RP mit Inferno Coronus in der Dark Horse Tavern

 

 

Die Tische sind zu dieser späten Stunde kaum mehr besetzt, nur vereinzelt ist in einer Ecke des Schankraums ein verbleibender Schemen über sein Getränk oder seine Mahlzeit gebeugt auszumachen. Wer nicht bereits weitergezogen ist, hat also sein Quartier im oberen Stockwerk bezogen, das für wenige Münzen allen Reisenden offen steht. Das Knarzen der Eingangstür ist nun im ganzen Raum zu vernehmen und das Quietschen der Türangeln bringt den Wirt dazu, einen prüfenden Blick gen der neuen Gäste zu werfen. Zunächst ist nur die rau wirkende Hand eines Mannes zu erkennen, welche die Tür aufstemmt, als jene dann an Schwung verliert, ist auch ihr Besitzer im Türrahmen zu erkennen. Im dunklen Rot seiner Haare und den dunklen, grauen Klamotten liegt nichts besonderes, doch scheint er vor der dunklen Kulisse der sternenlosen Nacht etwas wie Wärme auszustrahlen, die man im starken Kontrast zu der eisigen Kälte des Waldes beinahe zu greifen im Stande zu sein meint. Sein erster, strenger Blick betrifft sogleich den Wirt, dann lässt er ihn durch den Schankraum schweifen. In sein Gesicht steht grimmige Kampfbereitschaft geschrieben, in diesem Moment scheint es, als kenne dieser Mensch nichts als Tod und Trauer, sei zum Jagen und überleben geschmiedet. Doch als er abschließend kurz die Augen schließt, dann einen Schritt bei Seite tritt und sich über die Schulter umsieht, lächelt er. Es ist ein sorgenvolles, doch überzeugtes Lächeln, das sich in diesem Moment von Nichts in der Welt aus den Angeln reißen lassen könnte. "Ich glaube hier ist es sicher. Für heute.", spricht er mit rauer Stimme und warmem Klang.

 
Es war ein langer Ritt durch die eisige Nacht und diesen finsteren Wald. Taverne zum dunklen Pferd - wie passend, denkt sie sich, als sie ihren Rappen draußen anbindet und einen Stallburschen anweist, wie er das Tier zu versorgen hat. Danach wechselt etwas von ihrem wenigen verbliebenen Geld den Besitzer und sie weiß ihr Pferd gut versorgt. Das fahle Mondlicht frisst alle Farben hinweg, lässt die Umrisse verschwimmen. Man sieht nur die dunkle Haut, einfache Kleidung und kann ihre eleganten Bewegungen zumindest erahnen während sie sich ebenfalls zum Eingang des Gebäudes begibt. Ein beklommenes Gefühl steigt in ihr auf, als sie die ersten Eindrücke des Inneren auffängt. Es ist heller als draußen - natürlich - trotzdem ist die Schankstube nur sehr düster ausgeleuchtet. Kaum Gäste anwesend, bis auf ein paar Männer, denen der Barkeeper wohl schon lange keinen Alkohol mehr hätte ausschenken dürfen. Wirklich, die Umgebung flößt ihr vollstes Vertrauen ein. Nicht. Der Blick wirkt besorgt. Die ganze Frau ziemlich nervös und unsicher. Erst als sie sein Lächeln sieht, fasst sie neuen Mut und tritt an ihm vorbei nach drinnen. «Dann bleiben wir heute hier.» antwortet sie sanft und zieht tief die Luft ein, als ihre Schritte sie zu einem der Tische führen. Eine schlechte Idee - es stinkt erbärmlich, besonders nachdem man die frische, kalte Luft des Waldes gewohnt ist. Trotzdem nimmt sie auf einem der Stühle platz und schlingt die Arme um den Oberkörper, um sie mit den Händen etwas warm zu reiben. «Ein heißer Met wäre jetzt genau das Richtige.» Ihr Lächeln wirkt aufgesetzt, aber sie versucht bereits sich zu entspannen.

 
Als die junge Frau an ihm vorbei in die Taverne getreten und Platz genommen hat, antwortet der Mann ihr mit einem schlichten Nicken, wärend er die Tür hinter sich mit einer kurzen Geste in's Schloss fallen lässt. Es handelt sich um den steckbrieflich gesuchten Coronus, laut der Fahndungsliste Mitglied der allgemein verabscheuten SHI-Gruppe - der Sen'ei Jashu. Offenbar ist er dem Wirt kein Unbekannter, denn dieser schluckt trocken, als der Ankömmling direkt auf ihn und seinen Tresen zu schreitet. Es scheint, als sei ihm der Speichel ausgegangen - und die Fähigkeit zu sprechen ebenso. Coronus verharrt einen Moment vor dem Stummen Menschen, dann wirft er einen kurzen Blick über die Schulter und hinüber zu seiner Begleiterin. "Kein Ärger dieses Mal.", eröffnet er seinem Gegenüber, "Ich werde zahlen, was wir verbrauchen. Bringt uns einen warmen.. heißen Met und mein Wasser. Bitte." Kurz wartet er die Reaktion des Wirts ab, doch dieser scheint nicht gewillt, eine Unterhaltung einzugehen, macht auf dem Absatz kehrt und macht sich daran, den lauwarmen Herd wieder anzufeuern. Also nickt auch Coronus zufrieden vor sich hin, zuckt kurz mit den Achseln und wendet sich schließlich auch wieder seiner Begleitung zu. Mit wenigen ruhigen Schritten ist er bei ihr und setzt sich auf den Stuhl neben dem ihren. "Der Wirt wird dir einen bringen.", meint er mit einem erneuten Lächeln, "Den Met, meine ich." Ohne darauf zu achten, legt er die rechte Hand mit der Handfläche nach oben zwischen sich und Nazira auf den Tisch, während er sie mit einem Anflug von Neugier in den Augen ansieht.

