Rollenspiel mit Draven MacAlister im Ghetto

 

Die Luft ist warm und dick, der abgestandene Geruch nach faulem Obst hat sich genauso in ihr verfangen wie ein lauer sachter Wind, der die Dreistigkeit besaß etwas Sauerstoff zwischen die Gassen zu bringen. Er versagte kläglich. Das Geräusch von Stiefel erklingt, deren Schritte über das Pflaster schaben. In der aufkommenden Dämmerung verblasst ihr sonnengelber Farbton zu einem langweiligen Grau, dem nur durch das Licht von Straßenlaternen in unregelmäßigen Abständen wieder Leben eingehaucht wird. Es ist .. zu warm. Die Frau, die die Stiefel trägt, wischt über ihre feuchte Stirn. Wie kann es nur im Oktober noch so warm sein? Das normalerweise eher schlabberige Oberteil klebt bereits an ihrem Oberkörper und auf der Haut unterhalb der kurzen Hosen ist ebenfalls ein dünner Schweißfilm zu erkennen. In unregelmäßigen Abständen zaubern die vorbeiziehenden Lichter der Stadt einen Hauch von Glanz darauf. Sie läuft, läuft einmal mehr durch Gassen, die ihr unbekannt sind. In der Hand hält sie noch aus alter Gewohnheit das Handy, um per Navigation den Weg zu finden. Nur leider ist aus unerfindlichen Gründen der Akku leer. Ein Seufzen macht ihrem Unmut Luft, aber hey immerhin sieht sie so etwas mehr von Sheratan! Durch die wunderschönen Graffiti-Kunstwerke an zahllosen Wänden ist ihr schon längst klar, dass sie sich das denkbar schlechteste Areal zum Verlaufen ausgesucht hat.


Endlich bricht die Nacht herein. Die Sonne versinkt und hinterlässt die Dämmerung, bringt Finsternis und Schwärze, die das Land überzieht. Die Stadt versinkt in unruhigem Schlaf und wird von ewiger Stille eingehüllt. Eine Stille, die mich ruft. Wie an jedem Abend, einem bizarren Ritual gleich, habe ich mich aus meiner Schlafstätte erhoben, um der Nacht zu fröhnen und mich an ihrer unendlichen Schönheit zu ergötzen. Ich will durch das Mondlicht tanzen und nach den Sternen greifen, kühle Luft in meinen Körper saugen. Ich möchte soviel, jedoch treibt mich ein Gedanke an. Mein Antrieb und das Öl für mein Feuer. Es ist der Hunger und die Gier, warmes Blut auf meinen Lippen zu spüren. Davon zu trinken und es zu kosten, ein Leben auszulöschen, um mich selbst für einen Moment, einen Augenblick lebendig zu fühlen. Ein bisschen wie eine Droge, so wundervoll und berauschend. So gut und gewollt. Entgegen meiner Prinzipien verschlägt es mich hierher, in das Ghetto. Der Abschaum, die Straßenratten und Menschen, die in keiner anderen Umgebung Unterschlupf finden. Nicht die Art von Beute, nach der mir der Sinn steht, jedoch übe ich mich in Bescheidenheit. Ein Anfang, ein Aperitif. So streife ich durch die Gasse und Bewege mich durch die Schatten, die das wenige Licht an die zerklufteten und beschmierten Wände wirft. Ich passiere die Obdachlosen und die Huren, die Zuhälter und Junkies. Unbeirrt gehe ich an dem Müll vorbei, der zu meinen Seiten den Straßenrand ziert. Unruhig taxieren meine Augen die Umgebung, mein Blick wandert. Eine Frage der Zeit, bis sich eine Person von diesen Gestalten abhebt. Nur eine Frage von Momenten, von Atemzügen, ehe ich einen Menschen erblicke, der sich auf angenehme Art und Weise hervortut. Die Blumen, die aus diesem Misthaufen wächst. Noch bin ich mir der Tatsache nicht bewusst, dass meine Hoffnungen nur allzu bald erfüllt werden sollen.


