Rollenspiel mit Gargoyle Noxeria

..am 13. April 2016 auf dem Waldspielplatz nahe Glorfindal

Waldspielplatz


Auf einer beschaulichen Lichtung nahe der Elfenstadt haben fleißige Hände einen kleinen Waldspielplaterrichtet.

In der Mitte befindet sich eine große Absenkung, befüllt mir lockerem Sand, in dem selbst kleine Hände ohne Werkzeug graben und bauen können. Daneben steht eine Wippe, aus einem einzelnen großen Baumstamm gefertigt. Ebenso aus Holz ist ein winziges Haus, dessen Dach sich genauso gut zum Herumklettern eignet, wie das Innere zum Verstecken. Zwischen zwei Bauten, die aussehen wie zwei kleine Türme und die mithilfe einer Leiter erklimmbar sind, ist ein dickes Seil gespannt, auf welchem man zwischen den Türmen hin und her balancieren kann. An einem kleineren Seil kann man sich festhalten und damit nichts geschieht, wenn jemand herunterfällt, befindet sich darunter noch ein Netz. Auf der Lichtung befindet sich ein einzelner großer Baum, an dessen kräftige Äste mit Seilen ein halbes Dutzend Schaukeln angebracht wurden. Rings um den Rand der Lichtung stehen vereinzelte Bänke, die zum Ausruhen einladen.

Hier wurde ein schöner Platz zum Austoben für die Kleinen geschaffen. Und vielleicht wird ja auch der ein oder andere Erwachsenen beim Anblick des Spielplatzes für ein paar Augenblicke wieder zum Kind. 

Dungeon des Monats April 2016 von Landesfeind Serifa

 

Sharisad Nazira | Der Tag neigt sich gen Mittag, doch noch perlen einzelne Wassertropfen von den Blättern des Waldes in Erinnerung an den Regenguß der letzten Nacht. Nach der Begegnung heute Morgen auf der Lichtung wollte ich eigentlich in die nächstgelegene Stadt reiten, doch eine weitere Lichtung fängt meine Aufmerksamkeit ein. Es ist.. ein Spielplatz, wie schön. Ist mein erster Gedanke, als ich die Bauten betrachte. Die Idylle lockt zum Verweilen und ich gebe nach, mein Hunger hält sich nach der morgendlichen Ration noch in Grenzen. Behutsam lenke ich Amir an den Rand zu einer der vielen Sitzbänke, steige ab und löse seine Tremse für eine kleine Pause.


Es war ein Versehen gewesen. Normalerweise fand man sie und ihresgleichen nicht an solchen Orten. Nicht zwischen all dem Grün, nicht fern der Menschlichen Siedlungen.Nur manchmal hielten sie sich noch in Ruinen auf, manche hockten dort seit Anbeginn und gingen niemals fort. Niemals schlief sie in den Baumwipfeln, nie auf hölzernen Hütten. Und immer, immer war sie bei Tagesanbruch zurück in den Siedlungen gewesen. Doch gestern Nacht, im Morgengrauen, trennten sie zahlreiche Kilometer von jenen. Und als die Sonne über die Wipfel kroch und sie ermüden, ihre Glieder steif werden ließ, hatte sie sich hier wiedergefunden. Recht widerwillig war das Wesen auf einen der kleinen Türmchen geklettert, brauchte sich nicht einmal dafür anstrengen. Und nun hockte sie da, gebeugt, die Klauen ins weiche Holz gegraben. Sonnenstrahlen ließen die wie polierten Marmor aussehende Haut glänzen. Unterhalb ihres Sitzplatzes, an einem herausschauenden Nagel, hingen ihr Umhang und das ausgeblichende Kleid. Beim Ruhen trug sie jene Stücke nie. Doch das gesamte, sich so ergebende Bild, mochte reichlich bizarr anmuten.


Sharisad Nazira | Mein treuer Rappe zupft sorgsam ein paar Gräser um die Bank. Ich kann ganz beruhigt die Umgebung erforschen, denn ich weiß genau, dass er mich niemals verlassen würde. Zu lange Jahre ist er mein treuer Gefährte als das geringstes Misstrauen Platz zwischen uns hätte. Und so streife ich umher, passiere zunächst einen majestätischen Baum, der den Blick auf einen Teil des Platzes zu verdecken scheint. Bleibe gar kurz auf einer der Schaukeln sitzen und nehme ein wenig Schwung, um abzuspringen und meinen Weg zu einer großen Wippe zu finden. Alleine nutzt sie mir nichts, ich inspiziere lieber das kleine Haus daneben. Es dauert eine Weile, bis mir die detailreiche Skulptur auf einem entfernten Spielgerät auffällt. «Wunderschön.» spreche ich aus, wofür in meiner Einsamkeit ein Gedanke reichte. Der Sandplatz wird umrundet, die Augen fest auf das steinerne Wesen gerichtet, welches sich so gar nicht in die Umgebung einfügen will.