 
Sharisad Nazira beobachtet die Mimik des Wirtes sehr genau. Sie sieht große Angst darin und beißt sich auf die Unterlippe. Der Mann mit dem sie sich eingelassen hat, scheint bekannt wie ein bunter Hund zu sein. Und nicht nur die Sen'ei Jashu will ihm ans Leder, nein auch von den Wachen wird er gesucht. Wäre es nicht doch klüger sich von ihm fern zu halten? Dumme Frage - natürlich wäre es das. Aber sie ist.. verliebt? dankbar? neugierig? Wahrscheinlich eine Mischung aus diesen Sachen. Wahrscheinlich macht sie sich schon strafbar indem sie nur bei ihm ist und ihn nicht verrät. Ganz schön verfahrene Kiste, aber nun steckt sie sowieso schon drin. Solange sie nichts unrechtes tut, lädt sie zumindest keine weitere Schuld auf ihre Schultern. Sie ist derart in Gedanken versunken, dass sie leicht zusammenfährt, als Coronus plötzlich neben ihr sitzt. Unwirsch strafft sie die Schultern und versucht ihre Nervosität zu überspielen. Wirklich - es hat keinen Sinn jetzt auch noch in Panik zu verfallen und besonders schreckhaft zu sein. «Danke.» murmelt sie leise und schiebt ihre Finger in seine offen da liegende Hand, drückt diese einmal fest und lässt dann wieder locker, um mit dem Daumen über seinen Handballen zu streichen. Ein wenig verträumt erwidert sie seinen Blick und zieht gemächlich die Lippen nach innen zwischen ihre Zähne, entlässt sie dann wieder nach außen. «Wir sollten uns langsam Gedanken machen, wie wir weitermachen wollen.» Ihre Worte wirken nicht übermäßig ernst, eher wie eine Feststellung. Sie gibt sich auch alle Mühe das kleine verängstigte Mädchen in ihrem Inneren nicht allzu sehr zur Schau zu stellen. «Vielleicht sollten wir für eine Weile das Land verlassen. Bis Gras über die Sache gewachsen ist?» Würde das überhaupt etwas bringen? So wie er sich ausgedrückt hat, bekommt sie eher den Eindruck, dass diese Bande nicht so schnell vergisst. Und sie wollen ihn töten - zumindest hat sie ihn so verstanden. Dafür müssen sie allerdings zunächst an ihr vorbei! Oder an ihnen beiden.. Was auch immer, darüber kann man sich Gedanken machen, wenn es so weit ist.


Der Mann mustert die junge Frau noch einen Moment, kaut ein wenig auf seiner Unterlippe herum, ehe er antwortet. Es scheint, als könne er ihren Unmut über seine Vergangenheit riechen. "Ich habe nicht besonders viele Freunde in diesen Landen.", erklärt er schließlich, ohne sie direkt auf ihre Gedanken anzusprechen, "Ich habe in der Vergangenheit oft den einfachen Weg gewählt - habe mir Dinge genommen, anstatt darum zu bitten. Ich hatte nichts zu verlieren, weißt du." In einer kurzen Pause senkt er den Blick auf ihre Hände hinab, winkelt schließlich den Daumen etwas an, um ihn um den ihren zu legen. "Ich würde gerne.. nunja.. ich würde mich gerne meinen Verfolgern stellen. Zumindest den Leuten der SHI, die uns das hier nicht gönnen." Auf der freiliegenden Handfläche beginnt das charakteristische Schlangenmal von innen heraus zu glühen. Die Hand des Mannes fängt leicht zu zittern an - ob vor Angst, Wut oder gar allen beiden, ist nicht klar. Reflexartig legt er die andere Hand nun auf sein rechtes Handgelenk, als sei ihm dieser Verlust von Kontrolle ganz und gar nicht willkommen.


Man kann ihr deutlich ansehen, dass sie sich nicht wohl fühlt. Nicht an diesem Ort, nicht in dieser Situation und doch bleibt sie hier. Schenkt ihm tapfer ihr sanftes Lächeln, das ihm alles zu verzeihen scheint. Tief in ihrem Inneren weiß sie, dass er kein guter Mensch ist, sie weiß, dass dies kein gutes Ende nehmen wird. Und doch klammert sie sich wie ein Narr an die Hoffnung. An diesen kleinen Lichtschimmer, der ihr mit falschen Zungen vorgaukelt, das alles gut wird. Der ihr verspricht, der ihr gar tausend Schwüre leistet, dass sie diesem Mann vertrauen kann. Sie müsste es besser wissen, doch das scheint ihr egal zu sein. Dummes Mädchen. Allein diese winzige Geste, die Andeutung, dass er nun im Gegensatz zu damals etwas zu verlieren hat, ist wie ein weiterer Nährboden auf den sich ihre trügerische Hoffnung stützt. Hmm.. er hat also vor die Sen'ei Jashu herauszufordern? «Du.. musst am Besten wissen, wie stark sie wirklich sind.» meint sie und will gerade fortfahren, als seine Hand plötzlich ein Eigenleben entwickelt. Auch ihre rechte Hand greift nun nach seiner und versucht sie auf der Tischplatte zu fixieren. «Was ist los?» fordert sie zu wissen. Ihre Augen flüchten zwischen dem Leuten in seiner Hand und seinem Gesicht hin und her.


Als sie nun beide gemeinsam versuchen, seinen zitternden Arm ruhig zu stellen, scheint dieser auch nach wenigen Herzschlägen wieder zu entspannen. Sein Besitzer blickt wie aus einem Wachtraum gerüttelt wieder zu seiner Bergleiterin, die für ihn schon so viel mehr ist, auf. "Es ist nichts. Nur Erinnerungen.", erwiedert er seufzend, "Ich will.. ihnen zeigen, dass wir keine leichten Ziele sind. Dass sie um ihre Leben fürchten müssen, wenn sie es wagen, uns zu verfolgen. Und ich werde mit der "Blinden" anfangen - ein Exempel statuieren." Sorgenschwere legt sich über sein Antlitz, als er seine eigenen Worte vernimmt. Stumm und fragend blickt er Nazira an, versucht wohl ihre Reaktion und ihre Gefühle einzuschätzen. Er will bereits zu einer Erklärung ansetzen, seine harten, brutalen Pläne in das rechte Licht rücken, doch ihm scheinen die Worte zu fehlen. Nach Verständnis ringend hebt er die Linke noch etwas weiter, gen der Wange seiner Geliebten. Eine sachte Berührung mit den Fingerspitzen, mehr will er nicht.