Rosalie Daenerys spürt die Unsicherheit in ihrem Inneren aufkeimen und an Präsenz zu gewinnen. Jetzt wird es schon dunkel und sie hat noch immer nicht den blassesten Schimmer, wo sie sich befindet. Geschweige denn welche Richtung sie einschlagen soll. Ein gutes Stück vor ihr öffnet sich die schmale Gasse, durch die sie läuft, und Hoffnung lässt ihre Schritte schneller aufeinander folgen. Ein Glück, eine breitere Straße und Menschen, andere Menschen! Sie hatte sich schon ausgemalt, wenn dort nun jemand hinter ihr her gelaufen wäre. Niemand hätte sie gesehen und .. Sie schüttelt den Kopf - nicht daran denken - immerhin fühlt sie sich, als wäre sie jetzt ein Stück weiter gekommen. Doch erst der genauere Blick zeigt ihr, dass die Einsamkeit wohl doch ein besserer Begleiter gewesen war, als dieser Menschenschlag. Schon kommt das Klacken von High Heels auf sie zu und eine Frau mit viel zu viel Make-Up und umso weniger Kleidung macht ihr klar, dass sie sich gefälligst von ihrem Teil der Straße verpissen soll. Wortlos dreht sie sich um, starrt mit geweiteten Augen zu Boden und bringt so schnell als möglich Abstand zwischen sich und diese .. "Frau". Der faulige Gestank wird inzwischen durch den Rauch von billigen Zigaretten und den beißenden Geruch von schwerem Parfüm ergänzt. Eine herrliche Kombination und das flaue Gefühl in ihrem Magen bestätigt sie in diesem Empfinden. Verbissen hebt sie das Mobilgerät zurück in ihr Blickfeld und bittet stumm zu einer namenlosen höheren Wesenheit, sie möge doch etwas Energie hineinspeisen. Wie kann es überhaupt schon leer sein? Sie hat es doch heute und gestern kaum benutzt! Sie schüttelt es, tippt auf dem Powerschalter herum - ohne Erfolg, das Display bleibt schwarz und gähnend leer.


Ein weiterer Schritt. Ein letztes Mal setze ich mich in Bewegung, ehe ich mein Ziel erreiche. Unruhig, von fast schon nervöser und von kindlicher Vorfreude getrieben, erbeben meine Nasenflügel, als ich gierig die Luft inhaliere. Dort ist etwas enthalten, dass meine Aufmerksamkeit weckt. Etwas, das sich von den anderen Eindrücken abhebt. Nicht der Geruch von Parfum und Zigaretten, keine Alkoholfahne, kein Müll. Es ist der Geruch, der von dieser Person ausgeht. Feiner, weiblicher Duft. Der zarte Schweißfilm auf ihrer Haut, der Geruch ihrer Haare. Ein wohliges, hörbar zufriedenes Seufzen perlt von meinen Lippen. Just in diesem Moment beende ich meine Suche und habe meine Wahl getroffen. Ein Umstand, der ein feines Grinsen auf meine Züge treibt und meinen Mundwinkel in die Höh' zwingt. Ich schließe auf und trete zunächst wortlos hinter mein potenzielles Opfer. Ich agiere nicht, genieße viel eher. Ich besehe mir die verhüllte Gestalt, fülle meine Lunge neuerlich mit ihrem, aufgrund meiner Nähe, deutlich intensiveren Duft und lausche dem leisen, so verführerischen Klang von dem Blut, das unermüdlich durch ihren zierlichen Körper getrieben wird. Ich verschränke die Arme vor meiner Brust und besehe mir über die Schulter der kleinen Person, wie das Telefon in ihren Händen mit Ungeduld malträtiert wird. Dass das Weib ohne ihr Handy ein Stück weiter von der Außenwelt abgeschnitten ist, als es dieser Ort allein vermuten lässt, spielt mir in die Karten und wird wohlwollend zur Kenntnis genommen. "Nicht der beste Ort, um sich zu verlaufen, hm?" Meine Stimme ist leise und ruhig. Ein Flüstern, ein Säuseln, das sich kaum merklich über die Windböen erhebt, die durch die Gassen streifen. Ich werde die Frau mit meiner reinen Anwesenheit verschrecken, bin jedoch bemüht, sie nicht in vollem Umfang einzuschüchtern. "Das ist nicht der Ort, an dem ein Telefon versagen sollte!" Nicht der Ort, an dem du mir über den Weg laufen solltest. Ein Satz, den ich bewusst verschweige und lediglich mit einem leisen Lachen andeute. Zeit für ein kleines Spiel, für ein bisschen Jagd.


