2010

Rollenspiel mit Schuft Dariak

... am 12. Dezember 2010 auf dem Dorfplatz von Romar

Schuft Dariak betritt den Dorfplatz aus einer der Seitengassen. In den Händen hält er eine Taube, die er nun fliegen lässt. Im Schnabel hält sie einen seiner unsäglichen Mistelzweige. Man tut eben vieles, um sich die Zeit in diesen Landen zu vertreiben und der Schuft hat nun Gefallen an den Mistelzweigen gefunden. Zwei, im Grunde drei Küsse konnte er schon dadurch ergattern. Nicht viel, wenn man bedenkt, wie viel Mistelzweige er bereits versandt hatte. Aber er kann damit leben. Selbst die Kälte, die er so sehr hasst, mekrt er durch den Mantel hindurch nun nicht mehr so stark. Allerdings sieht er missmutig zu den Schneeflocken. Noch mehr davon? Schnee bedeutet Kälte. Er seufzt in die Tristess des Platzes der Menschen hinein.


Sharisad Nazira stiefelt aus Richtung der Felder nach Romar hinein. Sie passiert das Tor, ohne dass die Wachen allzu viel Notiz von ihr nehmen. Zwischen den Fingern der rechten Hand dreht sie einen der drei Mistelzweige, welche sie vor kurzem erhielt. Den dunkelbraunen Mantel enger um sich legend, wandelt sie die Straße entlang und hält genau auf den Platz zu in den sich die Häuser zu beiden Seiten öffnen. Einen Brauch will er ihr zeigen, hat er geschrieben. Alles ist hier so anders als in ihrer Heimat. Dort durfte ein Mann eine Frau nichtmal ansehen, außer wenn er mit ihr verheiratet war, und hier ist es nun also Brauch einen Fremden unter einem Mistelzweig zu küssen.


Schuft Dariak findet es einen nützlichen Brauch. Es war nützlich, lustig, amüsant wie sich die Weibsbilder erst sträubten und dann doch seinen Argumenten nachgaben. Natürlich hätte er sich mehr Aufmerksamkeit gewünscht, mehr Reaktionen auf die vielen Mistelzweige, die der Händler an ihm unbekannte Frauen gesandt hatte. Der Adelige überprüft das Gold, welches er bei sich trägt. Für einen Tavernenbesuch würde es noch reichen. Zur Zeit benötigt er mehr Alkohol für die Wärme, als es ihm lieb ist.


Sharisad Nazira gelangt nun auf den Platz und sieht sich um. Unaufhörlich fällt der Schnee vom Himmel herab, noch etwas Neues. Liebend gern würde sie eine der weißen Flocken mal genauer betrachten, doch kaum landen sie auf ihrer ausgestreckten Hand, werden sie sofort zu Wasser. Also geht sie ein Stück in die Mitte des Ortes und hockt sich hin, um dieses weiße Wasser genauer anzusehen.


Schuft Dariak hebt die Augenbrauen, als er die Unbekannte auf die Mitte des Platzes gehen sieht. Eine interessante Erscheinung und .. sie hat Mistelzweige in der Hand. Das macht sie noch etwas interessanter. Der Gauner grinst dünn und tritt auf das dunkle Weib zu. Sucht Ihr etwas? Der Abort ist außerhalb, im Wald. Dort! Er weist in die Richtung des Wyrmforstes und lächelt noch etwas breiter.


Sharisad Nazira zuckt leicht zusammen, als sie unvermittelt angesprochen wird. Damit hatte sie nicht gerechnet. Zögernd richtet sie sich auf und mustert den Fremden. »Den Abort? Nein nein, sah es etwa so aus?« Ein sanftes Lächeln erstrahlt auf ihren Lippen. »Ich wollte nur etwas nachsehen.« antwortet sie umständlich. Er musste nicht gleich erkennen, dass sie noch nie vorher Schnee gesehen hatte. »Und was sucht Ihr?« fragt sie frei heraus, als sein Blick auf den Mistelzweig in ihrer Hand fällt.


Schuft Dariak hebt die Arme seitlich in die Höhe. Einen Kuss, vielleicht? Dariak ist mein Name, stellt er sich sogleich vor. Sind die Zweige womöglich von mir? Nicht, dass er annimmt hier der einzige zu sein, der Mistelzweige versendet, aber wozu um den heißen Brei herum reden? Interessiert mustert er sie. So ein Weib ist ihm noch nicht unter gekommen. Sie sieht auch von Nahem recht ungewöhnlich aus. Selbst für die bunten Wyrmlanden.


Sharisad Nazira grinst und hebt den Mistelzweig an, um mit der Linken eine der weißen Beeren abzuzupfen. »Dariak.« wiederholt sie und bleibt mit den Augen an seinem ausladenden Kinnbart hängen, er erinnerte sie an den des Sultans. »Ja ich glaube diesen Namen auf der beiliegenden Karte gelesen zu haben.« bestätigt sie nickend und sieht ihm in die Augen. »Ihr wollt mir also einen Eurer Bräuche zeigen.« Sie dreht die Beere zwischen Daumen und Zeigefinger.