Erleichtertes Schnaufen, sie streichelt mit der Rechten seinen Arm entlang. Leicht fasziniert beobachtet sie, wie das Leuchten nach und nach verglimmt und sammelt sich einen Moment, bevor sie den Blick wieder hebt. Erinnerungen also.. Für den Bruchteil einer Sekunde zieht sie ihre Lippen zusammen. Sie würde gern etwas Genaueres von ihm erfahren, überlegt auch einen Moment ihn einfach zu fragen, doch schiebt den Gedanken wieder beiseite. Sie sind im Moment bei einem wichtigeren Thema und sein Blick scheint ihr so nach Halt zu suchen, nach ihrer Zustimmung. Genau wie seine Hand. Das ist einer dieser Augenblicke in dem man ihm nichtmal den Mord an einer Fliege zutrauen würde. Diese Sanftheit.. sie hält still und schließt die Augen, gibt sich dem warmen Gefühl hin, das nur er ihr zu geben imstande ist. Als sie die Augen öffnet ist der Blick wieder ernst, aber neutral - sie fällt kein Urteil, sondern sieht ihn einfach nur an und sucht nach der Wahrheit hinter seinen braunen Augen. «Ein Exempel.. heißt das, du willst sie töten? Warum ausgerechnet sie?» Ihre beiden Hände schließen sich nun fest um seine Rechte, halten sie fest während ihr Kopf sich vorsichtig in seine andere Hand schmiegt. Das stete beschleunigte Hämmern in ihrer Brust lässt nach, sucht weniger nach Aufmerksamkeit und lässt sie etwas ruhiger zurück.


Inferno Coronus - so nennen sie ihn auf der Thalheimer Wache. Doch davon ist in diesem Moment wenig mehr als ein unscheinbares Glimmen in seinen Augen zu erkennen. In dem Mann scheinen zwei Seelen gegeneinander zu kämpfen, die eine eingesperrt und doch zum töten bereit, die andere der äscherne Käfigmeister, uralt und ihrer ewigen Wache überdrüssig. Der Mann schließt die Augen, das Glimmen erlischt. Er scheint kraft in ihrer Nähe, ihrer Berührung und ihrem guten Wesen zu schöpfen, wie das Yin, das ohne sein Yang keinen Platz in der Welt finden kann. Es scheint, als blicke er nun in sich selbst hinein. "Nein, ich will sie nicht töten. Ich will sie etwas lehren. Eine Lehre, die sie an meine... ihre Brüder und Schwestern weitergeben kann. Die Fähigkeit, Furcht zu empfinden. Wider ihrer kranken, verdrehten und lebensverachtenden Natur." Seine Linke, die an der Wange der Geliebten liegt, beginnt nun ihrerseits von innen heraus zu glühen, erst warm, dann heiß. Doch nicht aus Zorn, nicht außer Kontrolle - sondern um Wärme zu spenden, Mut zu wecken. Der Wirt nutzt die Gelegenheit indes, in einer schnellen Geste zwei Krüge mit dampfenden Getränken an das andere Ende des Tisches zu stellen und schließlich wortlos wieder hinter den Tresen zu verschwinden. "Die Art ihrer armseligen Existenz im Leben ist mehr Strafe, als ihnen die Gnade eines Todes gewähren könnte. Was sie anfassen, verottet, verdirbt - sie sind verflucht, ohne Magie oder Hexerei, allein durch ihre Position in dem Spiel, das Leben genannt wird."


Er wirkt so erschöpft und müde, als wäre er plötzlich gealtert ohne Falten zu bekommen. So in sich selbst versunken sitzt er da und lässt sie mit geschlossenen Augen seinen Worten lauschen. Sie lässt den Kopf leicht zur anderen Seite fallen, um kurz danach wieder den Platz an seiner Hand einzunehmen. «Es muss genug Furcht sein, dass sie sich nicht ins Gegenteil verkehrt. Wir provozieren sie nur, wenn sie uns unterschätzen.» Die Wärme seiner Hand an ihrer Wange nimmt auf einmal stark zu. Es wird heiß.. sie öffnet leicht den Mund und atmet aus, hebt mit einem Lächeln ihren rechten Unterarm, so dass er auf den Ellbogen gestützt bleibt und legt die Hand hinter seine, um den Kopf ganz dagegen zu lehnen. Der Blick huscht ob eines Geräusches kurz irritiert zur Seite und identifiziert zwei Tonbecher. Sacht weht der Geruch nach Honig zu ihr herüber. Die zusätzliche Wärme wird ihr gut tun und der Alkohol hoffentlich etwas ihrer Angst vernebeln. Immerhin ist sie inzwischen überzeugt, dass er sie nicht töten wird. Diese Frau.. warum hat er sie eigentlich blind genannt? Sie zuckt unwillkürlich mit den Schultern. Erst jetzt wird ihr bewusst, dass sie eben von sich in der Mehrzahl gesprochen hat. Für sie ist das mehr oder weniger selbstverständlich. Das hat sie ihm auch gesagt, schließlich hat er ihr das Leben gerettet und.. sie kann ihn einfach nicht gehen lassen. Nicht allein, wenn sie weiß, dass es so gefährlich wird. Aber ob er das genauso sieht?


Wie durch neuen Mut gestärkt, als sei ihre Unterstützung alles was er brauche um die Welt aus den Angeln zu heben, öffnet Coronus die Augen wieder. Ein schlichtes Blinzeln, dann nickt er ihr zu. "Du hast Recht. Wir werden wohl etwas gröbere Spuren hinterlassen müssen. Aber das sollte nicht an der Umsetzung scheitern." Wärend er die Worte ausspricht, fließen goldene Flammen aus den Poren der Haut seiner Hand, umgarnen ihr Gesicht und ziehen sich schließlich wieder dort hin zurück, woher sie gekommen sind. Kurz darauf lässt der Mann die Rechte langsam wieder sinken, achtet aber darauf, sie ihrem Griff nicht zu entreißen. "Ich denke, ich kann die Frau aufspüren, die du getroffen hast." , fügt er entschlossen hinzu, "Wir sollten sie in den alten Hochofen bringen, bevor mit ihren Lehrstunden beginnen. Damit sollte klar sein, an welchen Ort sie nicht zurückkehren wollen wird." Noch während er spricht, beginnt seine Nase immer wieder kurz zu zucken. Wenige Augenblicke später wirkt er sogar konzentriert, als scheine er zu prüfen, ob sein Geruchssinn nocht funktioniert. Ein paar mal zieht er die Umgebungsluft tief über die Nase ein, dann legt er kurz die Stirn in Falten und greift schließlich ebenfalls nach seinem Getränk - ein Krug mit kochendem Wasser, welchen er gemächlich zum Mund hebt.