Gargoyle Noxeria passte tatsächlich nicht in dieses Bild. Und je näher die Fremde trat, je genauer sie die mutmaßliche Statue in Augenschein nehmen konnte, desto weniger schien sie auf einen Platz für Kinder zu gehören. Die Gliedmaßen waren schlank doch mit angedeuteten Muskeln, die Rundungen des Körpers waren an genau den richtigen Stellen. Eine Schönheit, ein elegantes Kunstwerk, geschaffen durch die persönliche, ideale Sicht eines Künstlers. Perfekt. Wären dort nicht die Krallenbewährten Hände oder die spitzen Hufe, welche zu sehen waren. Wäre da nicht jenes Gesicht. Ein Gesicht mit verzerrten Zügen, das mit Reißzähnen bewehrte Maul aufgesperrt zu einem grotesken Lachen, die Zunge hervorgeschoben, heraushängend. Die hohen Wangenknochen wirkten viel zu spitz unter gespannter Haut. Die Augen waren geschlossen. Sie waren es. Bis jetzt. Denn als die Fremde noch näher tritt, der Sand leise unter ihren Füßen knirscht, öffnen sich jene plötzlich. Wie ein Aufblitzen mag es erscheinen, als sich das Sonnenlicht plötzlich darüber ergießt, doch nur für einen Moment, dann erkennt man die graublaue Farbe, welche unnatürlich lebendig aussieht in dem steinernen Gesicht. Durch welches kurz darauf eine weitere Regung geht. Langam, wie bei einem langatmigen Mechanismus, zieht sich die Zunge in das Maul hinein, nur damit sich dieses zuklappen kann.


Sharisad Nazira | Wie gebannt mustere ich das Objekt meines Interesses. Beginne langsam die Details wahrzunehmen, welche die Gesamtheit noch entrückter erscheinen lassen. Wer lässt ein solches Kunstwerk ausgerechnet hier zurück? An einem Ort, wo Kinder spielen, wo mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gerade die filigransten Dinge von Zerstörung bedroht sind. Schon spiele ich mit dem Gedanken, die steinerne Frau zu retten, überlege wie ich sie transportieren könnte, ohne Schaden anzurichten.. Vielleicht ganz vorsichtig und stückweise das Türmchen abbrennen? ..überlege ich wahnwitzig und muss leise über mich selbst lachen. Zunächst sind Feuer und Vorsicht in meinem Fall eher schlecht vereinbar, zum anderen möchte ich ungern den Spielplatz beschädigen, auch wenn mir die Schönheit in Marmor deutlich wichtiger ist. Zack! In dem Moment vermag ich nur erschrocken rückwärts zu taumeln. Ihre Augen! Sie waren doch eben noch nicht geöffnet, nun starren sie - fixieren mich geradezu! Unsicher hadere ich mit meinen Sinnen - war das nur Einbildung? Spielen mir meine Augen einen Streich? Da werde ich plötzlich weiterer Bewegungen gewahr und bleibe in gebührendem Abstand stehen. Als wäre ich nun selbst zu Stein erstarrt.


Gargoyle Noxeria ‘s Blick war starr auf die Frau gerichtet, während sich das Gesicht weiter zu verändern scheint. Vielleicht hätte ein Beobachter ein Knacken erwartet, ein Knirschen, das Geräusch von Stein auf Stein. Doch nichts. Geräuschlos ändern sich die Züge, das grässliche Maul wird von zwei wie Rosenquarz schimmernden Lippen verschlossen, die Muskulatur entspannte sich. Die Wangenknochen ließen das Gesicht nun edel und nicht mehr verzerrt aussehen. Ein neues Bildnis, eine neue Skulptur. Jeder Millimeter der Bewegung wirkte unnatürlich. Bei Wesen aus Fleisch und Blut sah man das Muskelspiel unter der Haut. Hier sah man das Muskelspiel auf der Haut. Regung für Regung, wie eingefangen durch den Meißel eines Bildhauers. Die Veränderung geschah durch das Wandeln der Oberfläche, nicht durch Mechanismen darunter. Und nun legte sich auf die Lippen ein Lächeln, warm und freundlich. Danke für das zuvor gesprochene Kompliment. Die Sonne wanderte weiter herum. Bald, vielleicht in einigen Minuten, stünde sie ein klein wenig tiefer und wanderte hinter den großen Baum, wodurch sein Schatten auf die kleine Hütte fiele. Wieder tun sich die Lippen auf, doch die Worte sind zäh fließend, wie unter größter bemühung gesprochen: "Verzeiht, ich wollte Euch nicht erschrecken." Die hellen Strahlen machten sie fürchterlich träge. Der Blick wandert hinüber zu der hellen Scheibe. Schatten ürde ein wenig Erleichterung schaffen.


