, bis er in ihre wunderschönen Iriden schaut. Dass sie ihm den Korb entgegenstreckt, verwundert ihn doch ein wenig. Sie hat doch nicht vor ihn ihm zurückzugeben. "Ich habe ihn dir geschenkt. Behalt ihn." ,meint er und schüttelt mit dem Kopf, ehe er die Hände an den Korb legt und diesen sanft zu der Fremden schiebt. Er will ihn gar nicht wieder haben. "Freut mich aber, dass es dir geschmeckt hat.", antwortet er noch und stutzt dann. Wieso ist sie so unruhig? Fast scheint es dem Zentaur als ob sie etwas bedrückt. Noch einmal gleiten die Augen über den Waldabschnitt hinter ihr, suchend nach dem, wovor sie sich fürchtet. "Was hast du denn?", fragt er besorgt nach.


Sanfte Blüte Aenia lässt den Korb widerstandslos zu sich zurückschieben und legt abwesend ihren anderen Arm auch darum, als würde sie sich daran festhalten wollen. Sie spürt das Zittern ihrer Hände nicht, die sich fahrig um den Henkel lockern und schließen. "Ich .. nichts." behauptet sie und lächelt erzwungen. Er hat ja keine Ahnung welches Risiko sie eingeht, indem sie hier ist. Fieberhaft überlegt sie, wie sie die wenige Zeit am besten nutzen könnte. Bestimmt würde sie im Nachhinein bereuen, dass ihr dieses und jenes nicht eingefallen ist. "Wie heißt du?" Ja das ist eine gute, eine wichtige Frage. Weiter so. Eigentlich will sie so viel von ihm wissen. Am besten alles und sofort, doch sie muss sich wohl die wichtigsten Fragen heraussuchen. Dann kann sie ihn vielleicht wenigstens in ihrer Vorstellungskraft wiedersehen. Ihr Blick gleitet ab. Von seinen Augen über die Einzelheiten seines Gesichtes, seinen Haaren, seinem Oberkörper .. er ist so schön .. Erschrocken hebt sie die rechte Hand zum Mund. Hat sie das gerade etwa wirklich gedacht? Sofort zeigt sich leichte Röte auf ihren Wangen. Sie kann ihre Gefühle eben einfach nicht verbergen, von denen sie nicht einmal weiß, woher sie kommen. Doch insgeheim hegt sie den Wunsch er möge irgendeine kleine Verletzung haben, nur damit sie sich ihm noch einmal nähern und ihn berühren kann. Sie schämt sich für diesen Gedanken.


Rauer Wind Lysandros mag vielleicht nicht der beste Krieger in seinem Dorf und doch hat er im Laufe der Jahre gelernt auf die kleinen Details zu achten. So entgeht ihm auch nicht ihr Zittern. Da stimmt etwas nicht. Vielleicht irrt er sich - er wünscht sogar, dass es so ist und bei ihr alles in Ordnung ist - doch sein Instinkt trügt ihn nur selten. Vorsichtig legt er seine Hand auf die ihre um sie ein wenig zu beruhigen. Und irgendwie auch um ihr näher zu sein. Er will nicht nur vor ihr stehen, sie anschauen und mit ihr reden. Das Verlangen sie zu berühren ist einfach zu groß und doch kann er nicht es nicht grundlos tun. Viel zu gewaltig ist die Angst, dass sie vor ihm davonläuft. "Ist wirklich alles in Ordnung?", hakt er noch einmal nach. Dass sie mit dem erneuten Gang zur Lichtung so ein Risiko eingeht, weiß er nicht. Woher auch, kann er ja nicht in ihren Kopf schauen. Wobei er das auch gar nicht will. Lieber verbringt er unzählige Stunden gemeinsam mit ihr, lauscht der Stimme, die so eine beruhigende Wirkung auf ihn hat und hofft darauf sie dabei noch das ein oder andere Mal berühren zu dürfen, auch wenn es nur ein schemenhaftes Streifen mit den Fingerspitzen ist. "Lysandros.", kommt es in gewohnt kräftiger Stimme von dem Zentaur. "Und ist dein Name genauso schön wie du?" Wenn sie schon nicht mehr aus seinem Kopf verschwindet, so will er wenigstens wissen, wer ihn des Nachts wach hält und ihn Tags über nicht annähernd so sicher auftreten lässt, wie sonst. Wieso die Frau seiner Träume aber so plötzlich die Hand vor den Mund hebt, kann er nicht sagen. Nachgefragt wird jedoch erst später. Vorerst wird deshalb nur die Stirn gerunzelt.

 

Sanfte Blüte Aenia spürt seine Hand auf der Ihren und lächelt, diesmal wirklich. Ihr Wunsch hatte sich also erfüllt und niemand musste dafür verletzt werden. Seine Wärme kribbelt leicht unter ihrer Haut, wie pures Glück. Was ist das nur? Was ist er nur, dass er eine solche Wirkung auf sie hat? Alles Sachen, die sie verwundern, aber im Moment nicht weiter interessieren. Ihre Angst ist fast wie weggeblasen und hat sich vor dem beruhigenden Gefühl seiner Berührung zumindest in den hintersten Winkel ihrer Gedanken verkrochen. "Jetzt schon .." wispert sie. Ihre Stimme melodiös und leicht, wie der Singsang der Vögel an diesem Morgen. Und für sie war es auch wirklich so. Ihre heile kleine Welt ist in dieser Zeitblase gefangen, die nur dadurch aufrechterhalten wird, dass seine Hand auf ihrer liegt. Langsam senkt sich darum auch ihre andere Hand vom Mund hinab und legt sich auf Seine. Nicht, dass er noch auf die Idee kommt sie wieder wegzunehmen. Sie ist ein wenig entrückt und in ihrer Idee, dass ihr so gar nichts mehr passieren kann. Darum dringen seine Antwort und vor allem seine Frage, die zur gleichen Zeit einem Kompliment gleich kommt nur dumpf und wie von weiter Ferne an ihre Ohren. Sie brauchen dann auch einige Momente, bis sie in ihrem Bewusstsein anlangen. "Schön .. ich? Nun ich weiß nicht." stammelt sie aufgeregt und das leichte Rosé ihrer Wangen weicht einem unübersehbaren Rotton. "Er lautet Aenia." antwortet sie endlich und senkt schüchtern den Blick.


Rauer Wind Lysandros wird die Hand auch nicht so schnell von ihrer lösen, hat er doch viel zu lange darauf warten müssen, dass es endlich einen vernünftigen Grund gibt um die weiche Haut zu spüren und die Wärme, die von ihrem atemberaubenden Körper ausgeht. Natürlich freut er sich umso mehr als sie dennoch ihre Hand über seine legt. So unscheinbar es auch sein mag für jemand Außenstehenden. Für ihn ist es ein traumhafter Moment voller Magie. Der Himmel auf Erden sozusagen. Dass ihre Antwort
bedeutet, dass es bis eben nicht in Ordnung war, dringt gar nicht mehr bis zu ihm durch. Hauptsache jetzt ist es gut, alles andere kann später geklärt werden. Wichtig ist nur, dass sie nicht aufhört mit reden, damit dieser wundervolle Strom an Klängen von ihren Lippen nicht versiegt. Sprich einfach weiter, hör bloß nicht auf. Und glücklicherweise kommen da auch schon die nächsten Worte von der fremden Schönheit. Wenngleich es auch nicht so viele sind, wie gewünscht. Aenia heißt die junge Dame also. Und anscheinend ist sie nicht nur jung sondern auch reichlich schüchtern. Jetzt heißt es Mut zusammennehmen und die Initiative ergreifen. Tief einatmen, das Herzrasen ignorieren und dann behutsam die verbliebene, freie Hand an ihr Kinn legen und sacht ihren Kopf anheben um ihr wieder in die Augen schauen zu können. "Dann ist dein Name wirklich genauso hübsch wie du.", beantwortet er seine selbst gestellte Frage. Soll sie doch denken, was sie will. Für ihn bleibt sie ein fleisch gewordener Traum. Und für diesen zaubert er auch einmal ein Lächeln in sein sonst so emotionsloses Gesicht.


Sanfte Blüte Aenia spürt seine Hand mit sanftem Druck an ihrem Kinn, gibt dem nach und hebt ihren Blick wieder zurück in seine Augen. Sein Bass vibriert tief in ihrem Bauch, oh Gott er ist so nah! Wie wird ihr nur? Eine Antwort, schnell. Bevor aus der rosaroten Watte in ihrem Kopf gar kein klarer Gedanke mehr zu fassen ist. "Dein Name ist auch sehr schön." Und deine Stimme und dein Körper, deine Wärme. Wie konnte sie nur auf die Idee kommen, ihn nie wieder zu sehen? Sie musste einfach, irgendwie. Die Tiere überzeugen, dass er ihr wirklich nichts Böses will. Sich nicht am Wein berauscht und .. ach was sie ihr nicht alles für haarsträubende Geschichten erzählt hatten. Es kann einfach nichts davon der Wahrheit entsprechen. Vorsichtig nähert sie sich ihm noch einen winzigen Schritt. Was ist es nur, was sie da fühlt? Liebe, zu einem völlig Fremden? Nun schließlich hat sie das unumstößliche Gefühl ihm vollkommen vertrauen zu können. "Und was kommt nun?" würde sie fragen, wenn sie auch nur noch ein Wort über die Lippen bekäme. Voller Erwartung fühlt sie die leichte Gänsehaut über ihre Arme kriechen.


Rauer Wind Lysandros sieht seinen Namen nicht wirklich als hübsch an. Für ihn ist es einfach etwas, mit dem er seit Anfang an lebt. Seine Eltern haben sich nicht sonderlich angestrengt bei der Auswahl aber nun ist es sowieso zu spät um sich zu beschweren. So nickt er lediglich bezüglich des Kommentars der fast Unbekannten. Aber dieser Punkt macht sie nur umso interessanter. Es gibt wohl kaum etwas anziehenderes als eine geheimnisvolle Frau. Ewig könnte er so stehen bleiben, sich in ihren Augen verlieren und die Situation bis ans Ende aller Tage genießen. Völlig verträumt und in Gedanken nur noch bei ihr, gleicht er fast einer Statue. Zumindest bis sie sich so unerwartet näher. Bei ihrer Schüchternheit hat er eher damit gerechnet, dass sie zurückweicht. Ob er es wagen soll? Soll er es ihr gleich tun? Zentauren wird in der Schule viel beigebracht aber auf so etwas werden sie nicht vorbereitet. Egal, er muss einfach. Der Atem stockt als er sich nach vorn beugt und seine Lippen nach ihren suchen. Dass das Herz verrückt spielt, ist ihm gleich. Soll es doch aussetzen und nie wieder schlagen. Lysandros würde glücklich sterben.


Ihr Herz hämmert so schnell und hart von innen gegen ihre Rippen, als wären es Gitterstäbe aus denen es ausbrechen müsste, um sich direkt in seine Hand zu legen. Ihre Augen schließen sich, als seine Lippen die Ihren finden und ein noch heftigeres Kribbeln durch ihren Körper jagen. Das ist so ein himmlisches Gefühl, dass auch sie kaum zu atmen wagt. Alle ihre vier Beine fühlen sich butterweich an, sie fürchtet schon das Gleichgewicht zu verlieren. Doch gerade, als sie sich mit einer ihrer Hände an ihm festhalten will, ertönt ein ohrenbetäubendes Krachen aus dem Dickicht hinter ihnen, das sogar den Erdboden erzittern lässt. Instinktiv reisst sie die Augen auf und macht einen Satz zurück. Das Band ihrer Hände zerreisst .. und dunkle Schatten legen sich über die Lichtung. Alle Wolken am Himmel verdecken plötzlich die Sonne, als wären sie vom Herrn der Winde persönlich zusammengetrieben worden. Panisch blickt sie zuerst zu ihm und wendet sich dann angsterfüllt dem Waldrand zu. Da ist es wieder, das Glühen. Dieses Mal jedoch geht es nur von einem einzelnen Augenpaar aus und scheint ganz und gar nicht ihrer Einbildung entsprungen zu sein. Sie lässt den Korb fallen und tritt einige Schritte zurück. Bis ihre Hufe auf Wasser treffen und sie innehalten lassen. Das .. kann .. nicht sein.


Ein unbeschreibliches Prickeln macht sich in seinem Körper breit als er endlich ihren betörenden Duft einatmen und von ihren vollen Lippen kosten darf. Der seit Tagen sehnlichste Wunsch geht endlich in Erfüllung. Fraglich nur, wie weit er noch gehen, ob er sie an sich ziehen und den eigenen Körper an sie schmiegen kann. Mehr als schief laufen kann es nicht und so lässt er die Hand von ihrem Kinn rutschen, wandert mit dieser ihren Oberkörper entlang und will sich gerade an deren Taille festsetzen, als auch schon das Grollen aus dem Wald an sein Ohr dringt. Die Augen sind sofort wieder geöffnet und in die Richtung des Geräusches gerichtet. Dass Aenia genau dorthin zurückspringt, bereitet ihm große Sorgen. Man möchte es vielleicht sogar Angst nennen. Er will nicht, dass ihr auch nur das Geringste passiert. Auch wenn sie nicht in sein Dorf gehört, so ist er ein Krieger und würde sie mit seinem Leben verteidigen. Instinktiv stellt er sich vor sie, versperrt dem Ungetüm im Wald den direkten Weg zu ihr. "Was ist das?", will er aufgeregt wissen, den Blick nicht von den leuchtenden Iriden abwendend.


Aus dem tiefdunklen Grün des dichten Waldes arbeitet sich eine Kreatur ans Tageslicht. Zwischen zwei Tannen am Waldrand, die eigentlich zu dicht zusammen stehen, schafft sie sich einen Weg. Beide Baumstämme ächzen, knacken und brechen wie dürre Zweige unter der schweren Last. Krachend landen die Nadelhölzer links und rechts von den zwei kleinen Turteltauben. Wasser spritzt hoch, als die Kronen im Fluß aufschlagen, und regnet von einer leichten Böe erfasst auf die beiden nieder. Direkt vor dem im Vergleich geradezu winzigen Zentauren, der sich ja geradezu heldenhaft vordrängelt, bleibt das Ungetüm stehen. "Aus dem Weg, du Wicht!" dröhnt die Stimme, wie ein tiefes Donnergrollen. Sie lässt zwar nicht mehr der Erdboden, so wie vorher jeder einzelne Schritt, erzittern. Wohl aber die Gedärme dieses unbedeutenden Wurms und der kleinen Waldgöttin, die er zu beschützen sucht. Diese ist es, die das Wesen nun fixiert. "Du hast uns verraten!" Die pure Enttäuschung trieft aus seinen Worten. Es ist von riesenhafter, bärenartiger Gestalt. Rückenkamm und Ellbogen mit Fortsätzen aus baumartig verzweigten Knochen besetzt. Das riesige Maul birgt ein scharfes Raubtiergebiss und trotzdem schwingt in diesem Satz ein gewisser Hauch Verletzbarkeit mit. Ja er ist enttäuscht und verletzt, dass sie sich trotz seines Gebots mit diesem wilden Barbaren eingelassen hatte. Der würde dieses zarte Geschöpf doch nur in seinem nächsten Rausch schänden und danach zurücklassen. Aber das sollte nicht mehr seine Sorge sein. Denn eine Verräterin gehört nicht mehr in ihre Mitte. So sehr ihn diese nächsten Worte auch schmerzen werden, er muss sie trotzdem aussprechen. Schließlich ist er der Herrscher dieses Waldes. Nicht sein Gott, aber sein König. "Ich verbanne dich, du bist hier nicht länger willkommen." Nie wieder!


Sanfte Blüte Aenia drängt sich furchtsam an ihren gerade erst auserkorenen Beschützer, als die beiden Stämme so nah an ihren Seiten auftreffen. Das kalte Wasser gesellt sich zu dem Angstschweiß in ihrem Nacken und lässt sie nur noch unkontrollierter Zittern. Ihre Hände verkrampfen sich an seinem Oberarm und Widerrist. "Bitte! Tu ihm nichts!" Eine nie gehörte Lautstärke in ihrer glockenhellen Stimme, die den tosenden Sturm vor ihr aufzuhalten sucht. Doch das Ungeheuer macht zum Glück keine Anstalten, ihn überhaupt nur anzurühren. Schließlich ist sie es, die den Schwur gebrochen und sich trotzdem wieder hier heraus geschlichen hat. Seine Ablehnung und die Verbannung aus diesem Wald sind nur ihre gerechte Strafe. Ihre Augen schwimmen in Tränen, sie hatte gewusst, welches Risiko sie eingeht. Und doch konnte sie nicht anders, konnte sich ihren Gefühlen nicht entziehen. "Es tut mir Leid." singt sie traurig und senkt den Kopf. Doch sie meint nicht ihre Taten, sie meint die Verletzung, die sie seinen Gefühlen zufügen musste.


Rauer Wind Lysandros weiß noch nicht so richtig, was hier überhaupt vor sich geht. Doch sein Instinkt hat ihn wieder einmal nicht im Stich gelassen. Er hat irgendwie tief im Innern geahnt, dass die Stille trügt. Die bekanntliche Ruhe vor dem Sturm sozusagen. Und doch hat er allen Warnungen zum trotz seine innere Warnlampe ignoriert und sich dem Genuss hingegeben. Oh, süße Leidenschaft. Süße, verhängnisvolle Leidenschaft. Jetzt hat er den Schlammassel und steht vor einem haushohen Monster. Wobei es wahrscheinlich nicht ganz so sehr ein Monster ist, wie er denkt. Immerhin kann dieses Vieh sprechen! Der Schweif peitscht aufgeregt als die Bäume unter der Kraft des Wesens zerbersten wie Streichhözer. Eine Chance gegen es hat er ganz nicht und doch bleibt er standhaft. Auch die Drohung, welche eindeutig für ihn bestimmt ist und dem Donnern eines sommerlichen Gewitters gleicht, lässt ihn keinen Zentimeter zurückweichen. "Nein!", gibt er mit ernstem Blick zurück und legt seine Hand auf Aenias, welche sich regelrecht im Oberarm festkrallt. Soll das Ding doch ihn zertrampeln, er wird sie nicht allein lassen. Allerdings schaut er dann doch etwas verwirrt zwischen der Unbekannten und dem Monster hin und her als diese sich scheinbar zu unterhalten scheinen. Er vergisst sogar das Wasser von seinem Körper zu schütteln. Für ihn werfen sich neue Fragen auf...wieder einmal. Hoffentlich lösen die sich mit der Zeit in Luft auf. "Verbannung? Aenia, was meint er?" Vielleicht bringt das ein wenig Aufklärung in die Sache.


Er nickt der Hirschdame zu. Alles andere als zufrieden wird er wahrscheinlich auch noch für die nächste Zeit tief betrübt über seinen Verlust sein. Wortlos wendet er sich zum Gehen und stampft zurück in die tiefe Schwärze des Waldes, den er bisher noch nie verlassen hat. Nur für sie war er demonstrativ ins Licht getreten .. nur für sie ..


Sanfte Blüte Aenia musste inzwischen blinzeln und wischt mit ihrer zittrigen Hand die Tränen weg, die ihre Augenlider auf die Wangen gedrückt hatten. Von einem Wimpernschlag auf den anderen war sie nun also heimatlos geworden, um nicht zu sagen völlig entwurzelt. Was soll man fühlen, wenn einem soetwas passiert? Wut, Zorn, Trauer? Sie selbst fühlt einfach nur eine riesige Leere in sich. Sie ist auch traurig ja, doch im nächsten Moment fühlt sie sich auch irgendwie .. frei? Ihre Augen zucken herüber zu dem Pferdemenschen, an dem sie sich immer noch festhält. Lysandros .. Als Antwort auf seine Frage schüttelt sie nur traurig mit dem Kopf und lehnt ihn dann an seine Schulter. Sie konnte jetzt im Moment nicht daran denken, noch nicht einmal darüber nachdenken. Hilflos suchen ihre Arme irgendeinen Halt an ihm.


Rauer Wind Lysandros bleibt starr wie eine uralte Eiche im Sturm stehen. Er wird nicht einfach fliehen und sie hier im Stich lassen. Das würde er nicht übers Herz bringen. So atmet er erleichtert auf, als diese Kreatur sich abwendet und wieder in den Tiefen des Waldes verschwindet aus denen sie kam. "Er ist weg.", flüstert er ihr zu streicht mit der Hand über die gerötete Wange. Arme Aenia. Innerhalb von ein paar Sekunden obdachlos und ohne Freunde. Obwohl dies nicht ganz richtig ist. Zentaur ist für sie da, egal was passiert. Fest legt er die Arme um sie, hält sie einfach still in seiner Umarmung und wartet darauf, dass sie irgendwann die Stille durchbricht. Und wenn es ewig dauert.


Sanfte Blüte Aenia spürt die Wärme und Sicherheit seiner Umarmung, ihre innere Kälte lässt sie dennoch zittern. Langsam wird ihr klar, welchen Verlust sie eben erlitten hat. Es sind diese vielen kleinen Dinge, der schöne leuchtende Baum in den Tiefen dieses Waldes, der je nach Tages und Jahreszeit andere Farben und Muster hervorzubringen wusste. Der vorwitzige Kobold, der sie immer wieder um Heilung aufgesucht hatte, wobei sich letztendlich herausstellte, dass er ihr nur seinen neuesten Witz erzählen wollte. Je mehr dieser Details ihr einkommen, desto flauer wird es ihr, während sie den Kopf an seiner Schulter vergräbt und ganz leise anfängt zu schluchzen. Ihr ganzer Rücken bebt unter der inneren Aufruhr. Als nächstes fällt eine ganze Meute an Fragen über sie her. Wo sollte sie denn nun hin und vor allem, was sollte sie tun? Ihr komplettes Leben und Wirken hatte bisher an diesem Ort stattgefunden. Die Übelkeit wird nun immer deutlicher spürbar. "Lysandros?" jammert sie seinen Namen.


Rauer Wind Lysandros hat sich nie weiter in den Wald hineingewagt als bis zu dieser Lichtung. Nicht nur aus Angst vor den Geschichten, die man sich im Dorf über den Ort erzählt sondern auch weil es nie nötig gewesen ist. Im Nachhinein betrachtet sehr schade. Einerseits, weil er die hübsche Hirschdame erst jetzt kennengelernt und andererseits weil er so nie diesen seltsamen Baum, die Kobolde oder die anderen Wesen hat entdecken dürfen. Aber nun ist es sowieso zu spät sich darüber Gedanken zu machen. Aenia ist verbannt und der Zugang zum Wald ist ihr verwehrt. Also gilt es nach vorne schauen. Sacht streicht er ihr immer wieder durchs Haar während die Tränen seine Schulter benetzen. Ihn stört es wenig. Von den umstürzenden Bäumen ist er sowieso bereits völlig durchnässt. Langsam hebt und senkt sich der Brustkorb bei jedem einzelnen, tiefen Atemzug. "Es wird alles gut, Aenia.", verspricht er ihr und weiß ehrlich gesagt noch nicht, wie beide das überhaupt anstellen sollen. "Ganz sicher, es wird alles gut.", wiederholt er sich noch einmal.


Sanfte Blüte Aenia klammert sich weiter an ihm fest und hält eine Hand über's Gesicht. Sie versucht tief durchzuatmen und wieder einen freieren Kopf zu bekommen. Das fehlt ihr gerade noch, wenn sie sich jetzt - auch noch vor seinen Augen - übergeben müsste. Langsam beruhigt sie sich und löst sich etwas von ihm, um die Hand von ihrem Gesicht herunter auf ihren Bauch zu legen. "Kannst du mich bitte von hier wegbringen? Ich brauche .." Sie hält inne und überlegt. Was braucht sie denn? Ruhe, Abstand, Ablenkung, oder doch nur seine Nähe? Auf jeden Fall braucht sie einen Ortswechsel. "Bring mich einfach irgendwohin .." Ihre rechte Hand schließt sich um seine Linke, während der Rest des Armes von ihrem Oberkörper und dem eigenen Arm umschlungen wird. "Bitte." murmelt sie nur noch.


Rauer Wind Lysandros kann wahrscheinlich nichtmal ansatzweise nachvollziehen, wie es ihr in diesem Moment geht. Verbannt wurde bisher noch nie jemand aus dem Dorf. So kann er auch nicht mehr als raten, was jetzt das Richtige und was das Falsche ist. Schicksal, sei gnädig mit ihm und schenk dem Zentaur ein wenig Glück bei seinen Entscheidungen. Erstmal lässt er seine Arme wieder fallen und schaut ihr tief in die Augen, versucht dabei ein Lächeln aufzusetzen und ihr nonverbal Mut und Zuversicht zuzusprechen. "Lass uns gehen.", säuselt er und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn. "Komm Aenia. Ich schaffe dich zu mir." In dein neues zu Hause, den Ort an dem du Frieden und Hoffnung finden sollst. Der Ort, an dem du geliebt wirst, wenngleich die Gründe im Nebel des Unbekannten liegen. Und solange sie nicht dort angekommen sind, wird er ihre Hand ganz sicher nicht loslassen.


Sanfte Blüte Aenia nickt und lässt ihre Mundwinkel kurz nach oben zucken, um zu signalisieren, dass sie seinen Aufmunterungsversuch lieb gemeint findet. Doch es wird wohl noch etwas dauern, bis sie Hoffnung fasst. Sie ist jedenfalls heilfroh, dass sie ihn an ihrer Seite weiß. Und so verlassen beide diesen düsteren Ort. Für sie führt der Weg ins große Unbekannte, weiter als bis dort, wo sie ihn vor einigen Wochen fand ist sie schließlich bisher nie gegangen. Sie schluckt ihre Nervosität herunter und hält seinen Arm ganz fest. ~~~


~+~ 

..am 7. Mai 2012 in den Sümpfen

Sumpf, soweit das Auge reicht. Hier und da stakt ein karger Baum mit geschwärzter Rinde aus dem Morast, der allgegenwärtig erscheint. Mücken, Libellen und sonstiges Insektengetier tummeln sich über den kleinen Tümpeln, die ihn durchsetzen. Von der Wärme des Tages emporgehoben hängt transparenter Nebel dicht über dem Boden und lässt die Gegend noch unwirklicher und weltfremder Wirken, als sie ohnehin schon ist. An manchen stellen kann man bereits das ferne Leuchten von Glühwürmchen erkennen, die bereits die Dämmerung wähnen. Im rötlichen Licht der untergehenden Sonne kämpfen sich zwei Wesen durch das unwegsame Gebiet. Schweigsam, verbissen und anscheinend schwer bepackt. Schon seltsam, aus der Entfernung könnte man glauben sie würden auf vier Beinen laufen und nicht auf Zweien. Oder sind das etwa Reiter auf zwei Pferden?
 