Schuft Dariak nickt geflissentlich. Natürlich nur, wenn Ihr einverstanden seid. Man küsst sich unter den Mistelzweigen. Das ist der Brauch. Nichts Großartiges. Man muss die Sache mit dem Kuss nur herunter spielen. Zumindest hat ihm das bisher ganz gut geholfen. Er verfolgt ihren Blick zu seinem Bart. Ja, vielleicht sollte er diesen wieder einmal etwas stutzen. Manchmal wächst er ihm direkt vor den Augen bis zum Gürtel und spätestens da, greift er zur Schere.


Sharisad Nazira wirkt etwas nachdenklich. »Nichts Großartiges.« wiederholt sie und hält ihm den Mistelzweig in beiden Händen entgegen. »Aber müsste der Mistelzweig nicht irgendwo hängen, um darunter den Brauch vollziehen zu können?« fragt sie verwundert. So ganz hat sich ihr der Sinn des Ganzen noch nicht erschlossen. Wenn dieser Brauch wirklich so funktioniert, könnte ja jeder Mann jede Frau küssen, die er küssen möchte. Ohne das Einverständnis ihres Vaters! Merkwürdig geht es hier zu.


Schuft Dariak nimmt einen Zweig davon aus ihen Händen und hält diesen über ihren Kopf. Im Grunde schon, ja. Aber man kann ihn auch über dem Kopf halten. So, seht Ihr? Und dann kann man den Brauch vollziehen .. Ohne weiter zu fragen rückt er näher heran. Der Größenunterschied ist jedoch so beträchtlich, dass er ihr nicht allzu nahe kommen kann. Dann beugt er sich herunter, grinsend wie ein Kind vor der Weihnachtsbescherung.


Sharisad Nazira folgt dem Zweig mit ihren Blicken, bis er sich direkt über ihrer beider Köpfe befindet. Wenn ihr eigener Vater sie so sehen müsste, schießt es ihr durch den Kopf. Doch lässt sie ihn gewähren, schließt sacht die Augen und weicht nur leicht zurück, als er sich ihr nähert. Die Hitze der Aufregung lässt den Schnee um ihre Füße in Sekundenschnelle zerfließen. Sonst lässt der Fremde wohl nichts anbrennen, jetzt sollte er lieber aufpassen, dass er sich nicht selbst verbrennt.


Schuft Dariak verharrt kurz vor ihren Lippen und betrachtet ihr Gesicht. So leicht wars vorher noch nie, also vergewissert er sich lieber noch einmal: Einverstanden? haucht er auf ihre Haut. Ihr zerkratzt mir nicht das Gesicht, wenn ich Euch küsse, oder? scherzt er gleich nach der Frage.


Sharisad Nazira spürt seinen Atem wie einen Eishauch über ihr heißes Gesicht streichen und lacht leise. »Wenn man etwas nicht will, dann sollte man das wissen. Und zwar bevor es passiert.« Die Temperatur lässt ein wenig nach, scheinbar hatte seine Frage sie ein wenig aufgelockert. Trotzdem müsste er die Hitze spüren, so nahe wie er ihr ist.


Schuft Dariak spürt die Hitze, die sie ausstrahlt. Doch es ist ihm nicht unangenehm, friert er doch in dieser Zeit viel zu häufig. Zudem schiebt er ihre Wärme auf ihre Aufregung und das amüsiert ihn eher, als das es ihn abschreckt. Und so treffen seine Lippen auf ihre und küssen die Fremde, deren Name er noch nicht einmal weiß. Ein weiterer Kuss eines schönes Weibsbildes nach einem Mistelzweig. Wer hätte gedacht, dass ein Brauch so viel Spaß bereitet?


Sharisad Nazira lächelt erleichtert, als sie sich von ihm löst. Seine Lippen sehen genauso aus wie vorher und werfen keine Blasen. Auch den Bart hat sie nicht versenkt. Sie hat sich also besser im Griff als sie dachte, schließlich will sie nicht gleich in ihrer ersten Woche jemanden versehentlich verletzen. »Schöner Brauch.« murmelt sie. »Verschicken nur Männer diese Zweige, oder tun Frauen das auch?« will sie noch wissen.


Schuft Dariak schmunzelt und fährt sich mit den Fingern über die doch recht heiß gewordenen Lippen. Nun, die Weibsbilder, die von freiem Geist und Körper sind, verschicken auch selbst solche Zweige. Die unabhängigen, wilden Weiber, erklärt er und runzelt die Stirn. Ist Euch nicht wohl? fragt er gleich darauf. Ihre Wärme könnte auf Fieber hindeuten. Hoffentlich hatte er sich nicht eine Krankheit eingefangen.