Der Schmutz klebt in jeder Ritze, jedem Winkel dieser Straße. Nicht nur das, er schwebt in den Luft! Und der klebrige Schweiß auf ihrer Haut fängt ihn ein! Sie reibt die Finger ihrer linken Hand fest aneinander bei diesen Gedanken. Förmlich kann sie die zähe ölige Schicht auf ihnen spüren, die sich nicht abreiben lässt. Wie tief ist sie eigentlich gesunken? Sie ist in diese Stadt gekommen, um zu studieren und zu lernen. Nicht um in einer Nacht fast im Park zu erfrieren und in der Nächsten von einer Nutte vom Strich vertrieben zu werden. Und doch passieren ihr diese Sachen, so ist das wohl wenn man nicht mehr im Elternhaus behütet wird, sondern der kalten Realität der Erwachsenenwelt ins Gesicht sehen muss. Doch kalt ist nicht das richtige Wort für diese stinkende Hitze, die sie umgibt. Heute morgen noch hatte sie geduscht, die Haare gewaschen und diese einmalig duftende Lotion auf ihrer Haut verteilt und nun? Verschwitzt und klebrig und ölig und schmutzig. Eigentlich könnte sie sich glatt zu den Prostituierten stellen. Die Finger reiben fester aneinander, so muss es sich anfühlen wenn man unter einem Waschzwang leidet. Das Handy hat den Geist aufgegeben, das ist ihr nun endgültig klar. Am Liebsten möchte sie es an die nächste Wand, ins nächste Sprayfarbenkunstwerk hauen und lauthals fluchen, doch da erklingt eine Stimme in ihrem Nacken. Die tiefe Stimme eines Fremden, und er spricht genau ihre Gedanken aus. Der Schreck, der sie leicht hat zusammenfahren lassen, verliert sich in der altbekannten Wärme, die ihr in die Wangen steigt. Sie schämt sich dafür in dieser festgefahrenen Situation zu stecken. Denn im Grunde ist sie selbst Schuld, sie hätte vorsichtiger sein müssen. Doch vielleicht will er ja nicht nur über sie spotten, sondern zeigt ihr den Weg zurück in die Stadt? »Da .. haben Sie völlig Recht. Können Sie mir den Weg zeigen? Ich muss zurück ins Zentrum.« Sie versucht sich zusammen zu reissen und mit jedem Wort wird die Stimme kräftiger, sicherer. Die Verzweiflung im Unterton ist trotzdem nicht zu überhören. Irgendwie .. hat sie Angst vor diesem Fremden. Warum auch nicht, hier sind sicher nur Verbrecher unterwegs!


Das feine Lachen auf meinen Lippen wächst an, als sich das Weib zu mir wendet. Ungeniert wandert mein Blick und ohne Scham besehe ich mir die Frau, ihr Gesicht und die weichen Züge. Ungefragt nehme ich mir einen tiefen Blick in ihre Augen, als wolle ich darin lesen. Ihre Mundwinkel. Alles. Ich widme jeder Einzelheit, jedem Detail einen Moment meiner Aufmerksamkeit. Letztlich nicke ich, um meine Gedanken zu unterstreichen und meine Wahl somit abzusegnen. Ich nicke, um der Frau eine Antwort auf ihre Frage zu geben. "Natürlich kann ich Ihnen helfen!" Langsam hebe ich meinen Arm und lasse meine Finger durch die Luft tanzen. Als ich an ihrem Hals vorbeikomme, kostet es mich einen Großteil meiner Selbstbeherrschung, sie nicht zu berühren und die Wärme ihrer Haut zu spüren, das pulsieren ihres Blutes, das durch die Adern rauscht. Unbewusst beisse ich mir selbst auf die Unterlippe, forme meine Hand für einen Augenblick zu einer Faust, deute letztlich jedoch die Straße hinunter und in Richtung einiger Gassen und Abzweigungen, Seitenstraßen. "Ihr müsst in diese Richtung gehen, wenn ihr zurück in das Zentrum der Stadt wollt!" Noch immer bemüht, meine Stimme in völliger Ruhe erklingen zu lassen. Ich bin bemüht, mir meine Freude und meine Erregung nicht anmerken zu lassen. Ein Kind, in einem Spielwarenladen, voll Ungeduld und Tatendrang. Ich bin eben dieses Kind, und ich will mein neustes Spielzeug endlich verwenden. Zu früh jedoch, zu bald. Ich übe mich also in Genügsamkeit. "Ihr solltet aber nicht alleine gehen, dieses Viertel ist voll von sehr komischen Typen!" Ich hingegen, gepflegtes Äußeres und adrett gekleidet, mag einen vertrauenswürdigeren Anblick erwecken, als die Penner und Nutten. Ein Umstand, den ich mir bewusst zunutzen mache. "Ich könnte mir nicht verzeihen, wenn Ihnen etwas passieren würde!" Wenn etwas von dem kostbaren Blut vergossen wird, ohne das ich davon probieren kann. Ich kann es mir nicht verzeihen, wenn dir etwas passiert, meine Schöne, und ich nicht die Ursache dafür bin!


Rosalie Daenerys merkt, wie er sie mustert und fühlt sich überhaupt nicht wohl dabei. Wie er sie ansieht, wie ein Stück Fleisch. Sie weicht unwillkürlich zurück, als seine Hand so nah an ihr vorbeischwingt. Hat er sich? Hat er sich da etwa gerade auf die Lippe gebissen? Die Röte in ihrem Gesicht ist nun auch im fahlen, harten Licht der Straßenlaterne zu erahnen. Sollte sie ihm nicht besser sagen, dass sie keine Prostituierte ist? Sie traut sich nicht, als sie seinen weiteren Worten zuhört. Sie klingen altmodisch, doch bergen sie die Aussicht auf Sicherheit, gar den leichten Anflug von Geborgenheit. Immerhin hat er ihr gerade versprochen, sie hier heraus zu bringen, nicht wahr? »Würden Sie mich begleiten?« hakt sie lieber trotzdem nochmal nach. Vielleicht war es besser ihm in dieser Situation nicht vor den Kopf zu sagen, was sie denkt. Am Ende irrt sie sich, er fühlt sich beleidigt und lässt sie hier stehen! Oder sie hat Recht, ihm wird bewusst, dass für ihn nichts dabei heraus springt und am Ende bleibt sie genauso alleine hier. Nein, da nimmt sie lieber die Herabwürdigung in Kauf, statt hier vergewaltigt oder abgestochen zu werden.