Ein lautes Klatschen durchschneidet plötzlich die düstere Gegend, die an einen schlimmen Albtraum erinnert. "Verdammte Mücken.", brummt er und lässt die Hand von seinem Hals rutschen, an dem sich allmählich ein kleiner Bluttropfen bildet. Wo sind sie hier nur gelandet? Der Boden ist nass und matschig und jeder einzelne Schritt fällt schwer. Es scheint als ob etwas von unten her nach seinen Hufen greift und ihn nur mit einem leisen Schmatzen wieder freigibt. Hier können sie auf keinen Fall bleiben. Diese tote Gegend ist nichts für Lysandros. Allerdings wird die Reise von Tag zu Tag anstrengender und eine Rückkehr ist nicht möglich. Er wird seine Liebste definitiv nicht weiter dem Hohn und Spott der anderen Dorfbewohner aussetzen. Die Verbannung aus den Tiefen des Waldes ist schlimm genug und sie soll nicht noch mehr leiden. "Soll ich dir helfen?", fragt er und wendet sich seiner Begleiterin zu, ihr die Hand entgegenstreckend, dabei sanft lächelnd. Dieser Ort hier mag nicht das Paradies sein aber womöglich findet sich dieses ja noch hier irgendwo. Vorrausgesetzt die Beiden kommen wieder aus diesem Sumpf heraus.

 
Sanfte Blüte Aenia ist weder ein Reiter, noch ein Pferd, noch sonst irgendein Reittier. Sie ist eben weder Mensch noch Tier, sondern zu einer Mischung aus beidem verschmolzen. Sie fährt zusammen, als es plötzlich klatscht und er anfängt zu fluchen. In welch missliche Lage hat sie den stolzen Zentauren nun schon wieder gebracht? Seit sie vor einigen Tagen aufgebrochen waren, fragt sie sich wie er ohne ersichtliche Reue seine Heimat einfach hinter sich lassen konnte. Vielleicht war er es einfach Leid sie immerzu verteidigen zu müssen, nur weil sie selbst nicht in der Lage dazu ist. Betrübt blickt sie auf ihre Hufe hinab, die nur dumpf durch den leichten Nebel schimmern. Jener erzeugt nicht nur eine surreale Atmosphäre, er weiß auch die ein oder andere Schwachstelle in der Bodendecke zu verstecken. Und so rutscht einer ihrer Hinterhufe plötzlich tiefer hinab, als erwartet. "Ah!" kreischt sie erschrocken, als der dunkle Schlamm ihre Fessel schraubstockartig umgreift. Dankbar ergreift sie seine Hand gleich mit beiden Händen. Wie kann sie nur solchen Gedanken nachhängen, wo er es doch selbst in dieser kleinen Hölle schafft, ihr noch ein Lächeln zu schenken? "Danke .." dass du da bist, denkt sie den Satz weiter. Ihr Fell zittert unbehaglich und ihre Augen schweifen umher. Vielleicht haben sie Glück und irgendein Tier ist zugegen, dass ihnen den Weg weisen kann.


Rauer Wind Lysandros würde sich selbst ganz einfach als Zentaur bezeichnen. Ein mystisches Wesen, zur einen Hälfte ein Pferd und zur anderen ein Mensch. Doch was Aenia ist, kann er beim besten Willen nicht mit Gewissheit sagen. Bisher hat er sie aber nicht darauf angesprochen. Das haben seine sogenannten Freunde ja schon oft genug getan. Diese dämlichen Ignoranten! Noch immer steigt der Zorn in ihm auf, sobald er auch nur einen einzigen Gedanken an jemanden von ihnen verschwendet. Sein Kopf ist sowieso gefüllt mit Bildern von ihr, unscheinbaren Erinnerungen und sanften Berührungen. Da ist kein Platz für solche Abschweifungen, die ihn zum Kochen bringen. Weshalb er nun aber den Entschluss gefasst hat, zu gehen? Ganz sicher nicht, weil er sie nicht noch länger verteidigen wollte sondern um sie zu retten, damit sie keine weiteren psychischen Schäden davonträgt. "Immer wieder gern.", spricht er und erwidert ihr sanftes Lächeln. Behutsam hilft er ihr, sich aus dem  Morast zu befreien und genießt die Berührung so unbedeutend sie auch sein mag. "Ich hoffe, wir finden bald einen Ort an dem wir uns ausruhen können. Der Tag war lang genug." Wobei er sich mehr Sorgen um Aenia macht als um sich selbst. Seufzend blickt er sich nach einem Plätzchen um, der ihm mehr zusagt als dieses hier. Weniger Nebel und weniger Schlamm. An eine triste Landschaft wird er sich schon gewöhnen. Es wird ja nicht dauerhaft sondern lediglich für eine Nacht
sein. Und mit ihr an seiner Seite wird er es schon aushalten.


Sanfte Blüte Aenia hat es wiederum immer noch einfacher über diesen Untergrund zu laufen als er. Schließlich geben die gespaltenen Hufe dann doch etwas mehr Halt und das Gepäck, das er sich auf den Rücken gesattelt hat, ist auch weit schwerer als das Ihre. Trotzdem hat sie es satt, dauernd einzusinken und nur schleppend voran zu kommen. Ein gestreckter Galopp über eine weite Steppe, wie sie sie vor ein paar Tagen durchquert haben, würde ihr weit besser gefallen. Sie nickt verbissen und faltet ihre Finger durch Seine, um sie zu verschränken. "Das hoffe ich auch." seufzt sie ehrlich und sucht mit den Augen weiterhin die Umgebung ab. "Irgend ein Tier muss doch hier leben." Mit Insekten kann sie sich schlecht verständigen.


Rauer Wind Lysandros hat so eine schicke Fähigkeit leider nicht. Für ihn sind Tiere einfach nur Tiere und das Grunzen eines Schweines ist eben auch nur das, was es ist - das Grunzen eines Schweines. Trotzdem würde er nie eines nur aus Spaß töten. Es sind dennoch Bewohner der Erde und sie verdienen es zu leben. So tut ihm insgeheim auch die kleine Mücke leid, die er vor einigen Momenten so heimtückisch erschlagen hat und tief im Innern hat er den hier ansässigen Geist des Waldes gebeten ihm diese Tat zu verzeihen. Wir werden wohl nicht viel mehr finden als die unzähligen Insekten.", gibt er etwas niedergeschlagen zurück und versucht das Lächeln aufrecht zu erhalten. Es ist nicht so einfach für jemanden, der diesen Gesichtsausdruck sowieso nicht allzu oft aufgelegt hat. "Lass uns einfach weitergehen..."...mein Schatz. Aber die letzten Worte bleiben ihm im Hals stecken. Viel zu viel Angst hat er vor ihrer Reaktion und bleibt so lieber still. So läuft er mit abermals schneller pochendem Herzen weiter, die Hand seiner Angebeteten nicht eine Sekunde loslassend.


Sanfte Blüte Aenia blickt verstohlen zur Seite, während sie nebeneinander her laufen. Es fällt ihr deutlich leichter diesen widrigen Untergrund zu bewältigen, seit ihre Hand in Seiner liegt. Ihre schmalen, bleichen Finger wirken so zerbrechlich in seiner dunklen, kräftigen Pranke. Und doch umschließt er sie sanft, wie ein rohes Ei. Ein feines Lächeln zeigt sich auf ihren Lippen, während sie verträumt dieses Miteinander der Gegensätze betrachtet. Ob sie wohl das Glück haben wird, dass er sie noch eine weitere Zeit lang beschützt? Sie hofft es .. so sehr hätte sie sich gefreut, wenn er seinen Satz vollendet hätte. Ihr vor Lebenskraft und Hoffnung strotzender Held, so denkt sie insgeheim von ihm. Ihre freie Hand streicht beiläufig über seinen muskulösen Oberarm und aus irgendeinem Grund denkt sie an den Moment zurück, als sich damals ihre Lippen trafen. Bevor das Krachen sie verschreckt und das Band zerrissen hatte. Während sie so darüber nachdenkt wird ihr klar, dass er seitdem keinen weiteren Versuch unternommen hat, sich ihr zu nähern. Ja sie glaubt sogar er hat versucht, sie zu meiden. Ein unsicherer Blick gilt seinem Profil. "Ist es dir auch recht, .." Ja was denn, wie drückt sie das am besten aus? ".. wenn ich deine Hand halte?" Mich an dir festhalte, dich nicht loslasse, dich niemals gehen lassen will? Sie schluckt und lässt die Hand von seinem Arm herabgleiten.


Die letzten Wochen sind wahrlich kein Zuckerschlecken für ihn gewesen. Abgesehen von den schlimmen Dingen, die in und um sein Dorf geschehen sind, musste er sich auch noch mit seinem Herzen rumschlagen. Schon bei dem bloßen Gedanken an Aenia beginnt er schneller zu schlagen und ein wohliges Kribbeln macht sich in seiner Bauchgegend breit. Es ist wahrlich nicht leicht in der Nähe seiner Liebsten zu sein und ihr nicht allzu Nahe kommen zu können. Zu große Furcht hat er davor, dass sie sich vor ihm zurückzieht, vielleicht sogar davonläuft und nie wieder zu ihm kommt. So war schließlich er es, der sich abgewandt hat von ihr in der Hoffnung, dass sie auf ihn zukommt. Dass sie bisher noch keine Anstalten gemacht hat, stimmt ihn etwas traurig und doch übt er sich in Geduld. Dann gibt er sich eben mit dem Halten ihrer Hand zufrieden, lächelt dabei verliebt und glücklich und wird plötzlich von ihrer Frage aus der Bahn geworfen. Der Kopf wird zur Seite geneigt und kurzzeitig die Hand angeschaut, die von seinem Arm rutscht, ehe er ihr in die Augen blickt. "So oft du willst..."...und lass mich niemals los, gib mir Halt in dieser Welt und begleite mich bis ans Ende aller Tage. Wieder viel zu viele Worte, die unausgesprochen bleiben und alles vereinfachen würden. Wenn nur endlich jemand den Mut aufbringen könnte, die letzten Worte nicht nur zu denken.


Sanfte Blüte Aenia fasst seine Hand fester in ihrer Eigenen und erwidert seinen Blick aus ihren klaren grasgrünen Augen, die nun leicht das Blinzeln anfangen. So oft sie es will, antwortet er. Also nur, weil sie es will? Wieder verliert sich ihr verdrehter Geist in Selbstzweifeln, während ihre Schritte immer langsamer werden und schließlich innehalten. Ihre Sicht hat sich inzwischen an ihre vom Schlamm verkrusteten Hufe geheftet, während sie nurmehr leise wispernd fragt. "Und du? Willst du das denn auch?" Sie ist mal wieder die Unsicherheit in Person. Und doch bringt gerade das sie wahrscheinlich dazu die richtigen Fragen zu stellen. Sie kann einfach nicht mehr weiter mit ihm reisen in dem Bewusstsein, dass er vielleicht nur bei ihr bleibt, weil er sich schuldig fühlt an ihrer Verbannung aus dem finsteren Waldreich. Dass er Heimat, Freunde und Familie verlässt und das alles nur, weil sie einen weiteren großen Fehler in ihrem Leben begangen hat. Zumindest ist das eine Variante der Geschichte, die sie sich in ihrer Ungewissheit zusammen gesponnen hat. Und doch kann sie diese Tat nicht als Fehler einsehen. Und selbst wenn sich das Alles bald als einzige Lüge herausstellt, sie würde die kurze Zeit mit ihm nie vergessen. Immer das geborgene Gefühl vermissen, dass sie in seiner Nähe genießen durfte. Bei diesem Gedanken bilden sich wieder ein Kloß in ihrem Hals und Tränen in ihren Augenwinkeln. Dass sie auch immer gleich weinen muss, das will sie gar nicht! Schließlich könnte es ihn in seiner Entscheidungskraft beeinflussen. Kein Mann sieht eine Frau gern weinen, das hatte ihre Großmutter schon als sie ein kleines Kind war, immer zu ihr gesagt. Und dann .. war sie nicht mehr da, war gefangen in diesem Wald, aus dem er sie befreit hat.


Rauer Wind Lysandros bemerkt sofort, wie sie seine Hand stärker umschließt. Allerdings braucht er etwas länger um zu merken, dass sie ihre Schritte verlangsamt und sie erneut im Schlamm stehen bleiben. Etwas verwundert blickt der Zentaur wieder zu seiner Liebsten und will gerade ansetzen um etwas zu sagen, da dringt auch schon ihre wundervolle Stimme an seine Ohren. Ein traumhafter Klang, den er nur allzu gerne hört. Jetzt ist es also so weit. Die Stunde der Wahrheit hat geschlagen und verlangt eine Antwort von ihm. Das Herz in seiner Brust setzt für einen Moment aus, jedoch nur um Anlauf zu nehmen und dann mit doppelter Geschwindigkeit zwischen seinen Rippenbögen zu hämmern. Fast reflexartig löst er die Verschränkung beider Hände, damit sie nicht merkt wie schwitzig sie vor Aufregung sind. Bitte, lass sie das nicht als wortlose Antwort ansehen. Schnell handeln ist angesagt und so befreit er seine Hufe wieder aus dem Schlamm um auf sie zuzutreten, sich genau vor sie zu stellen. Stillt schweigend steht er da, ihren perfekten langsam musternd und dabei erneut verliebt lächelnd. Er hat wahrscheinlich in seinem ganzen Leben nie so oft die Mundwinkel in die Höhe gezogen wie in den letzten gemeinsamen Wochen mit ihr. "Hör zu...", beginnt er und versucht den Strick zu zerreißen, der sich um seine Kehle gelegt hat und ihm die Worte im Hals feststecken lässt. Wobei es sich für ihn mehr wie ein dickes Schiffstau anfühlt. Ein deutliches Seufzen ist zu hören als er den Kopf hängen lässt. Er kann es ihr nicht sagen. Es funktioniert nicht! Ein anderer Weg muss her. So hebt der Zentaur nur seine zittrige Hand und legt sie auf ihre Wange. "Nicht weinen, Aenia.", bittet er und macht noch einen weiteren Schritt auf sie zu, so dass sich ihre Oberkörper ganz leicht berühren.


Sanfte Blüte Aenia ist entsetzt, als er so hastig und plötzlich seine Hand aus Ihrer löst. Das Band! Schon wieder zerrissen.. Vor Schreck löst sich ein leiser Schluchzer aus ihrer Kehle, der dennoch klingt, als würde sie ein Lied anstimmen. Dann nähert er sich ihr wieder, frontal von vorn. Was ist das denn nun? Sucht er doch wieder ihre Nähe, oder baut er sich vor ihr auf? Zögernd blickt sie zu ihm auf, beobachtet das Wechselspiel seiner Mimik. Ob er .. am Ende selbst unsicher ist? Aber wie? Wie kann denn ein so starker und stolzer Krieger wie er jemals unsicher sein? Nein, das ist einfach nicht möglich. Und das süßliche Lächeln? Hmm .. Sie hört ihm zu, sie hört ihm doch zu und doch kommt nur ein schwerer Seufzer über seine Lippen und die Bitte, dass sie nicht weinen soll. Seine Berührung an ihrer Wange beruhigt sie auch sofort wieder, trotzdem zittert der Singsang ihrer Stimme, als sie sagt "Ich versuche es .." obwohl du mir keine Wahl lässt. Jedenfalls denkt sie das und seufzt ebenfalls während ihr Oberkörper nur wenige Milimeter nach vorne kippt und auf seinem zu liegen kommt. Erst jetzt realisiert sie, wie nah sie sich sind, seine Lippen nur durch eine dünne Luftschicht von ihren getrennt und doch so fern. Sie spürt seinen Atem auf ihren erröteten Wangen, schließt die Augen und öffnet leicht den Mund. Er muss sie nicht küssen, er muss einfach nur so stehen bleiben, sie kann sich derart lebendig ausmalen, wie sich die Berührung anfühlt, als würde es wirklich passieren. Schließlich träumt sie seit Wochen jede Nacht von nichts anderem.


Rauer Wind Lysandros würde sich nie im Leben überwinden können seinem fleisch gewordenen Traum auch nur irgendetwas anzutun. Er liebt sie von ganzen Herzen und würde alles in seiner Macht stehende tun, damit sie ein glücklich wird. So schmerzt es ihn unendlich als er den Schluchzer vernimmt. Wie ein glühender Dolch bohrt sich das Wimmern in sein Herz, treibt ihn dazu heftig zu blinzeln, damit sich keine Tränen in seinen Augen sammeln und als kleine Rinnsale seine Wangen herunterlaufen können. Er will so stark sein für Aenia und doch fühlt er sich in ihrer Gegenwart unendlich schwach. Die gesamte Körper zittert und alles in ihm spielt völlig verrückt. So gerne wäre er ein stolzer Krieger - IHR stolzer Krieger. Aber es will ihm nicht gelingen. Er gleicht eher einem Neugeborenen, der selbst Schutz benötigt. Und damit auch Nähe, Geborgenheit und vor allem Liebe. Unbewusst schmiegt er sich an seine Liebste um genau das alles zu bekommen. Wie schön es ist, ihren Duft mit jedem Atemzug aufzusaugen. Eines ist sicher. Diese Frau lässt er nie wieder gehen. Auf ewig wird er bei ihr bleiben und ihr geben was sie sich wünscht. Und anscheinend will sie im Moment nichts sehnlicher als einen Kuss. Wie schnell sie es schafft, seine Knie zum Zittern zu bringen, ist unglaublich. Auch wenn der liebliche Geschmack schon längst von seinen Lippen verflogen ist, so kann er sich nur zu gut daran erinnern. Oft ruft er sich ihn ins Gedächtnis. Soll er nun wahrhaftig das Glück haben, seine Erinnerungen aufzufrischen? Keine Zeit mehr um nachzudenken. Die Augenlider senken sich, während sich seine zweite Hand auf ihre freie Wange legt, damit sie nicht doch noch fliehen kann. Schemenhaft streicht er mit seinen Lippen über die ihren, ehe sie sich auf diese pressen.


Sanfte Blüte Aenia ist vollkommen gefangen in ihrer Vorstellung. Alles was sich in ihrem Kopf abspielt fühlt sich mit einem Mal so real an. Wirklicher als jeder ihrer Träume es je sein konnte. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er ihr tatsächlich nahe ist und sie sich die Wärme seines Körpers an ihrem nicht nur vorstellen muss. Fahrig peitscht ihr Schweif hin und her und kaum hörbar seufzt sie in den ihrer Meinung nach imaginären Kuss hinein. Apropos imaginär, sie hätte nie gedacht, dass sie sich selbst die Feuchtigkeit und den Geschmack zwischen seinen Lippen hätte vorstellen können. Ein wohliges Zittern läuft durch ihren Körper und über ihr Fell. Es ist ihr völlig egal, was er gerade von ihr denkt, während sie sich so gebährt. Sie denkt nichtmal den Bruchteil einer Sekunde daran, was er nun von ihr halten könnte. Zu lange schon hatte sie sich danach gesehnt seine Lippen zu spüren. Egal was passiert, sie würde die Augen erst wieder öffnen, wenn der Kuss vor ihrem inneren Auge zuende war. Helle Finger und Arme schlingen sich über die dunkle Haut in seinem Rücken, graben sich leicht in das Fell, das in dessen Mitte wächst. Und die Erleichterung von dem Druck, der sich aus all diesen Tagen voller Fremde, Abstand und Ablehnung gesammelt hatte, löst eine einzelne Träne aus ihrem Augenwinkel und bahnt den Weg ihre Wange hinab, bevor sie zwischen ihrer Haut und seinen Händen versiegt.


Es gab viele Momente in denen sich Lysandros gedacht hat, ihm ginge es gut und er wäre glücklich. Der Tag an dem sein kleiner Bruder zur Welt kam, beispielsweise oder der Tag seiner Abschlussprüfung, nachdem man ihn ganz offiziell als Krieger angesehen hat. Im Vergleich zum jetzigen Augenblick ist das alles nur eine triste Erinnerung, in der er tief traurig gewesen ist. DAS hier ist die wahre Erfüllung aller seiner Träume. Was sollte er sonst noch wollen? Absolut in den Kuss versunken, verschwindet die Welt um ihn herum. Selbst die schwere Last auf seinem Rücken erscheint ihm als würde er nur ein Päckchen Wolle herumtragen, wenn überhaupt. Und auch die vom vielen Laufen schmerzenden Beine fühlen sich an, als hätte er sie den ganzen Tag noch nicht benutzt. Alle seine Sinne sind jetzt ganz auf sie gerichtet. Die Ohren nehmen jedes noch so leise Geräusch ihrerseits auf, während sich die Hände von deren Wangen lösen, vorsichtig den Rest der Träne aus ihrem Antlitz wischen und anschließend auf ihrer Taille zum Liegen kommen um sie enger an sich zu ziehen. Und heute wird sie niemand dabei unterbrechen. Allerdings hat er dabei an ein verwirrtes Wesen nicht gedacht. Und zwar genau das, welchem ein heftiger Schauer über den Rücken läuft als Aenia ihre Finger in dessen weichen Fell vergräbt. Lysandros hat nämlich vollkommen vergessen zu atmen und so entfernen sich seine Lippen schließlich wieder von ihren. Nur zögerlich öffnet er wieder die Augen, hat er doch Angst, dass alles nur Einbildung war.


Sanfte Blüte Aenia hat wahrscheinlich noch nie einen vergleichbar glücklichen Moment erlebt. Doch empfindet sie ihn als gestohlen, fühlt sich zunehmend unwohler dabei, sich nur auf ihre Einbildung zu verlassen. Und doch kann sie sich lange Zeit nicht überwinden, ihre Augen zu öffnen. Zweifel kommen in ihr auf, konnte das wirklich alles nur ihrer Fantasie entspringen? Warme Hände, die herab zu den Seiten ihres Bauches streichen und sie schließlich an den Zentauren ziehen, erhärten den Verdacht, dass er doch nicht ganz unbeteiligt an der Sache ist. Kann es denn .. wahr sein? Die Frage hämmert in ihrem Brustkorb, in ihrem Kopf und hinter ihren Augenlidern. Doch erst sein Erzittern und das Lösen des Kusses bringen sie dazu, ebenfalls ihre Augen wieder zu öffnen. Blinzelnd zunächst fächern die Wimpern auseinander und sehen ihn wahrscheinlich genauso verwirrt an, wie er sie. Diese eine Frage bäumt sich in ihr auf, liegt auf ihrer Zunge, drängt hinaus auf ihre Lippen. Doch die Frage "Hast du mich gerade wirklich geküsst?" würde wohl unendlich dumm klingen in diesem Moment, der noch geradezu überquillt vor Magie. "Ist das gerade wirklich passiert?" Eine neutrale Frage, die doch alles ausdrückt, was sie von ihm wissen will. Ihre Hände fahren weiterhin sacht durch den weichen Haarkamm an seinem Rücken.


Rauer Wind Lysandros weiß ganz genau, dass dieser Kuss keine Einbildung gewesen ist, als seine Augen wieder die hübschen Konturen seiner Liebsten erfassen. Wobei er auch so nicht geglaubt hätte, dass sich sein Geist ein so reelles Bild vorstellen könnte. So strahlt er wie die hoch stehende Sonne selbst und schaut ihr einfach in die Augen. Ihm ist es egal, wie lange beide in dieser Position hier stehenbleiben. Die Zeit um ihn herum scheint still zu stehen. Behutsam lässt er seine Hände auf ihren Rücken wandern, fährt diesen mit den Fingerspitzen geisterhaft immer wieder hinauf und hinab. "Du meinst den Kuss?", flüstert er als wären überall im Nebel Spione versteckt und seine Worte eine wichtige Botschaft. Schnell drückt er ihr noch einen Kuss auf die Lippen, nicht ganz so liebevoll sondern eher plump. "Ja.", raunt er und legt seine Stirn an ihre, den Blick in die beiden grünen Wälder gerichtet, die sie als ihre Augen bezeichnet. "Bekomm ich noch einen?" fragt er etwas schüchtern nach und ist sich fast sicher, dass sie ihm den nicht verwehrt.


Sanfte Blüte Aenia vermeint sich sogar die Wärme der Sonne zu spüren, die aus seinem Gesicht zu scheinen scheint. Ein leises Zwitschern, das wohl ein Kichern darstellen soll, perlt über ihre Lippen, als seine Finger über ihren Rücken kitzeln. Ein sachtes Nicken ist die Antwort auf seine Frage, zu gespannt sind ihre Nerven, als das sie auch nur einen Ton hervorbringen könnte. Sein Kuss und seine weiteren Worte, mögen sie noch so plump sein, lassen sie leicht wie eine Feder in seinen Armen werden. Ein verklärter Blick liegt in den Wäldern, wie er ihre Augen bezeichnet. Entrückt schmiegt sie ihre Stirn an seiner und genießt noch für einen Moment die knisternde Spannung, die zwischen ihnen beiden pulsiert und winzige Blitze hin und her schickt. Die ganze Zeit kann sie sich nicht von seinen Augen lösen, deren Farbe würde sie mit der von flüssigem Karamell vergleichen, wenn sie das kennen würde. "Ich gehöre ganz Dir." Und fühlt sich in diesem Moment tatsächlich, als würde sie nur durch und für ihn existieren.


Rauer Wind Lysandros ist entzückt ihres Kicherns wegen. Töne, die er in den letzten Wochen nicht von ihr gehört hat. Um genau zu sein noch nie. Es hat bisher einfach keine passende Gelegenheit gegeben in der sie hätte lachen oder wenigstens kichern können. Eine wahre Schande, ist es ein unbeschreiblicher Klang, der es verdient viel öfter zu hören verdient. Ein Ziel für Lysandros. Jeden Tag wird er sich anstrengen, ihr glockenklares Lachen zu vernehmen. Für heute ist seine Aufgabe damit erfüllt. Plötzlich kräuselt er aber die Stirn. Hat sie das gerade wirklich gesagt? Das kann nicht sein. Verdutzt schaut er sie aus den braunen Augen an, ehe er einen unbedeutenden Luftspalt zwwischen ihre Stirne bringt um besser mit dem Kopf schütteln zu können, bevor sich seine Arme regelrecht um ihren schlanken Körper schlingen und er ihr erneut einen langen Kuss schenkt. "Du kannst nicht mir gehören, denn ich bin schon längst dein.", wispert er als sich ihre Lippen endlich wieder voneinander trennen.


