RP mit Wildvogel Chara

..am 8. April 2016 auf der Lichtung

Die nackten Beine stecken etwa bis zu den Knöcheln im tiefen Matsch am Rande der Lichtung. Es hat in der Nacht stark geregnet und so wurde der Boden aufgeweicht. Leise vor sich hin fluchend kämpft sich die blond gelockte Frau durch das feuchte Unterholz. Der Schlamm ist ihr bis zu den Knien hochgekrochen und hat auch den Saum ihres weißen Kleides beschmutzt. Der schwarze leichte Umhang ist schon längst zur Hälfte braun und auch die Hände und Arme haben einiges abbekommen. Es scheint, als hätte sich die Dame schon seit den frühen Morgenstunden durch den Wald gekämpft und das alles nur wegen dem Vogel. Dieser hockt auf einem kleinen Strauch auf der Wiese und starrt aus den schwarzen Knopfaugen auffordernd in ihre Richtung. "Wenn ich dich... nargh." Als sie beherzt einen Schritt auf das Gras der Lichtung setzten will, bleibt sie schließlich mit dem Fuß im Schlamm hängen und kann sich gerade noch rechtzeitig mit den ausgestreckten Armen abfangen. Und nun?


Sharisad Nazira | Eine lange Reise liegt hinter mir, seit ich zuletzt Fuß auf wyrmländischen Boden setzte. Damals zusammen mit dem Geliebten entflohen, kehre ich nun allein mit meinem getreuen Pferd zurück. «Ruhig, Amir.» beruhige ich ihn mit sanfter Stimme, als am anderen Ende der Lichtung jemand zu fluchen scheint. Neugierig lenke ich die Zügel in jene Richtung und spähe über die freie Fläche, welche nur ab und zu von einem Baumstumpf besetzt wird. «Hallo? Ist da wer?» Vielleicht braucht jemand Hilfe.


Wildvogel Chara versucht sich zunächst kraftvoll mit den Händen vom Boden abzustoßen, um wieder auf die Füße zu kommen. Doch der Versucht scheitert. Von dem Strauch auf der Lichtung kommt ein lauten Krätzen. "Jaja... lach du nur." Mühsam zieht sie einen ihrer Füße aus dem Matsch. Als sie das Rufen hört, hällt sie inne und schaut über das Gras hinweg auf. Na prima... jetzt hat sie auch noch Zuschauer. Wird ja immer besser. "Nein, nein... niemand ist hier."


Sharisad Nazira | Ein Schmunzeln huscht über meine Lippen. Niemand ist hier, so so. Behende schwinge ich mich von meinem Rappen und entferne das Zaumzeug vom Kopf, damit er in der Zwischenzeit ein wenig grasen kann. Es wird sowieso längst Zeit für eine Rast. «Kann ich euch helfen?» frage ich, während ich weiter laufe. Inzwischen kann ich eine Frau in einem vormals weißen Kleid erkennen, die anscheinend Mühe hat fortzukommen. Es ist ziemlich penetrant, ich weiß, dennoch bleibe ich unweit von ihr auf festem Boden stehen und reiche ihr die Hand. Lederhose, hohe Stiefel, weiße Bluse - Reisekluft eben. «Mein Name ist Nazira.»


Den einen Fuß hat sie nun befreit, doch der andere steckt noch tief im Matsch. Was hat sich der Vogel nur dabei gedacht? "Niemand braucht Hilfe.", antwortet sie der fremden, während sie über das Gras hinweg zu ihr schaut. Nun sieht man auch deutlich, dass auch ihr Gesicht ein paar Spritzer abbekommen hat. Langsam arbeitet sie sich auf mit dem anderen Bein frei, wobei sie versucht, das Publikum zu ignorieren. Wäre ja noch schöner. Die kleine Showeinlage gilt schließlich ganz dem Raben,
der noch immer merkwürdig gackernd auf dem Strauch hockt.


