Rollenspiel mit Feuerblut Amaryllis

..am 27. Mai 2016 auf dem Stadtplatz von Thalheim

Morgen ist heute schon gestern. Genau dieser Satz ging ihr durch den Kopf, als ihre Füße diesen Ort zum ersten Mal betraten. Was für eine Stadt. Was für ein Land. Das Frauenzimmer schüttelte langsam den Kopf und die lose zusammengebundenen Strähnen von feuriger Farbe wackelten lustig hin und her. Es war eine Farce, überhaupt so weit zu kommen. Ihre Füße taten so unbeschreiblich weh. Im Geiste verfluchte das junge Weib den Wolf, der mit seinem Geheule ihren Esel zum Flüchten angestiftet hatte. Ein Seufzen, die sehnige Gestalt reckte sich. Viel hatte sie eh nicht zu tragen, ihresgleichen hielten nicht viel von Reisegepäck. Zumal man ja nicht gerade mit dem güld'nen Löffel im Munde geboren war. Ihren Sack ließ sie neben eine Bank fallen und ihr Körper sank matt auf eben diese. Ein Gewaltmarsch von mindestens fünf Tagesreisen lag hinter ihr, die zwei letzten Tage ohne Reittier. So wie sie gerade aussah, würde sie wohl kein Geld verdienen. Die Kleider schmutzig, die Haut mit Staub bedeckt, die Haare fast schon ein wenig filzig. Eine Nacht in einem Wirtshaus würde sie sich eventuell noch leisten können. Doch spätestens morgen musste sie ... ihres Amtes walten. Selbst wenn sie da so saß, wippten ihre Füße beinahe unruhig im Takt und sie summte leise vor sich hin. Ihre grünen Augen blitzten munter umher und erfassten schnell jede Person, welche vorbei ging. Nicht der Blick einer normalen Frau möchte man meinen, doch noch würde man sich eine kleine Pause gönnen.


Sharisad Nazira | Was für ein Tag. Ich bin seit dem frühen Morgen auf den Beinen - auf der Suche nach Lohn und Brot habe ich mir den Mund fusselig geredet. Leider sind natürlich alle zeitnah stattfindenden Veranstaltungen bereits mit Künstlern besetzt. Wobei ich heute mehr als einmal das Bedauern in den Stimmen gehört habe, denn so eine morgenländische Tänzerin ist natürlich etwas Besonderes auf jedem Fest. Immerhin habe ich ein paar Interessenten für zukünftige Auftritte gefunden. Doch für den kurzfristigen Gewinn habe ich mir inzwischen etwas anderes ausgedacht. «Morgen werde ich hier auf diesem Platz auftreten.» nehme ich mir leise vor und bin indes wohl unwissenderweise eine der Personen, die vorbei geht.


Feuerblut Amaryllis findet dieses Wetter äußerst entspannend. Immerhin war es noch keine unerträgliche Hitze und doch warm genug, um die hübschen Kleider wieder hervor zu kramen. Die Dame hatte die Beine überschlagen, es sich scheinbar gemütlich gemacht. Ihren Augen entgang jedoch nichts und vielleicht waren ihre Ohren sogar gut genug, um einen leisen Ausspruch zu hören. Ein Wort erregte ihre Aufmerksamkeit. Auftreten? Auftreten! Sie war also nicht die einzige Gauklerin? Geschwind sprang die junge Frau auf ihre schmerzenden Füße und zischte unwillig. Katzengleich schultert sie ihr schweres Gepäck und stolpert der Quelle des Wortes hinterher. "Heda! Moment!" Sie war vielleicht nicht unbedingt das naivste Wesen, was andere Existenzen anging, jedoch war eine Frau ihres Standes darauf angewiesen, nicht allein zu sein. Immerhin konnte ja sonstwas passieren, wenn man alleine auftrat, nicht wahr?|


Sharisad Nazira | Eine gute Idee, so ein Auftritt. Erstens wird er ein paar Münzen einbringen und damit dafür sorgen, dass ich nicht verhungere - und zweitens ist das die beste Methode, die Werbetrommel zu rühren. Aber.. was ist denn da.. huch! Ich drehe mich nach der Stimme um, die hartnäckig jemanden zum Innehalten auffordert. «Ja, bitte?» Erstaunt blicke ich in das Gesicht einer Fremden mit feuerroten Haaren.


