Rollenspiel mit Titus Aurelius

..am 18. Januar 2010 im Hafen von Andraste

Sanft rieseln ein paar Schneeflocken auf die Hafenanlagen Andrastes nieder. Hin und wieder fegt eine Böe vom Meer herein und wirbelt die weißen Flocken wüst herum, doch im Allgemeinen ist es recht windstill. Der Morgen beginnt zu grauen, doch noch sträubt sich die Nacht gegen das Tageslicht. In der einsetzenden Dämmerung kann man das Leuchten vieler Laternen auf den Kaianlagen und auf den an ihnen vertäuten Schiffen noch gut sehen. Von kleinen plätschernden Wellen getragen läuft ein großes Handelsschiff in den Hafen ein. Dem Hafenmeister, der schon in aller Frühe die Arbeiten auf den Docks mit kritischem Auge mustert springen sofort die Positionsleuchten des Schiffes ins Auge und seine Stirn legt sich in Falten. Der Kahn würde sicher eine Menge Arbeit mit sich bringen, bis all die Waren darauf in seinem Buch eingetragen und die entsprechenden Zölle erhoben worden wären. Langsam driftet das große Schiff näher an den ihn zugewiesenen Anlegeplatz heran, begleitet vom Schreien einiger Möwen, die zu früher Stunde bereits eifrig dabei sind ihre Mägen zu füllen.


Seidendorn Izanami lehnt sich erwartungsvoll über die Reling. Kleine Schneeflocken tanzen durch die Dämmerung und schmelzen dann auf der Wasseroberfläche. "Kalt hier." meint sie knapp und wendet den Kopf nach rechts zu Titus. So etwas wie Schnee ist der fremdländischen Frau zwar nicht völlig fremd, jedoch gab es selten welchen in ihrer Heimat. Das seltsam beunruhigende, jedoch auch berauschende Gefühl der letzten Tage umfängt sie nun mit voller Macht und lässt sie die neue Luft tief und zittrig in ihre Lungen ziehen. Es ist nicht die Kälte, die sie erbeben lässt. Sondern die Euphorie des Unbekannten, dass sie hier erwartet. Ein Land in den Nebeln, fern ab von allem was ihr vertraut ist. Ein neues Leben, Dasein, ein neuer Sinn. Sie atmet langsam und bedächtig aus, lässt die funkelnden dunklen Augen über den schwach beleuchteten Hafen schweifen. Schweigen ... für diesen bedeutenden Moment ... mit einem sanften Lächeln auf ihrem kleinen Mund.


Titus Aurelius stützt sich schwer auf das Schiffsgeländer und wirft abwechselnd dem dunklen und sicher sehr kalten Wasser und der kleinen Frau neben sich skeptische Blicke zu. Wenn sie sich noch weiter vorlehnte und abrutschte... Der neben der zierlichen Reisenden geradezu hünenhaft wirkende Mann schüttelt sich und gibt einen angewiderten Laut von sich. "Kalt... da hast du verdammt recht." knurrt er dem Winterwetter entgegen und zieht seinen Wollmantel etwas enger um sich, als ein Windstoß ihm einige kalte Flocken ins Gesicht treibt. Zu Hause hatte es dieses weiße Zeug nicht gegeben. Auf den ersten Feldzügen hatte er es jedoch kennen und hassen gelernt. Besser dieses Land ist solche Umstände wert. In Gedanken bereits bei einem kräftigen Schluck Schnaps starrt der Mann finster zum Ufer.


Seidendorn Izanami grinst belustigt ob seiner Reaktion und schließt die Augen. Sie lässt die winterliche Kälte an sich heran, verhüllt sich nicht. Lässt sich durchdringen, verzaubern von der weißen Pracht, die sich auch in ihrem pechschwarzen Haar verfängt. Geduldig wartet sie auf das Anlegen des Schiffes, das seit Monaten ihre Herberge, ihr Gefängnis ist. Wie Flügel breitet sie in Gedanken versunken ihre Arme aus. Hebt sie nach oben über den Kopf und streckt sich ausgiebig. Sie fühlt wie ihre Knochen knacken, die Beengung abschütteln und sich nach Freiheit sehnen. Bald werden ihre Füße wieder festes Land unter den Sohlen spüren. Eine ungeahnte Wärme breitet sich in ihrem Innern aus. Das Fieber, das sie so lang vermisste, kehrt zurück.


Titus Aurelius tritt rasch einen Schritt hinter seine Begleiterin als diese nun auch noch die Arme in die Höhe streckt. So sehr er sich auch danach sehnt endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und diesem schwankenden Kahn zu entkommen, in dieses Wasser hinabspringen um eine über Bord gegangene Izanami herauszufischen muss einfach nicht sein. Ihm ist es nach wie vor ein Rätsel, wie dieses grazile Wesen hin und wieder gedanklich vollkommend abwesend und sich doch ihrer Umwelt vollkommen gewahr sein kann. Trotzdem bleibt er in Bereitschaft die Anmutige zu packen, bis das Schiff schließlich nach einer kleinen Ewigkeit die Kaimauer erreicht und bereits wartende Hafenarbeiter die herab fliegenden Taue an den Pollern festzurren. Nun haben sie also endlich die Ufer des Landes in den Nebeln erreicht.


Seidendorn Izanami verlässt den Augenblick, rollt sanft zurück in die Gegenwart und erblickt den Hafen zu ihren Füßen. Ein Kribbeln durchfährt sie von den Fingerspitzen bis zum Hals und Gänsehaut prickelt in ihrem Nacken. Aufmerksam beobachtet sie, wie der schmale Holzsteg zwischen Schiff und Kai befestigt wird, fixiert mit ihren Blicken diese Brücke in das lang Erhoffte. Kurz wendet sie den Kopf zu dem großen Mann in ihrem Rücken, nickt eilig und bewegt sich dann langsam auf den Anleger zu. Natürlich müssen zuerst einige Burschen im Laufschritt darüber hechten, um die ersten Frachtstücke an Land zu bringen. Doch schon bald wird eine Lücke frei, durch die die kleine Frau leichtfüßig von Deck huschen kann. Abwartend schaut sie zurück.


Titus Aurelius bemerkt das eilige Nicken, kann es jedoch genauso wie den Blick aus den mandelförmigen Augen nicht recht deuten. Ein Rätsel, diese Frau ist schlicht ein Rätsel. Der große Mann folgt ihrer Gestalt mit Blicken, als sie flink den Laufsteg hinab eilt. Grinsend greift er nach den beiden Seesäcken hinter sich und schwingt sie über seine Schultern. Er kann es seiner Gefährtin wirklich nicht verübeln, dass sie schnell an Land will. Außerdem gefällt sie ihm so lebendig und quirlig viel besser, als wenn sie stundenlang im Schneidersitz an einem Fleck hockt und keinen Ton von sich gibt. "Aus dem Weg, ihr Wasserratten!" donnert er den Matrosen gutgelaunt entgegen, die zwischen ihm und dem lange vermissten Festland sind. Ohne abzuwarten marschiert er auf den Steg zu, während die Angebrüllten unter einigen derben Flüchen aus dem Weg hasten um nicht einfach von der massigen Gestalt niedergetrampelt oder die Planke hinabgestoßen zu werden. Lachend betritt Titus zum ersten Male nuyanisches Land und sieht sich sogleich nach Izanami um. Nicht dass diese gleich losrennt und irgendwo in dem zusehends belebteren Hafenareal verschwindet.


Seidendorn Izanami steht, wie ein ruhiger Pol unberührt inmitten der Hektik des erwachenden Hafens. In Morgenröte getaucht ruht ihr Blick achtsam auf dem Begleiter, der sich letztendlich bei ihr einfindet. "Lass uns beginnen, der Weg ist noch weit und das Ziel liegt in nebulöser Ferne." ertönt getragen von fernöstlichem Singsang ihre Stimme, während sie ihm und dem wertvollen Gepäck auf seinem Rücken ein vielsagendes Lächeln schenkt. Locker verschränkt sie die Arme vor dem Bauch bewegt sich gemessenen Schrittes vom Wasser weg. Abschiedsworte hat sie keine für die Seeleute übrig. Es erscheint ihr auch vollkommen sinnlos, ein 'Auf Wiedersehen' an Leute zurückzulassen, an die sie sich in wenigen Tagen, wenn nicht gar Stunden ohnehin nicht mehr erinnern wird.