Sanfte Blüte Aenia kann sich keine schönere Liebeserklärung vorstellen als diese. Alle Zweifel, alle Bedenken, die sie jemals hatte, zerfallen zu Staub im warmen Licht der Sonne, die nun auch in ihrem Herzen scheint. Noch eine ganze Weile, die ihr wie eine kleine Ewigkeit vorkommt, bleibt sie mit ihrem Liebsten schmusend stehen. Bis schließlich die Dämmerung hereinbricht. "Lass uns einen Unterschlupf suchen." haucht sie leise und wird wohl unbeabsichtigt auch ein wenig verführerisch klingen, so erhitzt wie sie sich von seinen vielen Küssen und Liebkosungen fühlt. Weich streichelt ihre Hand über seinen Rücken hinweg und seinen Arm herab, um ihn schließlich bei der Hand zu nehmen und weiter zu laufen. ~~~


Rauer Wind Lysandros weiß gar nicht so recht, was hier mit ihm geschieht. Vor einiger Zeit hätte er nicht einmal im Traum daran gedacht, dass er irgendeiner Person seine Liebe gesteht und heute hält er eine ihm eigentlich immer noch relativ Fremde im Arm und sagt ihr, sein Herz, sein Körper und seine Seele gehöre ihr. So schnell kann sich das Leben also ändern. "Du hast Recht. Lass uns gehen.", kommt es mit ruhiger, rauchiger Stimme von ihm, wobei er das 'uns' besonders betont. Freudig greift er nach ihrer Hand und verschränkt die Finger ineinander, bevor es weiter durch den Morast geht, begleitet vom dichten Nebel, dem leisen Schmatzen des Schlammes und ihr - seiner Liebe, seinem Schicksal. ~+~

..am 8. Mai 2012 in der Ruinenstadt bei Qexelcrag

Der Winter im Land ist endlich vorbei und die klirrende Kälte hat sich bis auf die höchsten Spitzen der Berge zurückgezogen um einer wohligen Wärme Platz zu machen. Wohlige Wärme? Das ist eine wahrlich nette Umschreibung für die brütende Hitze, welche die Luft in der Entfernung aufflackern lässt und jede Pfütze blitzschnell verdampfen lässt. Vielleicht ist es der abrupte Wechsel vom Winter zum eigentlich schon Sommer, der die Temperaturen so unerträglich macht. Aber selbst wenn es so ist, dann wird es so nicht angenehmer. Es ist aber auch kein Leichtes, vollbepackt in der Mittagssonne herumzulaufen, die nur hin und wieder von einer winzigen Schäfchenwolke verdeckt wird. Und selbst in der kurzen Zeit, in der sich Schatten breit macht, bilden sich feinste Schweißtröpfchen auf dem freien Oberkörper des Zentaur. "Wir sollten Rast machen und etwas essen." Und vor allem viel trinken. Die Zunge ist schon seit einiger Zeit trocken und klebt am Gaumen fest. Nur allzu gern würde er sich in das Wasser am Wegesrand stürzen, doch bei jedem Schritt erinnert ihn das Klappern auf seinem Rücken daran, dass er voller Gepäck ist und es schlecht wäre, wenn dieses nass wird. Vor allem die Sehne seines Bogens wäre ziemlich nachtragend über solch eine Behandlung. Also heißt es einfach weiter auf die riesigen Bauten zuhalten, die sich vor einem auftun. Wo sind sie hier nur gelandet?

 
Sanfte Blüte Aenia hatte ebenfalls schon sehnsüchtig auf das Wasser geschaut, doch tapfer und stumm geht sie weiter, setzt einen Huf vor den anderen. Ihre müden Augen sehen seine Silhouette nur undeutlich in der vor Hitze flirrenden Luft. Der ärmliche Stoff ihrer Kleidung klebt auch schon seit Stunden am Körper. Ganz davon abgesehen, dass das Kleid einmal für ein Kind gemacht wurde und nun den Oberkörper einer Frau einzwängt. Dass ihre Haut am Rücken unter dem aggressiven Sonnenschein inzwischen eine deutlich rote Farbe angenommen hat, merkt sie gar nicht. Sie hat ihre letzten Lebensjahre größtenteils in Dunkelheit verbracht, woher soll sie auch wissen, dass zuviel Sonne bisweilen schädlich sein kann? "Haa .." seufzt sie und reibt sich die Stirn. "Ja, am besten im Schatten." Nur ein schwaches Zirpen in seinem Rücken. Ihr Blick reicht nicht mehr zum Horizont, nur noch auf den trockenen Staub der Straße, die unter ihren Hufen weiter zieht. Wahrscheinlich würde sie sich sonst vor den Häusern fürchten, die dort am Ende der Straße auftauchen.

 
Rauer Wind Lysandros hat in seinem ganzen Leben noch nicht einmal Kleidung getragen. Es ist einfach nicht üblich gewesen in seinem Stamm und ehrlich gesagt weiß er auch gar nicht, wofür das gut sein soll. Warum den Körper verstecken, wenn es doch gar nichts zum Verstecken gibt? Der Wärme wegen würde er sich sicherlich auch nicht in ein Hemd oder sonst irgendwas hineinzwängen. Er würde sich sowieso nur selbst erwürgen bei dem Versuch. Trotzdem hat Lysandros es respektiert, dass seine Liebste ihren Oberkörper in Stoff hüllt und keine Fragen dies bezüglich gestellt. "Da vorn finden wir beide mit Sicherheit einen Platz.", meint er und hebt die Hand auf die undeutlich flimmernde Kulisse vor sich. Dass es sich um eine von Menschenhand geschaffene Stadt handelt, weiß er nicht. Nie würde er glauben, dass jemand so etwas Zustande bringt. Die Behausungen, die er kennt, sind immer nur aus Holz gebaut. Nicht unbedingt ein Luxusbau und doch ausreichend für ihn. Erschöpft stapft er weiter auf die beeindruckenden Bauten zu. Dass seine Geliebte Angst hat vor solchen Häusern, ahnt er noch nicht.

 
Sanfte Blüte Aenia würde wahrscheinlich viel freier Atmen können, wenn sie genauso umherlaufen würde wie er. Doch es gibt da ein zwei Dinge, die sie lieber bedeckt haben will, als nackt herumzulaufen. Schamgefühl ist eben etwas, das einem schon als Kind anerzogen wird. Da vorn? Scheu hebt die Hirschdame den Blick und blinzelt in das helle Sonnenlicht. Nur wenige Meter vor ihnen endet der Weg, den sie bisher gegangen sind und geht in eine gepflasterte Straße über. Undeutliche Konturen erheben sich an ihren Säumen in die Höhe. Sind das .. "Häuser?" murmelt sie perplex und ist plötzlich hellwach. In Häusern leben doch Menschen! Sind sie etwa geradewegs in eine Stadt hineingelaufen? "Warte Lysandros." bittet sie ihn aufgeregt und schließt zu ihm auf, um die Hand an seine Schulter zu legen. "Das hier ist doch eine Stadt." Sie sollten schnell von hier verschwinden, bevor sie noch von einem der Bewohner entdeckt werden. Apropos Bewohner, wieso ist es hier so geisterhaft still? Verwirrt runzelt sie die Stirn und starrt die leerstehenden Häuser an. "Lebt denn niemand hier?" murmelt sie vor sich hin.


Rauer Wind Lysandros wird sich einfach damit abfinden, dass seine Liebste ihren Oberkörper wohl fast immer bedecken wird. Es verpflichtet ja ihn nicht dazu, es ihr gleich zu tun. 'Gleich ist es geschafft', denkt er sich und atmet schon einmal vorsorglich erleichtert auf. Nur noch da vorn um die Ecke und schon würde sie der kühlende Schatten der riesigen Bauwerke in seine Arme schließen. Er freut sich schon richtig darauf. "Hm?", kommts anteilnahmslos von ihm aufgrund ihrer Bemerkung. Erst bei ihrer Bitte dreht er den Kopf zu ihr und schaut sie fragend an. Die kräftigen Hufe stoppen und ein Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab als Aenia ihre Hand auf seine Schulter legt. Wieder eine Berührung, die er so sehr liebt. "Was ist denn?" Dann ist es eben eine Stadt. Vielleicht findet sich hier jemand, der den beiden helfen kann. Hoffen darf man ja. Weshalb aber ist sie auf einmal so aufgeregt? Kein gutes Zeichen, seiner Meinung nach. Das letzte Mal als sie so  hektisch war, ist plötzlich dieses riesige Ungetüm aufgetaucht. "Ist alles in Ordnung?", will er wissen und wendet den Blick wieder in die Richtung, in die sie die ganze Zeit laufen. Gute Frage. Eigentlich müssten hier doch viel mehr Lärm zu hören sein aber das einzige, was seine Ohren vernehmen ist ihre betörende Stimme und der Wind, der durch die Straßen pfeift.


Sanfte Blüte Aenia löst sich ohne ein Wort wieder von ihm und betritt ohne sichtbare Scheu, aber doch sehr vorsichtig, das peinlich saubere Pflaster der Straße. Geradezu schäbig heben sich ihre Hufe davon ab, deren goldene Farbe noch immer etwas vom Schlamm der Sümpfe verkrustet ist. "Es ist gar niemand hier." bemerkt sie und blickt mit einem erleichterten Lächeln zurück zu dem Zentauren. "Und ich dachte schon, hier gibt es Menschen!" Es klingt, als hätte sie gerade herausgefunden, dass im finsteren Keller doch keine schrecklichen Monster hausen. Sie scheint die Menschen wirklich zu fürchten, doch in diesen stillen friedlichen Ort hat sie Vertrauen gefasst. "Komm, lass uns weitergehen!" singt sie fröhlich. Hier gibt es bestimmt einiges zu entdecken. Und der kühle Schatten, den die Häuser spenden ist eine wahre Wohltat auf der teilweise verbrannten Haut. 

 

Rauer Wind Lysandros folgt seiner Liebsten vorsichtig und mit offenen, aufmerksamen Augen. Wer weiß, was sie so verschreckt hat und um die nächste Ecke lauern könnte. Von einem Punkt zum nächsten springen seine Pupillen, darauf achtend ob sich vielleicht etwas bewegt. "Anscheinend ist keiner hier.", bestätigt er ihre Annahme. Sicher ist er sich zwar nicht und doch legt sich das flaue Gefühl in seinem Magen allmählich. "Menschen?" Ratlosigkeit spiegelt sich in seinem Gesicht wider. "Was sind diese Menschen?", will er wissen um seine Neugier zu befriedigen. Bisher hat er nur tief im Wald gelebt und nie einen von diesen Menschen je gesehen. Der Blick schweift entspannt durch die seitlichen Straßen, während er sich am Klackern seiner Hufe auf dem gepflasterten Weg erfreut und auf eine Antwort Aenias wartet.


Sanfte Blüte Aenia läuft staunend neben ihm her. Selbst zu ihren Zeiten als Mensch hatte sie keine so große und erhabene Stadt gesehen. Blind suchen schmale Finger nach rauen Pranken, um sich wieder darin einzuflechten, während ein ehrfürchtiger Blick über den verwischten Prunk lang vergangener Tage streift. "Du weisst wirklich nicht, was Menschen sind?" stellt sie unvermittelt eine Gegenfrage. Nun, ich war mal einer? Das traut sie sich nicht zu sagen, vielleicht sieht er sie dann in einem ganz anderen Licht. Also versucht sie ihm so treffend wie möglich zu beschreiben, was ein Mensch ist. "Sie sehen ähnlich aus wie wir." beginnt sie und kratzt sich dann verlegen am Hinterkopf. "Doch ihre untere Hälfte geht in zwei Beine über." Und sie hat Angst ihnen zu begegnen, weil sie sich vor ihrer Zurückweisung fürchtet. Schämt sich, sich ihnen zu zeigen, weil sie so anders geworden ist. Weil sie .. keiner mehr von ihnen ist. Ein Zittern gleitet über ihr Fell und verschwindet sofort wieder.

 

Rauer Wind Lysandros ist wohl ebenso beeindruckt von den riesigen Bauten wie seine Liebste, deren Hand er nur allzu gerne in die seine schließt. "Nein, weiß ich nicht. Woher sollte ich auch?", sagt er und zuckt mit den Schultern. Dass die eigene Partnerin selbst einmal zu diesem Volk gehört hat, hat sie ihm ja noch nicht gestanden. Dabei könnte er sie wahrscheinlich umso besser verstehen, wenn er mehr über sie wüsste. Und in einem anderen Licht würde er sie auch nicht sehen. Sein Herz gehört ihr und das kann nichts und niemand je ändern. "Nur zwei Beine? Das sieht bestimmt seltsam aus.", antwortet er und stellt sich diese Wesen vor. Verwunderlich, dass sie nicht ständig umfallen, wenn sie nur auf zwei Hufen stehen. "Hast du denn schonmal welche gesehen?" Jetzt will er natürlich mehr wissen. Immerhin hat man Zeit genug, während sie hier durch die Gegend schlendern.


Sanfte Blüte Aenia ist sich nun sicher, dass er tatsächlich noch nie einen Menschen zu Gesicht bekommen hat und lächelt amüsiert über seine Anmerkungen. "Sie finden bestimmt auch, dass wir seltsam aussehen." kichert sie, sanft wie der Wind. Auf seine Frage hin aber zuckt sie leicht zusammen, sie fühlt sich ertappt. Sollte sie ihm die Wahrheit weiterhin verschweigen? Dann müsste sie ihn nun belügen .. Betrübt lenkt sie den Blick seitlich zum Boden hin. Sie kann gerade ihn .. ihn kann sie doch nicht betrügen. Auch wenn es ihr unangenehm ist, sie fasst sich ein Herz. "Ich .. war selbst einmal ein Mensch." Die Stimme nicht mehr als das Wispern raschelnder Blätter. Weiterhin hält sie die Augen gesenkt, nagt nervös an ihrer Unterlippe und schließt ihre Hand so fest um seine, dass ihre Knöchel weiß hervor treten. Geh nicht weg .. unterbewusst versucht sie ihn geradezu festzuhalten.


Rauer Wind Lysandros ist es egal, ob die anderen - diese Menschen - ihn seltsam finden. Sollen sie ruhig über ihn spotten und sich lustig machen. Hauptsache, sie scherzen nicht über seine Liebste. Sie hat mehr durchstehen müssen als nötig. "Naja, wir sind ja hier sowieso allein.", beendet er damit das Thema und wirft ihr einen Blick zu. Seine Frage scheint sie zu verstören. Er hat doch nichts falsches gesagt, oder? Leise seufzend will Lysandros gerade anfangen sich zu entschuldigen, da fällt sie ihm auch schon ins Wort. Seine Augen werden groß bei dem Geständnis. Mit vielem hätte er gerechnet aber niemals mit so etwas. "Du warst ein Mensch? Aber wie?", hakt er stutzig nach und macht einen Schritt auf sie zu, spürt er doch den Druck, den sie mit ihrer Hand ausübt. "Glaubst du, ich denke jetzt anders über dich?" Ein Blick voller Liebe legt sich auf sie. "Ich liebe dich und nichts wird das ändern. Niemals." Ein großes Versprechen, welches er ihr gibt und doch ist er sich sicher wie noch nie, dass er es halten kann.


Sanfte Blüte Aenia hebt zaghaft den Blick und erkennt die Liebe in seinen Augen. Sie lächelt in der Erkenntnis, wie dumm sie doch war. Es wird Zeit zu akzeptieren, dass er sie liebt. Trotz dieser widerwärtigen Gestalt, trotz ihrer Schwächen und trotz all der anderen Dinge, die sie verunsichern. Noch immer fragt sie sich und wird wohl auch niemals aufhören sich zu fragen, womit sie dieses Glück verdient hat. "Und ich liebe Dich." Das ist auch der Grund, warum ich jeden Tag auf's neue fürchte, dich zu verlieren. Verträumt wandern die Finger ihrer freien Hand über seinen Arm, während sie ihnen dabei zusieht. Seit ihrem Liebesgeständnis im Sumpf kann sie kaum die Hände von ihm lassen. Nur diese unsägliche Hitze hält sie davon ab, sich sofort wieder an ihn zu schmiegen. Immerhin ist er ihr nahe genug, dass der dunkle weiche Geruch seiner Mähne zu ihr herüber schwappt. "Eines Tages .. ich war noch ein Kind .." beginnt sie zu erzählen. Vergisst die Hitze um sie herum und sogar ihren Hunger und ihren noch größeren Durst. ".. sah ich einen weißen Hirsch auf einer Lichtung stehen. Friedlich äste er die Blumen und wilden Kräuter ab, die ich gekommen war zu pflücken .. behütet vom Licht der Sonne." Die Erinnerung zaubert ein noch lieblicheres Lächeln auf ihr Gesicht. "Als ich wegrannte, bin ich ihm hinterhergelaufen." Sie zögert und schüttelt den Kopf, dann berichtigt sie sich. ".. habe ihn verfolgt. Zur Strafe hat er mich in diese .." Sie verkneift es sich das Wort 'abstoßend' zu benutzen, er hätte ja doch nur wieder protestiert. ".. Gestalt verwandelt. Erst später erfuhr ich, dass er der Gott des Waldes war." Damit endet ihre Geschichte. In nur wenigen Worten hat sie zusammengefasst, was sie einmal als den schlimmsten Tag ihres Lebens ansah. Aber war er es denn auch? Hatte nicht auch dieses Ereignis dazu beigetragen, dass sie ihm hatte überhaupt begegnen können? Langsam beginnt sie ihre Einstellung zu überdenken.


Natürlich ist sie töricht. Wie kann sie nur annehmen, dass der Zentaur sie nicht mit vollem Herzen liebt und ihr sein Leben verschrieben hat. Nichts kann ihn davon abhalten, sie anzubeten als wäre sie seine Göttin. Leicht wandert ein Mundwinkel nach oben, verzieht die Lippen so zu einem verschmitzten Lächeln als sie seinen Arm fährt. Wie so oft rollt ihm eine Welle des Glücks durch den Körper, sorgt dafür, dass er ihr noch näher sein will. Lediglich die unerträgliche Hitze und die Gewissheit, durch die vielen, getrockneten Schweißtropfen auf seinem nackten Leib hindern ihn daran, sie an sich zu drücken und ihren Körper zu spüren. Still schweigend lauscht er ihrer Stimme, nickt nur ab und an verstehend um sie nicht zu unterbrechen. Eine unglaubliche Geschichte und doch vertraut er ihr dermaßen, dass Lysandros es nie in Frage stellen würde. Zumal er die Legenden über den Geist des Waldes kennt und weiß, wie rachsüchtig er sein kann. "Weißt du was?", raunt er und greift ihre zweite Hand. Einmal tief durchatmen und weitersprechen. "Ich bin wirklich froh, dass du ihm begegnet bist..."...ansonsten hätte ich dich wohl nie kennenlernen dürfen. Wieder ein paar Worte, die er nicht ausspricht. Allerdings dürften wohl auf der Hand liegen, dass er so denkt. "Lass uns jetzt endlich irgendwo ausruhen. Vielleicht finden wir irgendwo einen kleinen See." Abkühlung wäre ihm sehr willkommen.


Sanfte Blüte Aenia schließt sanft die Finger um die Hand, die nach ihnen greift. Zunächst runzelt sie die Stirn und sieht ihn verwundert an, dann versteht sie was er meint und lacht leise, wie das Trällern einer Nachtigall. Sie selbst hatte nie den Gott des Waldes für ihr Schicksal verantwortlich gemacht, sie hatte sich nur immer selbst die Schuld gegeben. Schließlich hatte sie die Entscheidung getroffen, ihm in die Tiefen des Waldes zu folgen - allen Warnungen zum Trotz. Als er den kleinen See erwähnt, der sich hier irgendwo befinden könnte. Sofort beginnt ihre Vorstellungskraft eine Gestalt in ihren Gedanken zu basteln. Warmes Wasser, dass über die Muskeln seines nackten Oberkörpers läuft und nach und nach herunter tropft. Während sie so dieses Bild vor Augen hat, merkt sie gar nicht, wie eindringlich sie seinen Körper mustert. Sofort wendet sie scheu den Blick ab und schluckt leicht ihre Nervosität herunter. Jetzt bloß nichts anmerken lassen, aber wo kommen denn immer nur diese sündigen Gedanken her. Wieder denkt sie zurück an die Geschichten, die die Waldbewohner über das Volk der Zentauren erzählt hatten, um sie abzuschrecken. Sie versucht noch zu verhindern, dass die Scham sich auf ihren Wangen zeigt, doch ein zartroter Schimmer wird sichtbar.


Rauer Wind Lysandros entgehen nicht die kleinen Details an seiner Liebsten. Weder das leidenschaftliche Feuer in ihren Augen, welches von den sündigen Vorstellungen zeugt noch die Färbung ihres Gesichtes als sie von ihm bei diesen Gedanken ertappt wird. Etwas dazu sagen wird er nicht, würde sie sich dann wohl noch mehr schämen und das will er nicht. So drückt er ihr nur einen sachten Kuss auf die gerötete Wange und befreit sich dann von einer ihrer Hände um wieder neben ihr herzulaufen. "Komm, suchen wir uns einen See in dem wir uns abkühlen können.", bittet er und zieht sie auch schon hinter sich her, quer durch die Stadt und immer auf der Suche nach einer in der Sonne glitzernden Wasseroberfläche, in die er sich stürzen kann. Tagelang sind sie durch die Sümpfe gelaufen und nun auch noch die knallige Sonne, die den Schlamm an seinen Beinen noch weiter erhärten lässt. Ein Bad ist dringend notwendig. Er fühlt sich nicht wohl, wenn sie ihn so eingehend mustert und dabei die vielen Schlammspritzer auf seinem dunklen Fell sieht. Die Schöne und das Biest eben.


Sanfte Blüte Aenia spürt die Berührung seiner Lippen auf ihrer Wange und wird dadurch nur noch in ihren Vorstellungen beflügelt. Von der Stelle geht eine wahre Hitzewelle aus und das Atmen fällt ihr schon wieder schwerer. Abkühlung? Oh was würde sie jetzt dafür geben! Benommen stolpert sie neben ihm her und späht ebenfalls eifrig in jede Gasse und jeden Hofeingang den sie passieren. Schon alleine, um sich davon abzulenken, dass er so nahe neben ihr läuft. "Da!" jauchzt sie plötzlich und deutet in eine Nebenstraße. Auf einer Kreuzung nur wenige Meter entfernt befindet sich ein großer kreisrunder Brunnen aus dessen flachen Wasser eine hohe dunkle Skulptur emporragt. Über den grünlichen Schimmer des Materials fließt Wasser hinab und plätschert leise auf die Oberfläche.


Rauer Wind Lysandros küsst sie vielleicht absichtlich um ihr inneres Feuer ein wenig anzufachen. Sicher wird man es nie erfahren und es bleibt wohl auch in sein kleines Geheimnis. Er liebt es, ihr nahe zu sein, sich in ihren Armen geborgen zu fühlen und ihren Duft einzusaugen, während er sich einem erneuten unglaublichen Kuss hingibt. Den nächsten Schritt wird er aber nicht gehen. Und wenn es ewig dauert, Lysandros hat Zeit. "Dann mal auf ins Wasser.", grinst er und genießt die letzten Meter im Schatten. Besser wäre es, wenn der Brunnen im Schatten stünde aber man will ja nicht wählerisch sein. "Soll ich dir beim Ablegen der Sachen helfen?", bietet er an, nachdem er die Statue in der Mitte des Brunnens gemustert hat. So ein Material hat er noch nie gesehen.


Sanfte Blüte Aenia keucht den Laut eines aufgescheuchten Hasen in diesen unerwarteten Kuss. Hilflos sinkt sie in seine Arme, als würde sie unter seinen Händen wie Wasser zerfließen. Wasser? Stimmt eigentlich hatte sie gerade einen Brunnen gefunden! Dieser elende Schelm hat sie doch schon wieder aus der Fassung gebracht! Langsam läuft sie neben ihm her, bis sie am Rand des Beckens angelangt sind. Gerade hebt sie einen Vorderhuf, um den Rand hinaufzuklettern, als seine Stimme neuerlich ihre Pläne durchrüttelt. "Ablegen?" fragt sie schrill, erschrocken von dieser unverfrorenen Frage. Heißt das, sie soll sich jetzt entkleiden? Und er will ihr auch noch dabei helfen? Ach du liebes Bisschen! Erst einige Augenblicke später merkt sie, dass er wohl das Gepäck meint, das an ihrem Rücken festgeschnallt ist. Sie versucht sich ihre Erleichterung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Langsam werden diese Gedanken schon richtiggehend peinlich. "Das wäre sehr nett. Ich helfe dir auch gern, wenn du möchtest." druckst sie kleinlaut herum.


Rauer Wind Lysandros lässt ihre Hand los und macht sich daran, ihr beim Ablegen der Sachen behilflich zu sein. Ordentlich türmt er die verschiedensten Dinge am Rande des Brunnens auf, kann dabei aber den Blick nicht von ihrem makellosen Körper abwenden. Ein perfektes Wesen in seinen Augen. "Du bist so schön.", murmelt er in Gedanken versunken so leise, dass sie es wohl nur sehr schwer vernehmen kann. "Du musst mir nicht helfen aber ich würde mich wirklich freuen.", spricht er und lässt sein Fingerspitzen durch das weiche Fell seiner Liebsten gleiten, weiter ihre Wirbelsäule hinauf über ihre Schulter und zurück über ihren Arm zu der Hand, die er vor einigen Momenten noch gehalten hat um diese anzuheben und ihr einen Kuss auf den Handrücken zu hauchen.


Sanfte Blüte Aenia schaut immer wieder wachsam über ihre Schulter und sieht ihm zu, was er da macht. Warum macht er denn jeden einzelnen Riemen so sorgsam auf und warum starrt er sie so an. "Hm?" Was murmelt er da? An ihren Unterarmen bildet sich leichte Gänsehaut, sofort verschränkt sie die Arme, um sie wieder wegzureiben. Seine sachten Berührungen an immer wieder anderen Stellen machen sie noch ganz konfus. Deswegen guckt sie immer wieder, um auch ja nicht unerwartet am Fell gezupft zu werden. Und selbst, als er endlich fertig ist, streicht er ein weiteres Mal ihren kompletten Körper entlang. Das ist ja nicht zum Aushalten! "Natürlich mache ich das. Eine Hand wäscht die andere." sagt sie und denkt doch etwas ganz anderes. Schließlich versetzt sie das in die Lage, ihn auch ein wenig zu reizen. Betont sorgfältig macht sie sich daran Schnallen zu lösen und Schnüre zu entknoten, dabei immer wieder ganz leicht über sein dunkles Fell streichend. Das wäre doch gelacht!


Rauer Wind Lysandros grinst seinen Stern dreist an. Ziemlich genau weiß er, wie verrückt er sie mit seinen Taten macht und dennoch wird er keinen einzigen Schritt weiter gehen als seine Hände liebkosend über ihren bezaubernden Körper wandern zu lassen und seine Lippen auf die ihren zu pressen. Immer wieder wird er sie reizen und locken, bis sie in seinen Händen geradezu zu Wasser wird. "Danke, mein Schatz.", säuselt er ihr ins Ohr und muss bei ihrem Kosenamen kurz mit seinem Schweif peitschen um den Schauer zu unterbinden, der ihm über den Rücken läuft. Er kann es immer noch nicht richtig glauben, dass sie zu ihm gehört, wie er zu ihr. Aber das vielleicht für Aenia ungeduldig wirkende Trappeln mit den Hufen kann er beim besten Willen nicht verhindern. Ihre Berührungen sind mit Sicherheit kein Versehen und sie erzielen die gewünschte Wirkung. Der Zentaur ist schon seit Tagen wuschig und würde sich am Liebsten auf sie stürzen und jetzt auch noch das. Stark bleiben, Lysandros, stark bleiben.