Sharisad Nazira nickt ebenfalls. Es wird eher schwierig, sich so zu zügeln, dass sie nicht doch in den Flammen stirbt. Ihr Auge zieht sich leicht zusammen, als eine der gelben Flämmchen darüberfährt. Sie runzelt die Stirn und erwidert seinen Blick etwas amüsiert. Sie lehnt sich etwas zu ihm über den Tisch. «Das kitzelt..» Ein leises Flüstern, nur beinahe ein Raunen, schleicht sich in sein Ohr. Beiläufig zieht sie die Unterlippe nach innen und lässt sie leicht an den Zähnen entlang schaben während sie wieder nach draußen fährt. «Du meinst, damit wir dann dort bleiben können.» stellt sie fest und greift nach ihrem Becher. Es tut gut, als das heiße Getränk ihre Kehle hinabfließt. Es wärmt nicht nur den Körper sondern auch den Kopf. Nachdem der kleine Krug wieder auf dem hölzernen Tisch steht, fährt ihr Zeigefinger den kreisrunden Rand nach und sucht sich zuletzt wieder den Platz an seinem Arm. «Sag was.. meintest du vorhin mit Erinnerungen?» Jetzt scheint ihr der richtige Zeitpunkt zu sein, ihn danach zu fragen.


Ein verborgenes Lachen kommt zum Vorschein, als der Mann den Krug wieder von den Lippen nimmt und diesen kaum hörbar auf den hölzernen Tisch stellt. Dem Mann ist wohl anzusehen, dass ihre Reaktion auf seine Berührung ihn um Haaresbreite dazu verleitet hätte, sie erneut zu berühren, an sich zu reißen und nicht mehr los zu lassen - einen Sturm zu entfachen, der die Welt zu Asche macht, der nie enden will und nur das Liebespaar in seinem Zentrum als real anerkennt. Doch nichts dergleichen geschieht, ein glückliches Grinsen ist alles, was er in diesem Moment zulässt. Als die junge Frau jedoch mit einem mal auf ein zuvor fallen gelassenes Thema zu sprechen kommt, gefriert es und zerbricht. Stein ist alles, was in seinem Antlitz übrig bleibt. "Erinnerungen an ein Gefühl.. das Gefühl, von einer Verbündeten niedergestochen und zum sterben liegen gelassen zu werden. Die Erinnerung and die Klinge, die sich tief in mein Innerstes bohrt und bereits den Leichengestank in sich trägt - eine Botschaft des Hasses." Kurz erschaudert der Mann, dann greift er sich mit der freien Linken Hand and die linke Brust, krallt die Finger in die Stoff. "Doch ich bin nicht verreckt, den Gefallen habe ich ihr nicht getan. Damit hat sie nicht gerechnet.." Ein gequältes, widernatürliches Grinsen huscht über seine Lippen, dann schüttelt sich der Mann erneut, als wolle er den bösen Geist längst vergangener Tage verscheuchen.


Ist das etwa Verlangen, was da in seinen Augen aufblitzt? Für kurze Zeit spürt sie ein Kribbeln im Bauch und merkt wie die Gänsehaut ihren Rücken hinauf kriecht. Es wirkt so roh.. und ungezügelt, jagt ihr gleichzeitig Angst ein und mindestens im gleichen Maße den Drang sich mit ihm in die Hitze zu stürzen. Doch nachdem der erste Ansturm verflogen ist, wird ihr klar, dass es keine gute Idee wäre die einzige Herberge weit und breit mitsamt ihrer Bewohner in Brand zu setzen. Langsam wieder Herr ihrer Sinne, stellt sie die Frage, die ihr seit ein paar Minuten unter den Nägeln brennt. Hätte sie geahnt, dass sie damit sein Lächeln zerstört, sie hätte sie für sich behalten. Nun aber kann sie nur hilflos dabei zusehen, wie seine Miene hart und emotionslos wird. Seine Worte indes triefen nur so vor Schmerz und flößen diesen direkt in ihr Herz. Sie schluckt hart und blinzelt, ihre Sicht verschwimmt und in der Nase lauert ein Brennen, doch sie kämpft es nieder - will stark für ihn sein, ihre Hände an seine Schultern legen und ihm Halt geben. «Erzählst du mir.. was stattdessen passiert ist?» Wenn er nun einmal leiden muss, dann soll es nicht umsonst sein. Dann soll er ihr auch gleich alles verraten.


Der Mann beginnt leicht zu nicken, bis auch diese Bewegung schließlich verebbt ist. Er beißt sich auf die Unterlippe, scheint nicht recht überzeugt von der Art, die Ereignisse darzustellen. "Meine Wut, meine Raserei - sie haben mich am Leben gehalten. Aber nicht nur sprichwörtlich.", erwiedert er schließlich. Mit jedem Wort scheint es ihm schwerer, davon zu erzählen. Mit jedem Wort nimmt die Selbstverachtung in seinem Blick zu. "Ich war einst von einem schrecklichen Fluch befallen dem Wolfsfluch. Wie es die alten Legenden beschreiben, hatte der Vollmond Macht über mich, verwandelte mich zu einer hirnlosen Bestie. Doch ein Trollschamane bot mir Heilung an - der Fluch schien gebannt." Seine Stimme ist trocken geworden, er schluckt, doch er wirkt, als sei aller Speichel zu Sand geworden. Mit einer kurzen Bewegung der Linken ergreift er den Krug und nimmt einen Schluck Wasser zu sich, ehe er fortfährt. "Die Wirkung war allerdings nicht so ganzheitlich, wie gehofft. Der Vollmond hat weiterhin keine Macht über mich - dafür bin ich sehr dankbar. Doch ist der Fluch, die Krankheit, nicht gebannt - sie ist lediglich in mir eingeschlossen. Wie in einem Käfig, dessen Schloss von meinem Menschsein, meinem Bewusstsein zusammengehalten wird. Es wartet in meinem Inneren... und es kann sehr lange warten. An jenem Tag, als ich dem Tode nahe war, von meiner Schwester niedergestochen, ließ ich einfach.. los."