Titus Aurelius zieht auf die Worte seiner Gefährtin ein wenig die Brauen zusammen. Welches Ziel denn eigentlich und wieso muss sie sich immer derart kryptisch ausdrücken? Vielleicht reden ja auch in ihrem Land alle so... gut dass er kein Wort dieser Sprache versteht. Gerade will er sich anschicken der gemessen Schreitenden hinterher zu gehen, als er aus dem Augenwinkel einen bestimmten Matrosen erblickt. Rasch lässt er die Seesäcke von den Schultern gleiten und macht sich daran den einen zu öffnen. Kurz darauf fördert er einen Würfelbecher zu Tage, den er besagtem Matrosen zuwirft. "Auf dass er dir mehr Glück bringt als mir!" ruft er dem Matrosen zu, der ihm einmal zunickt. Immerhin hatten die beiden auf der langen Überfahrt so manches Spielchen zusammen gewagt. Dann wird es Zeit die Seesäcke wieder zu schultern und in das morgendliche Hafenleben Andrastes einzutauchen. Die Geschmeidigkeit missend, mit der sich seine Begleiterin durch die Menge bewegt setzt er auf grobe Kraft. So ertönen zwar hier und da Laute des Missfallens, doch schließlich hat er zu ihr aufgeschlossen und die Beiden lassen die Kaianlagen hinter sich und verschwinden im nahen Hafenviertel. ~


Seidendorn Izanami verschwindet zusammen mit dem für ihre Begriffe viel zu auffälligen Verfolger vom Schauplatz ihrer Ankunft, bahnt sich ihren Weg in die Tiefen dieses nebeligen Landes. ~

..am 19. Januar 2010 in Andraste

Titus Aurelius schlendert durch die Straßen Andrastes und genießt die ersten Strahlen der Morgensonne. Auch wenn sie noch recht kraftlos sind, so wärmen sie doch ein wenig und helfen die Kälte der Nacht zu vertreiben. Die relative Windstille scheint immer noch anzuhalten, so dass es momentan in den Gassen der Stadt im Vergleich zum offenen Meer geradezu angenehm erscheint. Der hochgewachsene Mann mustert die Einwohner und die Häuser in diesem neuen Land sehr genau. Die Stadt scheint alt zu sein und erinnert ihn in an manchen Ecken tatsächlich an die Heimat. Die meisten Menschen hier wirken recht blass im Vergleich zu dem braungebrannten Hünen, aber das hat er bei anderen Völkern auch schon gesehen. Mit zunehmendem Morgenlicht erwacht das Leben um ihn herum und so hält er, auf jeder einen Seesack, inne und betrachtet das Treiben um ihn herum. Bisher sind er und seine Begleiterin zwar angeglotzt worden, jedoch Feindseligkeit hat er nicht erkennen können. Weiter wandern die Blicke über den Stadtplatz, bis sie an einer gewaltigen Heldenstatue hängen bleiben. Stumm steht Titus da und betrachtet das Ehrenmal.


Seidendorn Izanami spaziert vom Sonnenschein begleitet über die breite Straße, die vom Hafen in diese Stadt hineinführt. Das Pflaster pocht unter ihren hohen Lederstiefeln, die die schlanken Füße vor Nässe und Kälte bewahren sollen. Sie mustert die Gebäude, die den großen Platz säumen, den sie nun betritt. Sie wirken sehr alt und doch auf eine unwirkliche Art lebendig. Der rein weiße pulverige Schnee, der das Tageslicht um ein vielfaches reflektiert, vervollständigt das friedliche Bild. Als der Klang der ihr folgenden Schritte abrupt verhallt, wendet sich die kleine Frau und schaut zurück. Ihre Augen folgen seinem Blick und verharren an der imposanten Statue, die den Platz beherrscht. "Titus?" spricht sie nun seinen Namen ... fragend.

 

Titus Aurelius betrachtet einen weiteren Moment die Statue und wendet sich schließlich der kleinen Frau zu, welche ein paar Schritte weiter stehengeblieben ist. Mit einer Kopfbewegung deutet er in Richtung der Statue und grinst schief. Irgendwie bringt ihn der Anblick seiner Begleiterin häufig zum Grinsen. "Hast du diese Statue gesehen, Izanami?" fragt er recht überflüssigerweise, ist das Teil doch so mächtig, dass man es kaum übersehen kann. Die kräftigen Hände schließen sich etwas fester um die Seesäcke und zerren sie auf den breiten Schultern zurecht. "Ich würde gerne wissen wer das ist. Scheint auf jeden Fall ein wichtiger Mann zu sein. Sieh mal, da ist eine Tafel angebracht. Lass doch mal schauen was draufsteht." schlägt er vor und nickt der Angesprochenen aufmunternd zu.


Seidendorn Izanami antwortet schmunzelnd. "Sie wäre mir ohne deinen Hinweis gar nicht aufgefallen." Ein Hauch Ironie schwingt im Säuseln ihrer Worte mit. Zweifelnde Blicke gleiten über die von ihm erwähnte Tafel. Dort stehen normalerweise Name, Geburts- und Sterbedaten und die besondere Leistung der jeweiligen Person. Nichts von Interesse also, da ihr Heldenverehrungen noch nie zweckmäßig erschienen. Mit einem lautlosen Seufzen schlägt sie die Augen nieder. "Wenn wir danach weitergehen können, lies sie dir durch." meint sie dann und verschränkt die Arme. Ihre Sehnsucht verzehrt sie ... schneller, höher, weiter. Sie will unter Leute, viele Leute. Fuß fassen in diesem Land, das sie gerade erst betrat. Wen interessiert da schon so eine steinerne Gestalt?


Titus Aurelius überhört die ironische Antwort komplett und nicht zufrieden bei der zweiten Aussage. Er lässt die beiden Seesäcke von seiner Schulter rutschen und legt sie vor den Füßen seiner Begleiterin ab. Wie ein Kind von einem Ohr zum anderen grinsend wendet er sich ab und legt mit ein paar kräftigen Schritten die Distanz zwischen ihm und der Statue zurück. Dort angekommen scheint er die eingelassene  Schiefertafel eine Weile zu studieren bis er schließlich den Kopf hebt und an der Statue heraufsieht. "Das Volk des Reichtums... von Beginn an dafür gerüstet, in Schlachten und mit dem Tod zu tanzen..." wiederholt er murmelnd. Diese Atlanter scheinen ein Volk nach seinem Geschmack zu sein. Nachdem er der Statue einmal respektvoll zugenickt hat schreitet der kräftige Mann zurück zur Wartenden. "Offenbar wurde diese vor langer Stadt von einem mächtigen Volk gebaut, den Atlantern. Sie stammen nicht von hier, doch ist ihr Ruhm immer noch gegenwärtig." berichtet er aufgeregt von seiner Entdeckung. Mit dem muskulösen Arm eine ausholende Geste in Richtung der Statue machend fährt er fort. "Stell dir nur vor Izanami... vielleicht steht eines Tages eine Statue von uns an einem solchen Platz." Die Stimme des ehemaligen Soldaten hat etwas verträumtes, als er die letzten Worte spricht. Unsterblicher Ruhm...

 

Seidendorn Izanami winkt kopfschüttelnd ab. Statuen, Macht, Reichtum ... Schall und Rauch ihrer Meinung nach. Sie lebt für den Moment, was nach ihr sein wird, ist ihr herzlich egal. "Nun komm, wir wollen weiter." drängt sie den Krieger, der augenscheinlich noch immer vom Ruhm vergangener Schlachten träumt. Sie hat gehört, dass es in diesem Land in der jüngsten Vergangenheit auch Belagerungen gegeben haben soll. In einer solchen würde er wohl erst so richtig aufblühen. Im Geiste sieht sie ihn, hünenhaft inmitten der Angreifer. Den Gladius durch ihre Leiber wie durch Butter ziehend ... Ja - das würde hervorragend zu Titus passen.


Titus Aurelius wird durch die Worte Izanamis fort von vergangenen Schlachten und zurück in die Gegenwart geholt. "Was? Ach ja, natürlich!" erwidert er und greift nach den beiden Seesäcken. Rasch werden diese etwas zurechtgerückt bis sie wieder richtig liegen. "Wir sollten uns nach einem Platz umsehen wo wir die hier erstmal Lagern können." schlägt der Mann vor und zieht zur Unterstreichung seiner Worte die Schultern hoch, so dass die beiden Säcke anfangen ein wenig herum zu baumeln. "Ein Zimmer für die Nacht wäre auch nicht schlecht...in einer ordentlichen Schänke! Ich kann keinen Schiffszwieback und Rum mehr sehen. Mir ist nach einem kräftigem Schluck Wein und einem deftigen Stück Fleisch!" Allein der Gedanke lässt ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. "Was hältst du davon? Wir suchen uns eine Bleibe, etwas wohin wir auch deine Kisten vom Schiff liefern lassen können, erkunden diese Stadt und heute Abend gönnen wir uns ein gutes Mahl!" Höchst angetan von seinem Vorschlag blickt der massige Mann hinab zu der zierlichen Frau. Weiterhin würden sie einen Karren oder etwas Derartiges brauchen, wenn sie ihr ganzes Hab und Gut mit sich ins Inland nehmen wollen.