Sharisad Nazira | Beiläufig lasse ich die Hand wieder sinken - wer nicht will, der hat schon. Und schließlich hat sie es dann doch selbst geschafft. Herzlichen Glückwunsch, Fremde. «Ihr seht erschöpft aus.» Das und schmutzig spare ich mir. «Möchtet ihr euch ein wenig ausruhen?» Ich habe noch genügend Wasser und Proviant dabei und bis zur nächsten Stadt sollte es nicht mehr allzu weit sein. Die Frage lasse ich so im Raum stehen und mache kehrt, um zu meinem Pferd zurück zu gehen. Amir schnaubt leise. Ich könnte es ihm kaum verdenken, wenn er nach der langen Zeit auf Reisen, da es nur ihn und mich gab, ein klein wenig eifersüchtig reagierte. Doch mich beschleicht das dumpfe Gefühl, dass sein Misstrauen dem schwarz gefiederten Vogel zuteil wird, der unweit der Frau auf einem Strauch sitzt - ist das ein Rabe oder eine Krähe?


Wildvogel Chara zieht ihren zweiten Fuß schließlich mit einem schmatzendem Geräusch aus der nassen Erde und schafft es, sich wieder aufzurichten. Die schmutzigen Hände wischt sie sich an dem Umhang ab, bevor sie sich die zerzausten Strähnen aus dem Gesicht streicht. Misstrauisch beäugt sie die Fremde. "Hab mich doch gerade ausgeruht." Mit den Händen rupft sie etwas von dem taufeuchten Gras der Lichtung ab um sich damit die Füße einigermaßen sauber zu reiben. "Wie war das? Nazira?" Langsam ebbt der Frust über das eigene Missgeschick ab. Immerhin kann die Fremde nichts dafür. Nur der Vogel. Der hat das sicherlich mit Absicht gemacht.


Sharisad Nazira | Sanft streichle ich dem Tier über den Kopf, um es zu beruhigen. Die Frau hinter mir wird langsam doch etwas redseliger - wahrscheinlich war ihr das Missgeschick nur etwas peinlich, es wäre mir wohl in ihrer Lage nicht anders gegangen. Trotzdem bin ich noch ein bisschen vorsichtig. «So heiße ich. Und wie lautet euer Name?» wenn ich fragen darf. Der Lederschlauch mit dem Wasservorrat findet seinen Weg in meine Hände, ich entkorke ihn und genehmige mir einen Schluck.


Wildvogel Chara popelt an dem Dreck an ihren Knien herum, der bereits angetrocknet ist. "Chara.", kommt es kurz angebunden zurück, dann begibt sie sich in Richtung des Strauches. "Ich hoffe, du bist nun zufrieden.", meint sie zu dem Raben, wärend sie die Hand nach ihm ausstreckt. Der Vogel streckt betont langsam die Schwingen aus, bevor er sich doch dazu entscheidet, einen Schritt auf die ausgestreckte Hand zu wagen.


Sharisad Nazira | Chara also. Ich packe den Wasserschlauch wieder weg und beobachte, wie sie als nächstes zu dem Flattermann herüber geht und dieser sogar auf ihre Hand klettert. «Ah, der Vogel gehört also zu euch.» stelle ich fest und frage mich, warum sie so schroff mit ihm umgeht. Also ob er daran Schuld wäre, dass sie im Matsch eingesunken ist. Aber das soll für mich nicht weiter von Belang sein. Der Boden hier inmitten der Lichtung ist glücklicherweise weitaus trockener, als ihr sumpfiger Rand. Aus einer der Satteltaschen fördere ich ein wenig trockenes Brennholz zutage und schichte es zu einem kleinen Lagerfeuer auf. Ich achte darauf, dass sie auch sicher mit dem Vogel beschäftigt ist und entzünde die Hölzer. Es muss schließlich nicht jeder wissen, dass ich das mit bloßen Händen kann.