Starre.. völlige Bewegungslosigkeit. Es ist als würde sie nur noch aus seiner Stimme und ihren Gedanken bestehen. Als er anfing zu erzählen hat sie zunächst nicht ganz verstanden, was er meint. Doch langsam aber sicher sickert die schreckliche Gewissheit in ihr Bewusstsein. Er ist.. ein Werwolf? Sie seufzt und lässt den Kopf sinken, würde ihn am Liebsten in ihren Händen vergraben. Was kommt denn noch? Aber bevor sie ihr Denken weiter abschweifen lässt, hört sie ihm erstmal weiter zu. Nun.. immerhin kann er die Verwandlung kontrollieren.. ist nicht mehr gezwungen dazu. Doch was ist, wenn er sich verwandelt hat? Kann er sich dann kontrollieren? «Und.. dann? Was ist dann passiert?» Sie hält ihn fest, sich an ihm fest, was auch immer.. Ihre Finger drücken etwas stärker zu, im Umkehrschluß spürt sie ihren Körper nun wieder deutlicher. Das Zittern ihrer Arme, die Lähmung in den Beinen und die Schwere in ihrer Brust. Wie muss das für ihn sein.. dieser ewige Kampf.. muss er sich immer zurückhalten? Zu jeder Zeit Herr über sich und seine Gefühle sein. Wenn sie daran denkt wie aufbrausend sie schon bei der geringsten Kleinigkeit reagiert.. Wenn er auch nur etwas von der Leidenschaft des Feuers in sich trägt, muss es ihm ähnlich gehen. Sie fühlt sich nicht imstande so ein Schicksal wie das Seine zu ertragen.


Inferno Coronus macht eine kurze Pause, holt Luft und spürt die Berührung wieder deutlicher. Nach und nach kehrt sein Bewusstsein wie aus einer Reise in die Vergangenheit wieder zum hier und jetzt zurück, so scheint es, und die Härte in seinem Ausdruck entweicht. Er erwiedert ihren Griff sanft, als wolle er ihr zeigen, wie sehr sie sein Anker in dieser guten, gerechten, lebendigen Welt ist. Als könne der Fluch der ewigen Dunkelheit und des Wahnsinns nur durch das Finden der wahren Liebe gebrochen werden. Kurz schließt er die Augen und ein Lächeln macht sich auf seinen Lippen breit., als er weiterspricht. "Während ich mich verwandelte, stürzte ich hinaus aus dem Gebäude - die Verwandlung hat meine Verletzungen ungeschehen gemacht." Der Mann scheint zu merken, wie sehr seine Zuhörerin mitfühlt, wie sehr es sie zermürbt und ihr Kraft raubt - Kraft, die sie ihm spendet und die ihn von all dem entfernt, dass in der Vergangenheit begraben gehört. So hebt er nun die Linke wieder an ihre Wange wie er es schon zuvor so gerne getan hat und streicht ihr zärtlich mit den rauen Fingerspitzen über die Wange. "Du siehst, alles Böse hat seine guten Seiten - ohne diesen Fluch würde meine Seele nun körperlos durch das Jenseits treiben, in dem quälenden Wissen, dich niemals kennen lernen zu dürfen."


Eine ihrer Hände löst sich aus der gegenseitigen Verschränkung, ergreift den tönernen Becher und führt ihn an den Mund. Der restliche, nur noch mäßig heiße Met wird in einem Zug hinuntergekippt, bevor er noch weiter auskühlt. Dann legt sie die Hand wieder auf seine und malt gedankenverloren Muster auf seinen Handrücken. «Wie fühlt sich das an, ein Wolf zu sein? Hast du die Kontrolle, kannst du dich daran erinnern?» Was ist, wenn sie miterlebt, wie er sich verwandelt? Was soll sie dann seiner Meinung nach tun? Ist es klug wegzurennen? Könnte sie zu ihm durchdringen? Sie hat bereits die verschiedensten Dinge über diese Wesen gehört und nun sitzt jemand mit dieser Gabe, diesem Fluch direkt neben ihr. Und berührt sie so sacht, dass es beinahe schmerzhaft ist. Seine Berührung, seine Worte ziehen und reißen an ihrem Herz. Egal was noch passiert, sie weiß genau, dass sie ihn nicht verlieren kann. Egal was sie ertragen muss.. ist das Liebe? Wie von selbst erhebt sie sich ein wenig und beugt sich über den Tisch - ihm entgegen. Sie kann gar nicht anders, sie muss ihn jetzt küssen - auch wenn es nicht gerade ungefährlich ist. Sie spürt bereits wie die Tischplatte unter ihrer abstützenden Hand die immer stärkere Hitze ihrer Haut reflektiert.


Legt den Kopf schief, sieht die Frau vor ihm lächelnd und fasziniert an - sie ist nicht nur die erste, die mit ihm fühlt, die nachvollziehen kann, welch düsteres Schicksal die Lykanthropie mit sich bringt, sondern auch die erste, die ihn danach fragt, wie es sich eigentlich anfühlt. Er muss wirklich einen Moment überlegen, wie es scheint. Er schließt die Augen, als er überlegt, wohl um so gut wie möglich in seine eigenen Erinnerungen daran einzutauchen und auch das noch einmal zu erleben. Doch als er so darüber nachdenkt, scheint es nicht, als bereite die Erinnerungen an das tierische Dasein ihm Unbehagen, im Gegenteil: Die Gedanken daran bestücken sein Antlitz mit den Schemen von Kraft und Unabhängigkeit. Dann nickt er kurz, die Augen weiterhin geschlossen. "Ich glaube ich kann es dir versuchen zu erklären.", beginnt er, "Am Anfang ist es, als würde man erblinden. Helle Funken und grelles Licht explodieren vor deinen Augen, du glaubst, du müsstest erblinden. Doch dann, nur einen Herzschlag bevor du glaubst das Bewusstsein zu verlieren, wird alles wieder scharf und klar, schärfer als je zuvor. Alles ist lauter, jede Bewegung gezielt und doch musst du dich nicht konzentrieren. Du gibst nur einfache Impulse, wie in einem Traum, wie als wärst du Meilenweit von dir selbst entfernt - alles andere passiert wie von selbst. Jeder kleine Impuls führt zu... " Als er der Mann gerade ausschweifen will, spürt er, dass die Frau, der sein Herz gehört, unruhig wird, sich von ihrem Stuhl über den Tisch beugt. Bevor er die Augen öffnen kann, spürt er ihre zarten, warmen Lippen die seinen berühren. Jede Konzentration und jede Vision ist in dem Bruchteil einer Sekunde verschwunden, sein Atem beginnt schneller zu gehen, sein Herz fast hörbar in seiner Brust zu rebellieren. Er kann nicht anders, als die Linke und ganz an ihre Wange und schließlich in ihre Haare zu legen, während er den Kuss erwiedert.