Seidendorn Izanami reibt sich die Stirn und sinniert einen Moment über seinen Vorschlag, bevor sie anmerkt. "Kein schlechter Vorschlag. Ich glaube, wir sind eben an einem Pub vorbeigekommen." Ob er dort seinen Wein bekommen wird, wagt sie zu bezweifeln, wohl aber einen ordentlichen Schnaps. Da die meisten der angesprochenen Kisten ihre Habseligkeiten bergen, wird sie von ihren fluchtartigen Plänen vorerst Abstand nehmen müssen. Auch wenn die salzigen Weiten des Meeres ihr mittlerweile grässlich in den Augen brennen, wäre es ratsam die Reise ins Landesinnere ausreichend vorzubereiten, bevor man sie antritt.


Titus Aurelius grinst breit als seine Gefährtin den Vorschlag annimmt. Endlich wieder etwas anderes essen als eingesalzenes Fleisch und Trockenobst. "Dann lass uns doch einfach zu diesem Pub gehen und ein Zimmer nehmen. Anschließend stellen wir diese Stadt etwas auf den Kopf. Ich glaube kaum, dass wir schon alles gesehen haben. Wir können sicherlich auch noch mehr Informationen über diese Lande bekommen als dieses ganze Seemannsgarn von den Matrosen. Mensch Izanami... endlich sind wir da!" plaudert der Hüne aufgeregt drauf los und setzt sich in Bewegung den Pub aufzusuchen. Der anmutig neben ihm Schreitenden schenkt er ein breites Lächeln. Das Schicksal scheint es endlich einmal gut mit ihm zu meinen. Er ist sämtlichen Gefahren entkommen, hat eine gefährliche und unbequeme Schiffsreise überstanden und nun ist er hier, bereit in einem neuen Land nach Gold, Ruhm und Ehre zu streben. Und obendrein ist er auch noch in Begleitung dieser häufig recht reservierten, doch nun wirklich verdammt hübschen jungen Dame aus fremdem Landen. Nun ist es an der Zeit das Leben zu leben! Bestens gelaunt taucht der Mann mit den Seesäcken auf den Schultern in die Menge ein und überlässt seiner Begleiterin die Führung, schließlich scheint sie bereits eine Schänke ausgemacht zu haben. ~


Seidendorn Izanami ist erleichtert, dass es nun endlich wieder vorwärts geht. Herumtrödeln und Städte erkunden ist nicht ihr Ding, das soll er hübsch alleine machen. Sie wird sich in der Zwischenzeit um die wirklich wichtigen Dinge kümmern. Die Beschaffung einer Karte dieses Landes zum Beispiel. Und natürlich ein Transportmittel für sie und ihre Habe! Möglicherweise bleibt auch noch genug Platz für ihn übrig. Doch je mehr er sich so anstellt, desto größer wird ihr Wunsch endlich wieder allein auf Streifzüge zu gehen. Es ist doch alles viel entspannender ohne so einen Klotz am Bein, der unbedingt Statuen betrachten möchte. Mit diesen und anderen Gedanken steuert sie zielstrebig den Seaside Pub an. Soll er doch sehen wo er bleibt, wenn er nicht Schritt halten kann, wird er sie schon finden. ~

..am 20. Januar 2010 in Andraste

Titus Aurelius steht im Morgengrauen auf dem Stadtplatz Andrastes neben einem zweiachsigen Pferdekarren. Der Karren selbst ist recht günstig zu erwerben gewesen, ganz im Gegensatz zu den beiden Zugpferden. Das von der Pest durchgeschüttelte Land klammerte sich eisern an seine Nahrungsvorräte, auch an die lebendigen. Fluchend hatte Titus schließlich eingewilligt und dem Besitzer der Tiere einen Großteil seines Goldes ausgehändigt. Wenigstens scheinen sie gut genährt und kräftig zu sein. Der Karren hat einen Aufbau aus vier Pfosten, die mit einer Plane zum Schutze gegen das winterliche Wetter abgespannt sind. Bereits mit dem Gepäck der beiden Reisenden beladen und fertig angespannt ist er bereit zur Abfahrt. Zwei Tage sind seit der Ankunft an den Ufern Nuyas vergangen in denen der kräftige Mann nicht nur seine Rückkehr aufs Festland mit einem Schluck guten Weins gefeiert, sondern auch alles was an Informationen über dieses fremde Land zu bekommen war gesammelt hat. Er ist nun einmal Soldat und sieht sich im Moment als die eigene Vorhut an. Die Vorräte auf dem Karren sollten eine Weile reichen und würden vermutlich auch nötig sein, so wie das Wetter aussieht. Einen vernichtenden Blick unter seiner Kapuze hervor gen Himmel werfend, aus dessen Höhen der Schnee ohne Unterlass hinab auf das Land fällt stößt Titus einen Schwall übler Verwünschungen aus. Wo bleibt denn nur seine Gefährtin? Durch das Schneetreiben zu ihrer Bleibe hinübersehend hält er nach ihr Ausschau.

Seidendorn Izanami öffnet die Tür und tritt warm eingepackt hinaus in das Treiben der weißen Flocken. Ein prüfender Blick verrät ihr, dass der Abreise nun nichts mehr im Wege steht. Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht stapft sie durch den Schnee auf den Karren zu. "Gut gemacht." ruft sie Titus zu. Ein Lob? Aus ihrem Munde? Etwas ganz seltenes! Verstaut in ihrer rechten Manteltasche befindet sich ein Pergament auf dem feine Linien und Zeichen zu erkennen sind, als sie es herausholt und entfaltet. Neben dem Krieger bleibt sie stehen und hält es ihm vor die Nase. "Dort liegt unser Ziel." entscheidet sie und tippt mit dem Zeigefinger in den südöstlichen Teil des Landes auf eine große Stadt. Der Name Nuya steht in feingeschwungenen Lettern darunter. Mit gemischten Gefühlen mustert sie die dunkelgraue Front im Westen und seufzt leise. "Das wird nicht einfach ..." Ein paar Tage wenn nicht gar eine ganze Woche könnte diese Reise dauern und das gefällt ihr überhaupt nicht.

Titus Aurelius hebt einen Teil seines Mantels schützend über die Landkarte damit der dicht fallende Schnee nicht zu sehr darauf zu liegen kommt, nicht dass dieser später antaut und die Karte verwischt. Er mustert die Karte und stellt zufrieden fest, dass es seiner Begleiterin offenbar gelungen ist ein recht hochwertiges Stück mit vielen Details zu bekommen. "Nuya, die Hauptstadt!" meint er sachlich und tippt mit dem Zeigefinger zweimal sacht auf die eingezeichnete Stelle. "Die Karte ist gut, sehr detailreich!" Ein anerkennender Blick wird der kleinen Frau zugeworfen, dann dreht er sich zu dem Karren und hält seine rechte Hand wie eine Trittstufe daneben. "Hier, tritt auf meine Hand. Ich werde dir unterwegs ein paar interessante Dinge über dieses Land und speziell über diese Stadt Nuya erzählen. Ich habe in den letzten zwei Tagen viel in Erfahrung bringen können." ertönt die tiefe, voll klingende Stimme Titus' erneut während er darauf wartet, dass seine Gefährtin den Wagen besteigt.

Seidendorn Izanami sieht erstaunt dabei zu, wie er seine Hand zu einer Art Treppe umfunktioniert und nickt ihm zu. Natürlich wäre sie auch ohne seine Hilfe auf den Karren hinaufgelangt, allerdings nicht ohne weiteres. Möglicherweise kriegt sie ihn sogar irgendwann so weit, dass er sich zu ihren Füßen in eine schlammige Pfütze wirft, damit ihre Schuhe nicht schmutzig werden. Bei diesem fiesen Gedanken muss sie unwillkürlich grinsen. Aber nein, das kann sie sich nicht wirklich vorstellen. Entschlossen greift sie nach seiner linken Schulter und setzt den rechten Fuß vorsichtig auf seine Hand. Mit ein wenig Schwung schafft sie es auf den Kutschbock und nimmt unter der überhängenden Plane Platz. "Danke." sagt sie knapp.

Titus Aurelius betrachtet aufmerksam wie sich der Mantel seiner Begleiterin teilt und ihr schlankes Bein zum Vorschein kommt als sie den Fuß auf seine Hand stellt. Sie scheint eine enganliegende wildlederne Hose zu tragen die sie in die Stiefel gesteckt hat. Als die zierliche Frau sich auf den Kutschbock zieht und der Mantel dabei etwas hochrutscht wird für einen Augenblick ihr Hintern sichtbar, der sich ob ihrer Haltung deutlich unter dem engen Leder abzeichnet. Ein Grinsen huscht über die Lippen des großen Mannes. Er ist sich sicher, dass sie es auch problemlos alleine auf den Kutschbock geschafft hätte, doch wäre ihm dann mit Sicherheit dieser Anblick entgangen. Der Schnee und die Kälte büßen für einen Augenblick einiges ihres Schreckens ein und Titus schwingt sich deutlich besser gelaunt ebenfalls hinauf auf den Kutschbock. "Überhaupt keine Ursache!" meint er schmunzelnd und greift nach den Zügeln. "Bereit ins Inland vorzustoßen?" fügt er deutlich ernster hinzu. Er hofft genug in Erfahrung gebracht zu haben um gegen die unangenehmsten Überraschungen gefeit zu sein. Diese Frau wäre gewiss der Schrecken eines jeden Generals, so wie sie einfach Hals über Kopf in unbekanntes und potentiell feindliches Land vordringen will. Zwei Tage zur Aufklärung sind jedoch besser als nichts und so sieht der Soldat seine Gefährtin neben sich fragend an, wartet auf ihre Zustimmung.