Sanfte Blüte Aenia ist doch jetzt schon kaum noch Herr ihrer Sinne, so durcheinander wie er sie immer bringt. Aber nun hat sie doch ein einziges Mal die Gelegenheit ergattert, ihn auch ein wenig zu bezirzen - natürlich völlig ohne Hintergedanken. "Hmm .. ich bin dein Schatz?" fragt sie ihn raunend, während sie am Ansatz seines Kamms hantiert. Auffallend beiläufig streicht der Atem ihrer Stimme dabei über die Seite seines Rückens. Sie kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, während er so ungeduldig hin und her tapert. "Nur Geduld, du darfst gleich ins Wasser." Als ob es das Einzige wäre, was im Moment wichtig ist. Nach für ihn wahrscheinlich quälend langen Minuten nimmt sie auch das letzte Gepäckstück von ihm ab. Na dann, ab ins Wasser oder?


Rauer Wind Lysandros gefällt dieses Spiel, welches sie beide anscheinend meisterhaft beherrschen. Nur allzu gern lässt er sich von ihr anstacheln und genießt dieses Verlangen nach ihr. Diese Sehnsucht, ihr nah zu sein ist einfach enorm. "Der wertvollste Schatz, den ich mir vorstellen kann.", antwortet er mir einem Blick über die Schulter, die Mundwinkel nach oben gezogen. Er kann sich nichts vorstellen, was ihm wichtiger sein könnte. Lange darf er sie jetzt aber nich anschauen, dreht er sonst noch an Ort und Stelle durch. So fixiert er einfach die riesige Skulptur vor ihm und widersteht dem Drang sich auf sie zu stürzen. "Du kommst doch hoffentlich mit.", bittet er und hält ihr die Hand entgegen, während er selbst begleitet von einem zufriedenen Seufzer die vorderen Hufe ins Wasser gleiten lässt. Was für eine Wohltat bei dieser Hitze.


Sanfte Blüte Aenia merkt, wie er den Blick von ihr abwendet und weiß das nicht so recht einzuordnen. Vor wenigen Minuten konnte er die Augen noch kaum von ihr lassen und nun? Ihr wird klar, dass sie seine Blicke - so verstörend sie auch gewesen sein mochten - insgeheim genossen hat. Zum ersten Mal in ihrem Leben hat sie das Gefühl, als Frau wahrgenommen und geachtet zu werden und nicht nur für ihre heilenden Hände. Ein glückliches Lächeln erhellt ihre Züge, während sie ebenfalls die Kreaturen mustert, die den Brunnen bevölkern. Einige wunderschöne Frauen tanzen in einem Reigen um einen gehörnten Mann, der in der Mitte sitzt. In der einen Hand hält er einen Weinbecher und in der anderen einen Stab, um den sie eine Weinrebe rankt. Mehr kann sie von hier unten nicht erkennen. "Dachtest du, ich bleibe in der Hitze stehen und schaue dir nur zu?" kichert sie honigsüß auf seine Frage hin und bekräftigt ihre Antwort, indem sie einen Satz ins Wasser macht und ihn dabei absichtlich nass spritzt.


Rauer Wind Lysandros schafft es einfach nicht sie länger anzusehen ohne damit zu beginnen, sie in Gedanken des für ihn unnötigen Stoffes zu entledigen und sich auszumalen, wie seine Hände sie an den intimsten Stellen berühren und verführen bis er schließlich...so weit hat er diese Vorstellung noch nie getrieben und er traut sich auch nicht, sie fortzusetzen. Aenia ist eine Frau, in deren Nähe es sich nicht gehört solch unreine Gedanken zu haben. Wen die Figuren im Wasser darstellen, darüber kann er nur spekulieren. Wenn er raten müsste, so würde er wohl auf einen gehörnten Mann und einige Frauen tippen. Von den Göttern der Menschen hat er keine Ahnung. "Sind das da Menschen?", fällt es ihm spontan ein. Dann macht er einen kräftigen Sprung nach vorn macht, damit das Wasser nur so in alle Richtungen spritzt. Und hoffentlich auch Aenia treffen. Ungestraft kommt sie ihm nicht davon. Er wird erst aufhören, wenn sie von oben bis unten durchgeweicht ist. Schnell bückt er sich und formt die Hände zu Schaufeln um sie mit Wasser zu füllen, welches anschließend direkt auf seine Liebste zurast.


Sanfte Blüte Aenia knickt ihre vier Läufe ein und lässt sich mit einem sanften Lächeln im Wasser nieder. So schön kühl .. sie zieht ihre gespreizten Finger durch das glasklare Wasser und genießt das Gefühl, wie ihr Fell in der Strömung hin und her getrieben wird. Dann streckt sie den linken Arm grazil vor sich aus und schöpft mit der anderen Hand Wasser darüber, das im Sonnenlicht funkelt und glitzert, während es an der Haut herunterfließt und tropft. Auf seine Frage hin hebt sie den Kopf und betrachtet die Arme der Frauen, die sie noch über den Rand ragen sieht. "Ja so sehen Menschen au- i hi hi hi hi!" Sie kann ihre Antwort nur fast zuende führen, bevor eine Menge Wasser von seinen Hufen verdrängt wird und auf sie nieder regnet. Das Wasser gleicht eisigen Pfeilen, die auf die erhitzte trockene Haut treffen. Sie zuckt leicht zusammen und kichert, weil es so kitzelt. Als sie jedoch sieht, was er als Nächstes vorhat, duckt sie sich hinter ihre erhobenen Arme. "Nein, bitte nicht.spricht sie langgezogen und lacht, wie die Sonne an einem frischen Frühlingsmorgen.


Rauer Wind Lysandros bestaunt ihre eleganten Bewegungen und das Wasser, wie es in kleinen Tropfen über ihren Körper rinnt und in der Sonne glänzt als bestünde es aus unzähligen Diamanten. Dabei merkt er gar nicht, wie er sie mit offenem Mund regelrecht anstarrt. Erst als sich das Wasser von ihrem Arm löst und sich in die Tiefe stürzt um plätschernd zwischen den Millionen anderen Wasserperlen im Becken verschwindet, schüttelt er schnell den Kopf um wenigstens einigermaßen klar denken zu können. Bitte, lass es sie nicht bemerkt haben! Schnell wendet er den Kopf noch einmal zu den Statuen. Das sind also Menschen. Eigenartige Kreaturen aber doch von beeindruckender Größe. Die Figuren sind ja riesig. Fasziniert mustert er den gehörnten Mann in der Mitte bis er plötzlich von ihrer glockenklaren Stimme gestört wird. Der Blick geht fragend zu ihr und dann zu seinen Händen. Ach, da war ja was. Schon fliegt der Wasserschwall genau auf sie zu, ehe er sich vor ihr niederkniet und sie hämisch angrinst. Wenn sie ihn vollspritzt, so kann er das auch.


Sanfte Blüte Aenia wird also von oben bis unten durchnässt. "Hiii" kreischt sie und schnappt nach der Luft, die ihr der Schreck aus den Lungen gepresst hat. Dieser Kerl ist schlimmer als jeder Kobold, der ihr bisher einen Schabernack gespielt hat. Zumindest ist sie dabei nicht so nass geworden. Schnaufend prustet sie und reibt sich mit den Fingerspitzen das Wasser aus den Augen, damit sie sie blinzelnd wieder öffnen kann. Danach streicht sie sich fahrig die nassen Strähnen aus dem Gesicht. Bestimmt sieht sie jetzt aus, wie ein begossener Pudel. Das schreit nach Vergeltung! "Na warte!" Sie realisiert, dass er jetzt vor ihr kniet und hat die spontane Eingebung sich ein wenig zu erheben und mit Schwung seine Schultern zu packen und ihn vielleicht nach hinten umzukippen. Das versucht sie dann auch, ob er wohl tatsächlich im seichten Wasser zu Liegen kommt?


Rauer Wind Lysandros will gerade beginnen sich selbst ein wenig von dem Schlamm und Staub der letzten Tage zu befreien als sie so plötzlich aufspringt und die Hände auf seine Schultern legt um ihn umzuwerfen. Das hat er nicht kommen sehen und so kann er nur zusehen, wie er fast wie in Zeitlupe umkippt und dabei versucht sich an ihren Armen festzuhalten. Vielleicht auch einfach um sie mit sich zu ziehen. "WHAA!", ist das einzige, was sich von seinen Lippen löst, ehe er seitlich im Wasser aufschlägt und das Wasser in heftige Bewegungen versetzt. "Du bist ganz schön gemeint.", sagt er gespielt empört und weiß gar nicht, womit er das verdient hat. Ist ja nicht so, dass er sie vollgespritzt hat von oben bis unten. Nein, er doch nicht.


Sanfte Blüte Aenia hält ihn weiterhin an den Schultern und lacht zwitschernd wie ein Singvögelchen. Plötzlich hält sie inne, denn nun erst bemerkt sie in welcher Position sie sich da befinden. Wie seine dichte Mähne im Wasser wogt, das gegen ihre Leiber schwappt. Seine mit Wasser benetzte Brust sich hebt und senkt. Ihre Zähne nagen einmal mehr an ihrer Unterlippe, jedoch nicht aus Nervosität. Nicht nur, sondern auch aus .. hmm was mag das nur für ein Gefühl sein? Sie weiß nur, dass sie ihn gerade unbedingt küssen und liebkosen will. Und zwar nicht nur seinen Mund. Sie blinzelt ihn noch etwas hilflos an, bevor ihr schon die Schamesröte ins Gesicht steigt. Ihr Mund steht leicht offen, damit sie überhaupt noch Luft bekommt. "Du auch .." haucht sie schwer und klimpert mit ihren Fingern aufgeregt über seine Schultern.


Wäre Lysandros ein Hund, so würde er jetzt freudig mit seiner Rute wedeln und Aenia einfach einmal quer durchs Gesicht lecken, ehe er sie mit doofem Blick anhechelt. Allerdings ist er ein Zentaur und da sind die Körperreaktionen nicht ganz so einfach zu beschreiben. Ein Hund hätte wohl nicht so ein Herzrasen wie er und auch das Kribbeln in seinem Bauch ist wahrscheinlich nicht allzu typisch für den treuesten Begleiter des Menschen. Schmetterlinge würden wohl aus seinem Mund flattern, wenn er jetzt aufstößt. Ganz unterbewusst legt er eine Hand in ihren Nacken und krault sie dort sanft, sich dabei wieder einmal in ihren grünen Augen verlierend. "Ich..."...will dich! So sehr wie nie etwas zuvor. Vorsichtig übt er Druck mit der Hand in ihrem Nacken aus und zieht sie näher zu sich. "Küss mich.", fordert er sie auf und verharrt bewegungslos in dieser Position, nur wenige Zentimeter von ihrem geöffneten Mund entfernt und den heißen Atem spürend. Fast scheint es, als würde die braune Erde in seinen Augen aufbrechen und die heiß lodernden Flammen der Leidenschaft freigeben, die sich so lange zurückgehalten haben. Er will sie! Jetzt, hier, sofort!


Sanfte Blüte Aenia hat das Gefühl nur noch aus einer einzigen sengenden Hitze zu bestehen. Sie kann gar nicht anders, als sich zu ihm in die kühlenden Fluten zu stürzen und damit auch in seine Lippen. Ein leises wohliges Wimmern legt sich in den Kuss, während sie ihren Oberkörper an seinen presst. Es ist wundervoll ihn so nah zu spüren, ihre Hände wandern seinen Rücken entlang, spüren die ausgeprägten Muskeln unter seiner Haut und auch die Rippen, die bei manchen seiner Bewegungen hervortreten. Jedes Mal auf's Neue wenn sie ihn küsst, macht sich ein seltsames Gefühl in ihrer Bauchgegend breit. Ein Kribbeln, eine Mischung aus Wohlgefallen, aber auch ein wenig Angst. Sie spürt das irgendetwas anders ist als vorher. Seine Zurückhaltung fehlt, er ist fordernder, leidenschaftlicher. Und auch sie selbst will endlich diesem Gefühl in ihrem Inneren nachgeben, diesem .. Verlangen. Ja, das ist das richtige Wort. Zittrig holt sie schnell etwas Luft, bevor sie ihren Mund wieder in seinen zu graben sucht.


Rauer Wind Lysandros spürt regelrecht die Hitze, die von ihrem Körper ausgeht als sich seine Liebste an ihn schmiegt. Gierig gibt er sich dem Kuss hin und seufzt leise in diesen hinein, während seine Hände über ihren Körper fahren, jede Kontur und perfekte Rundung nachzeichnend. Ob sie wohl das Hämmern seines Herzens bemerkt? Freudig erkundet er ihren Körper, zupft immer wieder leicht an dem durchnässten Stoff um ihn ein wenig nach oben zu schieben und mehr und mehr von seinem Fleisch gewordenen Traum zu enthüllen. Der ganze Körper zittert wie Espenlaub bei jeder ihrer Berührungen und doch ist es keine Angst. Furcht vor dem, was passiert hat er nicht. Viel mehr ist es die seit Wochen angestaute Erregung, die ihn so durcheinander bringt und ihn dazu veranlasst, sie noch fester an sich zu ziehen, während er den Kuss von Sekunde zu Sekunde wilder werden lässt. Langsam erhebt er sich wieder, schiebt ihren grazilen Körper dabei mit und lässt dabei dennoch keinen noch so kleinen Luftspalt zwischen ihren Leibern aufkommen.


Sanfte Blüte Aenia fährt ein heißer Schauer über die Haut, als seine Stimme so dunkel und lüstern an ihrem Ohr erklingt. Sie kann nicht mehr klar denken, besteht nur noch aus Lippen, Zunge, Händen und Empfindungen. Außerdem spürt sie sein kräftiges Herz so deutlich als würde es in ihrem eigenen Brustkorb schlagen. Ihr verklärter Blick versinkt in seinen Augen, die sie ihrer Meinung nach mit Haut und Haaren verschlingen wollen. Und sie würde sich in ihm verlieren, sich einfach auflösen in dieser Hitze zwischen Wollen und Sein, zwischen Denken und Tun, zwischen Fühlen und Spüren. Geradeso noch kann sie mit dem Tempo mithalten, dass seine Zunge in ihrem Mund vorlegt. Dass sie beide sich inzwischen wieder in eine aufrechte Position begeben haben, bekommt sie nur am Rande mit und nimmt es auch gar nicht richtig wahr. Es gibt nur eine einzige Frage, die sie gerade noch fassen kann. Was kommt als nächstes, was wird er mit ihr anstellen, was wird nun passieren? Sie hat keine Ahnung von solchen Dingen. Keine genaue Vorstellung von dem, was ihr Körper nun eigentlich will.


Rauer Wind Lysandros hat wohl genauso keine Idee, was er tun soll, wie seine Liebste. Regelrecht hilflos fühlt er sich in seiner Haut und doch würde er jetzt nirgendwo lieber sein. Nie zuvor war er in einer solchen Situation und keiner hat ihm je gesagt, was man nun machen, wohin seine Hände führen und wie seinen Körper bewegen soll. Absolute Ratlosigkeit. So bleibt ihm nichts anderes übrig als sich dem Moment und ihr hinzugeben, sich einfach von seinen Gefühlen und Instinkten leiten zu lassen und zu hoffen, dass nicht nur ihm es gefällt. Eine Angst, die allgegenwärtig in seinem Kopf sitzt und doch nicht die Kontrolle über ihn erlangt. Das darf sie auch gar nicht, will er den feuchten Tanz ihrer Zungen weiter genießen. Viel zu schade wäre es, wenn er jetzt wieder etwas anderes als seine Empfindungen ins Hirn hineinlässt und sich somit selbst blockiert. Er würde sich wohl nur schwer verzeihen können. Fast schon dreist schieben seine Hände den dünnen Stoff immer weiter nach oben, kitzeln mit den Fingerspitzen die entblößte Haut. Nur noch ein kleines Stück, bevor es ihren wundervollen Busen freigibt.


Sanfte Blüte Aenia lässt ihn schon ganz genau merken, dass es ihr mindestens genauso sehr gefällt, wie ihm. Ihr wiederkehrendes Seufzen wird ab und zu sogar von einem sacht gehauchtem Stöhnen begleitet, so als ob sie sich nicht ganz sicher wäre, was für Laute sie da zustande bringt. Es ist als würde eine Note nach der anderen ihren Mund verlassen, um kurz darauf in seinem Ohr eine betörende Melodie zu bilden. Sie ist wie ein Instrument, das von ihm gespielt wird. Als seine Finger sich unter ihre Kleidung schieben und immer mehr der nie berührten Haut erforschen, bröckelt ein weiterer Teil ihrer Unsicherheit. Die Musik schwillt an, wird sicherer und voller im Klang. Sie fährt mit der Hand unter seinen Ellbogen und mit hauchzartem Druck schiebt sie ihn vorwärts, gibt ihm zu verstehen, dass sie genau das möchte, was er da tut. Sie löst den Kuss und sieht ihm in die Augen, ihre Wangen sind vom erhitzen Blut gerötet, die Augen suchen glasig die seinen. Dann führt ein Weg aus Küssen hinab an die linke Seite seines Halses. Erst sind es feuchte Küsse, begleitet von heißem Atem. Dann malt die Zungenspitze Muster auf die salzige, braungebrannte Haut.


Rauer Wind Lysandros erfreut sich an der wundervollen Sinfonie, die von ihren Lippen springt und sich in der Stille der Stadt mit seinem lustvollen Seufzen verbindet. Laut genug, dass es die beiden Verliebten vernehmen können doch nicht so laut, dass es an den, von zahllosen Sandkörnern in der Luft, abgeschliffenen Hauswänden widerhallt. Dass ihre anfängliche Schüchternheit sich nahezu in Luft aufgelöst hat und sie nicht mehr die verschlossene Frau ist, die sie noch vor einigen Tagen gewesen ist, merkt er spätestens als sie ihn dazu drängt seine Finger weiter unter sein Oberteil zu schieben. Ohne Widerstand gibt er sich ihrem wortlosen Befehl hin und starrt ihr in die grünen Wälder. Gefährliches Terrain, welches er damit beschreitet. Zu leicht ist es sich darin zu verlaufen und der Zentaur ist mitten dabei. Immer tiefer versinkt er und fast ist es zu spät um wieder herauszufinden, da dreht sie auch schon den Kopf und beginnt ihn so wunderbar zu verwöhnen. Die Augen werden wieder geschlossen und das Haupt zur Seite geneigt um ihr mehr Freiraum zum Spielen zu bieten. Welch wunderbares Erlebnis sich ihm hier abspielt. Gerade genug Zeit zum Verschnaufen und schon beginnt er wieder schwer zu atmen. Sichtlich gespannt, wohin die Liebkosungen Aenia noch führen, steht er da und bemerkt, wie der Schatten des Brunnens langsam seinen Körper hinaufkriecht. Einen Augenblick blinzelt er irritiert der plötzlichen Kälte auf seiner blanken Haut wegen und richtet den leicht verschwommenen Blick auf diese riesigen, imposanten Menschen. Wie es scheint, spielt sein Verstand ihm einen Streich. Vor seinem geistigen Auge beginnt die äußere Hülle der Figuren abzuplatzen und echte Menschen freizugeben. Begleitet von einem eigenartigen Musikstück beginnen sie sich zu drehen und herumzuwirbeln, zu tanzen und zu lachen. Geschmeidig legen sich die bunten Kleider an die schlanken Körper und schwingen bei jeder Bewegung sanft mit, während der gehörnte Mann die Mädchen mit
genauso wolllüstigen Blick mustert wie der Zentaur seine Liebste. Nur fraglich, ob Lysandros mehr Spaß hat oder der Fremde. ~+~

Dieses Rp hat mich dazu inspiriert den Text des Songs "Krötenliebe" von Svbway to Sally ein wenig umzudichten.

Krötenliebe

Als wir an den Waldsee kamen 

sahen wir ein Meer von Kröten, 

einen Ozean von Fröschen. 

Mittagsgrün fiel durch das Laub, 

 

in der Luft war ein Getöse 

weil sie von der Liebe sangen; 

und sie grabschten nacheinander 

und sie sangen wild und laut.

 

Als ich mich auf dich stürzte 

hüpften all die kleinen Kröten 

um ihr Leben.

 

Ein Gewirr aus tausend Leibern, 

schwarze Tinte in den Augen. 

Ich warf mich in deine Arme, 

über Zweifel längst hinweg; 

 

und du bist zurückgewichen, 

aber nur zwei kleine Schritte 

und die Kleider fiel´n zu Boden 

in den klebrig feuchten Dreck.

 

Als ich mich auf dich stürzte 

hüpften all die kleinen Kröten 

um ihr Leben.

 

Als wir im Tümpel lagen, 

im fauligen Morast, 

brach über uns die Nacht herein. 

 

Dunkle Gestalten krochen 

auf unser Lager zu - 

und stimmten in das Lied der Liebe ein.

 

Als ich mich auf dich stürzte ...

Nymphenreigen

Als wir an den Brunnen kamen

Sahen wir den Nymphenreigen

Dionysos in der Mitte

Sonnenlicht fiel auf den Rand

 

In der Luft war eine Stille

Denn sie waren festgehalten

Und sie griffen nacheinander

Und sie tanzten wild und toll

 

Als ich mich auf dich stürzte

Erwachten all die schönen Nymphen

Zu neuem Leben

 

Gestaute Lust war in den Leibern

Leidenschaft in unser’n Augen

Ich warf mich in deine Arme

Über Zweifel längst hinweg

 

Und du bist zurückgewichen

Aber nur ein kleines Bisschen

Und die Kleider fiel’n zu Boden

In das klare kühle Nass

 

Als ich mich auf dich stürzte

Erwachten all die schönen Nymphen

Zu neuem Leben

 

Als wir im Becken lagen

Im kühlen feuchten Nass

Brach über uns die Nacht herein

 

Dunkle Gestalten tanzten

Zu unserer Harmonie

Und stimmten in das Lied der Liebe ein

 

Als ich mich auf dich stürzte …


..am 13. Mai am Wasserfall nahe Glorfindal

 

Endlich gerettet! Nachdem die Sonne in den letzten Tagen erbarmungslos die Erde ausgetrocknet hat, ziehen jetzt riesige Wolken über das Firmament und spenden kühlende Schatten. Besser spät als nie, will man behaupten, wenn man sich die gerötete Haut des Zentaur ansieht, der sich durch das Unterholz des Waldes schlägt. Die Wasservorräte sind fast erschöpft und es wird Zeit irgendwo einen Bachlauf zu finden, an dem man sie wieder auffüllen kann. Ein Wunder, dass sie bei dieser Hitze überhaupt so lange ausgereicht haben. Leise knirscht der ausgedorrte Boden unter den großen Hufen, während die herabhängenden äste vorsichtig zur Seite geschoben werden. "Pass auf.", spricht er liebevoll und wendet das Haupt zu seiner Liebsten. Kurz wartet er bis diese weitergelaufen ist, bevor er den Ast loslässt und dieser mit einem leisen Zischen der Luft zurückschnellt. Die Hände werden achtlos am Fell abgewischt, welches durch den Staub einen leichten Grauschleier bekommen hat. Wäre er noch in seinem Heimatdort, so würde er einfach zum nahen Fluss gehen und ein erfrischendes Bad nehmen. Allerdings werden es keine hundert Pferde schaffen, ihn dahin zurückzutreiben. Seine Liebste wird er nicht weiter diesen ignoranten Tölpeln aussetzen. Dumpf klingen die Lästereien noch in seinen Ohren und jedesmal überkommt ihn eine kleine Welle des Zorns, die ihn heftig schnauben lässt. Dann lieber allein mit ihr in einem fremden Wald als zusammen mit IHNEN in einem Dorf leben. Und anscheinend findet man hier auch alles, was man braucht. Himbeersträucher tauchen immer wieder zu beiden Seiten auf und auch andere Waldfrüchte finden sich an einigen Stellen. Nur einen Fluss kann er nirgendwo entdecken, ist doch das Plätschern und Rauschen aus dieser Entfernung nicht zu hören.

 
Sanfte Blüte Aenia lächelt, als er ihr so galant das Zweigwerk aus dem Wege hält. Leichtfüßig schließt sie zu ihm auf und streicht ihm dankend mit eins, zwei Fingern den Unterkieferbogen entlang nach vorn zu seinem Kinn. Es ist wirklich angenehm mit ihm zu reisen, denn immerwährend achtet er darauf, dass sie gut mit ihm Schritt halten kann. Wer hätte gedacht, dass ein so sturer Hengst ebenso ein wahrer Gentleman sein kann? Einmal mehr kribbelt die Verliebtheit in ihrem Bauch und lässt sie fühlen, als würde sie auf Wolken gehen. Ist das der berühmte 7. Himmel, von dem es immer heisst? Sie ist sich mindestens sehr sicher, dass er das tatsächlich ist. Seit vor ein paar Tagen in der schwülen Hitze des sonnenüberfluteten Brunnens die letzten Barrieren zwischen ihnen fielen, hegt sie keinen Zweifel mehr an seinen Gefühlen und auch nicht an ihren. Es ist, als wäre ihr größter Wunsch in Erfüllung gegangen, von dem sie vorher nicht einmal wusste, dass sie ihn hatte. Und obgleich sie sich danach sehnt, endlich das unbestimmte Ziel zu erreichen, auf das diese Reise hinsteuert so ist ihr gleichzeitig bewusst, dass sie noch wochenlang mit ihm durch die Lande ziehen könnte. Denn jegliche Schmerzen und Ermüdung der Beine sind wie weg geblasen, sobald er sie berührt. Vergnügt bei diesem Gedanken pflückt sie ein paar Himbeeren, von dem Strauch den sie passiert, steckt sich eine in den Mund und hält ihm die andere hin. "Koste mal, sie sind wahnsinnig süß!" malt der gut gelaunte Singsang die köstliche Gaumenfreude aus, die ihn erwartet.