Erneut ein Nicken. Natürlich begleite ich dich, Weib. Du bist etwas kostbares, etwas wertvolles. Die wunderschöne Blume, die den Asphalt an diesen Ort zersprent und Schönheit, Grazie und Anmut an einen verlassenen Ort zurückbringt. Selbst jetzt, in ihrem Zustand, verschwitzt und verängstigt, kann sie nicht über das Offensichtliche hinwegtäuschen. "Es wäre mir eine Ehre!" Zumindest bis zu einem gewissen Grad und bis an die Stelle, an der mein eigenen Vorhaben greift und ich mich an deinem Blut laben werden. Langsam sinkt mein Kopf, ich komme auf Augenhöhe. Erneut diese Ungeniertheit, ein bisschen dreist. Ich besehe mir die Augen der Frau, nehme mir diesen Moment, ehe ich mich langsam abwende. "Ihr müsst keine Angst haben, diese Straßen sehen gefährlicher aus, als sie in Wirklichkeit sind!" Meine Stimme gewinnt etwas an Kraft und Lautstärke, ich rede in einer normalen Tonlage mit ihr und lasse zunächst von dem Flüstern, der wispernden Stimme ab. Ich setze mich in Bewegung und gebe lediglich mit einer Handbewegung über meine Schulter hinweg zu verstehen, dass das Fräulein mir folgen sollte. "Würdet Ihr mir Euren Namen verraten?" Ich lasse die Frau aufschließen, schenke ihr ein Zwinkern und bin damit versucht, eben diese Geborgenheit und das falsche Gefühl von Sicherheit weiter auszubauen und das zierliche Persönchen somit weiter in die Irre zu lenken. Ich beschließe für mich, still und stumm, dass die Frau ein passendes Ende verdient hat. Ein Ende, dem diese Gosse nicht würdig werden kann. Ich werde sie also zu dem Fluss führen. Sie soll sich den Mond ein letztes mal ansehen können, ehe sie ihr Leben aushaucht.. Die Güte in Person.


Wenn sie wüsste, wie er von ihr denkt. Sie wäre fasziniert und abgestoßen zugleich. Die Einzige und Eine von Vielen in einer Person. Ehre .. dieses Wort benutzt in der heutigen Zeit schon kaum einer mehr. Es berührt sie .. irgendwo an einer vom Selbstbewusstsein vergessenen Stelle. Was .. will er von ihr? Soll das ein Flirt sein? Nun kommt er ihr nahe, beugt sich zu ihr herab. Er ist schließlich auch viel größer als sie und .. tätowiert. Jetzt ist es an ihr ihre untere Lippe leicht zwischen die Zähne zu ziehen und etwas warmen Atem auszuhauchen. Sie sieht den Schelm in seinen Augen, genau von solchen Arschlöchern wollte sie sich in Zukunft fernhalten. Die bringen schließlich nichts als Ärger und sie steigt immer wieder voll drauf ein. Er wendet sich ab und sofort fährt sie sich mit den kalten Händen an die Wangen. Am Ende merkt er noch, wie rot sie geworden ist und interpretiert das falsch. Wie an einer unsichtbaren Schnur gezogen folgt sie ihm, hält einen geringen Abstand. Keine Angst, nun in seiner Gegenwart hat sie die wirklich nicht mehr. Er sieht stark aus, wird die komischen Typen, die er erwähnte, schon verprügeln können. Also doch besser auf einer Höhe mit ihm laufen, die Temperatur in ihrem Gesicht normalisiert sich auch langsam wieder. »Ich heiße .. Rosalie.« Einen Moment hatte sie überlegt, ihren richtigen Namen zu verschweigen. Doch was kann er mit ihrem Vornamen schon ausrichten. »Und Ihr .. ähm Sie?« Jetzt fängt sie schon an, seine Sprache zu imitieren. Jedoch malt die ungewollte Komik ein Grinsen auf ihre Züge.