Sharisad Nazira | Es lebt! Würde ich ihn kennen, würde ich mich wie ein gewisser Wissenschaftler fühlen, der gerade sein Monster zum Leben erweckte. So aber bin ich schlicht und schier überwältigt von der Szene, die sich nur für mich allein zeigt. Eine Gänsehaut läuft in kleinen Schauern meinen Rücken hinab, als ich mir der Einzigartigkeit dieses Moments gewahr werde. Es mag durchaus eine Weile dauern, ehe ich antworte. Zunächst ein Schlucken, ein Räuspern. «Schon..» ein Wispern und ein erneutes Räuspern. «Schon gut.» Schon vergessen ist der Schreck und die Scheu. Die Neugier kehrt zurück. Doch die Frage will erstmal gefunden werden. Was seid ihr? Zu grob! Wer seid ihr? Zu schlicht. «Wie kamt ihr hier her?» Wer hat euch das angetan? Wer hat dieses Wesen derart bemitleidenswert bewegungsunfähig hier zurück gelassen? Inzwischen bin ich wesentlich angewiderter von dieser Grausamkeit. Schließlich weiß ich nun, dass es sich bei dem vermeintlichen Gegenstand um ein
fühlendes, lebendes Wesen handelt.

 

Gargoyle Noxeria hätte gelacht. Erstaunlich hell und warm, angenehm. So ganz im Widerspruch zu der grotesk erscheinenden Gestalt. Gelacht, aufgrund der aufkeimenden Wut, dem Zorn ob jener vermeintlichen Gräueltat. Nein, sie war nicht hier ausgesetzt worden, man hatte sie nicht als leidende Dekoration zurück gelassen. Ein Gurgeln, wie ein von Wasser begleiteter Seufzer, als die ersten Schattenzungen nach ihr lecken. Angenehm kühl und dunkel ergoss sie sich über ihre linke Schulter. Durch den Wald, gluckst sie und geräuschvoll bewegt sich die linke Klaue, als die Krallen aus dem Holz gezogen werden. ..ich wagte mich zu weit hinein, auf dem Weg zurück nach Thalheim und wurde vom Tag überrascht, erklärt sie in langsamen Ton. Noch ein wenig. Schwerfällig, und doch sichtbar freier durch den ersten Schatten, beugt sich die Kreatur hinunter, die Klaue nach dem unter ihr angebrachten Umhang ausstreckend. Vielleicht, würde der Blick der Fremden auf jenen fallen, bemerkte diese dass auch er unnatürlich war. Der Grund unter ihm war zu dunkel für einen bloßen Schatten. Mein Name lautet Noxeria. Und der Eure?, wagt sie zu fragen. Höflichkeit und Interesse. Und die Worte begleitet ein warmes Lächeln und ein aufmerksamer Blick, ehe er sich ein weiteres Mal zu dem Umhang hinab senkt. Schwerfällig beugt sie sich tiefer danach.


Sharisad Nazira | Langsam begreife ich, dass ich auf dem Holzweg war. Die Frau kann sich sehr wohl bewegen, schwerfällig zwar, doch der Grund wird offensichtlich. «Tageslicht.» raune ich gedankenversunken vor mich hin. Wie durch einen Schleier sehe ich ihre Bewegungen und folge den ausgestreckten Krallen mit meinem Blick. Ein Mantel.. irgendetwas wirkt merkwürdig daran. Sei's drum. «Ihr erlaubt?» Ich trete näher und würde mit ihrer Zustimmung den Mantel das letzte Stück nach oben reichen. «Schön euch kennenzulernen, man nennt mich Nazira.» Seltsam.. zwei Begegnungen an einem Tag. Unterschiedlicher können sie nicht sein. Und doch gleichen sich gewisse Ungereimtheiten. Keiner von uns wäre freiwillig hier, wenn nicht der Zufall ins Spiel gekommen wäre. Oder ist es Schicksal, wie die alte Dame mir sagte, ehe sie mich regelrecht in meine alte Heimat zurück trieb?