 
Rauer Wind Lysandros ist vielleicht ihr gegenüber ein höflicher Mann aber noch vor einigen Wochen hat er sich nicht darum geschert, was die Frauenwelt von ihm hält. Allerdings hat er auch für kein weibliches Wesen auf der Welt jemals etwas derartiges empfunden. Bei jeder noch so kleinen Berührung schlägt das Herz höher und ein Lächeln bahnt sich einen Weg auf seine Lippen. Wie ein wunderbarer Fluch, der ihn umschlungen hat. Und der Zentaur hofft, dass niemand je diese Magie brechen und sie voneinander trennen wird. Sein Herz würde brechen und wohl nie wieder geheilt werden können. Egal, wohin die Reise führt, er wird sie genießen solange Aenia an seiner Seite ist. Tief atmet er ein als sie mit ihren Fingerspitzen seine Gesichszüge nachfährt. Wie es ihm gefällt von ihr geliebt zu werden und dieses Gefühl auch zu erwidern. Doch sich aneinanderschmiegen und die gemeinsame Zeit noch mehr genießen kann er später. Allmählich wird es Zeit einen Unterschlupf zu finden, in dem sie für die nächste Zeit unterkommen können. Eine Höhle ist mit Sicherheit ausreichend, wenngleich nicht sonderlich gemütlich. Aber dagegen kann man ja etwas unternehmen. Nur muss man dazu erst einmal so eine Behausung finden. "Hm?", fragt er und dreht sich zu ihr um. Ihm ist völlig entgangen, dass sie sich ein paar Himbeeren vom Strauch genommen hat. So schielt er etwas verwundert auf die kleine, rote Beere vor seiner Nase, ehe er sie vorsichtig in den Mund nimmt. Gierig kaut er darauf herum, spürt wie sich der Fruchtsaft über seine Zunge ergießt und sich der Geschmack überall verteilt. "Danke, meine Liebste.", säuselt er liebevoll als er endlich herunterschluckt hat und betont dabei extra ihren Kosenamen. Dann jedoch hebt er plötzlich das Haupt und steht wie angewurzelt da. Fast eine Minute verharrt er bewegungslos und still schweigend. "Hörst du das Rauschen? Hier muss ein Fluss in der Nähe sein." Und dem Geräusch zu urteilen nach sogar ein Wasserfall. Vielleicht findet sich in seiner Nähe ein Ort zum Ausruhen.


Sanfte Blüte Aenia bekommt mal wieder sofort einen leichten Rotschimmer auf die Wangen, als seine Lippen ihre Hand berühren. Sie reißt sich zusammen, kämen sie doch andernfalls gar nicht mehr vorwärts. Und doch reichen die guten Vorsätze nicht aus, um den Blick sofort wieder von seinen Lippen abzuwenden. Vielmehr beobachtet sie, wie der rötliche Saft zwischen ihnen sichtbar wird und ertappt sich dabei, sich an die Stelle der kleinen Beere zu wünschen, die so sanft in seinem Mund zerquetscht wird. Sie schüttelt sich und versucht diese seltsamen Gedanken zu vertreiben, was sollen denn diese dauernden Spinnereien? Gerade als sie dabei ist sich endlich wieder zu fangen, bringen seine gesäuselten Worte ihre Knie doch wieder dazu, weich wie Butter zu werden. Doch er scheint zu ihrem Glück gerade auf etwas ganz anderes konzentriert zu sein. Sie bemerkt, wie diese hübschen befellten Ohren an seinem Kopf sich in immer wechselnde Richtungen drehen und versucht mucksmäuschenstill zu sein, sie hält gar den Atem an. Was hört er, lauert in der Nähe Gefahr? Die Furcht keimt zwar unter ihrem Herzen auf, erreicht es doch nie ganz, schließlich ist er an ihrer Seite. Einen sichereren Platz als ihren, kann sie sich auf der ganzen Welt nicht vorstellen. Als er kurze Zeit später schon weiterspricht, zuckt sie schreckhaft wie sie ist zusammen und atmet dann erleichtert aus. "Ein Rauschen?" Sie hat keine Geduld, um ihrerseits die Ohren zu spitzen und auszuharren, bis sie etwas hört. Schließlich kann dieses Rauschen nur auf Wasser hindeuten, ebenso wie ihm ist auch ihr bewusst, dass ihre dahingehenden Vorräte so gut wie erschöpft sind. Ganz davon abgesehen, dass sie der Meinung ist dringend ein Bad zu brauchen. Das Letzte ist wie erwähnt schon ein paar Tage her .. und nun ja .. das war dann im Endeffekt doch nicht unbedingt nur ihrer Sauberkeit zuträglich gewesen, um es einmal gelinde auszudrücken. "Lass uns nachsehen!" erwidert sie darum euphorisch und greift automatisch nach seiner Hand.

 

Rauer Wind Lysandros schafft es einfach nicht, die Augen auf etwas anderes als sie zu richten, wenn die Liebste diesen leichten Hauch Röte im Gesicht hat. Sie wirkt so schon unbeschreiblich schön aber in diesen Momenten ist sie noch atemberaubender. Nur mit größter Anstrengung schafft er es nicht die Hand zu heben und ihr liebevoll über die Wange zu streicheln, in der Hoffnung, die Färbung würde noch etwas stärker zum Vorschein kommen. Zumal es jetzt etwas Wichtigeres gibt. Das Wasser reicht höchstens noch für einen Tag. Zumindest, wenn die Wolken sich nicht wieder auflösen und die Sonne erneut die Luft zum Flimmern bringt. Man sollte sich erstmal um frisches Wasser kümmern und sich danach daran machen, ihr erneut die Röte ins Gesicht zu zaubern. Da hat sie aber anscheinend um einiges schneller gedacht als er, ist er doch ziemlich überrascht, als sie seine Hand greift und ihn hinter sich herzieht. Zu Beginn ihrer Reise hätte sie sich das noch nicht getraut. Umso mehr freut es ihn, dass sie wohl die letzten Hemmungen verloren hat. "Hetz doch nicht so. Ich komm ja kaum hinterher.", scherzt er und beschleunigt etwas den Schritt um wieder auf gleicher Höhe mit ihr zu sein. Da hat es wohl jemand eilig. So dauert es auch nicht lang bis der Fluss zwischen den Bäumen leicht glitzernd auftaucht. Frisches, klares Wasser, welches langsam über die großen Steine fließt und leise dabei plätschert. Doch wo kommt das Rauschen her? Suchend geht der Blick umher und heftet sich auf die Klippe, die sich in einiger Entfernung vor ihnen auftut. Das obere Ende eines Wasserfalls. Hoffentlich ist die Strömung nicht so stark, dass es sie diesen hinunterzieht.

 
Sanfte Blüte Aenia lacht nur glockenhell über seine Worte. Wer hat denn hier die kräftigeren, schnelleren Beine von ihnen beiden? Gemeinsam brechen sie also aus dem Dickicht hervor und sie fühlt sich mit einem Mal in Zeit und Ort zurück versetzt. Ein Fluß, der die zwei Hälften einer Lichtung voneinander trennt und gleichzeitig vereint. Wie der Ort an dem sie sich kennen lernten. Ihre Hand schließt sich fester um seine und ein unumstößliches Gefühl umfängt sie. Sie fühlt sich angekommen, genau hier will sie mit ihm bleiben. Einfach zu viele schöne Erinnerungen, die dieser Ort in ihr weckt. Selbst die Silhouette des Waldkönigs, die ihr Verstand in die Baumkronen des gegenüberliegenden Waldrandes malt, kann sie nicht schrecken. Schließlich war es das erste Mal, dass Lysandros sie in seine Arme geschlossen hat. Schon das allein lässt den Schock und den Schmerz ihrer Verbannung in weite Ferne rücken. Trotz des bedeckten Himmels ist es sehr warm hier, ja man könnte es schon eher als schwül bezeichnen. Und wenn man genauer hinsieht wird der Himmel in der Entfernung immer dunkler. Die drohenden Schatten eines Gewitters liegen in der Luft und lösen unbewusst eine wohlige Anspannung in ihr aus. Nervös stakst sie mit ihren Läufen auf der Stelle und kann doch nicht umhin diesen Ort als "Wunderschön." zu bezeichnen. Erwartungsvoll blickt sie ihren Geliebten an, ob er wohl ähnlich denkt wie sie?

 
Rauer Wind Lysandros denkt wohl in den ersten Sekunden anders als die Liebste. Für ihn ist es ein Ort an dem er alles finden kann um mit Aenia ein einigermaßen normales Leben zu führen. Nahrung gibt es im überfluss und auch an Wasser wird es ihnen hier wohl nicht mangeln. Erst nachdem diese Gedanken verflogen sind, widmet er sich den Empfindungen, die sich in ihm beim Anblick des Ortes breit machen. Welch eine Wendung sich in den letzten Wochen ergeben hat, unfassbar. Nie hätte er geglaubt, dass er jemals mit einer derartigen Schönheit Seite an Seite steht, ihre Hand fest in der eigenen liegt und sie ihm so viel Geborgenheit vermittelt. Es ist das erste Mal, dass er sich so glücklich fühlt. Mehr kann sich Lysandros nicht wünschen, er hat alles, was er braucht bei sich. "Da hast du Recht.", stimmt er ihr zu und wirft noch einen Blick auf die Liebste. Bei den leisen Geräuschen des Wassers muss er unweigerlich an den Aufenthalt in der Ruinenstadt denken. Schnell den Kopf schütteln, bevor die Erinnerungen zu bildhaft werden und er nicht anders kann als über sie herzufallen. "Lass uns erst einmal irgendwo einen Unterschlupf finden und dann weitersehen.", schlägt er vor und peitscht ungeduldig mit dem Schweif. Er freut sich einfach schon darauf den Ballast ablegen und sich in die Fluten stürzen zu können. Noch einmal wird ihre Hand gedrückt und dann damit begonnen den Fluss entlang zur Quelle zu folgen. Meist entspringen diese ja in irgendwelchen zerklüfteten Bergregionen und es wäre ein Wunder wenn es dort keine Höhle gibt, die sie vorerst beziehen können.

 
Sanfte Blüte Aenia fängt seinen Blick ein und beißt sich vorsichtig auf die Unterlippe. Sieht so aus, als würde sie ähnlich denken wie er, denn sie kichert leise wie zirpende Grillen, als er sich schüttelt. Sie glaubt den Grund dafür nämlich sehr genau zu kennen und muss zugeben, dass sie sich heimlich darüber freut. Eilig folgt sie ihm und damit dem Lauf des Flusses. Einen Unterschlupf .. sofort malt ihre Vorstellungskraft sehr realistische Bilder einer Höhle .. mit sanftem Licht und weichem Untergrund und .. Das ist ja nicht zum Aushalten! Immer nur diese Gedanken, sie kann sich ja auf gar nichts mehr richtig konzentrieren, solange er in ihrer Nähe weilt und dauerhaft diesen anregenden Geruch verströmt. Ihre Hand öffnet und schließt sich in seiner und knetet die Haut dadurch praktisch ein wenig. Das Knistern in der Luft von dem anstehenden Gewitter scheint sich direkt auf ihr Gemüt zu übertragen. Es ist doch sonst nicht so extrem schwer, sich seiner Anziehungskraft zu entziehen. Seit Tagen schon hält sie immerhin tapfer durch, warum nur bröckelt diese Standhaftigkeit so plötzlich? Nicht allzu weit entfernt kann man felsiges Gebiet erkennen, dass den Fluß zu speisen scheint. "Meinst du, dort gibt es vielleicht eine Höhle?" fragt sie betont beiläufig und versucht sich auch ja nichts von ihrer Aufregung anmerken zu lassen.


Rauer Wind Lysandros entgeht das Kichern der Liebsten keineswegs doch lässt er es einfach unkommentiert. Irgendeiner von beiden muss wenigstens den Versuch unternehmen, einen klaren Kopf zu behalten. Die Knochen schmerzen seit Tagen unter der Last und der anstrengenden Reise und die Nächte sind auch nicht wirklich erholsam solange man ständig ein Auge offen halten muss um vor wilden Tieren sicher zu sein. Eine sichere Höhle und ein wärmendes Feuer müssen gefunden werden. Erst danach wird er sich wieder seinen lüsternen Gedanken hingeben und sie in der ein oder anderen Situation sicherlich auch in die Realität umsetzen. Es macht ihn ja schon wild, nur die Wärme ihrer Hand in seiner zu spüren und den Duft der Liebsten einzuatmen. "Ich denke, die Chancen stehen nicht schlecht.", erwidert er und lässt dabei deutlich erkennen, dass wenigstens er sich riesig darauf freut. Eine Nacht in trauter Zweisamkeit, geschützt vor Wind und Wetter. "Dann können wir uns endlich richtig entspannen.", seufzt er voller Vorfreude und schmiegt sich für einen Moment an Aenia, sie dabei mit einem eindeutig zweideutigen Blick musternd. Behutsam steigt er über einige Steine in die Höhe, einen kleinen Abhang hinauf. Kaum kommt er aus dem Staunen nicht mehr heraus als er die Steilwand sieht, die sich vor ihm auftut. Unbewusst drückt er die zarte Hand der Liebsten während er die Bäume mustert, die aus dem Fels wachsen und viel Schatten spenden. "Jetzt nur nach einer Höhle suchen." In dieser endlos lang scheinenden Wand wird sich sicherlich eine finden.


Sanfte Blüte Aenia bleibt fast das Herz stehen, als er sich ganz sacht an sie drängt. Dann noch dieser Blick und schon scheinen sich Wiese, Felsen und Bäume wie ein Karussell um sie zu drehen. Mühsam versucht sie trotzdem nicht zu stolpern, während sie hinter ihm her klettert. Die Beine sind schon ganz zittrig von diesem ständigen Aufwallen der Gelüste. Entspannung wäre im Moment wirklich sehr notwendig und sie hat da auch schon so eine Idee, wie sie dies erreichen könnte. Sie beisst die Zähne aufeinander, erwidert den Druck seiner Hand so fest sie kann und geht die ersten Schritte die Felswand entlang. Eine Höhle, hoffentlich finden sie eine. Dann wird erstmal dieser ganze Ballast von den Rücken geschnallt und so lange für Entspannung gesorgt, bis die Erschöpfung sie einholt und sie in seinen Armen einschlafen kann. Der Fingernagel ihres Daumens gräbt sich mit leichtem Druck in seine Haut und fährt die Länge seines kleinen Fingers nach. Durch den Dunstschleier, der sich erneut über ihre Augen gelegt hat, wird sie überraschenderweise einer dunklen Stelle gewahr, die sich nicht weit von ihnen am Felsen befindet. Sie blinzelt und kneift die Augen leicht zusammen. "Sie nur, dort." säuselt sie schwach wie die untergehende Sonne. "Ist das vielleicht eine Höhle?" Hoffnung flackert in ihrem Blick und in der Frage auf. Mit einem Mal knallt ihr ein dröhnender Donnerschlag um die Ohren und lässt sie heftig zusammenfahren. Sie quiekt wie ein verschrecktes Reh und sucht hinter seinem Rücken Schutz.


Rauer Wind Lysandros spürt den Druck ihres Fingernagels auf der Haut und begutachtet den hellen Streifen, den dieser auf der Hand hinterlässt. Der sanfte Schmerz hilft allerdings auch nicht, ihn von der aufkommenden Erregung abzulenken. Es ist zum Verrückt werden. Kaum noch kann er den Blick von ihr abwenden, jede Gelegenheit wird genutzt um sie zu berühren und ihren betörenden Duft einzuatmen. Vorsichtig geht es an der Steilwand entlang, die Liebste immer neben sich. "Du meinst da vorn?"hakt er nach und richtet den Blick auf die dunkle Stelle im Fels. "Es gibt wohl nu..." Schlagartig dreht sich den Zentaur um als er den Aufschrei seiner Liebsten vernimmt und schlingt schützend die Arme um deren grazilen Körper. "Alles in Ordnung.", sagt er flüsterleise und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn, während die Hand behutsam ihren Rücken hinabfährt. "Lass uns nachsehen ob es wirklich eine Höhle ist, bevor das Unwetter beginnt." Eine Dusche wird sicherlich ganz gut tun aber den Zeitpunkt sollte jeder selbst bestimmen können. Nicht ganz uneigennützig hält er sie dennoch eine ganze Weile im Arm und kann sich nur schwer von ihr trennen, bevor es auf die Höhle zugeht. Angestrengt versucht der Blick die Schatten zu durchdringen um deren Ausmaße auszumachen. "Hier können wir es auf jeden Fall erst einmal aufhalten.", kommts von ihm, während sich eine Hand auf Aenias Taille legt und sie an sich zieht. Hier steht er also, zusammen mit seiner Partnerin vor dem ersten eigenen und vor allem gemeinsamen Heim.


Sanfte Blüte Aenia zittert wie Espenlaub und schmiegt ihre Wange an seine unbedeckte Brust. Von ihrem Schreck hat sie sich in dieser Situation natürlich ganz schnell beruhigt, doch wird er nur ersetzt durch die neuerliche Hitze die sich auf den Wangen und unter den Fingern ausbreitet. Sie fühlt sich dem Wahnsinn nahe, als seine raue Hand so sacht die weiche Haut an ihrem Rücken kitzelt. Die gesamte verbliebene Konzentration wird allein darauf verwendet, dass keine der in ihrer Kehle harrenden Noten über ihre bebenden Lippen an sein Ohr springt. Denn wenn das passieren würde, sie weiß es genau, dann würden auch bei ihm alle Stricke reißen und das Pferd mit ihm durchgehen. Ein erleichtertes Seufzen bahnt sich dennoch den Weg empor, als der Druck von seinen Armen auf ihren Lungen nachlässt. Noch etwas benommen taumelt sie hinter ihm her und steht dann ebenfalls am Eingang der Höhle. Die Neugier drängt erlösend jegliche Erwartung nach hinten und lässt sie ein paar Schritte in das Dunkel der Felsen steigen. Behutsam streicht ihre weiche lebendige Hand über das harte leblose Gestein der Höhlenwand. "Sie scheint sehr groß zu sein." Staunend hallt ihre klare Stimme von den Steinen wider, gewinnt an Tiefe und verliert an Deutlichkeit gleichermaßen. Lächelnd schreitet sie zu ihm zurück und sieht ihn an, als wäre er das pure Glück. Und wahrscheinlich ist er das sogar tatsächlich. "Ich liebe es hier." stellt sie fest und streicht ganz sacht über seinen Arm. "Nun .. darf ich dir wieder beim Ablegen helfen?" Das Grinsen in ihrem Gesicht könnte man auch sehr leicht als eindeutig zweideutig interpretieren.


Rauer Wind Lysandros würde ganz bestimmt nicht ruhig sitzen bleiben, wenn sich Aenia ihren Gelüsten hingeben würde. Es ist so schon nicht einfach ihrer Anziehungskraft zu widerstehen. "Du hast Recht.", fügt er nur ihrer Vermutung hinzu. Der Eingang des neuen Heims mag nicht sonderlich groß sein und es ist Glück, dass er nicht den Kopf einziehen muss als er die ersten Schritte ins Dunkel hinein macht. Aber der Innenraum scheint mehr als geräumig zu sein um sich nicht ständig auf die Hufe zu treten. Das wird auf Dauer auch schmerzhaft, selbst wenn er jetzt schon davon ausgeht, dass die beiden nicht für immer hier hausen werden. Vielleicht schaffen sie es ja irgendwo in der Umgebung ein gemütliches Holzhäuschen zu bauen. Im Moment jedoch ist die Höhle mehr als genug um den Ballast abzulegen und sich auszuruhen nachdem man...nunja, ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. Wobei der Gesichtsausdruck seiner Liebsten wohl die Hoffnung stärkt, dass es wohl durchaus dazu kommt. Langsam führt er seine Hand an ihr Kinn und drückt es bestimmt ein wenig nach oben um sie leichter küssen zu können. "Nur wenn ich danach dir helfen darf.", raunt er ihr voller Leidenschaft und Erregung ins Ohr als sich ihre Lippen wieder voneinander trennen.


Sanfte Blüte Aenia kann weder an ein Holzhäuschen noch ans Ausruhen denken, als er sie endlich küsst. Langsam verlassen die ersten lieblichen Noten ihre Kehle, einen wohlig entrückten Gesang zu bilden. Sein heißer Atem an ihrem Hals und Ohr treiben sie noch weiter, ferner der Realität und näher der heißen Umarmung ihrer Sehnsüchte. So dauert es seine Zeit, bis die Worte die sein Atem trug von ihrem Verstand auch in die richtige Richtung interpretiert werden. Wie Schuppen fällt es ihr von den Augen, sie müssen doch zuerst noch die zäumenden Riemen an ihren Rücken lösen. Hilflos blickt sie auf ihre zitternden Hände und überlegt fieberhaft welche Möglichkeiten ihr offen stehen. Relativ schnell wird ihr klar, dass sie das wohl einfach schnellstmöglich durchziehen muss, bevor sie sich noch komplett in ihrer ansteigenden Erregung verliert. Nervös geht sie zwei Schritte neben ihn, sodass er gleichzeitig ihren Rücken erreicht und versucht das letzte Bisschen Beherrschung zusammenzukratzen, um dieser schier unlösbaren Aufgabe Herr zu werden. Jedes Leuchten der Blitze, die inzwischen draußen über den Himmel rasen und jedes weitere Donnerschmettern elektrisiert sie umso mehr. Sie hat schon ein gutes Stück geschafft, als das leise Trippeln kleiner Regentropfen vor der Höhle ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sie will da raus, sie will mit ihm da raus! Ein hohler Laut der Ungeduld arbeitet sich zitternd aus ihrem Mund.


Rauer Wind Lysandros hat vielleicht noch nicht viel Erfahrung damit und dennoch weiß er, wie er mit den weiblichen Wesen spielen und ihnen wohlige Schauer durch den Körper jagen kann. Fast so als wäre es seine ganz persönliche Bestimmung. Für ihn ist jedoch ganz klar, dass er diese Fähigkeit nur bei Aenia anwenden wird. Da kann jede noch so schöne Frau kommen und versuchen seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, der Zentaur hat nur Augen für die Liebste. Sie hat seinen kompletten Verstand in Beschlag genommen und als ob das noch nicht genug wäre, den Rest seines Körpers mit dazu. Er gehört ihr, ist der Lady komplett verfallen und wird alles für sie tun. Mit bebendem Atem lässt er seine Fingerspitzen durch ihr helles Fell gleiten, darauf bedacht besonders langsam zu machen und sie ein wenig zu kitzeln während er einen Lederriemen nach dem anderen löst. Als er endlich fertig ist, dreht er sich zu ihr um und schlingt abermals die Arme um sie. Diesmal allerdings von hinten, die Hände auf ihren schlanken Bauch legend und ihr einen Kuss auf die Halsbeuge drückend. "Lass uns ein wenig den Regen genießen..."...und uns ein bisschen säubern, bevor es dann richtig schmutzig wird. Nein, die letzten Worte verkneift er sich lieber und so löst er sich von ihr und läuft aus der Höhle , dabei noch einmal mit den Fingern über ihren Arm streichelnd ehe er in den Regen tritt und jeden einzelnen Tropfen als willkommene Abkühlung auf der geröteten Haut empfindet. Die Augen werden geschlossen und das Gesicht gen Himmel gereckt.


Sanfte Blüte Aenia fühlt sich wirklich so hilflos wie ein Spielzeugkahn auf den mächtigen Wellen seiner Berührungen. Wie er quälend langsam jeden ihrer Stricke einzeln löst kann sie einen wimmernden Laut gerade eben noch vor seiner Entfaltung unterdrücken und beendet ihn so in einem wehrlosen Keuchen. Sie schließt die Augen und spürt trotzdem ganz genau, dass er sich von hinten nähert. Gänsehaut rast ihr über Rücken und Arme und lässt die enge Kleidung über ihrem Oberkörper spannen. Sie zittert leicht vor der Eiseskälte der bangen Erwartung und spürt die Wärme seiner Hände um ihren Bauch so intensiv, dass sie das Gefühl hat unter ihnen in Flammen aufzugehen. Umso willkommener ist sein Vorschlag, den sie nur noch mit einem leise gehauchten "Ja .." zu beantworten vermag. Ihr Arm folgt unwillkürlich seiner Bewegung und ein Finger verhakt sich untrennbar in seinem. Die Hufe schweben mehr über den Fels, als das sie wirklich noch auftreten und einen Halt finden. Sobald das schützenden Dach dem offenen Himmel weicht, wird ihr Körper von dem erstarkenden Regen durchwirkt. Sie selbst ist schon gar nicht mehr richtig zugegen und nähert sich ihm wie in Trance mit dem Ziel seine Lippen mit den Ihren zu verschließen. Leider sind sie aufgrund seiner arroganten Körperhaltung derzeit unerreichbar und so schmiegt sie sich an ihn und bedeckt die Seite seines Halses und das zugehörige Schlüsselbein mit ihren ungeduldigen Küssen. Sie langen hellen Haare kleben bereits dunkel an ihrem Kopf und wie Perlen sitzen Regentropfen auf ihrer Haut, die immer wieder durch ihre Nachfolger davongeschubst werden und den hellen Bronzeschimmer in Strömen hinab laufen.


Wie unendlich viele, winzige Nadelstiche fühlt sich jeder einzelne Regentropfen an und doch empfindet er die Abkühlung als wahren Segen. Innerlich dankt er demjenigen, der für das herabfallende Wasser verantwortlich ist, dass derjenige solange damit gewartet hat, bis eine passende Bleibe gefunden wurde. Mehrmals atmet er tief ein und spürt die feuchte Luft in seinen Lungen, die er nur ungern wieder nach außen presst. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl, genauso wie die sinnlichen Lippen der Liebsten, welche seine gequälte Haut liebkosen und die herabrollenden Wassertröpfchen wieder von dieser entfernen. Leise seufzt er bei jeder Berührung und erst als Aenia die ersten Küsse tiefer führen, öffnet er die Augen und senkt den Blick. Wie toll doch dieses Gefühl ist und wie gerne er es ihr zurückgibt. So lehnt er sich ein wenig zurück, lässt ihre Lippen das Ziel verfehlen und grinst sie mit einem Feuer in den Augen an, wie man es wohl nur selten bei jemandem sieht. Pure Gier flammt in ihnen auf als er die Hände an ihre Hüfte legt und sie mit einem Ruck an sich heranzieht. Die Iriden suchen nach den wundervollen grünen Hainen Aenias, während er vor Erregung heftig schnaubt. Langsam senken sich die Lider ehe die Lippen voller Leidenschaft nach denen der Liebsten suchen. Fast schon stürmisch sind seine Handlungen als hätte er unendlich lange auf diesen Moment warten müssen. 