Rosalie. Ich warte, bis das Weib folgt und gänzlich aufschließt. Ich führe die Frau durch diesen trostlosen Ort. Ich bin der Hirte, der sie aus diesem Sumpf führt und ihr letztlich Erlösung bringt. "Rosalie!" Ich wiederhole den Namen der Person. Ich spreche ihn langsam aus, betone bewusst an einigen Stellen zu viel, als wäre er etwas kostbares. Als würde er zerbrechen, wenn man ihn ohne Vorsicht ausspricht. "Mein Name ist Draven. Draven MacAlister!" Meinen Namen, im Gegenzug, spreche ich kraftvoll aus. Ich lege bewusst all den Stolz in meine Stimme, die ich für meine Abstammung aufbringen kann. Ein guter Name, ein starker Name. Und dieser Umstand soll der Frau nicht verborgen bleiben. Sie soll sich in der Gewissheit wiegen, nicht durch die Hand einer x-beliebigen Person zu sterben. Wir verlassen die Hauptstraße und biegen in eine der unzähligen Gassen. Der Geruch ist noch intensiver. Penetrant umspielt der Gestank meine Nase. Die Gestalten, die, ganz klischeehaft, vor brennenden Tonnen stehen, wirken noch etwas abgerissener. Willkommen, Rosalie, wir sind soebenen am Nullpunkt angekommen. Oder zumindest einem Ort, der dem Nullpunkt durchaus sehr nah liegt. Erneut warte ich keine Reaktion der Frau ab, als ich meinen Arm unter ihren schiebe und mich einhake. Ich komm ihrem zierlichen Leib noch etwas näher, ergötze mich an der Wärme, die von ihr ausgeht und die ewige Kälte für den Bruchteil einer Sekunde aus meinen Gliedern vertreibt. Ich hake mich ein, sodass wir das Bild eines Paares abgeben. Die Ziele, die ich damit verfolge sind einfach: Nähe. Der Duft ihrer Haare übertönt den Gestank der Gasse. Wärme. Der Klang ihrer Stimme. Ich will genießen, bevor ich zerstöre und alles, was bleiben wird, ist dieser einzigartige Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht. "Wir müssen nurnoch ein kleines Stück, Rosalie. Nurnoch ein kleines Stück, dann haben wir es geschafft!" Erneut ein Lachen. Leise, leicht dümmlich. Ich kann es mir jedoch nicht verkneifen, kann mich nicht dagegen wehren. Es ist die Vorfreude, die mich zu diesem Lachen zwingt. Ein Lachen, das vermutlich darauf schließen lässt, dass meine Absichten nicht ganz die Reinheit besitzen, die ich ihnen andichte.


Rosalie Daenerys ist das Schaf, das in seine Falle tappt. Doch das weiß sie nicht und so setzt sie die Schritte schneller, um mit seinen langen Beinen Schritt zu halten. Sie hört ihren Namen aus seinem Mund und entdeckt Seiten an seinem Klang, die sie so noch nie gehört hat. Ein ganz normaler Name im Grunde, doch seine Stimme macht daraus eine Melodie, einen Schatz. Sie seufzt leise und lässt der Hitze freien Eintritt zu ihren Wangen. Wieder einer dieser Kerle, die ihren Teint nach Belieben an- und abschalten können, wie eine verdammte Glühlampe. Aber das ist ihr jetzt egal. »Draven .. MacAlister.« Ein stolzer, schottischer Name, der in ihren Eingeweiden nachdröhnt. Man könnte glatt vermuten, er sei Opernsänger mit der kräftigen Stimme - aber eben nur fast. Denn so sieht er weiß-Gott nicht aus. Er sieht .. schrecklich gut aus und das weiß sie auch. Innerlich fällt ihr ein Stein vom Herzen, als etwas anderes ihre Aufmerksamkeit für sich einnimmt. Eine neue Straße, ein neuer Ort .. und der selbe Dreck. Die ferne Glut von den Feuern, die in den Blechtonnen brennen, streift ihr über's ohnehin viel zu warme Gesicht. Ihr ist heiß, zu heiß. Sie spürt plötzlich seinen Arm an ihrem - eiskalt. Wahrscheinlich will er sie damit näher an sich ziehen. Sodass auch wirklich keiner auf dumme Gedanken kommt. Seine Nähe widert sie an und gleichzeitig ist die Kühle seiner Haut wie Medizin. Sie fühlt sich fiebrig und weiß nicht, ob sie ihren Empfindungen noch trauen kann. »Schon gut, ich halte das aus.« Es ist als wäre sie krank, dabei ist sie das gar nicht. Sein Lachen klingt fremd - irgendetwas darin passt nicht zu ihm. Doch im Moment interessiert sie das herzlich wenig. Denn das Ende dieser Odyssee rückt näher, bald befindet sie sich wieder auf sicherem Terrain. Und dann kann sie jegliches Angebot, das er ihr machen will, abweisen und einfach nach Hause gehen. Zumindest nimmt sie sich das vor, schafft sie es auch?


