Die Dampfhöhle

Vom Wanderpfad aus ist es gut zu sehen: Über einem eigentlich recht unscheinbaren Berg in den Drachenzähnen, umgeben von den majestätischen Gipfeln des Hochgebirges, wabern weiße Schwaden. Wer sich näher heranwagt, der wird feststellen, dass es sich keineswegs um gewöhnlichen Nebel handelt. Nein, es ist warmer Dampf. Dieser scheint direkt aus Löchern im Fels aufzusteigen. Ein Pfad führt in den Berg hinein, tief hinab in eine Höhle, und schon auf dem Weg hinunter wird es immer wärmer. Stockdunkel müsste es eigentlich in der Höhle sein, aber dem ist nicht so. Die Löcher im Fels, die bereits von außen zu erkennen waren, lassen Licht ins Innere des Berges. Dennoch herrscht in der Höhle schlechte Sicht, denn überall ist Wasserdampf - und es ist heiß. Sehr heiß. Immer wieder tropft abgekühltes, salzig schmeckendes Wasser von der Höhlendecke.

Die Wärme geht vom Boden aus, ohne Schuhe sollte die Höhle besser nicht betreten werden. Ob unter dem Gestein eine warme Quelle liegt? Oder ist direkt darunter etwa bereits das heiße Erdinnere zu finden? Wer weiß. Doch die 
Hitze des Bodens reicht aus, um den Regen, der durch die Löcher in die Höhle gelangt, unmittelbar in Dampf umzuwandeln. Wenn es längere Zeit nicht geregnet hat, wird sich der Dampf wohl verflüchtigen und in der Höhle wird es gewiss so heiß und trocken wie in einer Wüste. Doch unmittelbar nach einem Regenschauer bietet sich die Möglichkeit, sich in der Höhle aufzuwärmen. Manch einer sagt gar, es sei gesund, eine vor der Hitze schützende Decke auf dem Boden auszubreiten und hier ein wenig zu verweilen. Ob das stimmt? Angeblich sind Wände und Decke mit Salzkristallen überzogen und bei einer Erkältung könnte ein Dampfbad in dieser Höhle vielleicht Wunder wirken.