 

Sanfte Blüte Aenia genießt den Geschmack seiner Haut, den Regen der sie sanft umhüllt, die Blitze die sie reizen und das ferne Donnergrollen das in ihrem Bauch vibriert. Gerade als sie ihre Lippen auf den nächsten Zentimeter seiner Haut setzen will, küsst sie ins Leere und öffnet erstaunt die Augen, die direkt von den Seinen aufgefangen werden. Wie gierige Flammen leckt sein Blick an ihr und lässt sie bis ins Mark erbeben. "Lys .. ah!" keucht sie, als sie heftig an seinen Körper prallt und die Luft aus ihren Lungen weicht. Eine weitere Note, dunkel und fiebrig, mischt sich in sein Schnauben und flechtet es in die Melodie ihrer Liebe. Klamme Hände gleiten seinen nassen Rücken hinauf und halten inne, als seine Lippen nach einer schieren Ewigkeit auf ihre treffen. Wie eingefroren in ihrer Bewegung haften sie regungslos an der von der Sonne geröteten Haut, als seine Leidenschaft ihre Zungen zu einem erbarmungslosen Kampf verführt. Die Finger verlieren an Halt und drohen hinabzurutschen, doch gräbt sie ihre Fingernägel in seine Haut um das zu verhindern. Am liebsten würde sie ihn aufreißen und sich vollkommen in ihm versenken. Selbst die Umrisse ihrer Körper sind ihrer Meinung nach zu viel das sie von ihm trennt. Also erst recht der Stoff, der sie bedeckt und daran hindert ihn komplett an sich zu spüren. Wie eine Schlange windet sich ihr Rumpf an Seinem und versucht so die lästige Kleidung loszuwerden - wie eine zweite Haut, die längst abgestoßen wurde.


Rauer Wind Lysandros ignoriert alles, was sich um das verliebte Paar herum abspielt. Mehr noch, es findet nicht einmal einen Weg über die unzähligen Nervenbahnen ins Hirn um dort auf Ignoranz zu stoßen. Jede einzelne Stelle seines Körpers wartet darauf von der Liebsten berührt und liebkost zu werden. Weder der immer heftiger werdende Regen noch das düstere Grollen des Himmels welches von nah und fern an sein Ohr dringt, stößt auf Ablehnung. Ihn interessiert noch noch der perfekte Körper Aenias, ihre Berührungen und die zarten Geräusche, die sie lustvoll von sich gibt und die er genauso erwidert. Selbst den stechenden Schmerz in seinem Rücken empfindet er als Genuss, wenngleich jeder Nagel sich wie ein Dolch anfühlt, der sich tief in seinen Körper bohrt. Ein kleiner Tropfen Blut bildet sich sogar unter dem Druck, den sie ausübt. Ihm ist es egal. Soll sie ihn aufspießen, er würde glücklich in ihren Armen sterben. Bestimmt greifen seine kräftigen Hände nach ihrem Oberteil und schieben es ohne Rücksicht auf Verluste nach oben. Er will die weiche Haut spüren, die sie darunter versteckt, jeden Quadratzentimeter mit Küssen übersäen und die wundervollen Rundungen spielerisch mit den Fingerspitzen nachfahren. Doch bevor er dazu kommt, löst er den Kuss und schaut sie schwer keuchend an. Ein Kampf mag anstrengend sein und das Blut in Wallung bringen doch ist es nichts gegen das hier. "Du bist so wundervoll.", haucht er atemlos und schiebt ihr Oberteil noch weiter nach oben, hoffend, dass sie die Arme hebt und er es ihr komplett abstreifen kann.


Sanfte Blüte Aenia wäre wahrscheinlich mehr als verstört wenn sie wüsste, dass sie ihm gerade den Rücken blutig kratzt. Auch wenn sie gerade noch daran dachte den Käfig seiner Rippen aufzubrechen und sich darin für immer einzuschließen, so war es in keinem Moment ihr Wunsch, ihm auch nur ansatzweise Schmerzen zuzufügen. Im Gegenteil - wenn sie könnte, würde sie ihn vor allem Leid, jedem Risiko und jeder noch so kleinen Gefahr bewahren wollen. Sie hat keine Ahnung, was sie tun sollte, würde ihm je etwas Schlimmes widerfahren. Der Gedanke allein ist schon so schrecklich, dass ein leises Wimmern sich in den Kuss ergießt, bevor sie ihrerseits nach Luft schnappt und seinen Blick aus lustverschleierten Augen erwidert. Erst jetzt merkt sie, dass die störenden Stoffe schon fast preisgeben, was sie eigentlich verdecken sollen. Schamhaft will sie gerade ihr Gesicht für einen Moment in den Händen bergen - bevor sie sie erhebt, um ihm den Weg für sein Vorhaben zu ebnen, als seine Stimme ein weiteres Mal erklingt. Keine Berührung und kein Kuss könnten sie so erregen wie seine Worte allein. Wundervoll .. so hatte sie kein anderes Wesen je genannt. Nur er vermag es sie so zu sehen und zu lieben wie sie ist. Kein Abbild und keine angeblich göttliche Eigenschaft von ihr, sondern nur sie selbst mit ihrem ganzen Körper und Wesen. Wie widersinnig, sich gerade vor dem zu genieren, der doch zu einem Teil ihrer Selbst geworden ist. So falten sich ihre Hände selbst hinab zu den Säumen und heben sie langsam und sachte nach oben, bevor sie seine Augen kurz verliert, während der Stoff über ihren Kopf streift. Nass klatscht er zu ihrer Seite auf den aufgeweichten Boden, es spielt jetzt keine Rolle was damit passiert. Mit einer Hand streift sie die einzelnen Haarsträhnen zurück, die sich in ihr Antlitz verirrten und schmiegt sich in ihrer Nacktheit zurück an seinen muskulösen Oberkörper. "Berühr mich .." wispert sie bittend in das Rauschen des Regens und genießt das Gefühl seiner Haut auf den nun befreiten empfindsamen Stellen, die schon seit einiger Zeit gegen die textilen Gitterstäbe gedrückt haben.

 

Rauer Wind Lysandros vor all dem Leid der Welt zu beschützen, wird die Liebste wahrscheinlich nicht können aber das würde er auch nie im Leben von ihr verlangen. Er weiß einfach, dass es viel zu viel Arbeit ist und Aenia nur schaden würde, wenn sie sich so für ihn aufopfert. Das könnte er einfach nicht übers Herz bringen. Lieber schluckt er seine Sorgen und Probleme hinunter und lächelt sie liebevoll an, als sie damit zusätzlich zu belasten. Und genau das macht er jetzt. Anstatt über das nachzudenken, was auf beide in den kommenden Tagen und Monaten zukommt, gibt er sich lieber sanft lächelnd ihr hin und bemerkt mit einem Stechen in der Brust den vor Scham triefenden Gesichtsausdruck ihrerseits. Wie kann sie sich nur so für ihren Körper schämen. In seinen Augen ist sie einfach nur perfekt und niemals würde er sie gegen jemand anderen eintauschen. Eher friert die Hölle zu und der Teufel zieht in den Himmel ein, als dass das passiert. Er hat in der kurzen Zeit einfach viel zu viel mit ihr durchgestanden und das eigene Herz schlägt längst schon nur noch für sie...und wegen ihr. Als der nasse Stoff dann endlich fällt und enthüllt, was so lange verborgen war vor seinem Auge, beschleunigt sich der Herzschlag noch einmal und die Augen können nicht anders als das zu mustern, wonach die Hände auch schon wieder greifen und an sich ziehen. Ihre Worte sind wie die wunderbarste Musik in seinen Ohren und auch wenn es eine Bitte ist, so kann er dieser nicht widerstehen. Wie ein unumstößlicher Befehl, der sich in sein Hirn einbrennt und ausgeführt werden muss um jeden Preis. Langsam lässt er seine Hand über Aenias Seite hinaufgleiten, weiter nach vorn und die Konturen ihrer Rundungen nachfahrend während seine Lippen sich wieder zärtlich auf seine legen.

 
Sanfte Blüte Aenia kann nicht anders, als voller Erwartung an die nächsten Tage und Monate zu denken. Mit ihm an ihrer Seite können sie nur glücklich werden, egal welche Probleme und Schwierigkeiten auf sie zukommen mögen. Doch all diese Gedanken verblassen sowieso angesichts dieser ungeheuren Energie, die sich in diesem Moment zwischen ihnen beiden entlädt. Im ersten Moment hatte sie sich dann doch geniert, als er ihre Brüste so genau in Augenschein genommen hatte. Doch die leichte Röte ihrer Wangen wird nur noch intensiver, als sie merkt wie seine Hand über die nasse Haut nach oben gleitet. Es scheint Ewigkeiten zu dauern, bis sie ihr Ziel erreicht hat nur um dann quälend langsam diese geheime Stelle zu erkunden. Fahrig zeichnen ihre schmalen Finger die Konturen der kräftigen Muskeln nach, die sich unter der Haut an seinem Rücken abzeichnen. So stark und doch so sanft, er könnte sie mit Leichtigkeit zwischen seinen Pranken zerquetschen. Und genau das gefällt ihr, dieser Widerspruch - seine Wildheit, die nur zum Schein gezähmt ist. Ein weiteres Donnergrollen rollt über ihre beiden Körper hinweg, begleitet von einem stürmischen Wind, der kalt wie Eis in ihre Haut schneidet und an den nassen Strähnen zerrt. Sie bilden den Hintergrund für das Raunen ihrer Stimmen, die im Lärm der Natur fast untergehen und doch noch zu erahnen sind. ".. bitte, mehr!" Ein erstickter Laut zwischen der Sinfonie, die unter ihrem Lippenspiel ertönt. Die Hände in seinem Rücken reiben nun bestimmter über die Haut, graben sich in das Fell in der Mitte und zerzausen es auf dem Weg nach unten.

 
Rauer Wind Lysandros weiß, dass die nächsten Tage und Monate einfach so an ihm vorbeigehen werden. Solange sie da ist, übersteht er alle Strapazen, die auf ihn und sie...auf sie gemeinsam zurasen und versuchen sie aus der Bahn zu werfen. Wobei jetzt mit Sicherheit nicht der richtige Zeitpunkt ist um sich über solche Dinge Gedanken zu machen. Hier und jetzt zählt einfach der Moment, die Liebste und er. Weder das dunkle Grollen oder das Plätschern der Wassertropfen in den Pfützen und auch die Blitze, die die pechschwarzen Wolken taghell erstrahlen lassen und dem Wald unheimliche Schatten bescheren, finden Anklang bei dem Zentaur. Seine Sinne sind nur auf Aenia fixiert, egal ob es ihr lieblicher Duft ist, der sich mit der frischen Luft paart, die weiche Haut ihres Dekolteés, welche die kräftigen Hände erforschen oder die Laute, die sie von sich gibt. Mehr...eine Stimme, die einer Göttin gehören könnte, welche ihn in sein dunkles Netz lockt und zu ihrer willenlosen Marionette macht. Unglaublich schön und gefährlich. Und wenn sie von ihm verlangen würde, von einer Klippe zu springen, er könnte es ihr nicht abschlagen. Gierig lässt er eine Hand auf ihren Rücken wandern und zieht sie noch näher an sich, ihre wohlige Wärme spürend, während die andere Hand sich daran macht, ihre Rundungen nicht mehr nur sanft mit den Fingerspitzen zu umspielen sondern der inneren Wildheit mehr Freilauf zu lassen und sich auf diese zu legen um sie dennoch
liebevoll zu massieren.

 
Sanfte Blüte Aenia fühlt sich nicht gefährlich und schon gar nicht göttlich. Sondern einfach nur wunderbar schwach in seinen Armen und unter seinen langersehnten Küssen und Berührungen. Ihrer Meinung nach haben sogar die Regentropfen, die über seine Haut hinabgedrängt werden, mehr Eigenbestimmung als sie selbst. Hinweg gespült mit dem Schweiß und Staub der letzten Tage sind ebenso ihr Wille und Streben. Die Zurückhaltung, die Vorsicht, die sie walten ließ kommen ihr nur noch lächerlich vor und sie hat den unwiderlegbaren Eindruck, dass sie sich ihm nie wieder entziehen können wird. Als sich dann seine Ungestümheit Weg bricht, bricht auch etwas aus ihr. Ein Laut, der sogar den allgegenwärtigen Krach um sie herum übertönt und den neuen Pegel ihrer Melodie vorgibt. Zusammen mit dem Bass des Donners und dem Orchester der Winde ergeben ihre beiden Stimmen ein Konzert, so gewaltig wie es nicht einmal das Unwetter zu sein vermag. Es wird sie gegenseitig zu unbekannten Höhen treiben und in nie geahnte Tiefen stürzen. So lange der Sturm auch dauert und wenn sogar die ersten Sonnenstrahlen wieder ihren Weg durch den dunklen Himmel suchen. Was zurückbleibt sind zwei Wesen, die sich so gleich sind und doch unterschiedlicher nicht sein könnten. Erschöpft und doch glücklich werden sie auf dem weichen Sandboden ihrer neuen Heimstadt liegen und von einem gemeinsamen Schicksal träumen. ~ }Y{ ~

..am 30. September 2012

"Der Wald ist meine Heimat. Der Wald und ich sind eins. Ich bin Teil des Waldes. Ich bin der Wald." Ruhig ist die Stimme des mächtigen Wesens, das trotz des enormen Gewichtes leise wie eine Elfe durch das Unterholz schreitet, den Griff des riesigen Schwertes fest in seiner rechten Pranke ruhend. Vorsichtig schiebt er sich vorbei an den mit Beeren prall gefüllten Sträuchern und muss der Versuchung widerstehen sich hier und da eine zu pflücken um sie in seinen Mund wandern zu lassen. Ohne weiteres könnte er damit seinen Hunger und den der Liebsten stillen allerdings musste er sich in den letzten Wochen ausschließlich von den Früchten des Waldes ernähren. Heute soll endlich damit Schluss sein. Ihm dürstet es nach Fleisch und diesen Drang gilt es zu stillen. Wie ein Löwe, der sich auf der weiten Steppe seinem Opfer unbemerkt nähert, schleicht auch er sich an seine Beute heran, will er sie doch nicht entkommen lassen. Seine dunkelbraunen Augen haben das Tier schon von weitem fixiert und es zwischen den Bäumen mit ihren rot, braun und gelb werdenen Kronen nicht einen Moment losgelassen. Er will dieses Tier erlegen, koste es, was es wolle. Nur noch eine Hand voll Schritte trennen ihn von seinem Ziel. Die Atmung des riesigen Pferdemenschen geht tiefer und er saugt so viel der frischen, sauberen Luft in seine Lungen um sie dann mit einem lauten Kriegsschrei aus diesen zu pressen, während er einen Satz nach vorn macht und dem Wolf das Schwert direkt in den Hals rammt. Wohl ein aus dem Rudel ausgestoßenes Tier, gibt es keinerlei Anzeichen für andere Wölfe in der Nähe. Nirgends Fährten oder das Jaulen eines anderen Wesens. Nur dieses eine Tier welches den kalten Stahl seiner Waffe zu spüren bekommen musste. Mit einem kräftigen Ruck zieht Lysandros sein Schwert wieder heraus und steckt es zurück in seine Scheide. Einen Laut konnte der Wolf nicht mehr von sich geben, hat man ihm nicht nur den Hals durchbohrt, sondern auch das Stimmband zerfetzt. So bleibt ihm nichts anderes übrig als auf die Seite zu fallen und verzweifelt die letzten Atemzüge seines Lebens zu tun. "Es tut mir leid, mein Freund. Aber du wirst wieder ein Teil des Waldes, wie du es gewesen bist. Ich verspreche es dir.", spricht der Zentaur, während er sich herabbeugt zu dem ausblutenden Wolf, der immer regloser daliegt. Was zuvor noch hektisches Strampeln mit allen Pfoten war, ist jetzt kaum mehr als ein sachtes Bewegen. Kurz hält der Riese inne, legt seine Hände mit traurigem Gesichtsaudruck auf den Kopf des Wolfes und streichelt ihn noch ein letztes Mal, ehe er ihn aufhebt und quer über seinen Rücken legt. Sanft kitzelt das weiche Fell das Seine, während er sich wieder auf den Heimweg macht. Die Liebste wartet sicherlich schon auf ihn.

 

Ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen spielen auf dem rauen felsigen Untergrund der Höhle. Ungewohnt leer wirkt es hier, denn der Gefährte ist vor einigen Stunden alleine in den Wald aufgebrochen. Hatte nur etwas gebrummt von wegen er würde jagen gehen. Sie hatte ja keine Vorstellung wie lange ein paar Stunden dauern können, wenn man sie allein verbringen muss. Dabei war es bis vor wenigen Wochen das Normalste der Welt .. Einsamkeit. Das Klappern ihrer Hufe auf dem Stein hallt hohl und leer an den Wänden wider. Sie sieht sich um und stellt fest, wie kahl ihre neue Behausung tatsächlich ist. Das war ihr vorher gar nicht aufgefallen - Liebe macht eben blind, hm? Vogelgezwitscher perlt von draußen zu ihr herein und zaubert ein Lächeln auf ihre Züge. Warum nicht etwas Gemütlichkeit in die Höhle bringen? Das Gepäck von ihrer Reise liegt größtenteils in einer der Ecken und die teilweise ausgepackten Sachen sind überall in der Höhle verstreut. Sie schüttelt den Kopf und lacht leise, bevor sie sich daran macht dieses Loch im Berg zu einem Zuhause zu machen. Nacheinander holt sie die Säcke und Beutel ins Freie, um sie in Ruhe und bei Licht zu sortieren. Sie genießt den leichten lauen Wind auf ihrem Fell und packt nacheinander kleine Schätze aus, schwelgt in Erinnerungen und richtet zuletzt alles ein. Krüge und andere Kochutensilien sind auf Simsen aufgereiht, durch die Witterung in den Fels gehauen. In einem schmalen Riss hat sich etwas Wasser angesammelt, nun stehen auch Blumen darin. Und auf der einzigen großen ebenen Fläche in der Höhle liegen Decken und Felle übereinander, als Lagerstatt. Es ist zwar noch sehr einfach und karg - doch ist es ein Ort an dem man sich wohl fühlen kann. Leiser Gesang tanzt von ihren Lippen nach draußen auf das sonnenbeschienene blühende Feld, während sie hier und da noch etwas verändert. Ob er sich wohl freuen wird?

 

Auch wenn die Vögel noch so schön in den Wipfeln der Bäume zwitschern, so können sie das kräftige Halbwesen dennoch nicht von der Tat ablenken, die er eben vollbracht hat. Er weiß, dass er den Wolf töten musste um das Fortbestehen von sich und seiner Geliebten zu sichern und doch ist es genau betrachtet doch nichts weiter als ein kaltblütiger Mord, der seine Klinge wieder einmal rot gefärbt hat. Wieder eine Kerbe mehr, die er in sein Schwert ritzen wird als Andenken an diese Gräueltat. Dutzende sind es, die sich auf dem Stahl aneinanderreihen und wüsste man es nicht, könnten die Einkerbungen auch für die Gravur eines Schmiedes gehalten werden. So seufzt er leise und lässt den Blick durch die allmählich lichter werdenen Baumkronen schweifen, beobachtet kurz einen Vogel, der gerade aufbricht in den wärmeren Süden um dort den Winter zu verbringen. "Bis zum nächsten Jahr, Freund." Ein eigenartiges Gefühl fremde Wesen als 'Freund' zu bezeichnen und sich mit schmerzendem Herz von ihnen zu verabschieden, für ein Geschöpf des Waldes allerdings so normal wie das Atmen, sind sie doch alle Teil eines größeren ganzen. Der Vogel genauso, wie der Zentaur und der Wolf, welcher leblos auf dem Rücken des Pferdemenschen liegt. Nein, ein Waldbewohner ist nie allein. Langsam schlendert Lysandros weiter durch den Wald, das Rauschen des Flusses in einiger Entfernung leise hörend und das Glänzen der Wasseroberfläche mit einem kurzen in die Höhe ziehen der Mundwinkel kommentierend. Es ist nicht mehr weit bis zu seiner neuen Heimat und schon der Gedanke daran, wer dort auf ihn wartet lässt ihn unbemerkt einen Schritt schneller gehen. So dauert es wahrhaftig nur noch ein paar Minuten, bis das Hufgetrappel bis zur Höhle vordringt und sein Kommen ankündigt. "Ich bin wieder da.", begrüßt er die anmutige Gestalt, welche sich da in einigen Metern Entfernung abzeichnet und vergisst für wenige Momente die Jagd. Nur kurz um die letzten Schritte bis zu seiner Liebsten zu machen, sie zu umarmen und ihr einen sachten Kuss auf die Lippen zu hauchen. "Du warst ja richtig fleißig.", stellt er durchaus überrascht fest, als sein Blick an ihr vorbei durch die Höhle geht. Ihm hätte es durchaus gereicht, wenn auf dem Boden etwas Moos gelegen hätte um gemütlich zu schlafen doch das übertrifft all seine Vorstellungen.

 

Sanfte Blüte Aenia ahnt nichts von der Grausamkeit, die ihr Liebster vor wenigen Minuten im Wald begangen hat. Zur Jagd gehört es leider dazu, einem anderes Lebewesen das Leben zu nehmen. Doch ist es wohl besser wenn der zart besaiteten Hirschdame dieser Akt verschleiert bleibt. Wer weiß, vielleicht würde sie Lysandros in einem ganz anderen Licht sehen, wenn sie mit ansehen müsste wie er tötet. Vielleicht würde sie den Ausdruck in seinen Augen nie vergessen, ihn gar fürchten? Mädchen müssen beschützt werden, damit sie schön und sanft bleiben. Es ist als wäre Aenia dieses Zitat genau auf den Leib geschneidert. Sie könnte nie auch nur einer Fliege etwas zu Leide tun - nie! Ihr Sinn für Frieden und die Schönheit der Natur könnte sich durch das leiseste Gräuel verdunkeln und sie völlig verändert zurücklassen. Der Klang von schweren Hufen auf dem Feld lässt sie aufhorchen, sogleich fährt sie herum und trabt hinaus. Sie blinzelt in die Wand aus Licht, aus der plötzlich eine dunkle Gestalt auf sie zu stürmt und seine starken Arme um ihren Oberkörper legt. Der Schreck, der ihr in die Glieder fährt äußert sich nur in einem wohligen Zucken und sie lächelt in den Kuss hinein. Sein Lob macht sie glücklich, sie schmiegt sich leicht an ihn und säuselt ein "Ich habe dich vermisst." an sein Ohr. Erst dann wird sie dem gewahr, was sich auf seinem Rücken befindet. Zwei ihre Hufe heben sich, um einen Schritt zurück zu setzen und erstarren mitten in der Bewegung, ihr Körper verspannt sich. Sie sieht "Blut .. " und die schlaffen Läufe, glänzendes Fell und leere Augen.

 

Fremder Lysandros genießt die innige Umarmung mit der Liebsten, welche er so achtlos zurückgelassen hat. Völlig schutzlos vor wilden Tieren, die sie nicht als helfendes Wesen ansehen sondern als frisches Fleisch, dass ihre Mägen füllen könnte. Über so ein Szenario will der Zentaur allerdings gar nicht nachdenken, würde es ihn doch nur verunsichern, ob er Aenia überhaupt jemals allein lassen könnte. Nein, er schließt kurz die Augen und erfreut sich an dem lieblichen Duft, der ihm von ihr entgegenströmt. Schnell saugt er diesen in sich auf und würde ihn am liebsten nie wieder gehen lassen, glücklich mit ihm in den Lungen sterben. "Ich habe dich a...", setzt er gerade an, wird aber von ihrer hektischen Bewegung unterbrochen, mit der sie sich aus der Umarmung löst. Für ihn untypisch steht er völlig perplex da, kann gar nicht so recht verstehen, was in seine Liebste gefahren ist. Erst als sie weiterspricht, dämmert es ihm, was mit ihr nicht stimmt. "Aenie, Liebste...beruhige dich doch bitte.", versucht er mit sanfter Stimme dafür zu sorgen, dass sie eben genau das macht. Dass er alles andere als glücklich ist in diesem Moment, dürfte sie wohl ganz deutlich an seinen braunen Augen erkennen. "Mach dir bitte keine Gedanken darüber.", setzt er fort. Wirklich Hoffnung, dass sie seiner Bitte Folge leistet, hat er nicht aber einen Versuch ist es ja wert. Rechtfertigen und sich entschuldigen wird er sich für die Jagd nicht. Nicht noch einmal. Der Wald hat seine Worte schon einmal gehört und der Geist des Waldes kennt die Gründe. Lysandros würde nie aus Spaß jagen, sondern nur, weil es sein muss. Langsam greift er nach hinten und zieht den toten Wolf, dessen Fell vom Blut mittlerweile vollkommen verklebt ist, von seinem Rücken, hält ihn fest in den Armen als wäre es ein Stofftier und er ein kleines Kind. "Ich musste etwas zu essen besorgen.", meint er mit etwas gesenktem Blick und streichelt dem Wolf noch einmal über den Kopf. Früchte und Nüsse sättigen nicht ewig.

 

Kälte und das starre Gefühl des Todes schwappt wie eine Welle über sie. Für einen kurzen Moment fühlt es sich an, als würde die Welt um sie herum einfach stehen bleiben. Stille legt sich wie ein Mantel um die beiden. Die Starre ihrer Augen löst sich erst, als er den toten Wolf von seinem Rücken zieht und sie wieder in die Seinen blickt. Frische Luft strömt tief in ihre Lungen und sie schlägt für einen Moment die Augen nieder. "Es tut mir Leid." wispert sie und streicht sich über die Stirn, bevor sie wieder aufschaut. "Ich habe mich nur erschrocken." Ihr war nicht mehr bewusst, das er von der Jagd kam, als sie ihn endlich wieder sah. Der Anblick eines toten Wesens wird sie wohl nie unberührt lassen. Doch weiß sie auch, dass es notwendig ist. Ohne Tod kein Leben, das ist das Gleichgewicht der Natur. Absichtlich versucht sie ihre Mundwinkel nach oben zu bewegen, doch sie bringt nur ein halbes Lächeln zustande. "Danke, Lysandros." Das klingt zumindest ehrlich und sie wirkt auch schon viel ruhiger. Ein leichter Rotschimmer legt sich auf ihre Wangen und sie schluckt. Sie schämt sich. Immer muss sie ihn so verunsichern und ihm ein Klotz am Bein sein. Er hat den Wolf bestimmt nicht für sich allein getötet, sie sollte dankbarer sein. Zögernd tritt sie auf ihn zu, darauf bedacht den leblosen Körper in seinen Armen nicht zu berühren. Sie schenkt ihm ein Lächeln, das nur noch ein ganz klein wenig traurig ist und haucht ihm einen Kuss auf die Wange.