Seidendorn Izanami dreht sich ein wenig und greift nach hinten durch eine weitere vorgehängte Plane, als er sich neben sie gesetzt hat. Nach kurzem Stöbern entdeckt sie das Gesuchte und zieht es nach vorne. Es ist eine dicke und große Felldecke, die sie nun auf ihrer beider Beine ausbreitet, so dass die lederne Seite nach außen zeigt. Die Größe reicht aus, um auch ihre Füße zu bedecken. Das wird dafür Sorge tragen, dass ihnen auch nach mehreren Stunden nicht kalt wird. "Jetzt bin ich bereit." meint sie schließlich und vergräbt ihre klammen Hände unter der Decke.

Titus Aurelius sieht einen Moment zu wie seine Beine unter der Decke verschwinden. Das ungewohnte Gefühl eine Hose zu tragen wird durch das nun aufliegende Fell noch etwas verstärkt, doch ist es der wärmende Effekt allemal wert. Außerdem dürfte das geschnürte Leder darüber hinaus eine gewisse Schutzwirkung haben. Der Mann auf dem Kutschbock rückt seine Kapuze etwas zurecht, dann schnalzt er einmal laut mit der Zunge und ruckt an den Zügeln. "Heyyy... los ihr zwei!" wird den beiden Zugpferden zugerufen. Diese stemmen sich fügsam in ihr Geschirr und langsam und holpernd setzt sich der Karren in Bewegung. Jede kleine Unebenheit würden sie auf dem gefrorenen Boden spüren.

Seidendorn Izanami spürt wie sich langsam wieder Wärme in ihren Fingern ausbreitet. Die Karte sorgsam mit jenen umschließend blickt sie nach vorn gen Ausgang der alten Stadt Andraste. Ein nervöses Kribbeln in ihrer Magengegend zeigt, dass sie doch nicht ganz frei von Sorgen ist, was diese Fahrt anbelangt. Alles Mögliche könnte passieren. Wegelagerer, die aus dem Hinterhalt angreifen, wilde Tiere oder selbst ein banaler Achsenbruch könnten ihre Pläne gefährlich ins Wanken bringen. Tief einatmend schließt sie die Augen und schickt in Gedanken den ihr so fernen Göttern ein kurzes Gebet. Die wertvolle Fracht darf unter keinen Umständen gefährdet werden. Das halblaute Rumpeln des Karrens hallt an den Mauern wieder, als die beiden Pferde ihn aus der Stadt ziehen. ~

Titus Aurelius ruft aus dem Weg aus der Stadt hinaus ein paarmal irgendwelchen Leuten zu, dass diese sich aus dem Weg scheren sollen. Auch er schickt ein stummes Gebet an seine Götter und Ahnen und bittet um Schutz für die Reise durch dieses tief verschneite Land. Als der Karren das Stadttor passiert und hinaus in das weißverschleierte fremde Land fährt überkommt ihn eine Mischung aus leichter Aufregung und gespannter Erwartung. Was mag dieses Land für Überraschungen und Herausforderungen für sie bereit halten? Schon bald ist der Karren im Schneetreiben verschwunden und nur eine sich rasch mit neuem Weiß füllende Wagenspur bleibt zurück. ~

..am 27. Januar 2010 in Andraste

Ungefähr eine Stunde nach Sonnenaufgang rumpelt ein Karren auf das Stadttor Nuyas zu. Auch wenn die Sonne heute strahlend vom Himmel scheint und nur vereinzelte Wolken hin und wieder ihr graues Gesicht zeigen, so sind die Wege doch voll vom Schneefall der vergangenen Tage. Die kräftigen Zugpferde müssen sich ordentlich in die Riemen legen um den Karren durch den Schneematsch vor dem Tor zu zerren. Der Karren ist mit einer Plane zum Schutze gegen Wind und Wetter versehen, welche sich auch bis über den Kutschbock erstreckt. Als das Gefährt näherkommt treten zwei Stadtwachen in dessen Weg und mustern die beiden Gestalten auf dem Kutschbock eindringlich. Darauf, eine wärmende Decke über die Beine gelegt, sitzen ein extrem breitschultriger Mann und eine zierliche Dame. "Halt!" ruft einer der Wachen und hebt eine Hand in Richtung des Wagens. Der kräftige Mann zieht einmal an den Zügeln und die Pferde kommen dicht vor den Soldaten zum stehen. Etwas näher herantretend und die beiden Reisenden weiterhin mit forschendem Blick betrachtend spricht der Wachmann weiter. "Nicht viele Reisende unterwegs bei diesem Wetter! Wo kommt ihr her und was wollt ihr in der Hauptstadt Nuya?" Abwechselnd zwischen den Beiden auf dem Kutschbock hin und her sehend scheint der Torwächter eine Antwort abzuwarten, während sein Kollege beginnt um den Wagen herumzugehen und diesen mit misstrauischen Blicken zu bedenken.

Seidendorn Izanami knetet unter der Decke verborgen ihre klammen Finger und ergreift das Wort. "Wir sind seit einigen Tagen unterwegs und suchen eine Unterkunft in dieser Stadt." spricht sie langsam, denn sie wählt ihre Worte mit Bedacht. Ihre mandelförmigen Augen mustern die Mimik des Wachmannes eingehend und die Ohren lauschen auf jedes Geräusch des anderen. Ihre Hände verkrampfen sich ineinander. Wenn er nun die Ladung überprüfen will. Die empfindliche Ware könnte durch das Wetter Schaden nehmen. Ein tiefer Atemzug befördert eisige Luft in ihre Lungen. Sie wird sich ihre Nervosität nicht anmerken lassen, das würde nur Verdacht erregen. Ein Seitenblick fällt auf den Krieger zu ihrer Linken. Solche Situationen aufzulockern ist eigentlich sein Talent, nicht ihres.

Titus Aurelius bewegt die kräftigen Schultern und lockert seinen Nacken durch schieflegen des Kopfes erst in die eine, dann in die andere Richtung. Ein deutliches Knacken ist zu vernehmen. Er schüttelt sich ob der Kälte und lässt ein lautes "Brrrrrrua!" vernehmen, bevor er sich an den zu ihnen hochsehenden Wächter wendet und ein freundliches Lächeln erhellt sein narbiges Gesicht. "Kein Wunder, dass ihr kaum Reisende zu Gesicht bekommt. Bei diesen Schneemassen und der verdammten Kälte. Ich wäre auch lieber in der warmen Schenke geblieben, aber diese hübsche Dame hier musste ja unbedingt bei Wind und Wetter weiterreisen, weil sie meint ihre kostbaren Handelswaren aus fernen Ländern würden vielleicht Schaden nehmen." erklärt er geduldig mit einem Seitenblick auf seine Begleiterin. Zwinkernd fährt er fort. "Da der Verkauf dieser Waren unter anderem auch meinen Sold einbringt, habe ich natürlich ein gewisses Interesse daran. Aber sagt, von Soldat zu Soldat, wo kann man hier nach getaner Arbeit ordentlich einen Heben? Nach dieser Schinderei über Land brauche ich heut Abend erst mal was zu Saufen!" Izanami mit einem bestimmten Blick messend greift er in seine Gürteltasche, zieht eine Münze hervor und wirft sie dem Wachmann zu, der sie geschickt fängt. "Wenn man in der Schänke auch noch übernachten kann, umso besser. Und ihr kommt einfach nach Dienstende vorbei, dann kippen wir einen und lassen die Würfel rollen!" Aufmunternd nickt er dem Wächter und seinem Kollegen zu, der den Karren umrundet hat und nun ebenfalls auf den Kutschbock schaut.

Seidendorn Izanami schlägt die Augen nieder, während ihre rechte Augenbraue verräterisch zuckt. Wieso musste er auch das Wort kostbar in seine Ausführungen mit einbeziehen? Mit Sicherheit kämen die Wachen nun auch noch auf die Idee Zölle zu erheben, was ihre Kalkulation gehörig durcheinander bringen würde. Als sie die Augen wieder öffnet, erkennt sie wie der Angesprochene die Münze möglichst unauffällig in einer seiner Taschen verschwinden lässt und dem Anderen zunickt, der nun seine Runde beendet und zu ihm aufschließt. "Der Trunkenbold befindet ich gleich hier auf dem Stadtplatz. Das ist die beste ..." Er räuspert sich. "... einzige Schenke in der Gegend." spricht er grinsend und auch Izanamis Miene erhellt sich etwas, während sie seinen Worten lauscht. Ein zufriedener Ausdruck befreit ihr Antlitz und die Augen glitzern im einfallenden Sonnenlicht. Keine weiteren unbequemen Fragen, kein Zoll ... das ist aus ihrer Sicht eine gelungene Bilanz dieser Begegnung.