"Ich eher zu ihm.", antwortet Chara eher beiläufig, während sie den Raben vorsichtig aus dem Gestrüpp nimmt. Leicht streicht sie ihm über das bläulich glänzende Gefieder. "Und nun?" Sie ist ihm den ganzen Morgen hier her geführt. Über Stock und Stein, wie es so schön heißt. Warum er sie aber genau hier her geführt hat, kann sie nicht erkennen. Hier gibt es weder jemanden, der verletzt ist, noch geschieht irgendetwas spannendes - nicht einmal Kirschen, seine Leibspeise wachsen hier zu
dieser Jahreszeit. Seuftzend wendet sie sich wieder der Fremden zu. "Ihr seid geschickt.", stellt sie beiläufig mit dem Blick auf das kleine Feuer fest.


Sharisad Nazira | Auch ich habe keine Ahnung, warum ich hier gelandet bin, statt schnurstraks weiter in die nächste Stadt zu reiten, um dort etwas richtiges zu essen. Nein, hier hocke ich nun an einem kleinen Lagerfeuer und kaue auf einem Streifen Trockenfleisch, aus einer anderen Satteltasche. «Danke.» erwidere ich, obwohl ich so ein kleines Feuer im Schlaf entfachen kann. Glücklicherweise habe ich über die Jahre gelernt, mein Element zu kontrollieren - sodass ich nicht tatsächlich im Traum meine
Schlafstatt abbrenne. «Es fühlt sich irgendwie unwirklich an, wieder hier zu sein.» Die Erinnerung zaubert einen wehmütigen Ausdruck auf mein Gesicht.


Wildvogel Chara lässt den Raben auf ihrer schmalen Schulter Platz nehmen und stellt sich etwas in die Sonne, damit ihre Kleidung schneller trocknen kann. "Seid Ihr weit gereist?" Sie selbst tippt auf die fremden Länder südlich der Wyrmlande. "In etwa einer Stunde könntet Ihr in der nächsten Stadt sein.", fügt sie noch hinzu, als sie das Trockenfleisch erblickt.


Sharisad Nazira | Bevor ich antworte, kaue ich den Bissen zuende und denke nach. «Ich bin viel herum gekommen. Aber eigentlich ging es darum, eine Weile zu verschwinden.» Zuletzt war es hier nicht ganz ungefährlich für mich, da ein gewisser Mann sich mit einer Bande Mörder eingelassen - beziehungsweise, es sich mit ihnen verscherzt hatte. «Zuletzt war ich mit einer Gruppe Zigeuner unterwegs.» erzähle ich weiter, ohne zu wissen worauf ich eigentlich hinaus will. Es sollte mir merkürdig vorkommen, einer Fremden über mich zu erzählen - doch es fühlt sich richtig ein. «Deren Wahrsagerin hat mich bei sich aufgenommen. Vor wenigen Wochen legte sie mir - wie so oft - ihre Karten.» Ich kann ein Schmunzeln nicht verbergen, als ich daran zurückdenke. «Sie war ganz aufgeregt und ich musste noch in derselben Nacht aufbrechen, denn in diesen Landen soll mein Schicksal auf mich warten.» Mit Gestik und Stimme unterstreiche ich die Theatralik dieser Aussage. «Merkwürdig nicht?» frage ich die Frau, deren Namen ich erst seit kurzem weiß und welcher ich soeben einfach mal meine Geschichte erzählt habe. Was ist hier bitte merkwürdig?