Feuerblut Amaryllis schaut nicht minder erstaunt zurück. Nun, in diesem Lande hatte man noch nicht viel gesehen und wusste auch sonst nicht, was es hier so für Wesen gab. Doch die offensichtliche Dame vor ihr löste einen Schauer auf ihrer Haut aus. "Ähh, verzeiht." Die rothaarige Existenz schluckte schwer und ihre Stimme schien zu schwanken. "I...ich hörte euch zufällig sprechen." Ja, das war ein guter Anfang. Nur Mut, junge Blüte. "Ihr wollt hier auftreten?" Ein sehr guter Anfang. Wer weiß, ob die Bewohner dieses Landes ihre Art genau so schlecht aufnehmen, wie in ihrer 'Heimat'. Viel zu oft schon wurde sie nach nur einem Blick abgewiesen, weil man ihr das Schaustellerleben schon von Weitem ansah. Die wallenden, luftigen Kleider, die vielen kleinen Münzen, welche an ihren Hüften bei jedem Schritt klimperten, die Art ihre Haare zu flechten...würde sie hier genau so schnell verabschiedet werden?|


Sharisad Nazira | Vor meiner Rückkehr in dieses Land war ich selbst einige Zeit mit Schaustellern unterwegs - vielleicht liegt es daran, dass ich die Frau vor mir nicht als Gesinde ansehe, sondern eben einfach nur als Fremde. Die ganz offensichtlich sehr nervös ist, während sie mich anspricht. «Schon gut.» beruhige ich sie, schließlich fühle ich mich nicht gestört. «Oha!» grinse ich. «Habe ich das etwa laut gesagt?» Ich war so in Gedanken, dass ich das gar nicht gemerkt hatte. Kurz mustere ich ihre Aufmachung. Sie sieht nicht wie jemand aus, der mich für einen Auftritt vergüten könnte. Eher könnte ich mir vorstellen, dass sie mich für ein Ensemble anwerben möchte. Entsprechend schwingt leichte Skepsis in meinem Unterton. «Wie kann ich Euch helfen?» Na kleine Blüte? Trau dich.


Feuerblut Amaryllis fühlte sich mehr als erleichtert, als die Person vor ihr grinst. Man antwortet mit einem breiten Lächeln, jedoch anders als das, was sie bei ihren Auftritten zeigte. Das hier schien wärmer, inbrünstiger. "Offensichtlich." Ein kurzes Kichern. Sie war also nicht die Einzige, die mit sich selbst sprach. Dann trippelte sie unruhig hin und her. "Ich habe vor zwei Tagen meine Gruppe des Nachts verloren, als ich meinem Reittier hinterher gelaufen bin. Nach einigen Stunden bin ich auf einen Wegweiser gestoßen, der mich hier her geführt hat. Nun bin ich allein und suche jemanden, der mich..." ...beschützt. Und Ihr seht aus, als würdet ihr genau der Typ Frau sein, der das bewerkstelligen kann. Nun sag's schon, Blumenkind. Sie räusperte sich. "...dem ich mich anschließen kann. Und da ihr von einem Auftritt spracht, dachte ich...also...naja.." Bitte, bitte, nimm mich mit nach Hause, fütter mich und streichel mir den Bauch. Genau so hörte sich das gerade an, oder?|


Sharisad Nazira | Eins muss ich zugeben - ich bin doch etwas überrumpelt, als die Fremde mir einfach so ihr Herz ausschüttet. Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum ich plötzlich das Bedürfnis habe, sie unter meine Fittiche zu nehmen! Was ist denn da los? Ich hab das Mädchen nie zuvor gesehen und bin froh, wenn ich mich selbst über Wasser halten kann. «Immer langsam - was hat denn der Auftritt damit zu tun?» Also tatsächlich ein Ensemble - nur anders als ich gedacht hätte. Das hier sieht eher nach einer Notlösung aus. Dass ich nicht gerade begeistert bin, sieht man mir wohl an. Aber ich bin auch nicht so herzlos, sie hier einfach gestrandet zurück zu lassen. «Könnt Ihr mir sagen, was das Ziel Eurer Gruppe war?» Vielleicht lassen sich die Leute ja auch wieder finden. Wobei ich das eher aus Vernunft verfolge - denn die Stimme in meinem Hinterkopf macht einen Riesenterz und sagt, ich soll die Verloren Gegangene einfach mitnehmen. Nur warum in aller Welt sollte ich das tun? Ist das wieder ein Wink von meinem Schicksal?