Eigentlich wollte sie ihn nicht unterbrechen. Das was er da erzählt hat, hörte sich so unglaublich an. Nach einem grenzenlosen Gefühl der Freiheit und Kraft. Dazu noch die komplette Heilung aller Wunden. Was ist dann eigentlich so schlimm daran? Doch im Moment kann sie gar nicht darüber nachdenken, es ist schon unmöglich überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Schwer atmend öffnet sie den Mund und streift seine Lippen mit der Hitze, die aus ihrem Inneren nach Außen drängt. Der erste Impuls befiehlt ihr etwas ganz anderes als das, wozu sie sich danach durchringt. Vorsichtig löst sie sich von ihm und streift seine Hand mit ihrer ab, hält sie fest und lässt sich behutsam zurück in ihren Stuhl sinken. Dort wo sie sich abgestützte, hat sich ein dunkler Abdruck in die Tischplatte gefressen, das Holz ist regelrecht verkohlt. «Entschuldige, wir.. sollten das hier nicht tun.» Sie fragt sich schon jetzt, wie sie es mit ihm allein in einem Zimmer aushalten soll, wenn schon ein einziger Kuss das Bett beinahe in Brand steckt. Ihre Wangen sind gerötet, die Augenlider leicht gesenkt während der Brustkorb sich noch immer etwas schneller und intensiver als normal. Sie holt tief Luft, schließt die Augen und schüttelt den Kopf. Gerade eben hatte sie doch noch an etwas gedacht.. ihre Augenbrauen schieben sich zusammen und legen die Stirn in Falten während sie nachdenkt. Ein oder zwei Minuten sitzt sie still so da, dann erhellt sich ihre Miene schlagartig, sie hebt den Blick. «Jetzt weiß ich's wieder!» Sie drückt die Lippen kurz aufeinander und lächelt schüchtern. «Ich wollte dich fragen, was denn nun das Schlimme an dieser.. Bestie ist.» Wiegesagt - bisher hörte sich alles nach einem blendend schönen Gefühl an. Etwas, dass dazu einlädt es selbst einmal auszuprobieren. Sich einfach treiben zu lassen.


Inferno Coronus sieht die Frau einfach nur gut gelaunt und selbst wohl ziemlich aufgeregt an, fährt sich mit der Zunge kurz über die Lippen und blickt dann grinsend auf den Abdruck auf dem Tisch hinab. Doch es scheint, als sei ihm dieser Moment zu wertvoll um ihn mit Worten zu verderben, also begnügt er sich anschließend damit, die junge Frau einfach nur zu beobachten, wie sie mit geröteten Wangen da sitzt und nachdenkt. Es scheint, als könnten Momente wie dieser seiner Seele Heilung beibringen. Als ihr nun offenbar doch wieder eingefallen ist, nach was sie so intensiv gesucht hat und ihre Worte sein Ohr erreicht haben, braucht er offenbar erstmal eine Weile, bevor er sich überhaupt wieder auf eine negative Sichtweise gegenüber irgendeiner Sache einlassen. "Nunja, da gibt es etwas.", erwiedert er dann etwas gedämpfter, "Es gibt kein Gefühl der Sicherheit, nicht die absolute Klarheit darüber, jede Bewegung selbst zu steuern. Diese Kreaturen - sie sind von Emotionen und Impulsen gesteuert. Ja, ich konnte damals durch meine Wut auf eine Person gezielt ihre Fährte aufnehmen, sie stellen und sogar im Kampf besiegen. Doch was ist, wenn ich im Zorn auch nur einen dummen Gedanken daran verschwende, mich über dich zu ärgern? Das Ergebnis dessen könnte folgen haben, die für mich schlimmer wären als mein eigener Tod." Wärend er die letzten Worte zunehmend leiser und langsamer ausspricht, sie fast zu einem Flüstern werden, wendet der Mann den Blick nicht von Nazira's dunklen Augen ab und lächelt sie sanft an - in seinem Blick die Hoffnung, daran keine weiteren Worte oder Gedanken mehr verschwenden zu müssen. Alleine diese schienen jedes Mal ein wenig zu schmerzen.


Sharisad Nazira reibt sich über die Stirn, als er den dunklen Fleck auf dem Tisch bemerkt. Ein wenig schämt sie sich dafür, nichts so gefasst wie er zu sein. Es ist noch immer die selbe Leier, auch wenn sie nun schon so lange daran arbeitet die Kontrolle über ihr inneres Feuer zu erlangen. Gerade in solchen Momenten wo es gefährlich wird, gerade dann wenn ihre Gefühle überhand nehmen, wird gleichzeitig ihre Vernunft zurückgedrängt. Und das wiederum raubt ihr jegliche Chance sich zu beherrschen. Als er nun ihrer Frage nachkommt und weiter von dem Dasein als Werwolf erzählt, erkennt sie sich zum Teil selbst in seinen Worten wieder. Nicht vollständig, aber zu einem gewissen Teil kann sie dieses Gefühl nachvollziehen. So ging es ihr jeden Tag - in ihrem Inneren zu jeder Zeit ein verdammtes Pulverfass. Nur ein falscher Gedanke, ein falsches Gefühl und die verhasste Hitze bemächtigte sich ihrer. Es gab so viele Situationen in denen sie sich um ein Haar verraten hätte. Allein die Angst war es, die Angst war es, die Angst vor der Steinigung, vor dem Tod, die sie im Zaum hielt. Die ihr half ihre Impulsivität im Zaum und unter Verschluss zu halten. Sie drückt seine Hand, während seine Stimme leiser wird. So etwas hatte sie beinahe geahnt. Er macht sich Sorgen um sie, Sorgen darum was er mit ihr machen könnte. «Keine Angst.» Bewusst versucht sie, ihn mit ihrer Stimme zu beruhigen und streichelt über seinen Unterarm. Sie schluckt ihre Unsicherheit hinunter und hält ihren Atem ruhig, aber auch das ist nur ein Versuch. «Sag mir einfach nur, was ich tun muss.. falls..» Bevor ihre Stimme beginnt zu versagen, verstummt sie und senkt den Blick. Es ist sowieso eindeutig, was sie meint. Aber die Vorstellung, dass er ihr etwas antun könnte ist einfach zu furchteinflössend. Am Liebsten würde sie gar nicht daran denken, sie will keine Angst vor ihm haben.