Wildvogel Chara zieht eine Augenbraue nach oben. Zwischen den Sätzen der Fremden kommt ihr hin und wieder mal ein "Aha." oder "Mhmh..." über die Lippen. Mit dem Verschwinden und Wiederkommen kennt sie sich ja bestens aus. Nur das sie für das Verschwinden in der Regel nicht das Land verlässt. Zumindest nicht im klassischen Sinne. "Mit Karten legen meint Ihr Tarot?" Nun legt sich ihre komplette Stirn in Falten und kaum merklich verziehen sich die Mundwinkel ein Stück nach unten. Eine Fremde kommt hier zufällig entlang, während sie im Matsch feststeckt. Im Matsch steckte sie aber nur fest, weil ihr Rabe sie heute Morgen von ihrer kleinen Hütte im Wald hier her geführt hat. Dies hat er wiederum zu einer eher für ihn ungewöhnlichen Zeit getan, weil sie heute morgen vom Wind geweckt wurde, der das Fenster laut aufgeschlagen hat und etwas von den staubigen Balken der Hütte gewedelt hat. "Merkwürdig, merkwürdig...", murmelt sie zu sich selbst, während sie sich schon abwenden
will.


Sharisad Nazira | Während ich erzähle, nicke ich beiläufig. «Ja, sie legt Tarotkarten.» Während unserer Reise mit dem fahrenden Volk hat sie nicht nur einmal versucht, mir die Kunst des Kartenlegens näher zu bringen. Aber bis auf ein paar Ausnahmen ist über die Bedeutungen und Regeln nicht viel in meinem Gedächtnis hängen geblieben. «Wohin seid Ihr eigentlich unterwegs?» Es wirkt irgendwie als wäre sie nicht ganz freiwillig hier, aber natürlich kann ich auch ihren Unmut über den Schlamm
fehlgedeutet haben.


Wildvogel Chara hört der Fremden schon gar nicht mehr richtig zu. Ihre Gedanken kreisen. "Wenn du nur reden würdest...", meint sie leise zu ihrem gefiedertem Begleiter. Wo war sie hier schon wieder herein geraten. Die Frage nach dem "Wohin" noch wahrnehmend, wirft sie einen Blick auf die Fremde zurück. "Bibliothek." Sie muss da etwas nachschlagen. Mehr wird sie der Fremden nicht verraten. Wäre ja auch noch schöner. Die würde sie dann nicht nur für ungeschickt, sondern auch für paranoid halten.


Sharisad Nazira | Der Streifen Trockenfleisch ist inzwischen verzehrt, ich erhebe mich aus der Hocke und trete das kleine Feuer aus. «Auf dem Rücken meines Pferdes ist genug Platz für zwei.» erwähne ich, mit der Vermutung, dass sich die Bibliothek in der zuvor genannten, nächsten Stadt befindet. Behutsam lege ich meínem treuen Amir das zuvor entfernte Zaumzeug wieder an. «Ich kann euch gern ein Stück mitnehmen.» Heute Abend gibt es endlich wieder ein richtiges Essen und ein richtiges Bett.


Wildvogel Chara beäugt das Pferd. "Mhm... ich denke, ich bevorzuge es zu laufen." Dann könnte sie auch gleich noch ein Bad am Wasserfall nehmen. Wenn sie schon seit langem das erste mal wieder einen Fuß in eine Stadt setzt, sollte sie nicht gleich so auffällig aussehen. Wobei sie für die Bettelgasse gut getarnt wäre. "Wir werden uns wieder sehen." Da ist sie sich nach den komischen Zufällen heute schon beinahe sicher.


Sharisad Nazira | Behende schwinge ich mich auf meinen Rappen und drehe eine kleine Runde an der Frau vorbei. «Nun gut, ich wünsche euch allzeit sichere Wege.» ohne Schlamm, bestenfalls. «Gehabt euch wohl, Chara.» Doch ihr letzter Satz bleibt mir noch lange im Gedächtnis haften. Das war kein einfaches Auf Wiedersehen, nein es klang eher wie eine.. Prophezeiung. ~


Wildvogel Chara hätte es genauso gut auch als Drohung meinen können. Der Fremden wird zum Abschied lediglich zugenickt, bevor man erneut im Wald verschwindet und man es promt auch wieder Fluchen hört. ~