Das Ende dieser Reise, dieser Odysee rückt näher. Sehr nah. Wir, das ungleiche Paar, gehen weiter. Mein Blick schweift ab und ich ertappe mich dabei, wie ich zur Seite sehe. Ich besehe mir die Frau und wie sie auf die Umgebung, wie sie auf meine Nähe und meine Berührungen reagiert. Sie ist eine Schönheit und diesen Umstand habe ich keine Sekunde angezweifelt. Sie ist zu schön für diesen Ort, ein Juwel und Perlen für die Säue. Ich bedauere den Umstand, dass Rosalie ausgerechnet in meine Arme gelaufen ist und somit ihr Schicksal besiegelt hat. Ich bedauere den Umstand, ihr das Leben nehmen zu müssen, nur um mich an ihrem Blut zu berauschen. Ich bedauere es, bin jedoch zu gierig, um etwas daran zu ändern. Nichts, was mir diese Welt in den Weg stellen könnte, würde mich von meinem Vorhaben abbringen. Die Seitengasse ist schnell durchschritten. Wir kommen an den Fluss, der dieses Drecksviertel von der Stadt trennt. Der einzige Ort, der etwas tröstliches, etwas ansehnliches hat. Der einzige Ort, an welchem ich den Tod von Rosalie verantworten möchte. Ich füre meine Begleitung also weiter, überquere mit ihr an meiner Seite die Straße und bleibe letztlich vor dem Flussufer stehen. Noch immer so, als wäre ich ein Freund und ihr Vertrauter, vielleicht gar ihr Liebhaber, stelle ich sie vor mich und lege meine Arme an ihre Schultern, lasse meine Daumen über deren Blätter wandern. Behutsame Berührungen, Trost unnd Beruhigung. "Ist es nicht wunderschön hier?" Für die Augen der Frau verborgen, muss ich selbst meinen Kopf schütteln. "Sie dir nur die Sterne an, wie sie über das Wasser tanzen. Nur für dich, Rosalie!" Ich habe meinen Kopf ein wenig abgesenkt, so tief, dass meine Nasenspitze fast den Nacken der Frau berührt und mein kalter Atem über ihre Haut streicht. "Und der Mond, wie hell er strahlt. Unverfälschte Schönheit, wie sie dir gebührt! Das perfekte Geschenk für diesen Abschied, du wirst all' das in guter Erinnerung behalten!" Ich spreche wieder leise. Meine Stimme erhebt sich nur schwach über die Umgebungsgeräusche. Ein ekelhaftes Säuseln, flüssiger Honig, den ich mit perverser Fasznation in den Gehörgang der Frau träufele.


Rosalie Daenerys merkt nicht, dass er sie beobachtet. Vielleicht ignoriert sie es auch absichtlich, um sich nicht noch mehr Blöße zu geben. Um ihm nicht ihre Angst zu zeigen und erst recht nicht ihr .. Begehren? Kann man das so nennen? Flüchtig streichen die Finger ihrer rechten Hand über seinen Arm, als würde sie nur beiläufig ihre Hand auf ihm ablegen und das Bild des Liebespaares vervollständigen. Doch sie spürt auch die Unebenheiten der gefärbten Narben auf seiner Haut und genießt es ganz sich allein. Die Hitze und die stickige Luft verschwinden, sie kann freier Atmen, spürt die kühle feuchte Luft und hört das Rauschen des Flusses. Sie lässt sich von ihm ans Ufer führen, dann ist sie verwirrt. Plötzlich steht sie allein und spürt ihn in ihrem Rücken. Seine Hände auf ihren Schultern, wie bei einem Masseur. Und diese süßlichen Worte .. sie hat keine Augen für die Reflektion der Sterne, verkrampft sich gar leicht unter seinen Berührungen und bekommt eine Gänsehaut, als sein kalter Atem ihren Nacken streift - überall! Sie kann ihn nicht länger außerhalb ihres Blickfeldes gewähren lassen und dreht sich um, Misstrauen liegt in den braunen Augen, die im Dämmerlicht fast schwarz wirken. »Danke Mr. MacAlister, von hier aus finde ich allein nach Hause.« hört sie sich sagen und will ihn doch eigentlich viel lieber fragen, was dieses Theater soll. Will er sie verführen, oder doch nur in den Fluß stoßen? Sie wünscht sich nichts mehr, als etwas Abstand zu ihm, doch er steht zu nah und hinter ihr beginnt der Fluß. Also steht sie gezwungenermaßen so nahe vor ihm, dass ihre Leiber sich fast berühren. Blickt abwechselnd zu beiden Seiten an ihm vorbei. Wo .. wie könnte sie nur .. hier weg?