Feuerblut Amaryllis ist nicht entgangen, dass ihre stürmische Art einmal mehr zu viel des Guten war und sie schnappt nach Luft. "Iiiich dachte...ihr seid...also...ihr seht aus wie eine..." Das Gesicht des jungen Wesens hatte inzwischen die gleiche Farbe angenommen wie das feurige Haar. Nervös lacht sie leise. "Verzeiht noch einmal. Ich hörte nur das Wort 'Auftritt' und als ich euch genauer betrachten konnte und sah, wie hübsch ihr seid...da dachte ich, ihr seid vielleicht auch Tänzerin." Oder zumindest eine der Ihrigen. Allein ihre Erscheinung hätte sie allerdings davon abbringen müssen, doch gegen ihre ewig positive Art und unerschütterliche Hoffnung konnte sie einfach nichts tun. "Meine Leute?" Sie schien verlegen und lächelte ein wenig verträumt. "Wir sind Musiker und Tänzer. Wir ziehen umher und erfreuen die Menschen!" ...und erleichtern ihre Geldbeutel. Doch das tat jetzt erst einmal nichts zur Sache.|


Sharisad Nazira | Ohje, sie ist noch nervöser geworden - das reinste Nervenbündel. «Nun beruhigt Euch doch, ich werde Euch nicht fressen!» Höchstens schön knusprig anbraten - aber das habe ich mittlerweile ganz gut im Griff. Mit einem Nicken bedeute ich ihr, mir zu folgen und lasse mich unweit auf einer Bank nieder. «Vielen Dank für das Kompliment. Ihr habt recht - ich bin eine Tänzerin.» Ich nehme an, ihre Profession ist die Gleiche - so wie sie sich ausgedrückt hat. Hmm.. ein Auftritt zu zweit könnte tatsächlich mehr Gold einbringen, doch ich bezweifle, dass es doppelt so viel sein wird - also lohnt sich das nicht. Zumal man meine Kunst kaum als profanen Tanz bezeichnen kann - aber ich will nicht abgehoben wirken. «Und ich meinte den Ort, wo die Gruppe als Nächstes Halt machen wollte.» Vielleicht suchen sie sogar nach ihr.


Feuerblut Amaryllis kichert ob ihrer Worte. Nicht fressen. Gut, ihre Haut schien ungewöhnlich dunkel und ihre Augen waren beinahe unnatürlich, fast wie bei einer Katze. Doch fressen? Wer fraß denn schon Menschen? Man würde schnell merken, dass die Gute nicht unbedingt die Erfahrenste in diesen Kreisen war. Dennoch hörte sie auf zu zappeln und folgte der Dame. "Wusst' ich's doch!" Ihre offenkundige Freude schien beinahe unschuldig. Wie ein Kind, dass eine richtige Kombination beim Memory gefunden hatte. "Ihr habt die leichtfüßige Anmut einer Künstlerin." Das Mädchen kicherte und ließ das schwere Gepäck sinken. Für ein Moment steht sie neben der Bank und zögert. Sollte sie sich setzen? Langsam lässt sie sich nieder und ihr Lächeln wird unsicher. "Unser eigentlicher Weg sollte uns nach Ahn'Qiraj führen." Für einen kurzen Moment runzelt die Blüte die Stirn und denkt nach. "Eine angeblich sehr sandige Gegend. Kennt ihr den Ort?" Vielleicht war er sogar nahe und sie wäre ihre Probleme los? Das wäre ja zu schön um wahr zu sein.|

 

Sharisad Nazira | Leichtfüßige Anmut, hm? Das Schmeicheln hat sie schonmal drauf. Ich muss unwillkürlich lächeln. Leider erstirbt dieses sofort wieder. «Nun, von Ahn'Qiraj habe ich noch nie etwas gehört.» Und ich bin wirklich weit herum gekommen - vor allem in den wüstenähnlichen Gebieten. «Ich fürchte Ihr seid sehr weit vom Weg abgekommen.» Ich seufze und fahre mir durch die Haare. Was mache ich nur mit ihr? Eigentlich braucht es mich nicht zu kümmern und es geht mich auch nichts an, was mit ihr geschieht. Aber ich bringe es einfach nicht über's Herz, sie zurück zu lassen. Zumal die vermaledeite Stimme in meinem Hinterkopf keine Anstalten macht, leiser zu werden. «Sei es, wie es sei. Ihr braucht für heute Nacht eine Unterkunft.» Ja, das bin ich - wie ich mich geschlagen gebe. «Cedrick hat sicher noch ein Zimmer frei. Die Preise sind erschwinglich - ich selbst nächtige dort auch.» Soweit so gut, ich hoffe sie hat zumindest das nötige Kleingeld, um nicht auf der Straße zu landen. «Und morgen begleitet Ihr mich. Wir werden mehrmals an verschiedenen Plätzen auftreten und uns dabei abwechseln.» Vielleicht lässt sich ja auf diese Weise doch mehr Gewinn für uns beide heraus holen.