 

"Schon in Ordnung. Du brauchst dich nicht entschuldigen.", spricht der Zentaur mit kräftiger, rauer Stimme und doch hat sie einen liebevoll klingenden Unterton. Für ihn ist es einfach kein Punkt, der der Bitte um Verzeihung bedarf. Er selbst weiß, dass Aenia nicht unbedingt die Mutigste ist, die es gibt und falls jemand die Schuld trägt, dann doch eher Lysandros. Es war einfach unbedacht, sie nicht vor dem zumindest ungewohnten Anblick zu warnen, dabei wäre es das einfachste auf der Welt gewesen. Dummer Zentaur! Lächelnd nimmt er den Kuss entgegen und freut sich über das leichte Kribbeln, was auf seiner Wange zurückbleibt. "Das nächste Mal werde ich dich nicht so erschrecken." Oder er wird das Tier direkt an Ort und Stelle häuten und in handliche Portionen einteilen. Damit erspart er seiner Liebsten auch diesen Anblick. Das könnte er auch ohne Weiteres, wären sie und er nicht die einzigen vierhufigen Mischwesen hier. Ein Punkt, der ihn hin und wieder doch stört. Ihm fehlt einfach das Erzählen der spannenden Geschichten, während das Lagerfeuer die durchgefrorenen Gliedmaßen wieder auftaut. "Was meinst du Aenia, ob es noch mehr von uns hier gibt?" Fragend schaut er sie an, klaut sich noch einen Kuss und schiebt sich an ihr vorbei um in die Höhle zu gehen und nach einem Dolch zu suchen, mit dem er den Wolf zerlegen kann. "Mit anderen wäre es bestimmt geselliger." Traute Zweisamkeit gut und schön, doch ist er es von Anbeginn an gewohnt, in einer Herde zu leben. Natürlich weiß er, dass Aenia sich in ihrem Körper nicht ganz wohl fühlt und andere Wesen oftmals meidet aber wenn beide es langsam angehen lassen, dürfte es hoffentlich klappen. Ihm hat der Hirschmensch letztendlich auch vertraut und gestattet, sich ihr zu nähern. Weshalb also nicht auch bei anderen?

 

Das Herz in ihrer Brust schlägt sofort in einem langsameren Takt, als seine tiefe Stimme ihr Absolution erteilt. Sie freut sich darüber, dass ein kleines Küsschen bereits ein Lächeln auf seine Wangen malt und streicht mit ihrer kühlen Hand über die warme Haut an seinem Rücken. Sie lacht leise über sein Versprechen und meint versöhnlich. "Und ich werde beim nächsten Mal nicht so schreckhaft sein, hm?" Schließlich will sie auch Fleisch essen, also muss sie im Gegenzug zumindest den Anblick eines toten Tieres ertragen, wenn sie es schon nicht eigenhändig zur Strecke bringen muss. Erstaunt weiten sich ihre Augen. "Mehr von uns?" erwidert sie perplex, als seine Lippen die Ihren wieder freigeben. Sie folgt ihm in die Höhle und bemerkt seinen suchenden Blick. Nun, wenn er etwas nicht findet, ist sie wohl momentan der beste Ansprechpartner - immerhin hat sie alles eingeräumt. "Ich weiß leider nicht, ob ich überhaupt zu einer bestimmten Art gehöre. Aber vielleicht finden wir eine Zentaurenherde, der wir uns anschließen könnten." Sie hofft nur, dass es ihr nicht wieder genauso ergeht, wie in seiner Heimat. Andererseits wünscht sie ihm inständig die Gesellschaft, die er braucht und sich wünscht. "Was suchst du denn?" fragt sie beiläufig und trägt ein schelmisches Grinsen, dass zum Schalk eine gewisse Gutmütigkeit ausstrahlen soll. Als würde sie sagen wollen Ach, du findest etwas nicht? Lass mich dir helfen. Immerhin ist es sonst immer sie, die Hilfe benötigt.

 

Fremder Lysandros legt das tote Wölfchen vor der Höhle ab und macht sich daran, hier und da zu suchen. Was er sucht? Nun, ganz klar einen Dolch, mit dem er eben jenes Tier ausweiden kann. Es soll schließlich nicht umsonst gestorben sein und schnellst möglich verarbeitet werden. Wäre der Tod sinnlos gewesen, würde er sich das wohl nie verzeihen. Und Aenia wahrscheinlich auch nicht. Langsam gleiten seine Augen über die mittlerweile sorgfältig sortierten Gegenstände, trotzdem scheint irgendetwas zu fehlen. Stirnrunzelnd wendet er den Blick wieder seiner Liebsten zu. "Wo hast du denn den Dolch hingelegt?", will er wissen und kratzt sich beiläufig mit der rechten Hand am Kopf. Vielleicht ist er von dem plötzlichen Aufbäumen Aenias noch ein wenig neben sich, doch selbst wenn nicht, kann er den Dolch einfach nicht finden. Sicherlich hat sie ihn nur irgendwo hingelegt, wo er nicht direkt ins Auge sticht. "Ja, mehr von uns. Ich meine andere Zentauren." Wobei er auch nicht das geringste gegen weitere Hirschdamen und -männer hätte. Natürlich nur, so lange es jener geliebten Hirschdame nichts ausmacht. Selbst wenn ihm die Gesellschaft fehlt, würde er die Einsamkeit mit ihr bevorzugen, wenn sie dafür nur glücklich ist. "Stimmt, wir haben nie darüber nachgedacht, was du genau bist.", witzelt er und schnipst frech gegen ihr Geweih. "Solange wir uns nicht einig sind, bist du einfach meine Frau und fertig." Wenngleich es nur eine Randbemerkung ist um die Stimmung aufzulockern, meint er es dennoch ernst. Entspannt geht er an ihr vorbei und gibt ihr noch einen leichten Klaps auf ihr Hinterteil, grinst auffordernd und macht sich dann wieder aus der Behausung hinaus. "Kannst du mir bitte den Dolch mit herausbringen?"

 

Die Augen der Hirschdame tasten ebenso die Felswände ab, bis er ihr schließlich mitteilt, wonach er auf der Suche ist. "Ach der Dolch, den habe ich hier zu den Küchenutensilien gelegt." antwortet sie und geht direkt darauf zu. So ein Dolch ist doch nur dazu da, um Essen zu zerteilen, nicht wahr? Je mehr er davon redet unter anderen Zentauren zu leben, desto mehr gefällt ihr die Idee und sie schöpft neuen Mut, dass es diesmal anders wird. "Ich war ein Mensch, wie du weißt. Und nun bin ich es nicht mehr." So einfach ist das, mehr ist dazu nicht zu sagen. Sie hat nie ein Wesen gesehen, dass ihr ähnlich gewesen wäre. Und hätte sie ihn nicht getroffen, wäre sie noch immer ganz allein auf der Welt. "D-deine Frau?" Ihr Gesicht nimmt ganz plötzlich eine sehr gesunde Farbe an. Meint er das wirklich ernst? Oh mein Gott! Sie schnappt sich den Dolch, der für sie nicht mehr als ein Messer darstellt und folgt Lysandros nach draußen.

 

Zu den Küchenuntensilien also. Dabei ist der Dolch doch mehr eine Waffe als ein Werkzeug um sich das Essen zuzubereiten. Ihm kann es egal sein, wird er sich mit der Zeit schon daran gewöhnen und sich zurechtfinden. "Ist ja klar, dass ich den dann nicht finde."Es ist lediglich eine spaßige Beschwerde und nicht ernst gemeint, was wohl auch an seiner Stimmlage zu erkennen sein dürfte. Wieder an der frischen Luft, atmet er tief durch und wartet auf seine Liebste, die auch schon bald hinter ihm auftaucht. "Hast du denn etwas dagegen, wenn du das für mich bist?" Sie sind beide nicht verheiratet, dennoch empfindet er so. Würde sie es wollten, dann würde er sie natürlich nicht so nennen, wenngleich es ein Zeichen für ihn wäre, dass sie nicht so empfindet, wie er. Noch nicht zumindest. Dankend nimmt er ihr den Dolch aus der Hand und geht auf seine vier Knie um sich besser mit dem Wolf befassen zu können. Einmal noch schaut er zu Aenia, wirft ihr einen Kuss zu. "Du musst das nicht mit anschauen, wenn du nicht möchtest." Wenn schon der Anblick des toten Tieres solch eine Wirkung gezeigt hat, wie reagiert sie dann, wenn er ihm das Fell abzieht. Kurz wartet er noch auf eine Reaktion von ihr, ehe er sich daran macht, seine Beute mit geübten Schnitten von seinem Fell zu befreien und das Fleisch von den Knochen zu trennen. Keine schöne Arbeit und doch muss sie irgendjemand machen.

Sanfte Blüte Aenia schüttelt vehement den Kopf. "Nein!" beeilt sie sich zu sagen und weiß gar so schnell gar nicht, wie sie ihm am besten die Gefühle zeigen soll, die ihr gerade durch Kopf und Bauch rasen. Eigentlich würde sie ihm am Liebsten um den Hals fallen, doch als sie ihn dort vor dem Leichnam knien sieht, weicht sie direkt wieder zurück. Er scheint zu merken, dass ihr die Situation unangenehm ist und sie lächelt ihn dankbar an. "..." Es ist nicht ganz sicher, aber sie wirkt so, als hätte sie gerade dazu angesetzt etwas zu sagen und dann doch nicht gewusst, wie sie es sagen soll. So hat er ihr nun also gesagt, dass er sie zur Frau nehmen will .. für ihn scheint das selbstverständlich zu sein. Für sie bedeutet es viel mehr. Sie holt tief Luft und atmet sie langsam wieder aus, während sie sich abwendet und hinter der Felswand nahe dem Eingang verbirgt. Mit geschlossenen Augen versucht sie ihr erhitztes Gesicht an dem Stein zu kühlen, lauscht dem Reißen von Haut und Sehnen und versucht sich einzureden, dass er dort draußen nur ein paar Blätter zerreißt. "Kann ich dir bei irgendetwas helfen?" Sie mag es nicht, einfach nur nutzlos dazustehen und sich zu verstecken.

 

Fremder Lysandrosstört es nicht, wenn Aenia ihn die Arbeit allein machen lässt. Zumal sie sich anderweitig ja schon mehr als nützlich gemacht hat, indem sie etwas Ordnung in die Höhle gebracht und sie um einiges wohnlicher gemacht hat. So lächelt er ihr lediglich entgegen und konzentriert sich auf die Aufgabe, die wortwörtlich vor ihm liegt. Er ist ihr nicht böse, dass sie sich zurückzieht, hat er es ihr letztendlich ja selbst angeboten. Außerdem war das Ausnehmen der Beute immer Aufgabe des Jägers. Er hat das Tier erlegt und soll der einzige sein, der das Blut an den Händen kleben hat. "Ist schon in Ordnung, Liebling.", verneint er, stoppt dann aber doch kurz und kommt ins Grübeln. Sie hätte sicherlich nicht gefragt, wenn ihr das Herumstehen nicht angenehm wäre. "Aber wenn du wirklich willst, dann kannst du gerne das Fell in die Höhle bringen und eine große Schüssel mit rausbringen." Irgendwo muss das Fleisch schließlich aufbewahrt werden, soll es ja nicht einfach auf dem Boden herumliegen. So fühlt sie sich nicht ganz so unnütz. Dass sie vorhin noch etwas sagen wollte, ist ihm durchaus aufgefallen und trotzdem ignoriert er es mit Absicht. Es ist keine leichte Entscheidung, jemandem für immer zur Partnerin zu nehmen und doch ist er sich sicher. Seitdem er sie das erste Mal auf der Lichtung gesehen hat, war er in ihrem Bann gefangen. Fast als wäre er eine willenlose Marionette in den Fängen eines Puppenspielers. Er wird einfach später noch einmal darauf zurückkommen, wenn vor ihm nicht gerade ein zerstückeltes Tier liegt. Das ist eindeutig nicht die richtige Atmosphäre.

 

Eine große Schüssel .. haben sie soetwas überhaupt? Spätestens jetzt, wo sie sesshaft geworden sind, ist es an der Zeit die Ausrüstung etwas aufzustocken - besonders was das Kochen anbelangt. Ratlos schreitet sie an den Krügen und Töpfen entlang und entdeckt schließlich eine irdene Schüssel, die in etwa den Durchmesser eines mittleren Kürbisses hat. "Diese hier könnte ausreichend sein .." überlegt sie laut und bugsiert die schwere Schale auf ihre Arme. Es ist gar nicht so leicht, sie nach draußen zu bringen, doch sie lässt sich nichts anmerken und vermeidet auch weiterhin den Blick auf die blutige Werkstätte vor der Höhle. "Wo soll ich das Fell denn hinlegen?" will sie noch wissen, bevor sie es überhaupt anfasst. In der Zwischenzeit ist ihr eine weitere Idee gekommen. Um das Fleisch zuzubereiten brauchen sie schließlich Hitze. Sie könnte schonmal die Feuerstelle am Eingang der Höhle vorbereiten. Ein wenig Vorfreude macht sich in ihrem Bauch breit und überdeckt den Geruch nach Blut, der in der Luft hängt.

 

Fremder Lysandrosist es relativ gleich, was für ein Gefäß Aenia ihm gleich aus der Höhle bringt, solange er das ganze Fleisch darin aufbewahren kann. Stellt sich allerdings die Frage, wie sie es haltbar machen sollen. Gut, es wird Abends mittlerweile recht frisch und da braucht man sich keine Sorgen darum machen, dass das Fleisch verdirbt, jedoch sind die Tage sehr mild und es würde in kürzester Zeit von Fliegen wimmeln, die sich darauf stürzen. "Sag, Schatz...", beginnt er, als Aenia nach einer Weile wieder aus der Behausung tritt. "...könntest du vielleicht etwas Feuer machen. Die Nacht wird sicherlich kalt und so könnten wir gleich den Wolf räuchern." Ersteres stört ihn dabei nicht im geringsten, bedeutet es doch für ihn nur, dass die bezaubernde Hirschdame sich nachts an ihn schmiegt und er sie mit jedem Atemzug in sich aufnehmen kann. Dass Aenia sowieso vorhatte, Feuer zu machen, weiß er nicht aber wenn, dann wäre er mächtig stolz auf sie. "Und wo du das Fell hinlegst, bleibt dir überlassen. Schließlich hast du aufgeräumt. Ich bring sicherlich nur Unordnung herein." Und das ist nicht einmal gelogen, wenngleich ihm ein feistes Grinsen über die Lippen rutscht. Lieber schnell weitermachen und die ersten Stücke Fleisch in die Schale legen, die sie ihm gebracht hat, bevor sie das Grinsen noch falsch versteht und es Ärger gibt.

 

Sanfte Blüte Aenia wäre ganz sicher nicht davon begeistert ihr Essen mit den Fliegen zu teilen, derart viel Nächstenliebe wohnt ihr dann doch nicht inne. Sie grinst fröhlich und stellt die Schüssel neben ihm auf dem Boden ab. "Du wirst es nicht glauben, doch den selben Gedanken hatte ich auch gerade." antwortet sie auf seine Frage, greift nach dem Fell und nimmt es mit sich zurück in die Höhle. Auf einer ungenutzten Erhebung im Fels breitet sie es zum Trocknen aus und wendet sich dann der Feuerstelle zu. Mit einem Lächeln bemerkt sie den Holzstapel, den Lysandros einige Tage zuvor in sicherer Entfernung aufgeschichtet hat. Es geht mit Riesenschritten auf den Herbst zu und heute morgen erst ist sie lange vor ihm aufgewacht, weil ihr die Decke von den Schultern gerutscht war. Zitternd hatte sie sich zurück in seine Arme gekuschelt - wie an einen Ofen. Sie ist sich fast sicher, dass er nichtmal im Winter etwas anzieht. Und trotzdem denkt er daran Feuerholz zu besorgen. Selig lächelt sie vor sich hin, während sie eine gute Menge Holzscheite auf ihre Arme lädt und sie zur Feuerstelle herüberträgt, um einen Kegel aufzuschichten. Er macht sich wirklich Gedanken um sie, dessen ist sie sich sicher. Hmm .. und jetzt? Ihr Blick fällt auf zwei Steine, sie erinnert sich, dass Lysandros sie so lange aneinander geschlagen hatte, bis das Feuer brannte. Also versucht sie es einfach selbst einmal. Klack Klack Klack "Au!" Sie zieht scharf die Luft ein. Wie ungeschickt, sie hatte statt dem Stein ihre Finger getroffen.

 

Fremder Lysandrosist schon immer darauf bedacht gewesen für sich und die Personen, die ihm etwas bedeuten zu sorgen. Früher im Dorf ist er deshalb des öfteren in der Nacht zwischen den Häusern entlangspaziert und hat beide Augen und Ohren offen gehalten, damit keinem einzigen aus der Herde etwas passiert. Für ihn ist das Wohlergehen seiner Freunde und Familie wichtiger als sein eigenes. Deshalb hat er sich auch die Mühe gemacht und mehr als genug Holz für die nächsten Tage herangeschafft. Es ist sowieso Zeit gewesen und warum diese nicht sinnvoll nutzen? Schließlich ist es nur von Vorteil, wenn immer ein bisschen in Reserve ist. "Sag bloß.", ist das einzige, was man von dem großen Zentaur hört. Da hat sie also das Gleiche gedacht, wie er. Bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht in seinen Kopf eindringen und seine Gedanken lesen kann. Zwischen den vielen harmlosen würden sich mit Sicherheit auch einige finden, in denen Aenia eine Hauptrolle spielt und diese wären ihm mit Sicherheit peinlich. Nur kurz hebt er die Augenbraue und beobachtet, wie sich seine Liebste ans Werk macht. Dabei gleitet sein Blick langsam ihren wunderschönen Körper entlang, dem er kaum einen noch so flüchtigen Moment widerstehen kann. Gerade will er sich wieder auf den mittlerweile ziemlich unkenntlichen Haufen Knochen und Fleisch konzentrieren, da schreit Aenia plötzlich auf. Blitzschnell springt Lysandros auf, nicht mehr auf den Dolch in seiner Hand achtend. Leider ein großer Fehler, schneidet er sich damit tief ins Fleisch seines Unterarmes. Wirklich etwas davon merken, nein dafür bleibt keine Zeit. "Was ist mit dir Liebste?", erkundigt er sich besorgt und geht auf sie zu, sie eindringlich anschauend. Dass sein Blut warm die Innenseite seines Armes entlangfließt, entgeht ihm in der Angst um seine Partnerin völlig. "Ist alles in Ordnung?"Schnell noch einmal nachhaken, nur um sicherzugehen. Erst als er sieht, dass sie sich nur den Finger verletzt hat, atmet er erleichtert auf, umschließt sacht ihre Hand mit der Seinen und gibt ihr einen zarten Kuss auf den Handrücken. "Ich hoffe es schmerzt nicht zu sehr."

 

Sanfte Blüte Aenia reibt sich immer wieder über die schmerzenden Fingerknöchel und blinzelt eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Ihre Wangen sind schon wieder gerötet, sie ärgert sich über sich selbst, dass sie so ungeschickt war. "Nichts passiert!" antwortet sie schnell und beeilt sich den Tropfen von der Wange zu wischen, bevor er ihn sieht. Die Finger zittern dabei, sie schmerzen noch immer. Und dort wo der Stein auf die dünne Haut über den Knochen traf, verfärbt sie sich in immer dunkleres Rot. Ein Zeichen dafür, dass Aenia die Stelle noch eine Weile merken wird. Sie ist gerührt, als er direkt zu ihr kommt und sich um sie kümmert. Sobald seine Lippen ihre Hand berühren, flieht der Schmerz vor einem kribbelnden Gefühl. "Es fühlt sich schon viel besser an." säuselt sie ihm zu und umarmt seinen Kopf mit dem freien Arm, zieht ihn leicht an sich. Da merkt sie auf einmal, das etwas nicht stimmt. An einer Stelle an ihrem Vorderlauf spürt sie eine warme Flüssigkeit. "Hm?" Was ist das? Sie sieht nach und wundert sich im ersten Moment noch, weshalb gerade an seinem linken Unterarm so viel Blut klebt. Erst danach merkt sie, dass es sich in einem tiefen Schnitt gesammelt hat und von dort langsam auf ihr Bein läuft. "Lysandros! Oh verdammt!" ruft sie panisch und presst sofort ihre Hand auf die Wunde. Sie hofft inständig, dass er keine Arterie getroffen hat und blickt sich hektisch um. Was soll sie nur zuerst tun? Den Rest des Abends wird sie in jedem Fall damit verbringen ihren frischgebackenen Verlobten zu verarzten. ~}Y{~

 

~+~

Rollenspiel mit Pummelchen Fii

..am 19. April 2014 in den Tiefen des Waldes

 

Sanfte Blüte Aenia| Es ist mitten am Tag, doch das Licht der Sonne vermag es kaum bis zum Boden des Waldes vorzudringen. Die abgefallenen Nadeln der Tannenbäume würden ihm einen rostroten Farbton verleihen, was übrig bleibt ist nurmehr ein stumpfes braun. Ich hebe meinen Blick dorthin, wo die Baumkronen die Sicht auf den Himmel größtenteils versperren. Trotzdem wirkt er düsterer als sonst, der Wind fordernder und die Luft trägt den Geruch von Spannung in sich. Ein Sturm zieht auf, wahrscheinlich mit Blitz und Donner. Doch hier im tiefen Wald, geborgen durch dichtes Unterholz und wild wucherndes Gestrüpp, wird mir nichts passieren. Vier gespaltene, goldene Hufe suchen sich trittsicher ihren Weg über Steine und Wurzeln. Hier und da scharre ich eine kleine Erhebung im Boden auf, um schließlich doch keinen Pilz zu finden. Die Sicht ist wie erwähnt auch merklich schlechter als sonst. Vielleicht sollte ich mir einen anderen Ort oder einen anderen Tag aussuchen, um Nahrung zu sammeln, doch wie soll ich sonst ein nahrhaftes Mahl zubereiten? In Gedanken gehe ich die Vorräte durch und schreite leicht zerknirscht weiter meines Weges. Die ersten Tropfen fallen auf das dichte Blätterdach, doch der Regen ist noch lange nicht stark genug um den Waldboden zu erreichen.


Der Frühling kehrt wieder ein. Ein Grund, warum der Himmel nun wieder so schön von den Baumkronen verdeckt wird. Erste kleine Bienen und Hummeln beginnen wieder mit ihrem Nesterbau. Ameisen huschen ungesehen zwischen den Tannennadeln umher. Käfer tarnen sich an den Baumstämmen. Die Vögel richten sich ihre Brutstätten ein und hier und dort trifft man mal Rehe oder Wildschweine. Füchse oder Kaninchen. Das Leben erwacht wieder. Der Grund, warum ein kleiner roter Ball umherfläucht.  Die Neugier konnte das zerbrechliche Wesen nicht still sitzen lassen. Und nun wo Papa die ganze Zeit mit seinem Frauenzimmer beschäftigt ist, will man die beiden lieber nicht stören. Hier draußen darf sie sich aber nur damit beschäftigen die Dinge und Tiere anzusehen. Es wurde ihr verboten, wahllos alles in die Schnute zu stopfen. Gemächlich huscht sie von Ast zu Ast. Hier und da bleibt sie mal sitzen, schaut in eine verlassene Eulenhöhle hinein. Irgendwann ziehst du schließlich die Aufmerksamkeit des Pummelchens auf dich. Neugierig schwirrt es um dich herum. Wäre sie noch etwas kleiner würde sie dabei sicherlich einen surrenden Ton von sich geben. So nervig wie Mücken und anderes Kriechtier. Mit einem Mal wird sie von einer der kräftigen Windböen erfasst und wirbelt hilflos durch die Luft. Ihre kleinen Patschehändchen strecken sich nach den Hörnern auf deinem Haupt aus, streifen sie kurz, aber die Kleine rutscht ab und schlägt weitere Purzelbäume im Wind.


Immer suchend tasten meine Augen umher, sehen Gebüsch, ungenießbare Blätter, Steine, Getier - hier und da ein potentielles Beutetier, doch das ist Lysandros' Gebiet in dem ich mehr als unbewandert bin. Wir haben uns darauf geeinigt, dass er die Jagd übernimmt und keine Hirsche erlegt - schließlich würde er auch kein Pferdefleisch essen. Mir bleibt die Aufgabe durch Sammeln von Beeren, Pilzen, Kräutern und dergleichen für ausgewogene Nahrung zu sorgen. Gerade im Winter war das schwierig, doch inzwischen scheint mir, dass ich hier im dichten Gestrüpp und bei diesen Lichtverhältnissen noch weniger Glück haben werde. Etwas kleines, rotes flattert seit den letzten Schritten um mich herum - ein Vogel? Ich kann es nicht genau erkennen und gehe weiter. Auch ich bemerke den kräftigen Wind, der meine Haare aufbauscht - und irgendetwas ruckt an meinem Geweih. «Was-?» Ich wende den Kopf und sehe noch gerade eben, wie das kleine rote Geschöpf fortgeweht wird. Ohne nachzudenken, strecke ich ihm meinen Arm entgegen, vielleicht erreiche ich es noch.


Mit einer der kleinen Hände hält sie sich gerade noch ihren geliebten Hut auf dem Kopf, da sieht sie schon deinen Arm in ihre Richtung gestreckt. Sofort giert ihre freie Hand nach dem Rettungsanker und ergreift mit etwas Glück deine zarten Finger. Du siehst so unbekannt aus.. diese goldenen Hufe..die Arme... der lange Schweif und dann noch jenes Geweih. Wie eine Mischung aus einem Menschen und einem ...weißen Pferd ? Aber dein Schweif hat eine untypische  Form für ein Pferd... " Huff....", seufzt sie Kleine etwas entspannend, als sie auf deine Handfläche klettert und dich vielleicht sogar kitzelt dabei. Sie schaut zu dir hinauf. Etwas fragend, dankbar aber vorallem von Neugier zerfressen. Ihr kindliches Feenherz will einfach alles erkunden. "Danke." , spricht sie erstmal mit ihrer piepsigen Stimme und richtet ihren Hut etwas. Anstand hat Papa ihr immerhin beigebracht. " Was bist du?" Tadda! Sie platzt immer mit der Tür ins Haus.


Sanft ruht mein Blick auf dem kleinen Geschöpf, dass ich nun auf meiner Hand näher in mein Blickfeld führe. Es sieht aus wie.. ein kleiner Mensch? Erstaunt heben sich meine Augenbrauen! Doch dann bemerke ich die zierlichen Flügelchen am Rücken - das muss eine Fee sein. Ein Lächeln erscheint auf meinen Lippen und ich nicke. «Gern geschehen. Bist du verletzt?» Ich besehe die Haut auf eventuelle Schürfwunden, kann aber nichts entdecken - sie scheint unversehrt zu sein. Meine Ohren zucken leicht auf ihre Frage. Was bin ich.. «Hmm..» Mit der freien Hand zupfe ich an einer Haarsträhne herum, ohne wirklich darauf zu achten - ich denke nach. Einer Rasse wie den Zentauren gehöre ich nicht an. Ich bin ein Mischwesen. «Mein Oberkörper ist menschlich, ab der Hüfte bin ich jedoch ein Hirsch.» Nicht zu vergessen das Geweih natürlich. Doch für einen Hirsch mutet mein Fell sonderbar hell an, beinah weiß. Hufe und Geweih hingegen glänzen sonderbar golden. Ich will jedoch nicht erzählen, dass ich verflucht worden bin. Ich schäme mich dafür ein Mensch gewesen zu sein.