Das Theater, es beginnt erst. Der Vorspann ist vorüber, der Vorhang hebt sich. Ich und Rosalie, verschlungen haben wir die Bühne betreten und präsentiere unsere Kunst vor Publikum. Und Rosalie ist eine Meisterin. Ich kann die Angst riechen, kann die Furcht von ihrem Lippen kosten. Perfekt. Ich gebe der Dame den Platz, den sie benötigt, um sich in meinem Griff zu drehen und mir ihr ansehnliches Gesicht zuzuwenden. Ich erwidere ihren Blick und drohe für einen Moment in ihren tiefen, so weit geöffneten Augen zu versinken. Ich ergötze mich an dem Unbehagen, dem Unverständnis und letztlich auch der Panik, die sich darin wiederspiegelt. "Du musst dich nicht bedanken, Rosalie!" Wieder dieser Hauch. Ein Flüstern. Ich spreize einen Finger meiner Hand ab, lasse ihn über die warme Haut der Frau gleiten. Ich führen ihn ihren Hals hinauf und zeichne die Kinnlinie in einer weichen Bewegung nach. Weiter, um letztlich eine störrische Haarsträhne hinter das Ohr der jungen Frau zu verbannen. Bewegungen, die noch immer von Zuneigung und einer innigen Beziehung sprechen, jedoch lediglich Fäden darstellen, mit denen ich meine Puppen bewege. "Es liegt längst nicht mehr in deiner Hand, wohin du gehst, Rosalie!" Meinen Worten folgt ein feines, ein durchaus bösartiges Grinsen. Es war der falsche Zeitpunkt und der falsche Ort. Rosalie, du hattest Pech. Pech, für das du nun, ob unverschuldet oder nicht, büßen musst. Mit der flachen Hand streiche ich über die gerötete Wange der Frau und erfühle mit meinen Fingerkuppen die warme, gerötete Haut. Ich streiche über ihren Mundwinkel und versiegele letztlich ihre Lippen mit meinem Zeigefinger, mit dieser Geste des Schweigens. "Shhh!" Zische ich leise zu einem ihrer Ohren hin. "Es ist gleich vorbei, hörst du?" Und nach diesen Worten verstumme ich. Ich neige meinen Kopf zur Seite und senke ihn ab, sodass ich ihrem Hals näher komme. Ich lege meine kalten, bleichen Lippen an ihren warmen Körper und stehle mir einen ersten, einen weichen und trügerischen Kuss von ihrer Haut, ehe ich meine Zähne blecke und eine Wunde hineinreisse. Ungebremst und roh, bestialisch. Ich schlage ein Loch in ihrem Körper und erreiche bald, wonach ich mich all die Zeit gesehnt habe. Zunächst nur ein Tropfen, dann bald ein ganzer Schwall. Ihr Blut läuft aus der Wunde und benetzt meine Lippen, meine Zunge. Genüsslich trinke ich einen ersten Schluck, habe die Augen in purer Ekstase geschlossen. Kein Zweifel, dieser Augenblick macht alle Mühen vergessen. Eine lohnende Investition.


Das Rauschen des Flusses, wie der Beifall seines imaginären Publikums. Dann wird es still, das Handgeklapper verstummt und für einen Moment spürt sie, wie er in ihrem Blick gefangen ist. Ein zittriges Seufzen lässt erhitzte Luft von ihren Lippen streichen und sie schlägt die Augen nieder. Sie muss sich nicht bedanken? Was muss sie dann? Dieses sanfte Säuseln klingt verführerisch und süß .. giftig. Die Schulter zuckt leicht nach oben, als er ihren Hals entlang fährt. Es kitzelt - sie will wegzucken und im gleichen Moment mehr davon. Doch dann reisst sie die Augen auf - was hat er gerade gesagt? Ängstlich sucht sie sein Gesicht ab, scannt seine Mimik nach einem Ausdruck der Ironie. Doch er macht keine Witze, sein Grinsen ist ehrlich .. und verräterisch. Jetzt! Jetzt ist sie panisch - und zwar richtig! Die Furcht umgreift ihren Rumpf wie ein zweiter Brustkorb. Seine kalte Hand an ihrer Wange, sie wimmert leise. Die überzähligen Rippenpaare drücken sich wie Krallen zusammen und pressen die Luft aus ihrer Lunge. »Nein.« Ein Hauch nur, fast ein Flüstern wird durch diese Luft geformt. Was ist gleich vorbei? Ihr Leben? Was hat er vor? Will er sie töten, schänden, ertränken? Kalte Lippen berühren sie, die empfindliche Haut an ihrem Hals. Es ist derart makaber, dass ihr diese Berührung trotz dieser schrecklichen Situation ein Kribbeln beschert. Sie hasst sich dafür. Sie will das nicht, will nicht von ihm angefasst werden! Doch diese Gedanken verlieren sich in reissendem, unerwarteten, unbarmherzigen Schmerz. Die Lunge birst fast, als sie sich trotz der Schranken mit Luft füllt und einen lauten Schrei voller Qual und Pein entlässt. Hat er sie gebissen?! Sie drückt die geballten Fäuste gegen ihn, die Ellbogen - versucht loszukommen. Die Beine sind bereits zu schwach, die Arme folgen kurz darauf. Der Schmerz lässt nicht nach, treibt das Bewusstsein an den Rand der Ohnmacht. Nur dumpf schneiden sich laute Sirenen hinein. Das Quietschen von Reifen, die lauten Rufe von Männern und das Dröhnen in ihrem Kopf. In einem letzten Aufbäumen graben sich ihre Fingernägel irgendwo in seine Haut. Dann wird alles schwarz.