Titus Aurelius gefällt der vielversprechende Name der Schenke auf Anhieb. Als der Wachmann ihm zunickt und eine auffordernde Handbewegung macht ruckt er einmal an den Zügeln und schnalzt mit der Zunge. Gehorsam setzen sich die Zugpferde in Bewegung und der Karren rollt durch das Stadttor. Na das war ja wie am Schnürchen gelaufen. Als ob er Seinesgleichen nicht kennen würde. Die Aussicht schnell wieder in das warme Wachhaus zu gelangen, gepaart mit klingender Münze, haben gereicht um die Einreise in die Stadt nicht unnötig zu verzögern. Mit sich selbst sehr zufrieden hofft Titus allerdings tatsächlich, dass sich die beiden Wachmänner in der Schenke blicken lassen werden. Nichts geht doch darüber, mit ein paar soliden Kerlen von der Truppe zu zechen. Der Blick des kräftigen Mannes fällt kurz auf seine Begleiterin. Nichts geht darüber... außer natürlich... Ein Seufzen lässt den massigen Brustkorb sich heben und senken. Wenn er nur wüsste, wie er an diese Frau herankäme. Ausgerechnet ihm, Titus Aurelius, erscheint seine Gefährtin wie ein Buch mit sieben Siegeln. Abwarten, sagt er sich. Eine lange Schlacht wird umso heftiger gefeiert, ist sie erst gewonnen.

Seidendorn Izanami richtet ihren Blick wieder starr geradeaus, ohne noch ein einziges Wort an die beiden Männer zu verschwenden. Erst als sie das Tor hinter sich lassen, wandern die Augen umher, tasten über den Platz, suchend ... und findend. Ihre rechte Hand hebt sich und der schlanke Finger zeigt auf ein breites Gebäude. Ein paar wenige Stufen führen hinauf zu einer Tür über welcher ein großes Schild mit der Aufschrift Zum Trunkenbold prangt. Von ihrer Linken dringt ein gedämpftes Seufzen an ihr Ohr. Wahrscheinlich ist er in Gedanken schon längst bei seinem wohlverdienten Ale angelangt, sinniert sie lächelnd und steckt ihre kalte Hand wieder unter die Decke, um sie an der anderen zu wärmen. Sie selbst wird erst Ruhe finden, wenn die Güter abgeladen und verstaut sind. Und eher wird hier auch nicht gesoffen, das dürfte ihm klar sein. Gespannt, was die beiden hier erwarten wird, verharrt sie auf ihrem Sitz. Ihr erster Eindruck der Stadt ist jedenfalls nicht schlecht.

Titus Aurelius blickt sich auf dem Weg zum Stadtplatz eifrig um. Wesen verschiedenster Rassen laufen in dem geschäftigen Treiben der Hauptstadt hin und her und Titus betrachtet einige der ihm fremdartig erscheinenden Gestalten aufmerksam aber verdeckt. Keinesfalls will er den Eindruck erwecken hier wie ein herum starrender Fremder zu wirken. Auch wenn seine Gefährtin offensichtlich nicht aus diesen Landen zu stammen scheint so macht er sich ob ihres meist introvertierten Erscheinens keine Sorgen sie könne Aufsehen erregen. Rumpelnd umrundet der Karren den Platz bis zur Hälfte und hält dann vor dem Trunkenbold. Die Zugpferde wirken zufrieden, einfach einen Moment dort stehen zu bleiben wo sie sind und Titus nimmt sich vor für eine gute Unterbringung der Tiere zu sorgen. Der Hüne schlägt die Decke von seinen Beinen zurück und springt behende vom Kutschbock. Er stampft ein paarmal mit den Füßen auf, um Leben zurück in seine kältesteifen Beine zu treiben, dann reicht er eine Hand hinauf um seiner Begleiterin beim Abstieg behilflich zu sein.

Seidendorn Izanami schiebt ebenfalls die Decke von ihren Beinen und stopft sie eilig wieder hinter die Plane des Karrens. Dann erhebt sie sich und balanciert, vom langen Sitzen etwas ungelenk, zur anderen Seite. Sie greift nach der emporgestreckten Hand und federt hinab in den Schnee, der sich um ihre Stiefel schließt. "Endlich." meint sie knapp und spart sich selbst ein einziges Wort des Dankes an ihren Begleiter. Ihre Gedanken gelten nur dem ausfindig machen eines geeigneten Lagers für die Kisten. Es darf auf keinen Fall zu feucht, oder zugig sein. Beiläufig lässt sie von seiner Hand ab und folgt dem Krieger zur Tür, durch welche sie sogleich ins Innere verschwinden.

Wenige Minuten nachdem die beiden Reisenden im Inneren der Schenke verschwunden sind kommt ein Knecht heraus geschlurft, ergreift die Pferde am Zaumzeug und führt diese samt Karren zu den Stallungen von Merrick auf der Rückseite des Gasthauses. ~

..am 9. Februar 2010 im Trunkenbold von Nuya

 

Titus Aurelius sitzt gähnend an einem Tisch in der Schankstube. Die Luft im Trunkenbold ist zu solch frühmorgendlicher Stunde durchaus auszuhalten, oder zumindest bei weitem besser als am Vorabend. Möglicherweise ist sogar ein wenig gelüftet worden aber beschwören würde der noch ein Bisschen verschlafen dreinschauende Mann es nicht. Wie gern würde er noch ein wenig länger schlafen und sich nach der anstrengenden Reise von der Küsten in die Hauptstadt ein wenig ausruhen. Aber nein, seine Begleiterin hat da offensichtlich andere Pläne und ihn nach unten in den Schankraum geschickt um schon einmal für Frühstück zu sorgen, während sie sich irgendwelchen ominösen morgendlichen Vorbereitungen hingibt. Die muskulösen Unterarme auf den Tisch stützend reibt sich Titus die Augen mit den Fingern. Ob es um diese Uhrzeit überhaupt schon möglich ist etwas zu bekommen? Vom Wirt jedenfalls ist noch keine Spur. Wenigstens kann er ein paar Geräusche aus der Küche vernehmen. Der Schädel des großen Mannes brummt leicht vor sich hin. Dieser Honigwein war gestern aber auch zu gut gewesen...

Schankmaid Rosie kommt, nachdem sie die Küche fertig geputzt und aufgeräumt hat in den Schankraum und summt ein heiteres Lied vor sich hin, ohne sich im ersten Moment umzusehen, da sie zu dieser Zeit nur selten Gäste haben. Sie wünschte, sie hätte öfter mal wohlhabende, hübsche Gäste, um mal wieder ein lohnendes Schäferstündchen genießen zu können.

Seidendorn Izanami kommt langsam die Treppe im hinteren Teil des Schankraumes hinab gelaufen und hält nach dem Krieger Ausschau. Sie trägt einen dünnen Stoffmantel, welcher durch ein um die Hüfte gelegtes Band gehalten wird, das bestimmt eine Elle breit und im Rücken zu einem großen schleifenartigen Gebilde drapiert ist. Das hölzerne Schuhwerk klappert auf den Dielen, als sie sich auf den nun Entdeckten zubewegt und mit der Andeutung eines Lächelns die Hand zum Gruße hebt. Außer ihnen beiden und der Bedienung ist die Schankstube noch menschenleer, doch füllt sie sich mit dem süßlich herben Duft nach Räucherwerk, der sie umweht. Ein Teil ihres morgendlichen Rituals, wenn man es denn so nennen will. Leider entdeckt sie im Näherkommen noch kein Essen auf dem Tisch, den Titus für sie beide ausgesucht hat. Hoffentlich hatte die Zeit zumindest zum Bestellen gereicht, denn ihr Magen fühlt sich unangenehm leer an nach der langen Nachtruhe, die sie sich gegönnt hatten. Trotzdem wirken seine Augen sehr verschlafen, als sie den Stuhl im gegenüber zurückzieht, um darauf Platz zu nehmen. Ein hämisches "Guten Morgen." kann sie sich nicht verkneifen.