Feuerblut Amaryllis sagt eigentlich immer, was ihr auf der Zunge liegt. Und dank ihres sonnigen Gemüts ist es beinahe immer nur positiver Natur. Ein wenig leidet ihre Hoffnung, als die Dame das Wissen um den Ort verneint, doch wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst ist, war ihr das schon klar. Sie war weit weg von den Ihrigen und sie würden sie sicherlich nicht in naher Zukunft finden. Doch sei es drum! Die junge Knospe würde auch so zurecht kommen...irgendwie. "Cedrick? Nun, für eine Nacht wird es noch reichen." Zumindest hoffte sie das. Dann jedoch schien sie hellhörig zu werden. "Oh wirklich? Vielen, vielen Dank. Ihr glaubt nicht, wie schlimm es für mich ist, allein zu sein. Ich war noch nie ohne meine Familie und dieser Ort ist mir so fremd. Ich danke euch wirklich!" Wenn ihre Füße nicht so schmerzen würden, so könnte man sofort ein kleines Tänzchen hinlegen. Sie würde vielleicht sogar die Gelegenheit bekommen sich zu waschen und morgen voller Tatenrang an die Arbet zu gehen.|


Sharisad Nazira | So schnell schließt man neue Bekanntschaften! Wo ist mein misstrauisches Ich hin, dass sich immer vor allem und jedem versteckt hat? Wobei das damals sicherlich dem Umstand geschuldet war, dass ich mein Feuer nicht kontrollieren konnte. Nichtmal so ein bisschen. Inzwischen geht es - solange ich mich nicht zu sehr aufrege oder mich betrinke. Kommt jetzt mein wahres Ich zum Vorschein? «Nichts zu danken. Ich bin übrigens Nazira.» stelle ich mich vor und reiche ihr die Hand. Als ich aufblicke und meine Augen die Ihren treffen, verschwindet gerade die Sonne hinter dem Horizont. Das Farbenspiel am Himmel und die letzten Strahlen, die durch ihre Strähnen fallen, erwecken das Rot ihrer Haare zum Leben. Es ist, als würde die Sonne direkt in mein Herz scheinen. Ich bin so gerührt, dass ich rasch ein paar Tränchen wegblinzeln muss. «Huch, ich habe wohl genau in die Sonne geschaut.» rede ich mich raus und wische etwas Feuchtigkeit aus dem Augenwinkel.


Feuerblut Amaryllis war wirklich fasziniert von der Person, welche neben ihr sitzt. Kleiner als sie war die Gute wohl und er erste, finstere Eindruck ist schnell verflogen. Nur zu gern ergreift man die Hand und lässt abermals seine Stimme erklingen. "Nazira. Das klingt sehr exotisch." Man kann es sich nicht verkneifen, die dunkle Hand in ihrer zu betrachten, welche in diesem Kontrast beinahe weiß aussieht. "Mein Name ist Amaryllis. Wie die Blume." Ihr Name bedeutet Stolz und Anmut, wovon man gerade nicht sehr viel zu sehen bekommt. Ob ihrer Reaktion einen Augenblick später war man überrascht. Doch man konnte sich einen Kommentar wohl nicht verkneifen. "Und ich in die anbrechende Nacht." Ein glockenhelles Lachen, wohl um ihre Unsicherheit der Situation wegen zu überspielen. "Wollen wir? Ihr müsst eh voran gehen."|


Sharisad Nazira | «Amaryllis also.» Doch, von dieser Blumensorte habe ich schonmal gehört. Sie ist wohl ziemlich selten und wird aus einem weit entfernten Land importiert. Und mein Name ist exotisch? Ich schmunzle ein bisschen. «Die anbrechende Nacht? Ja, wir sind vom Aussehen her tatsächlich wie Tag und Nacht!» Ich stehe auf und zeige auf ein Gebäude nicht weit von uns. «Dort ist Cedriks Kneipe.» Nicht die nobelste Unterkunft, doch jene könnte sich wohl keiner von uns leisten. Immer noch amüsiert, gehe ich voran und zeige meiner neuen Bekanntschaft den Weg. ~ }Y{


Feuerblut Amaryllis redete eigentlich gern, oft schon viel zu viel. Jedoch schien es, als hätte sie nun alles gesagt, was eben gesagt werden musste. Diese Frau faszinierte sie, mehr als die Blüte sich eingestehen mochte. So schulterte die junge Frau ihr Gepäck und folgte dem Fingerzeig der Dunklen. Nie hätte sie gedacht, dass sie so schnell Anschluss finden würde. Doch sie dankte allen Gottheiten, dass es so gekommen war. Noch immer ein seliges Lächeln auf den Lippen würde sie ihrem neuen Wirkungsbereich begegnen. Morgen wird ein guter Tag, das hatte sie einfach im Gefühl.| ~~~