Ein dankbares Funkeln tritt in die taubenblauen Augen und die Krallen umfassen den ihr dargereichten Umhang. Habt Dank, tönt es freundlich. In einer geübten, wenn auch langsamen Bewegung, schlüpft die Kreatur in den Mantel hinein. Und augenblicklich seufzt sie erleichtert auf. Ein entschuldigender Blick, während sie sich die Kapuze überstreift. Verzeiht meine Unhöflichkeit, dass ich mein Gesicht verberge. Doch so fällt es mir leichter, mich zu bewegenerklärt sie. Und tatsächlich werden ihre Bewegungen und ihre Sprache flüssiger, weicher. Grazil erhebt sich die Wasserspeierin, nur, um gleich darauf hinab zu springen. Dumpf schlagen die Hufe auf den Boden, dumpf auch aufgrund des Gewichtes, welches man ihr bei ihren Bewegungen nicht ansieht. Ja, das Sonnenlicht lähmt mich, bestätigt sie. Erneut stielt sich ein Lächeln auf ihre Lippen und die Gargoyle vollführt einen geübten Knicks. Es ist mir eine Freude, Nazira. Und jetzt da sie vor der Sonne geschützt war, erlaubt es sich Noxeria den Blick über ihr gegenüber wandern zu lassen. Rasch und unaufdringlich, nicht länger, als es der Anstand erlauben würde. und Ihr? Ward Ihr auch auf dem Weg in die Stadt?


Sharisad Nazira | «Nicht dafür.» winke ich schmunzelnd ab. Und trete zurück, als die neue Bekanntschaft sich anschickt von ihrem erhöhten Platz hinab zu schwingen. Von der soeben noch präsenten Schwerfälligkeit keine Spur mehr. Ich ignoriere die für meine Begriffe unnötige Entschuldigung und erwidere die Freude «Ganz meinerseits.» und eine geübte Verbeugung besiegelt dies - als hätte ich soeben einen Auftritt beendet. Lang lang ist's her. «Im Grunde schon.» beginne ich zustimmend. «Doch ich muss wohl den falschen Weg eingeschlagen haben.» Ein Gedanke zaubert ein Lächeln auf meine Lippen. «Es scheint als führten gerade die falschen Wege oft an die richtigen Orte.» Das klingt jetzt zwar ein bisschen sehr philosophisch, doch es passt irgendwie. Diese friedvolle Idylle und jene spannende Begegnung, wie auch die davor - das alles wäre nie passiert, wenn mein Leben nach Plan verliefe. «Ihr müsst Hunger haben.» bemerke ich und meine damit eigentlich, dass mir selbst der Magen knurrt. «Wie wäre es mit einem gemeinsamen Essen in der nächsten Stadt?»


Beide hatten sich wohl verirrt und beide waren an diesem Ort gelandet. Zufall, Schicksal, Vorherbestimmung, göttliche Vorsehung. Vielleicht war es eines dieser Dinge. Vielleicht trug diese Begegnung eine gewichtige Bedeutung. Vielleicht führte sie die beiden auch bloß zur nächsten Taverne, so wie die Frau vorschlagen würde, und nicht weiter. "Sicherlich aber zu jene, an denen man etwas zu lernen vermag", entgegnet sie. Und wenn es das Kennenlernen einer neuen Person war. Gerade tun sich die Lippen auf, um auf ihre Vermutung etwas zu erwidern. DOch dann dringt ein leises Magenknurren an ihre spitzen Ohren. Ein stilles Lächeln und sie sagt: "Es wäre mir ein Vergnügen." Und so greift die Gargoyle nach dem noch am Nagel hängendem Kleid, ehe sie das Wüstenkind zu ihrem Pferd hin geleitet. Geduldig sieht die Wasserspeierin zu, wie die Frau nach den Zügeln greift und sich nach kurzer Überlegung wohl für einen von den von diesem Ort fortführenden Wege entscheidet. So gehen die beiden ungleichen Frauen gemächlich den Pfad entlang, hinter sich das treue Pferd trotten lassend. ~~~