Der Mann scheint sich nun ein letztes Mal das Herz zu fassen, nickt verstehend. Er scheint absolut zu wissen was sie meint, weitere Erklärung ist unnötig. Doch schon er selbst darüber nachdenken zu müssen, nocheinmal in jene Welt eintauchen zu müssen. Der Druck ihrer Hand ist sein Anker, er wird den Mann niemals vergessen lassen, warum er all dies tut und tun wird. Jegliche Unsicherheit scheint verflogen. "Keine Angst!", wiederholt er ihre Worte wie zur Bestätigung und vielleicht auch um ihre Wirkung noch einmal spüren zu können. Einen Moment scheint es, als blicke der Mann nurnoch durch die Frau hindurch, als seien seine Gedanken an einem anderen Ort. "Nun, was du tun musst.. ich muss es versuchen mir vorzustellen. Ich denke.. " , murmelt er nebenbei, bis sein Blick auf einmal wieder klar wird und er die junge Frau wieder bewusst wahrnimmt. "Du musst mich küssen.", erwiedert er schließlich ernst und unterstreicht die Aussage mit einem Nicken, als sei ihm selbst bereits bewusst, wie albern das auf sie wirken muss. Obwohl der Hauch eines Schmunzelns in seinen Mundwinkeln liegt, lässt die Gesamtheit seiner Mimik keinen Zwei daran, dass er von ihr allen Ernstes verlangt, ihm weit genug zu vertrauen um ein wildes Monster liebevoll zu küssen, in dem Glauben ihr eigenes Leben damit zu schützen.


Ihrer Bedeutung als sein Anker ist sie sich nicht einmal bewusst und doch versucht sie ihn festzuhalten und ihm den nötigen Halt zu geben. Danach kommt das Warten. Sie übt sich in Geduld, gibt ihm die Zeit die er braucht, um sich selbst in dieser Gestalt zu visualisieren. Es dauert eine Weile, zwischenzeitlich gibt er ihr das Gefühl gar nicht mehr wirklich real zu sein, als hätte sie sich in Rauch und Asche einfach aufgelöst. Doch schließlich bekommt sie ihre Antwort. Zunächst muss sie realisieren, was er damit meint. Küssen.. das klingt doch harmlos. So einfach soll es also sein? Doch dann fällt der Groschen. Einen Moment! Das.. ist nicht. sein. Ernst! Schließlich wird zu diesem Zeitpunkt kein Mann vor ihr stehen, sondern ein riesiges Monster, zumindest stellt sie sich das so vor. Sie hat gehört, dass solch ein Biest ein derart mächtiges Maul besitzt, dass ein menschlicher Kopf gleich zweimal hinein passt. Und dieses Maul soll sie küssen? Nie. im. Leben! Entsprechend geschockt und entgeistert sieht sie ihn an. Sie merkt, dass ihr der Mund offen steht und hebt den Unterkiefer, um ihn wieder zu schließen, schluckt einmal. «Unmöglich..» Ein Räuspern unterbricht ihren Satz, bevor sie fortfahren kann. Sie senkt den Blick auf den Tisch hinab, starrt die Schnitzereien an als würden diese ihr erzählen, was sie wissen will. «Wenn du meinst, dass das funktioniert, werde ich es tun.» Lieber wäre es ihr allerdings, wenn sie einen Beweis hätte, dass es funktioniert. Sie kann sich kaum vorstellen, dass er das schon einmal ausprobiert hat. Sonst wäre seine Antwort auch schneller gekommen, nicht wahr?


Ein sanftes, ehrliches Lachen kommt nun aus dem Mund des Mannes, als er die junge Frau dabei beobachtet, wie sie offenbar selbst mit der irrwitzigen Vorstellung ringt. Es wirkt, als habe das das Thema nun endgültig abgeschüttelt. "Ich denke, es wird einfach nicht erst dazu kommen. Schluss, aus.", erwiedert er beschwichtigend und greift mit der Rechten, die er sacht aus ihrem Griff windet, nach seinem Krug auf dem Tisch, kippt den letzten Schluck Wasser in sich hinein und stellt das Gefäß dann gut hörbar wieder ab, als wolle er damit einen Schlussstrich ziehen. Dann erhebt er sich und breitet die nach unten gerichteten Arme ein wenig aus, öffnet sich der jungen Frau und es wird klar, dass er sie jetzt nah bei sich wissen will. "Wenn du bei mir bist, muss ich nichts werden, das ich nicht sein will. Du bist mein Frieden - du lässt nicht zu, dass ich mich in irgend etwas verwandle, oder?", fügt er etwas leiser hinzu, während er darauf wartet, sie in die Arme schließen zu können.


«Küssen..» wiederholt sie noch einmal und schüttelt den Kopf. Trotzdem wird sie dies im Gedächtnis behalten. Ein wenig Wehmut liegt in ihrem Blick, als er ihr verspricht, dass es nie dazu kommt. Sie kann nicht verstecken, dass sie ihm das nicht glauben kann. Kein Mensch ist fehlerfrei, kein Mensch kann sich für immer unter Kontrolle behalten. Seine Worte sollen zwar beruhigend klingen, aber dieses Schluss aus zusammen mit der Geste, dass er ihr eine seiner Hände entzieht, beunruhigen sie doch etwas und sie fährt leicht zusammen, als er den Krug abstellt. Er erhebt sich und sie rechnet schon fast damit, dass sie ihn doch irgendwie verärgert hat, doch dann sie in sein Gesicht und wischt diese dummen Gedanken beiseite. Warum ist sie nur so unsicher? Er zeigt ihr doch immer wieder, wie wichtig sie ihm ist. Aber sie kennt das alles noch nicht lang genug - die Gefühle sind zu neu, zu frisch. Lächelnd erhebt sie sich ebenfalls und findet sich geborgen in seinen Armen wieder. Er redet von Frieden, sie legt die Hände um seine Taille und schmiegt sich an ihn. Die Welt ist ruhig und sanft, wie in Zuckerwatte eingepackt. «Niemals.» säuselt sie obwohl sie nicht einmal weiß, wie sie das willentlich verhindern sollte. Aber vielleicht ist es einfach ihre Anwesenheit und ihr Einfluss, die das nicht zulassen werden. Sie schiebt ihr Kinn auf seine Schulter und lehnt den Kopf an Seinen. Unbewusst atmet sie tief seinen Geruch ein und.. da ist es auch schon vorbei mit dem Frieden. Wohlige Wärme wird zu knisterndem Feuer. Weiche Zuckerwatte wird zu klebrigen Fesseln. Und sanfte Geborgenheit verkommt zu verzehrender Sehnsucht. Ein unruhiges Seufzen kündet von dem Zwiespalt in dem sie sich befindet. Nichts ist im Moment schöner für sie, als seine Nähe zu spüren und doch kann sie es kaum ertragen.