Titus Aurelius nimmt die Hände von den Augen, als er ein leises Summen vernimmt. Zu seiner Freude fällt sein Blick auf die äußerst ansprechende Gestalt der Schankmaid. Gerade will er ihr zurufen und sie auf sich aufmerksam machen, als ein wohlbekanntes Geräusch ihn innehalten lässt: Das Klappern von Holzschuhen. Ein tiefes Ausatmen durchläuft den kräftigen Brustkorb, als der kräftige Mann sich an dem Tisch zurücklehnt. Gedankenverloren kratzt er über eine raue Stelle seiner Tunika und fährt sich mit der anderen Hand über das kurzgeschorene Haar. Bestimmt würde sie irgendeinen spitzen Kommentar fallenlassen, weil noch kein Essen auf dem Tisch steht. Als die zierliche Frau an den Tisch tritt und ihren morgendlichen Gruß ablässt, trifft sie ein Blick aus hellgrauen Augen. "Und was genau soll an diesem Morgen denn gut sein, hm?" erkundigt sich die heute Morgen noch um einige Nuancen tiefer klingende Stimme des Hünen grummelig. Vielleicht hätte er doch nicht noch einmal hinab in den Schankraum gehen sollen, gestern Abend. Aber was sollte ein Mann machen, wenn er nun mal Durst hat?

Schankmaid Rosie hebt verwirrt ihren Kopf, als sie durch Geräusche aufmerksam wir. Erst jetzt entdeckt sie die beiden Gäste. Sie rümpft die Nase etwas und zieht die Luft ein, die da durch den Schankraum schwebt und diesen mit einem angenehmen Duft von Räucherwerk oder was auch immer erfüllt. "Das Weib hat Geschmack!", stellt sie fast schon etwas neidvoll fest, bevor sie sich hüftwackelnd durch den Schankraum auf die beiden Gäste zubewegt. Am Tisch angekommen macht sie Halt und setzt ein süßes Lächeln auf. "Einen wunderschönen guten Morgen. Mit was kann ich Euch den Tag versüßen?" Ihr Blick schweift bei den letzten Worten ganz klar zu der männlichen Gestalt, ehe sie die dunklen Augen auf die junge Lady mit dem wundervollen Duft schweifen lässt.

Seidendorn Izanami bemerkt wohl seine nervösen Gesten und ihr Lächeln wandelt sich in ein überlegenes Schmunzeln, mit dem sie seinem Blick standhält. "Du wolltest meinen Rat gestern Abend nicht hören, nun trage auch die Konsequenzen stumm und für dich allein." säuselt sie ihm zu, bevor sie den Kopf nach hinten wendet. Hatte die Frau nicht gerade etwas Abfälliges gemurmelt, oder bildete sie sich das nur ein? Als diese nun auf das ungleiche Paar zukommt, wirft sie ihrem Gegenüber einen bedeutungsvollen Blick zu. So macht man das! Auf die folgende Frage setzt sie eine erheiterte Miene auf und sagt freundlich aber bestimmt. "Genug Brot und Belag für uns beide, aber kein Ale mehr für ihn!" Während dessen lässt sie Titus nicht aus den Augen und eine ihrer Brauen wandert zum Ende des Satzes spitz nach oben, als wollte sie ihn verspotten.

Titus Aurelius misst die Schankmaid seinerseits mit einem etwas eingehenderen Blick als seine Begleiterin sich kurz abwendet. Wirklich gut gebaut die Dame stellt er fest. Auf ihre Frage hin legt sich ein leicht anzügliches Lächeln auf die Lippen des Mannes. Oh... da würden ihm auf der Stelle so einige Dinge zur Versüßung seines Tages einfallen... Jäh kehrt er zurück in die Gegenwart als er den Blick seiner Gefährtin auf sich spürt und ihre Antwort vernimmt. Das darf doch nicht wahr sein. Dieses Weib verspottet ihn schon wieder. "Danke Izanami, sehr aufmerksam von dir." antwortet er und nickt der Angesprochenen freundlich zu. Doch dann blitzt der Schalk fröhlich in den Augen des braungebrannten Mannes auf und er wendet den Kopf zur Schankmaid. "Einen Becher heißen Wein mit Kräutern, das hilft viel besser zum wach werden." meint er zwinkernd und fügt etwas leiser ein "Wenn wohl auch nicht so gut wie dein Anblick..." hinzu. Zufrieden lehnt er sich anschließend in seinem Stuhl zurück, in freudiger Erwartung bald den Kater mit einem heißen Schluck und etwas für den Magen bekämpfen zu können.

Schankmaid Rosie lächelt zuckersüß und nickt zu der Bestellung der wohlduftenden Lady und des braungebrannten Mannes. "Kommt so schnell es geht. Natürlich auch der heiße Wein mit Kräutern!" Ein Grinsen zeigt sich kurz auf ihrem Gesicht, als sie noch einmal einen knappen Blick auf den Herren wirft. Kurz scheint es ganz so, als hätte sie ihm auch gezwinkert, bevor sie sich umgedreht hat und daraufhin durch den Schankraum in Richtung Küche eilt. "Bei Ramius, ist das eine arme Seele von Mann! Steht ganz schön unter dem Pantoffel dieser Lady! Hm, ein hübsches Ding ist sie!" Murmelt sie leise vor sich hin, als sie auch schon in der Küche verschwindet und dort wohl einer Magd Anweisungen gibt, zwecks des bestellten Essen.

Seidendorn Izanami entspannt sich etwas, nun da das ersehnte Essen vorbereitet wird. Es juckt sie kein bisschen, dass er sich einen Wein bestellt hat, doch seinen Hang zu Alkohol, Spielen und durchzechten Nächten wird sie wohl nie nachvollziehen können. Wenn man am nächsten Morgen ein Bild des Jammers abgibt und zu nichts mehr zu gebrauchen ist, kann sie auch gut und gern darauf verzichten. Selbst trinkt sie nur selten, denn sie hat gern all ihre Sinne unter Kontrolle. Ihr Blick schweift beiläufig durch den Raum, bevor er zuletzt wieder an ihm hängenbleibt. Nachdenklich mustert sie ihn und verschränkt dann die Unterarme auf dem Tisch, als sie sich vorbeugt. "Ein dauerhafter Wohnsitz in dieser Stadt wäre praktisch, meinst du nicht?" fragt sie unvermutet.

Titus Aurelius ist einmal wieder vom plötzlichen Themawechsel seiner Begleiterin überrascht. Während er in Gedanken bei einem Frühstück in einem weichen Bett, wahlweise mit einer leichtbekleideten Izanami, der Schankmaid oder auch beiden im Arm verweilt, fragt diese Frau doch tatsächlich nach einem Wohnsitz. Andererseits... "Dann könnten wir in endlich einmal im Bett frühstücken." spricht der kräftige Mann seinen Gedanken aus. Als ihm bewusst wird was er da gerade gesagt hat, setzt er ein schiefes Lächeln auf, stützt die Ellenbogen auf den Tisch und beugt sich ebenfalls vor. "Das würde mir den Tag gewiss gehörig versüßen. Was meinst du?" fährt er verschwörerisch fort. Was solls, nun hilft nur der direkte Angriff. Entspannte diese Frau eigentlich nie?

Schankmaid Rosie ist gerade dabei dem Mann den heißen Wein mit Kräutern zu machen, als ihr siedend heiß einfällt, dass sie nicht einmal weiß, was diese Lady trinken möchte. Kurz zieht sie ihre Unterlippe zwischen die Zähne. Vor lauter Männer wieder alles vergessen! Zum Glück ist Cedrik nicht anwesend, sonst würde es wieder Schellen geben. Sie beugt sich etwas über Theke und ruft lauthals durch den Schankraum "Was wollte die Lady trinken? Tee?" Den Blick den sie ihm dabei von weitem zuwirft, würde sogar ein Blinder bemerken, wenn nicht sehen, so zumindest spüren. Denn es ist ein Blick, der weit mehr bedeutet als nur eine Sympathie. Zum Glück kann die wohlriechende Lady es nicht sehen, da Rosie es mehr oder weniger hinter ihrem Rücken geschehen lässt.

Seidendorn Izanami legt süßlich lächelnd den Kopf etwas schief, er würde es wohl nie lernen. "Wie auch immer du auf die Idee kommst, ich würde mit dir in einem Bett sein wollen ..." beginnt sie den Satz und lässt ihn dann unvollendet ausklingen. Vielleicht wäre die adrette Schankmaid leichter für diese Sache zu begeistern, aber auf dieses offene Buch würde sie ihn nicht stoßen, da muss er schon selbst drauf kommen. Wie gerufen klingt auch schon eine Stimme von der Küche her an ihr Ohr. "Danke, sehr gern." antwortet sie hörbar, indem sie den Kopf etwas zur Seite, doch nicht ganz nach hinten wendet. Dann genießt er erneut ihre volle Aufmerksamkeit. "Eigentlich dachte ich weniger an ein gemeinsames Nachtlager, als an meine künftigen geschäftlichen Beziehungen." führt sie das Gespräch fort und lässt seine ungehobelte Bemerkung so endgültig unter den Tisch fallen.