Der Kopf wird schief gelegt. " Das habe ich auch gesehen...", gibt sie mit leicht patzigem Unterton von sich. Sie wollte etwas wissen.. stattdessen hört sie etwas, was sie längst weiß.. Kurzerhand krabbelt sie an deinem Arm hinauf zu deiner Schulter. " Deine Ohren und das Geweih sind auch vom Hirsch.. Aber Hirsche sehen noch anders aus als du. Nicht so verlockend hübsch.." Ihre winzigen Fingerchen greifen nun ebenfalls in Richtung der Haarsträhne, mit der du herumspieltest.  " Ich habe soetwas noch nie gesehen!", staunt sie leise mit hörbarer Faszination. Na da hast du es aber jemandem angetan...Das kleine mollige Geschöpf scheint von deiner majestätischen Pracht rundum betört. Der Wind könnte wieder an ihr zehren. Irgendwelches fremdes Insektenpack könnte umherschwirren. Die kleinen Kinderaugen haften nur an dir. " So sonderbar.." nuschelt sie und da sie generell nicht sehr laut ist, vermag man es wohl kaum zu hören.  Es dauert nicht lange, da begibt sie sich auf Erkundungstour quer über deinen Körper. Irgendwann sitzt sie auf deinem weichen Fell.. deinem Rücken. " Woooooow" ist alles was sie dazu sagt, bevor sie sich rücklings auf deinem Rücken breit macht. So kuschelig weich.. und viel größert als das Bett, was Papa ihr angefertigt hat...


Neugierig beobachte ich das kleine Geschöpf, wie es sich über meine Antwort empört. Während ich leise lache und meine Stimme mit dem Gesang der Vögel verschmelzen könnte, klettert sie an mir hinauf. «Oh.. ist das nicht gemein gegenüber den Hirschen? Außerdem bin ich kein Hirsch.» kommentiere ich vergnügt und laufe langsam weiter. Es stört mich nicht, wenn sie auf mir herumwandert - ich möchte nur verhindern, dass sie herunterfällt. «Und was bist du?» stelle ich meine Gegenfrage, während ich ein paar Beeren an einem Strauch befühle. Selbst für eine Fee kommt sie mir nicht nur klein, sondern auch sehr kindlich vor. Ob sie überhaupt schon alleine in den gefährlicheren Teil des Waldes darf? Die Beeren haben hier unten noch nicht genug Sonne bekommen um genießbar zu sein, darum lasse ich sie am Strauch hängen.


Der Hut wird etwas ins Gesicht gezogen, weil sie mit dem Blick nach oben doch immer wieder fiese blendende Sonnenstrahlen abbekommt. " Ich bin das, wonach ich aussehe.. Eine junge Fee." Der Blick huscht hinüber, was die...Stute ? Frau? Was auch immer... da tut. Beeren ! " Sind das die giftigen?" Oh ihr läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Aber Richard hat ihr strengstens verboten fremde Beeren anzurühren. Er hat sie schon einmal retten müssen, als sie gierig eine Vogelbeere  verschlingen wollte. Sie ist halt wirklich noch jung und weiß viele Dinge nicht. Sie kann sich vor der ein oder anderen Gefahr zwar schon beschützen. Doch sie ist viel zu naiv..unwissend..und vertrauensseelig. " Da du ja kein Hirsch bist, ist es ihnen gegenüber nicht gemein.." Und das klingt voller Überzeugung. Dennoch ist es ihr ein Rätsel, was du denn nun sein sollst....


Sanfte Blüte Aenia| Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie es in dem kleinen Köpfchen arbeitet. Ob es hilft, wenn ich ihr sage, dass ich es selbst nicht weiß? Wahrscheinlich würde das die Fantasie nur noch mehr ankurbeln, also belasse ich es dabei. «Nein, sie sind nicht giftig, aber sie sind noch nicht reif. Also würde es dir trotzdem schlecht gehen, wenn du sie isst.» Ich achte sorgfältig darauf meinen Rücken außer Reichweite des Strauchs zu bewegen, bevor das Kind auf dumme Gedanken kommt. «Wie alt bist du denn?» Jung kann vieles bedeuten, gerade bei Elfen - die werden doch unglaublich alt nicht wahr? Über meine eigene Lebensspanne habe ich mir nicht Gedanken gemacht. Ob ich so lange lebe wie ein Mensch? Oder kürzer, oder länger? Wer weiß. Ich weiß es jedenfalls ganz bestimmt nicht. «Na wenn du das sagst, dann muss ich mir um ihre Ehre keine Sorgen machen.» schmunzle ich und folge weiter dem Pfad in den etwas lichteren Teil des Waldes. Auch wenn die kleine Fee geblendet wird.


Die Kleine runzelt die Stirn. Nicht reif ? Oi oi oi... Was ist das denn? Bisher hat Richard ihr nur den Unterschied von giftig und ungiftig erklärt. Prompt fleucht die kleine hinauf zu deinem Kopf und hockt sich zwischen dein Geweih, ehe sie sich an jenem festhält. Hier oben knallt ihr die Sonne weniger in die Augen. "Was ist denn reif ? Sind sie krank?" Das wäre die nächstliegende Erklärung, die ihr dazu einfallen würde... Ohje wie alt ist sie? Seitdem sie ihre Familie nicht mehr hat die ihre Geburtstage feiert, weiß sie das gar nicht mehr so recht. Sie ist irgendwann nur Richard begegnet und er kümmert sich seither um das verwaiste Feenkind. Die kleine streckt ihre Zunge etwas heraus, als sie nachdenkt und an ihren Fingern herumbiegt. Schlussendlich beugt sie sich vorneüber und hält dem Mischwesen 8 gestreckte und einen geknickten Finger hin. " So alt !" Sie hat keine Ahnung ob das stimmt. Aber der letzte Geburtstag war der achte....


Es ist wirklich erfrischend mit so einer kleinen Begleiterin zu reisen, die es sich flugs auf meinem Kopf bequem macht. Aber ich bin noch nicht sicher, ob ich Letzteres auch so gut finde. Immerhin sitzt sie viel höher über dem Boden, als auf meinem Rücken. Doch immerhin wenn sie fällt, kann ich sie wahrscheinlich auffangen - nun gut. Die Kleine soll von meinen sorgenvollen Gedanken nichts ahnen, deshalb laufe ich unbeschwert weiter. Die Neugierde der Kinder ist schon etwas wunderbares, da grübelt man direkt selbst nochmal nach, um es so einfach zu erklären, dass sie es auch nachvollziehen können. «Nein, sie sind nicht krank. Aber sie sind noch zu jung. Bevor man sie essen kann, müssen sie ein paar Tage die Sonne sehen - erst dann werden sie lecker und süß.» Mal sehen, was sie damit anfängt. Ich blinzele ein bisschen und halte kurz inne, als mir ein paar kurze Feenfingerchen in die Sicht hängen. «Acht Jahre bist du schon. Donnerwetter!» Gemütlich setze ich meinen Gang fort. Sag kleinen Kindern bloß nie, dass sie erst so alt sind, sonst sind sie schnell beleidigt.


Die Hände werden wieder an das Geweih gelegt, als du deinen Gang fortsetzt. " ....Werde ich.. auch irgendwann gegessen, weil ich dann lecker und süß bin?" Prompt zieht sie den Hut weiter in ihr Gesicht, damit sie die Sonne nicht sieht. " ein paar Tage die Sonne sehen .." das muss sie also um jeden Preis verhindern. Aber plötzlich geht ihr ein Licht auf und sie hält sich ganz fest an dir, während sie sich selbst in dein Sichtfeld begibt. So nahe entgehen dir ihre kleinen  Löckchen und die dicken Pausbäckchen nicht. " Also war meine Familie reif genug ?! ", platzt sie los. Und sie war es nicht ? " Ach ich kann auch schon älter sein. Ich weiß es nicht genau..", brabbelt sie dann weiter und kletter wieder hinauf. Solange sie nicht schläft oder isst, kann sie scheinbar kaum still sitzen.. Kinder eben..


Kinder ja. Hummeln im Arsch, hm? Zugegeben - in den kleinen Popo passt nur eine. Ich grinse bei dem Gedanken und würde ihr am Liebsten gegen eine der feisten Wangen stupsen. Das verkneife ich mir jedoch, sonst geht es noch wortwörtlich ins Auge. «Aber du hast doch gesagt, du bist eine Fee und keine Beere. Oder?» Der Gedanke lässt sich weiterspinnen, um das kleine Feenherzchen zu beruhigen. «Und deine Mama und dein Papa, die sind doch auch keine Beeren.» Mal abgesehen davon, dass Früchte untereinander keine Verwandtschaftsverhältnisse pflegen. Ist ihrer Familie vielleicht etwas Schlimmes zugestoßen? Ich mache mir Sorgen um die Kleine und schaue etwas geknickt am Boden umher. Vielleicht ist sie ein Waisenkind.


Hmm.. Ja sie ist keine Beere.. Und die anderen waren auch keine Beeren. Die Kleine lehnt sich etwas an dein Geweih an, den Arm darum geschlungen, der andere hält ihren Hut wieder fest, als der Wind etwas an den Ohren vorbeiheult. " Da war ein Mensch mit Zylinder. Ich war ganz ganz oben in unserem Baum. Er hat sie alle mitgenommen. Nur mich nicht. " , erzählt sie. Das ist nun alles schon eine ganze Weile her. Sie hat den Zylindermann nur noch einmal in der Stadt gesehen und  er war ganz alleine..ohne ihre Familie unterwegs. " Er hat sie bestimmt gegessen.." Und wenn er Fii fände, würde er sie sicherlich auch essen. " Ach.. Ich heiße Fii!", fällt ihr dann ein, dass sie sich dir noch gar nicht vorgestellt hat. Ob du auch einen Namen hast ? Die Kleine ist mit ihren Gedanken also ganz schnell wieder woanders. Vielleicht noch einen Hauch zu jung um zu verstehen, dass sie ihre Familie wirklich nie wieder sehen wird. " und du?"


Ohne, dass ich sie danach fragen muss - denn das hätte ich unter Garantie nicht getan - erzählt sie mir von dem tragischen Tag, an dem sie von ihrer Familie getrennt wurde. Ich mache mir meine eigenen Gedanken dazu. Ein Mensch. Auch ich fürchte die Menschen. Ich hasse sie nicht, oder fürchte ihre Waffen oder ihre Grausamkeit - ich fürchte ihren Spott. Schließlich bin ich zu einer solch absonderlichen Kreatur geworden. Immerhin das kleine Feelein scheint Gefallen an mir zu finden. Als sie jedoch Vermutungen anstellt, der Mensch - der Mann könnte ihre Familienmitglieder verspeist haben, negativiere ich. «Nein, Menschen essen keine Feen, glaub mir.» Woher ich das weiß? Hoffentlich fragt sie nicht. Ich lächle und strecke meinen einzelnen Zeigefinger vorsichtig zum Geweih - zum 'Hände schütteln'. «Mein Name ist Aenia. Schön, dich kennenzulernen, kleine Fii.»


Dein Finger wird kurz etwas fragend angesehen. Hände schütteln ? Das hat noch nie jemand mit ihr getan.. Aber sie hat es oft bei den Menschen beobachtet. So grabschen ihre Fingerchen nach deiner Fingerspitze, umgreifen sie und wackeln dann etwas herum, um deinen Finger zu schütteln. Ach herrje.. Schwerstarbeit ! " Wo ist denn deine Familie ? Ich habe noch nie solche wie dich gesehen.." Schade eigentlich.. wo sie doch so faszinierend hübsch ausschaut. Aber es wäre wohl nicht mehr so faszinierend, wenn es sie an jeder Ecke gäbe. Aenia. Ein schöner Name. Aber über soetwas denkt das Pummelchen gar nicht nach. Name ist Name. Sie wird ratzfatz von dem Finger abgelenkt, als so ein richtig fetter Hummelbrummer einige Centimeter entfernt vorbeisurrt. " Plüschpopos ! ", ruft die Kleine, lässt den Finger los und ist drauf und dran ihren Kopf hinunterzupurtzeln. Einmal den Rücken entlang hinunter. Wieder wird hastig nach dem Hut gegriffen und mit der anderen Hand grabscht sie gerade noch nach einer der Haarsträhnen, ehe sie an jener umherbaumeln würde wie eine Taschenuhr.


Geduldig lasse ich den kleinen Wicht an meinem Finger rumziehen. «Meine? Ich.. habe keine Familie. Ich kenne kein anderes Wesen so wie mich.» Schließlich wurde ich nicht in dieser Gestalt geboren, sondern ein Fluch hat mich zu dem gemacht was ich jetzt bin. Ich selbst nenne es einen Fluch zumindest, denn an eine Rückkehr ans heimische Feuer zu meiner Mutter war dann nicht mehr zu denken. Aus dem Nichts ertönt ein lautes Brummen direkt neben meinem Ohr und ich kneife leicht die Augen zusammen. Jedoch bleibt mein Kopf geistesgegenwärtig an Ort und Stelle, sonst hätte ich sie noch versehentlich abgeschüttelt. Nichts desto trotz verliert der überschwängliche Tollpatsch den Halt und kullert mir vom Kopf - schnell bildet meine rechte Hand eine Schale am Ende meines Rückens, doch die erreicht sie gar nicht. «Au!» Aua.. das waren meine Haare. Ich blinzele und bin einfach heilfroh, dass ihr nichts passiert ist - der Schmerz ist Nebensache. Vorsichtig hebe ich sie auf und will sie mir wieder nach vorne vor Augen holen. «Was hältst du davon, wenn ich dich in der Hand halte?» Schließlich habe ich ständig Angst, dass sie aus großer Höhe auf den Boden fällt. Während ich das vorschlage berührt Sonnenlicht meine Vorderhufe und lässt sie golden schimmern. Wir betreten eine Lichtung. ~

..am 20. April 2014 auf der Waldlichtung

 

"Tschuldige !" , fiept sie los, ehe sie die Haarsträhne loslässt und sich in Aenias Hände plumpsen lässt. " Kannst du machen." So käme sie den Beeren bestimmt näher ! Ob es reife Beeren gibt ? " Weißt du denn gar nicht, wo du herkommst ?" , fragt sie dich dann schon bald und schaut dich mit großen Kulleraugen an. Die Beeren geistern ihr aber immernoch im Kopf herum." Wenn ich Beeren esse, mache ich dann auch Familien kaputt ? Die hingen doch ewig mit den anderen am  Strauch.. Sind gewachsen..haben Sonne und Regen durchlebt.. und dann nehme ich sie einfach mit und... mach sie kaputt.." Ihre Gesichtszüge verziehen sich. Da sitzt ein bildlicher Teufel auf ihrer Schulter, der ihr gerade das schlechte Gewissen eintreibt. Andererseits, kann man sich denken, dass sie nach spätestens zwei Beeren kugelrund und satt ist.. Etwas verzweifelt suchen die Kinderaugen den Blick des hirschkuhartigen Wesens. " Was ess ich denn dann?" Tiere...leben ja auch  zusammen. Hm.. Du bist aber alleine...Niemand dem sie dich rauben würde. Ihr eigener Gedanke erschreckt sie , weshalb sie sich prompt auf den Hintern plumpsen lässt und dich entgeistert anschaut.


Sanfte Blüte Aenia| Süßer kleiner Fratz. «Halb so schlimm, hauptsache dir ist nichts passiert.» Von mir aus kann sie stundenlang an meinen Haaren ziehen, wenn sie dafür vor dem Absturz geschützt ist. Zwar kenn ich das Feenkind erst seit kurzer Zeit, doch ich habe sie schon ins Herz geschlossen. Es ist auch schön nach all der Zeit mal wieder mit einem Fremden zu sprechen - und Kinder stellen so unvoreingenommene Fragen. Ich lächle vor mich hin. «Doch. Aus einem Wald, weit weit weg von hier.»
antworte ich auf eine weitere dieser Fragen und lausche dann vergnügt den Vorstellungen, die ihre Fantasie empor sprudeln lässt. «Nein Kleine. Die Beeren sind keine Familie. Der Strauch hat die Beeren gebildet und er möchte gerne, dass du sie isst. Denn er hat sich große Mühe gegeben, dass sie dir auch schmecken.» Mit etwas Glück entsteht dann irgendwo ein neues Strauch. Auf der Lichtung erkenne ich, dass sich das aufkommende Gewitter verzogen hat und die Sonnenstrahlen zunehmend durch die vorbeiziehenden Wolken brechen. Es ist deutlich wärmer hier als tief im dichten Wald. Und dort, am Rand der Grasfläche .. «Sieh mal, ein Strauch mit Himbeeren.» Nach langer Suche endlich Erfolg, hoffentlich setzt sich das fort.


" Mir passiert nie was !" , beteuert sie und streckt ihre Brust etwas raus, um zu zeigen dass sie eine ganz Große ist. Ein Wald von ganz fern? " Und da gab's auch niemanden wie dich ?", fragt sie und schaut dich wieder mit großen Augen an, ehe du das Wort Himbeeren in den Mund nimmst. OHhhhhhh!!! Bei ihr wird es nicht nur das Wort sein ! Prompt dreht sie sich in deiner Handfläche um. Ihre kleinen, zarten Flügelchen beginnen leicht zu wackeln, als stünde sie wie ein fetter  roter Marienkäfer in den Startlöchern loszuschwirren. Wenn der Strauch will, dass sie ihr schmecken, dann wird sie sie genießen ! Jap jap ! " Sind sie denn schon reif?" Dieses Unwissen ist wohl noch das einzige, was sie auf deiner Hand hält. Vielleicht solltest du dir genau überlegen wann oder wie du antwortest ?


Sorgenvoll betrachte ich sie bei dieser Aussage. Falsch - dir ist bisher noch nie etwas passiert. Irgendwann ist es so weit und dann könnte es zu schlimm sein. Aber mit solch düsteren Vorhersagen will ich ihren Geist nicht trüben. Darum schüttle ich auch nur stumm den Kopf auf ihre nächste Frage hin. Mir fällt jedoch auf, dass sie das vielleicht gar nicht mehr mitbekommen hat, denn die Himbeeren waren ganz plötzlich interessanter. Ob sie reif sind? Das frage ich mich allerdings auch und laufe weiter auf den dornigen Strauch zu. «Lass mich sehen, ob ein paar Reife dabei sind.» Die unteren Zweige lasse ich sorgfältig außer acht, da diese Beeren durchaus gefährliche Parasiten beherbergen können. Am Sichersten ist es immer von den oberen Zweigen zu pflücken und da strahlen mich doch tatsächlich ein paar Beeren in sattem rot an. Ich nehme vorsichtig eine ab, betrachte sie eingehend, rieche daran und biete sie lächelnd Fii an. «Diese ist reif, bitteschön.»


Der Kleinen klappt die Kinnlade hinunter, als du die Himbeere so dicht an zu deinem Mund bewegst. Es scheint, als hätte sie ihren Atem vor Spannung angehalten, während du an der Beere schnupperst. WEEHEE ! Wehe du isst sie ! Aber dann. Dann wird die Kleine wirklich eine ganz Große ! Es ist dein gutes Glück, als du beginst zu lächeln und die Beere in ihre Richtung wandert. Sie hopst dir regelrecht entgegen und hängt bald schon an deinen beiden Fingern, mit der süßen Frucht. Kein Danke oder dergleichen... Erstmal mampfen! Ihr winziger Hut segelt bei ihrem Sprung hinab in deine Hand. Sie braucht endlich so einen Zauber wie Richard auf dem Ding... Dann würde es nicht mehr abfallen....Ihre Flügelchen schlagen flott, ihre Händen graben sich in das Fruchtfleisch. Die blanken Füßchen streckt sie von sich, während sie so an deiner 'Gabe' baumelt und ihre Schnute darin vergräbt. Sie brummt einmal so laut sie kann, als wolle sie dem Strauch vermitteln, dass sie schmeckt


Huch, ich hatte gar nicht gemerkt, wie begierig sie die ganze Zeit die Beere gemustert hat. Futterneid, hm? Dabei hätte mir die erste Beere durchaus zugestanden. Aber niemals würde ich einem so goldigen Wesen den ersten Bissen vorenthalten. «Das schmeckt gut, hm?» Wenn ich mir den kleinen Körper so betrachte, passt da genau eine Beere rein - vielleicht noch zwei, aber dann bekommt sie vielleicht schon Bauchschmerzen. Als die kleine Fee fertig ist, versuche ich sie wieder auf meine linke Hand zu setzen und hole einen geflochtenen Korb hervor. Für meinen und seinen Magen muss ich schon noch ein paar mehr Beeren pflücken. Wenn sie unbedingt will, finde ich vielleicht noch eine kleine für sie. «Wo bist du eigentlich zu Hause, Fii?»


Alles was sie bei ihrer ersten Frage von sich gibt, ist kurzes leises Schmatzen mit einem zustimmenden Brummen. Die Hälfte des Fruchtsaftes ist quer in ihrem Gesicht verteilt, als sie fertig ist und ihren alten Platz auf deiner Hand wiederfindet. Sie streckt sich etwas, sucht kurz nach ihrem Hut und macht es sich dann wieder auf deiner Handfläche gemütlich. " Bei Richard !", ist ihre kurze knappe Antwort, die danach klingt, als sollte man diesen Namen und Menschen kennen...  " Und bei Selicia... weil die zu Richard gezogen ist. Aber die kam nach mir.. und naja... lenkt ihn momentan etwas ab." Sie weiß ja noch nicht, dass die Frau ein Kind erwartet.. Weiß noch nicht, dass sie bald nicht mehr die Kleinste im Bunde ist... weiß nicht, dass ihr Platz streitig gemacht wird. Sie wird irgendwann nur noch die kleine Fee sein, die irgendwo mit im Haus wohnt...


Bei Richard - sehr aussagekräftig. Aber der Name klingt menschlich, ob sie bei einem Menschen wohnt? Das und anderes frage ich mich, während ich die reifen Früchte auswähle und in den Korb lege. Wie soll ich sie denn nach Hause bringen? Wahrscheinlich ist es aber auch überfürsorglich sich darum Gedanken zu machen. Wenn dieser Richard die Verantwortung für die kleine Fii hat und der Meinung ist, sie kann hier draußen allein auf sich aufpassen, dann ist das hoffentlich auch so. «Hat Richard gesagt wann du wieder zu Hause sein sollst?» frage ich vorsichtig nach, da mir gerade auffällt, dass sie genausogut auch ausgebüchst sein könnte. Zwischendurch halte ich beim Pflücken inne und streiche mit dem Zeigefinger sacht über ihren Kopf - über ihren Hut. Die verschmierte Schnute, nein das halbe Gesicht ist rot. Herzallerliebst.


Richard soll gesagt haben, wann sie zu Hause sein soll ? " Als meine Familie verschwand bin ich lange alleine im Wald gewesen. Ich bin ein freies Wesen.. Er beschützt mich, wenn ich ihn brauche und versorgt mich. Ich kann bei ihm leben wenn ich will. Aber ich muss nicht." Immer wieder mal schaut das Pummelchen hinunter in deinen Korb und macht leichte Anstalten hinunter in die kleine Beerenansammlung zu hüpfen. Sie überlegt es sich aber immer wieder anders, lässt sich  anstandslos streicheln. Nur wenn ihr Hut bei deinen Berührungen mal verrutscht, richtet sie ihn leise grummelnd. " Als Fee ist der Wald mein Zuhause. Kein Menschengebäude." Oh ? Da wirkt die Kleine ja doch etwas reifer, als man erwartet hätte. " Ich bin momentan nicht so gerne bei ihm. Er ist die meiste Zeit mit Selicia beschäftigt. Aber ich glaube auch, dass das besser so ist. Manchmal kann ich sie hören.. Ich glaube sie ist krank, weil sie oft klingt als würde ihr etwas weh tun. " Ach Herrje...


Sanfte Blüte Aenia| Nickend pflücke ich weiter. Völlig logisch, was sie da sagt. Ich hatte nur durch ihr bisheriges Verhalten angenommen, dass sie noch schutzbedürftig ist. Aber wir sind Waldwesen, sie und ich. Wir sind anders als Menschen. Hier wird man nicht umsorgt und gehegt, bis man ausgewachsen ist - sondern höchstens bis man wortwörtlich auf den eigenen Beinen stehen kann. Und so wie sie jetzt spricht klingt sie auch viel reifer - was, zunächst etwas befremdlich auf mich wirkt, doch ich gewöhne mich
schnell daran. «Wenn Selicia krank ist, dann braucht sie seine Aufmerksamkeit. Aber er will dich bestimmt nicht vernachlässigen.» Ja, ich habe den unzufriedenen Unterton gehört. Klingt als wäre das Mädchen eifersüchtig. Die ganze Zeit schon sehe ich dabei zu, wie sie nach den Beeren giert, doch erst jetzt lasse ich es mir anmerken und grinse. «Möchtest du noch eine?» Ich wähle eine besonders rote Himbeere aus, die verspricht süßer als die anderen zu sein und lege sie zu ihr auf meine Hand.


Das Thema rund um Selicia und Richard wird einfach ruhen gelassen, als du endlich wieder von Beeren sprichst. Essen ist die Schwachstelle des Pummelchens. Sie braucht gar nicht mehr auf deine Frage zu antworten, da liegt die Beere schon zu ihren Füßen auf deiner Hand. Nur einen kurzen Moment kannst du ihre Kinderaugen freudig strahlen sehen, ehe sie ihre Schnute an der Beere vergräbt und die Augen vor Genuss schließt. Oi oi oi oioi .... " schammelscht du die alle für misch?" ,  fragt sie irgendwann und schaut ganz kurz von der Himbeere zu dir hinauf. Ohhhhhjjjee! Mehr passte wirklich nicht in die Schnute ! Sie hat genau den Grad erwischt, wo es ihr geeeraaaaade soooooo noch möglich ist zu kauen..


Natürlich sammle ich nicht alle Beeren für sie. In dem kleinen Bäuchlein dürfte doch schon gar kein Platz mehr sein. Ist sie nicht sogar noch etwas pummeliger geworden? «Du bist aber gierig. Tut dein Bauch nicht weh?» Eine kleinere Beere gab es leider nicht. Und ich bin noch nicht sicher ob es wirklich eine kluge Entscheidung war, ihr noch eine zweite zu geben. «Die Beeren sind auch für Lysandros und mich bestimmt. Aber wir geben dir gerne ab.» Mit diesen Worten entdecke ich den nächsten Strauch im Dickicht - diesmal mit Brombeeren. ~