Nachdem er seine Arme sogleich auch um sie gelegt hat, drückt Coronus ihren Körper fest an den Seinen. Er schließt die Augen, lässt ihre Wärme sich umgarnen und umfangen. Als er merkt, wie die Hitze mehr und mehr auch um die Beiden herum Gestalt annimmt, beißt er sich mit schelmischem Grinsen auf die Unterlippe. Er schließt die Augen und versucht, ihren Herzschlag an seiner Brust zu fühlen und es erscheint ihm, als würde sein eigenes dem Takt des ihren folgen. "Lass es frei. Lass einfach los. Ich werde dich auffangen.", flüstert er ihr in's Ohr, "Ich liebe dich!" Gleich den beiden Schalen einer Waage, so bedingen sich die Liebenden, halten die Ordnung aufrecht. Er macht sich bereit, jede mögliche Zerstörung, Flamme und Hitze zu absorbieren, zwischen sie zu bringen, sodass nichts davon ihrer Umwelt schaden kann. Es scheint, als wolle er auch Nazira befreien, so wie ihre Zuneigung ihn von seinem Fluch und seinen Ketten befreit hat. Kein Wahnsinn verzehrt seinen Verstand mehr und so soll nichts an der Macht in der jungen Frau, ihrem ureigenen Element, sie in Ketten halten oder ihr Angst machen. Vielmehr wird klar, dass es seine Absicht ist, sie zu entfesseln - vielleicht das erste Mal in ihrem Leben - ohne, dass sie es als negativ empfindet.


Es ist aussichtslos. Sie ist zu schwach, um sich von ihm loszureißen, einfach weil sie zu schwach ist, um es zu wollen. In der völligen Gewissheit ihres Verderbens sinkt sie dahin, spürt genau wie ihr die hart erkämpfte Kontrolle immer mehr entgleitet und schließlich nur noch an ihren Fingerspitzen hängt. Zitternd krümmt sie den metaphorischen Zeigefinger, verhakt sich ein letztes Mal, als inmitten ihres Kampfes seine Worte in ihr Ohr tropfen. Helle, weißlich-gelbe Tropfen.. als wäre die Sonne selbst geschmolzen. Ich liebe dich.. Diese drei Worte hallen wie ein Mantra in ihrem Kopf wider. Bande reißen, Schranken brechen und Ketten bersten während ihre Wange an seiner entlang reibt. Bronzener Teint verbrennt zu pechschwarzer Haut, durch die sich eine glühende Träne ihren Weg nach unten zum Kinn gräbt. Sie tropft hinab, doch es fehlt das gewohnte Zischen, wenn sie den Stoff versengt. Inzwischen befinden sich ihre Gesichter voreinander, sie kann seinen Atem an ihren Lippen spüren, atmet zittrig die kühle Brise ein, die über den heißen Strand weht. «Coronus.» raunt sie und hört in ihrer Stimme ein Echo. Schwarzes erkaltetes Magma bricht auf und gibt den Blick auf glühende Lavaseen frei, geschmolzenes Gestein das in ihren Augen glüht. Ihr Lächeln lässt weiße Zähne aus ihrem schwarzen Gesicht hevorblitzen und ihre ebenfalls schwarzen Hände umrahmen sein Gesicht. Der Kuss ist der Ausbruch des Vulkans, Flammen schlagen nach allen Seiten. Greifen nach dem Holz und wollen es fressen, lecken am Gestein und wollen es sprengen, brennen darauf dieses Gebäude in Schutt und Asche zu legen. Zerstörung wo eigentlich gerade etwas so wunderschönes entsteht. Tod wo das Versprechen des Lebens liegt.


Die Flammen, die von dem Paar ausgehen, wirken zunächst, als könnten sie jeden Moment auf das Gehölz des Boden und das Gebälk der Decke übergreifen und alles verschlingen. Dann jedoch biegen die langen Flammenzungen herum und wickeln sich stattdessen um die Beiden, hüllen sie ein wie eine Kuppel aus Licht. Keinen Schaden erfährt das Gebäude, denn wie ein Magnet zieht er all die wilden Ungetüme an, die pulsierend wie Schlangen und wunderbar wie flüssige Sonnensysteme wirkte, als das lodernde Inferno Coronus und seine Geliebte verschlingt. Was von außen wie ein surrealer Bruch der Dimensionen wirkt, ist von innen heraus betrachtet mehr als alles andere unendliche Wärme, die das Versprechen mit sich trägt, nie wieder Kälte hereinzulassen. Die Außenwelt scheint so weit entfernt, als sei nichts an ihr noch von Bedeutung. Nur zwei Seelen vereint und Feuer. Der Mann gibt die Flammen gleichmäßig an ihren Ursprung zurück und es scheint, als würden die beiden ihren eigenen Weltenkreislauf bilden. Der Mann ist nicht in der Lage, an etwas anderes zu denken, als an ihre Lippen und an ihre Haut, ihre Augen, eine Perfektion in ihrer Gesamtheit die das Element, das er zu beherrschen glaubt, so natürlich und anmutig in ihrem gesamten Wesen trägt, dass er in diesem Moment nicht mehr in der Lage ist, zwischen seinem eigenen und ihrem Körper zu unterscheiden. Dieser Kosmos besteht nur aus ihr, alles hier existiert um ihr als seiner Quelle Ebenbild zu sein.


Um die Beiden bricht die reinste Panik aus. Einige Besoffene flüchten Hals über Kopf nach draußen in den Schnee, der Barkeeper brüllt wütend und ängstlich zugleich, doch die von den Leuten erwartete Katastrophe bleibt aus. Selbst die abgestrahlte Hitze ist über die Entfernung nicht spürbar und die Holzdielen auf denen das Paar steht bleiben heil. Ihre Konturen als solches sind jedoch nicht mehr auszumachen, es erscheint tatsächlich so als seien sie miteinander zu einem Wesen verschmolzen. Nur das rauschende Getöse der Flammen, die aus ihrem Körper entspringen und in seinen hineingezogen werden, zeugt davon, dass es sich doch um echtes Feuer handelt. Einige Zeit später ist das Miniatur-Inferno, das hier entfesselt wurde, die Treppe hinauf in die obere Etage verschwunden. Nach und nach traut sich das Gesocks wieder hinein. Der Wirt indes poliert seine Gläser als sei nichts geschehen. Er macht sich keine Sorgen um die Reputation seinen Gasthauses. Wer, der noch ganz bei Sinnen ist, würde einem Alkoholiker schon glauben, dass hier so eben zwei Menschen spontan in Flammen aufgegangen sind? Nur der schwarz verkohlte Handabdruck auf der Tischplatte könnte eine andere Geschichte erzählen. ~ }Y{ ~