Titus Aurelius wendet den Kopf flüchtig in Richtung Küche als die Stimme der Schankmaid von dort erklingt. Einem Gefühl nach hebt er die Augen, bemerkt einen gewissen Blick und ein Lächeln kräuselt seine Mundwinkel. Eine eigene Bleibe wäre vielleicht tatsächlich gar keine so schlechte Idee schießt es ihm durch den Kopf oder anders gesagt, eine Bleibe die nicht der Trunkenbold ist. Bei solch vielsagendem Blick sollte er unbedingt baldigst wieder hier einkehren, ein paar Humpen trinken und den Abend mit all seinen durchaus üppigen Vorzügen genießen. Der kurzgeschorene Kopf wendet sich zurück zu der mandeläugigen Dame. "Geschäft und wieder Geschäft. Liebe Izanami, wenn du eines Tages feststellst, dass das Leben an dir vorüber gezogen ist dann möchte ich keine Klagen von dir hören." meint der große Mann kopfschüttelnd aber gutgelaunt. Dann spannt er die Nackenmuskeln, lässt die Schultern kurz kreisen und klatscht einmal moderat in die Hände. "Aber seis drum. Wir brauchen tatsächlich Geld und dabei werden uns deine Geschäfte sicherlich sehr helfen. Ich schlage vor, wir essen etwas und sehen uns dann nach einer geeigneten Unterkunft um."

Schankmaid Rosie schürzt einen Moment die Lippen um sich ein süffisantes Grinsen zu unterdrücken, dann folgt ein lautes "Gewiss doch, sofort!" Es fällt ihr schwer, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren und immer wieder erwischt sie sich selbst dabei, wie ihr Blick zu dem braungebrannten Mann wandert. "Hach...", seufzt sie leise und verträumt vor sich hin, während sie die Getränke macht.

Seidendorn Izanami schaut ihn wissend an. "Habe ich mich jemals bei dir beklagt?" spricht sie eine Frage, die keine Antwort braucht und faltet die Hände, indem sie die Fingerspitzen aneinander legt. Sie braucht eben gewisse Voraussetzungen, um die schönen Seiten des Lebens genießen zu können. Wobei Außenstehende diese schönen Seiten wohl durchaus auch als Arbeit zu bezeichnen wüssten. Unbewusst beobachtet sie das Spiel seiner Muskeln unter der eng anliegenden Oberbekleidung, während sie über ihre Neigungen sinniert. Gemischt mit anderen Gerüchen, dringt nun auch der Duft von Kräutertee an ihre Nase und schmerzhaftes Sehnen breitet sich in ihrer Magengegend aus. "Ein interessanter Spaziergang nach einem ausgiebigen Mahl ... klingt nicht schlecht." murmelt sie zustimmend und verschränkt die Arme nun vor ihrem still verlangenden Bauch.

Titus Aurelius beschließt diese Diskussion nicht weiter zu führen. Gegen die kurz angebundene Art und manchmal fast stoische Ruhe dieser Frau ist nur schwer anzukommen. Irgendwann aber würde auch sie einen schwachen Moment haben und dann... Aus der Magengegend des Mannes dringt keineswegs ein stilles, sondern vielmehr ein lautstarkes Verlangen und so lehnt er sich wieder auf seinem Stuhl zurück und wartet.

Schankmaid Rosie stellt ein Holztablett zurecht und stellt beide Getränke bereit. Kurz darauf verschwindet sie für einen Moment in der Küche und verlässt diese dann wieder mit zwei reichlich befüllten Holzbrettern. Nachdem alles auf dem großen Tablett seinen Platz gefunden hat, nimmt sie dieses und schlängelt sich sehr geschickt durch die Tischreihen des Schankraumes. Bei den beiden angekommen, serviert sie zuerst den Tee für die Lady, dann den heißen Wein mit Kräutern für den Herren. Anschließend befinden sich auch die Holzbretter mit frischem Brot, Ei, Schinken, Käse, Gurken und Tomaten auf dem Tisch. "Bitte schön! Guten Hunger!" wünscht sie den beiden und verzieht sich anschließend in die Küche um dort einiges zu erledigen.

Seidendorn Izanami wirkt leicht betört durch den Duft des feinen Essens, der sich schon fast schmecken lässt. Dankbar nickt sie der Dame zu und legt die Handflächen in einer geschmeidigen Haltung aneinander, um nach dieser kurzen Geste sogleich nach dem Besteck zu greifen. Geübt präzise benutzt sie das Messer und trennt sich eine schmale Scheibe vom Brotlaib, um diese dann dünn mit Butter zu bestreichen. In der gleichen Manier verfährt sie auch mit den zwei folgenden Scheiben und belegt die Erste mit Schinken und Ei. Dazu sticht die Gabel mal in ein Stück Gurke, und kostet auch einmal eine Tomate - bis alles verzehrt ist. Dazwischen wird das Besteck auch schon mal beiseite gelegt, um sich dem Tee zu widmen solang dieser noch heiß ist. Seine Wärme erfüllt ihren Körper und wappnet sie gegen das kalte Winterwetter, welches sie draußen erwarten wird. Doch bevor es soweit ist, wird sie den Kimono lieber gegen ihre Lederhose und den warmen Mantel tauschen. ~

Titus Aurelius spürt wie seine Kopfschmerzen zunehmen als er sich bemüht, sowohl die einladenden Vorzüge der Schankmaid, als auch das Essen auf den Holzbrettern im Auge zu behalten. Schließlich besinnt er sich und blickt hinauf in die dunkeln Augen der Herantretenden. "Besten Dank, schöne Dame." meint er mit einem angedeuteten Kopfnicken, das Essen in Empfang nehmend während der Blick aus grauen Augen von ganz anderen Genüssen als der Nahrungsaufnahme zu sprechen scheint. Doch alles zu seiner Zeit. Ein weiteres, lauteres Knurren aus dem Bauch des Mannes lässt ihn seine Aufmerksamkeit nun den Speisen widmen. Ganz anders als seine Gefährtin lässt er sich weder Zeit mit dem Essen, noch hält er sich mit der Benutzung von solch zeitraubenden Utensilien wie Besteck auf. Mit den Zähnen wird das Brot abgerissen, Tomaten zerteilt, Käse zertrennt und Eier verschwinden gleich am Stück zwischen den kräftigen Kiefern. Hinuntergespült wird zwischendurch mit einem kräftigen Schluck heißen Weines und alsbald fühlt der Hüne wie die Lebensgeister in ihn zurückkehren. Einen letzten interessierten Blick in Richtung Küche werfend folgt er dann seiner Gefährtin hinauf zu den Zimmern, denn auch er benötigt noch ein paar Dinge bevor es hinaus geht auf die winterlichen Straßen der Hauptstadt. Auch wenn dies die einzige größere Schenke vor Ort sein mag, so denkt er sich, hat sie ihren Reiz. Zufrieden steigt der große Mann die Stufen hinauf und ist alsbald im Obergeschoss verschwunden. ~

Schankmaid Rosie beginnt noch damit das restliche Geschirr zu waschen, sauber zu sortieren, der Magd bei den Pfannen zu helfen und schließlich das Dreckwasser zu entsorgen. Viele stellen sich die Arbeit als Schankmaid sicher einfach vor, doch über solche Illusionen kann Rosie nur lachen, lange genug arbeitet sie hier und immer ist irgendetwas zu tun. Wirkliche Ruhe findet man erst nach Schluss, oder aber an einem freien Tag. Für einen Moment überlegt sie sich, wie lang ihr letzter freier Tag zurückliegt, kann sich aber nicht mehr wirklich erinnern. Ein Schmunzeln huscht über ihre Züge, denn trotz dessen ist sie glücklich mit ihrer Arbeit. Sie kann sich nichts Schöneres vorstellen, auch wenn Cedrik manchmal ein wahres Ekelpaket sein kann. So nimmt der Tag weiter seinen Lauf. ~

..am 13. August 2010 im Hafen von Mendor

Leibeigene Izanami wandelt gemessenen Schrittes am Rande des Hafenviertels entlang. Die Hände locker vor dem Bauch verschränkt setzt sie in absolut gerader Körperhaltung einen Fuß vor den nächsten und lässt sich den feuchten Abendwind um die flache Nase wehen. Die etwa 5 Fuß hohe zierliche Gestalt der Frau wird von einem Art Mantel aus dünnem Stoff verhüllt, der um die Taille von einem breiten  Band gehalten ist. Die mandelförmigen Augen wandern aufmerksam umher, als würden sie erwarten demnächst etwas Bestimmtes zu erblicken - indes die Finger beiläufig über ein unter den Händen verstecktes, mehrfach gefaltetes Papier streichen.

 

Bauernjunge Titus schlendert entspannt neben der kleinen Frau her, die er um gut zwei Haupteslängen überragt. Die beiden Gestalten geben ein recht ungleiches Paar ab. Sie klein und zierlich, er groß, breit und muskelbepackt. Aufmerksam blicken die hellgrauen Augen aus dem braungebrannten Gesicht, schließlich ist man neu in unbekannten Landen. Rasch wird jeder, der zu abendlicher Stunde hier ebenfalls unterwegs ist auf eine mögliche Gefahr hin gemustert. Das Schwert an der Seite und die eindrucksvolle Gestalt des Mannes überzeugen anscheinend aber jeden der teils bereits recht betrunkenen Seeleute und auch das sonstige Hafengesindel von einer Belästigung der Dame tunlichst abzusehen.