Ich habe meine Arme um die Frau gelegt. Ich dränge sie näher an mich, an meinen Körper. Ich halte sie, als ich merke, wie die Kraft aus der zierlichen Person strömt. Mit jedem Schluck, den ich mir nehme, werden ihre Beine schwächer. Für einen Moment, einen Augenblick, erwäge ich es, die Dame zu verschonen. Ich lasse ihr genug Blut, um zu überleben. Gönne ihr weitere Tage auf dieser Erde, schenke ihr das zweite Leben und nehme es ihr erneut. Immer und immer wieder, eine Art persönliche Droge. Und das Weib ist, wenn auch unbewusst, in die Rolle des Lieferanten geschlüpft. All diese Gedankengänge sind jedoch nichtig. Meine Lippen versiegeln die Wunde, die ich in den Hals der Frau gerissen haben. Unzertrennlich. Ich würde nicht aufhören können, bis ich auch den letzten Tropfen Blut aus ihrem Körper gesaugt habe. Ich würde nicht aufhören, bis dieser Körper eine blutleere Hülle ist. Zumindest dachte ich das. Ihr Schrei, so ohrenbetäubend er die stille Nacht durchschneidet, lockt ungebetene Besucher an. Sirenen. Einsatzwagen. Es erscheint nicht weiter verwunderlich, nimmt man die Anzahl der Streifenpolizisten in Betrachtung, die hier ihre Runden drehen. Einer muss diesen Schrei gehört - und Verstärkung geordert haben. Ein Umstand, der mich schwer und tief aufseufzen lässt. Es dauert nur wenige Momente, ehe sie uns gefunden haben. Scheinwerfer. Waffen. "Finger weg von der Frau!" Sie schreien und fühlen sich stark, versteckt hinter ihren Schilden und Pistolen. Sie können mich nicht töten, sehr wohl jedoch enormen Schmerzen und Qualen bereiten.. ich entscheide mich, ihrem Wunsch nachzukommen. Ich lasse die Frau los und löse meinen Griff, nehme meinen Arm fort, woraufhin das junge Ding zusammenbricht. Blutend. Stark Blutend. Ich muss ein recht beeindruckendes Bild für jemand abgeben, der nicht auf soetwas eingestellt ist. Ich drehe mich mit erhobenen Händen um und grinse in Richtung der Polizisten, ehe ich mir mit meiner Zunge einen letzten Blutstropfen aus dem Mundwinkel lecke. "Bleiben Sie so stehen. Eine Bewegung und wir schießen! Und du willst nicht getötet werden, oder?" Ich neige meinen Kopf zu beiden Seiten, als wäge ich in allem Ernst ab, ob diese Sachen ein lohnenswerter Tod ist, ehe ich auflache. Ich lache laut und unbeschwert, ehe ich loslaufe. Langsam zunächst, als wäre mir all dies, das ganze Szenarion egal. "Ich sage: Ich bin schon tot und gehe einfach!" Jung Polizisten neigen zur Überreaktion. Kaum hat sich mein Schuh vom Boden gelöst, durchschlägt mir eine seiner Patronen die Schulter und wirft meinen Körper ruckartig zur Seite. Ich stöhne auf, knurre kehlig und animalisch, ehe ich mich dazu entschließe, diesen Ort zu verlassen. Ich renne los, verschwinde in einer der Gasse. Sie werden mich nicht finden, schließlich ist die Nacht mein Zuhause. Sie werden jedoch das junge Mädchen finden und retten. Sie werden sie genesen und heilen, mir somit die Möglichkeit geben, mich wieder ihrem Blut zu widmen. Bis bald, "..Rosalie!"


Leblos liegt ihr Körper da und das Blut strömt nur so aus der aufgerissenen Arterie an ihrem Hals. Einer der Polizisten nimmt sich sofort ihrer an, als der Mann außer Reichweite ist. Er drückt die Wunde ab und hält sie so am Leben bis der Krankenwagen kommt. Sie überlebt, zumindest in dieser Nacht. Denn schließlich hat sie jetzt einen neuen Verehrer, oder doch einen Feind? Sie weiß nur eins: er will ihr Blut .. ~