Leibeigene Izanami zieht während sie weiterläuft das Stück Papier hervor, das teilweise in ihrem Ärmel gesteckt hatte. Ein prüfender Blick, dann wandert die Hand zur Seite und hält das Schriftstück dem Hünen unter die Nase. Wenn er es entfaltet wird er darauf recht eckig gestrichene Buchstaben erkennen können, offensichtlich legt sie Wert auf seine Meinung zu diesen Zeilen. Feine Seidenstoffe in eleganten Farben - für die stilbewusste Dame. Zartes rein weißes Porzellan - für die aufmerksame Gastgeberin. Seltene, exotische Gewürze und Aromen - für die abwechslungsreiche Köchin. Und wohlig duftendes Räucherwerk - für die liebevolle Ehegattin. Eine Auswahl dieser weitgereisten Handelswaren ist nun auch hier erhältlich!


Bauernjunge Titus nimmt im Gehen das Stück Papier entgegen und überfliegt es mit einem leichten Stirnrunzeln. Ein entgegenkommender Matrose entgeht daher dem harten Blick des Mannes, mit dem er sonst die Leute auf angemessenem Abstand hält. Erst aus dem Augenwinkel wird der schwankende Kerl erfasst und grob von einem vorschnellenden Arm zurückgestoßen. Unter einem protestierendem Aufschrei geht der Betrunkene zu Boden. Den Hagel an folgenden Flüchen ignoriert der große Mann vollkommen, lässt einen letzten Blick über das Papier schweifen und hält es dann seiner Begleiterin hin, wobei er anerkennend nickt. "Nicht schlecht. Nicht unbedingt der Laden in dem ich einkaufen würde, aber das dürfte bestimmt einige betuchte Leute anlocken. Sag mal, willst du das irgendwo am Marktplatz aushängen?" erkundigt er sich nachdem er seine Meinung kundgetan hat und sieht abwartend auf die mandeläugige Schönheit an seiner Seite hinab.


Leibeigene Izanami lässt sich von der vorüberziehenden Szenerie schreienden Fremden wenig beeindrucken, nimmt das Blatt wieder an sich und faltet es zweimal, bevor es wieder in einem der Ärmel ihres Kimonos seinen Platz findet. Schließlich nickt sie sachte. "Dazu ist es vorgesehen, allerdings wäre eine größere Ausgabe sehr viel vorteilhafter." merkt sie an. Ihr Blick schweift in die Ferne. Ein Stück entfernt breitet sich der Strand unterhalb des Hafens aus, ihre Schritte führen genau in seine Richtung. "Außerdem benötige ich zunächst mindestens einen Stand auf dem Marktplatz. Ein kleiner Laden wäre mir lieber, doch bleibt abzuwarten, ob meine Ware auch den erhofften Anklang findet." Die Überlegungen breitet sie wie einen Teppich vor ihm aus ... Sobald es ums Geschäft geht scheint sie ungewohnt gesprächig zu sein.


Bauernjunge Titus lauscht den Worten seiner Begleiterin, während ihr Weg die beiden weiter durch das abendliche Hafenviertel führt. "Anklang wird die Ware schon finden, da bin ich mir sicher." entgegnet der Hüne zuversichtlich. "Und sicherlich wird sich auch bald herumsprechen, dass Diebe besser einen großen Bogen um dieses Geschäft machen sollten!" fügt er mit einem Grinsen hinzu und lässt die rechte Faust in die Handfläche der anderen Hand klatschen. Plötzlich runzelt er die Stirn und sein Blick fällt erneut auf seine Begleiterin. "Wie steht‘s denn um unsere Finanzen? Reicht unser Kapital für einen Stand oder einen kleinen Laden... oder müssen wir erst noch mehr Bares auftreiben?" erkundigt er sich ernst.


Leibeigene Izanami schüttelt seufzend das gesenkte Haupt und spielt mit den verschränkten Fingern. "Die Reise war länger und damit kostenintensiver als geplant, für ein paar Bretter und Nägel wird es schon reichen." Im Stillen hofft sie inständig, dass die feine Seide, die Gewürze und das Räucherwerk keinen Schaden durch Feuchtigkeit genommen haben. Sonst ist ihr Schicksal in dieser Stadt in absehbarer Zeit besiegelt. Denn wer traut einer Frau, die aus fernen Landen stammt und Geld verdient, ohne einem Beruf nachzugehen? "Ich gehe davon aus, dass deine Kenntnisse ausreichen, um einen Stand zu zimmern." spricht sie dann und lächelt ihm provozierend zu.


Bauernjunge Titus schaut auf ihre letzte Bemerkung hin einen Augenblick fast beleidigt drein. Dann macht er eine wegwerfende Handbewegung und sieht sich übertrieben auffällig in der Gegend um. "Solange man hier in dieser Stadt am Ende der Welt etwas Holz und ein wenig Werkzeug auftreiben kann, baue ich dir einen Stand, der so stabil ist, dass 10 dieser volltrunken Matrosen darauf herum klettern könnten." erklärt er vollkommen überzeugt von sich und deutet auf eine Meute Seeleute. Die Kerle haben teilweise die Arme um die Schultern ihres Nebenmannes gelegt und schwanken so stark beim Gehen, dass es an ein Wunder grenzt, dass die ganze Truppe noch nicht im Hafenbecken gelandet ist.


Leibeigene Izanami schmunzelt und sieht interessiert zu, wie der Trupp teilweise gefährlich nah an der Kaimauer balanciert. Doch viel zu bald schon ist die willkommene Ablenkung vorübergezogen und die Gedanken in ihrem Kopf kreisen wieder um das bald bevorstehende Ereignis. "Ich verlasse mich auf dich." spricht sie und hebt ihre dunklen Augen zu einem bedeutungsschweren Blick in die Seinen. Ihre linke Hand zieht einen Beutel Silberlinge aus dem rechten Ärmel hervor. "Bis zum nächsten Markttag muss der Bau beendet sein, das Silber sollte für das Material ausreichend sein." säuselt sie und streckt ihm das Beutelchen entgegen.


Bauernjunge Titus streckt seine Hand erst nach kurzem Zögern aus, so dass er den bedeutungsschweren Blick der unergründlichen Augen seiner Begleiterin deutlich länger hält als notwendig gewesen wäre. Irgendwas hatte diese Frau, was all die anderen nicht hatten. Aber was...? Der kräftige Mann beschließt, diese Frage heute Abend bei ein bis acht Bier in einer der hiesigen Tavernen genauer zu überdenken. Schließlich greift er nach dem Beutel und nickt knapp. "Bis zum nächsten Markttag steht dein Stand! Ich fange gleich morgen an." antwortet er bestimmt. Dann blickt er sich suchend um. "Was hältst du davon, wenn wir nun zurück zu unserem Gasthaus gehen? Langsam knurrt mir der Magen und ich könnte auch den einen oder anderen guten Schluck vertragen!" kommt der Vorschlag prompt hinterher.


Leibeigene Izanami legt die Handflächen aneinander und verbeugt sich dann knapp vor ihm. Aus ihrer bisherigen gemeinsamen Zeit sollte er diesen Abschiedsgruß schon kennen. "Ich habe nicht umsonst diesen Weg eingeschlagen." Spricht sie und sieht zum Strand herüber. "Dieser Ort eignet sich wunderbar für mein jetziges Vorhaben." raunt sie verträumt und setzt sich in Bewegung während ihre vorerst letzten Worte an ihn hinter ihr her flattern. "Wir sehen uns etwas später, iss ruhig schon ohne mich." Der weiche Sitz im hellen Sand, der raue Wind und die salzige Luft - ein perfekter Ort um ganz eins mit sich zu werden und in Ruhe zu meditieren. ~


Bauernjunge Titus kennt den Abschiedsgruß in der Tat bereits sehr gut. Außerdem weiß er, dass die zierliche Dame im Notfall recht gut auf sich selbst aufpassen kann. Zeit sich den angenehmen Dingen des Abends zu widmen. Zum Abschied drückt der Hüne sich die rechte Faust auf die linke Brust, in Anlehnung an den Soldatengruß seiner Landsleute. Der vollständige Gruß wurde normalerweise nur Vorgesetzten gegenüber entboten, doch diese verkürzte Form hatten sie verwendet, um Gleichrangige zu Grüßen, denen man besonderen Respekt und Vertrauen entgegenbrachte. "Alles klar. Bis nachher!" lautet die Antwort. Einen kurzen Moment sieht die kräftige Gestalt der kleinen Frau nach, dann wendet er sich ab und verschwindet in der Menschenmenge. ~