Sharisad Nazira nickt aufmerksam. Die unabhängigen Weiber ... den solchen kann sie sich selbst nun wohl auch hinzu zählen. Ein Anflug von Trauer schleicht über ihr Gesicht, so vieles hatte sie zurücklassen müssen. Die Rechte streicht leicht über die Wölbung des Flakons unter ihrem Mantel, ob das ihre Bestimmung war? Dumpf dringt seine Frage zu ihr durch. »Doch, mir geht es gut. Warum fragt Ihr?« antwortet sie erstaunt.


Schuft Dariak zieht sich einen Handschuh aus und hebt die rechte Hand in Richtung der Stirn der Fremden, will sie dort berühren. Ich weiß nicht, Ihr wirkt .. sehr heiß, also warm .. im Sinne von feurig, ich meine den Zustand. War ich das etwa? fragt er selbstverliebt und breit grinsend über die Doppeldeutigkeit seiner Worte. Ja, doch, dies war sehr amüsant.


Sharisad Nazira weicht einen Schritt zurück. »Vorsicht. Wie ich Euch bereits schrieb, Ihr könntet Euch verbrennen.« spricht sie ernst. Auf seine Frage hin grinst sie spöttisch, denn sie kann sich vorstellen was er damit meint. Trotzdem gibt sie zu »In gewissem Sinne?« Ihre Rechte schiebt sich in ihre Manteltasche und holt einen zweiten Mistelzweig hervor. Sie fixiert das inzwischen vertrocknete Pflänzchen mit ihrem Blick. Kurze Zeit später steigt an den Stellen wo es von ihren Fingern berührt wird leichter Rauch auf, bis es schließlich beginnt in ihrer Hand zu brennen. »Es passiert auch unkontrolliert. Ich war wohl etwas aufgeregt.« schmunzelt sie. Dann plötzlich sieht sie sich hastig um und lässt die Reste des Zweiges zu Boden fallen. Mit einem leichten Zischen versinken sie im Schnee. »Ihr verratet mich doch nicht? Magie ist Echsenwerk...« seufzt sie und sieht ihn prüfend an.


Schuft Dariak zieht die Hand, ohne sie berührt zu haben, zurück und beobachtet nun zurückhaltend die Vorführung. Oh, Ihr seid eine Magierin? Magie ist Echsenwerk? Davon habe ich ja noch nie gehört .. Magie ist außergewöhnlich, ja, aber hier nicht verboten soweit ich weiß. Magie ist nichts mit dem er sich auskennt und es wirkt doch recht einschüchternd auf den sonst so großspurigen Schuft. Er weiß ganz genau, dass er Magie nichts entgegenzusetzen hat.


Sharisad Nazira bleibt vor Staunen doch glatt kurz der Mund offen stehen. »Tatsächlich?« fragt sie eher verblüfft, als aus wirklichem Anlaß. Mühsam versucht sie sich wieder in den Griff zu bekommen. Hier ist eben alles anders, versucht sie sich zu beruhigen. »Das ist wirklich sehr interessant.« Sie sollte versuchen hier sesshaft zu werden. Ein Land in dem Magie erlaubt ist, möglicherweise fände sie hier gar einen Meister. Das kleine Quentchen Beherrschung, welches sie eben vorführte hatte sie sich in langen Jahren heimlichen Selbststudiums angeeignet. »Vielen Dank.« lächelt sie unbeschwert und vollführt eine tänzerische Verbeugung. Sie muss unbedingt mehr darüber herausfinden.


Schuft Dariak runzelt verwundert die Stirn. Wofür? Das ist doch nichts. Er tritt zurück. Mit Magiern ist nie zu spaßen. Vergessen ist der heiße Kuss, er sieht nun nur noch die Gefahr, die sie bedeuten könnte. Er mag Magie genau so wenig wie Kälte. Beides ist unberechenbar und man könnte daran sterben. Er begibt sich zwar immer am Rande des Zulässigen und sucht das Abenteuer, aber das heißt nicht, dass er lebensmüde ist.


Sharisad Nazira bemerkt, wie er sich zurückzieht und lässt kaum merklich die Schultern sinken. »Ich sollte es wohl trotz Erlaubnis nicht jedem zeigen.« meint sie bitter und rafft den Mantel erneut um ihre Taille um den Heimweg anzutreten. »Gehabt Euch wohl.« wünscht sie noch und will am liebsten im Boden versinken.


Schuft Dariak hebt die Hand und erwidert: Gehabt Euch wohl! Er behält sie im Auge, als sie geht. Magier, Zauberer, das ist nicht seine Welt. Jedenfalls nicht, wenn ers vermeiden kann. Der Handschuh wird wieder übergezogen und dann schlägt er den Weg nach Thalheim ein. Das Gold will in der Taverne ausgegeben werden. Vielleicht sollte er auch Violet einen Mistelzweig schenken, obwohl es bei ihr auch ohne funktioniert. Er schüttelt den Kopf. Sie ist kein Abenteuer. Eine hitzige Magierin schon.~


Sharisad Nazira verlässt aufgebracht und vor allem wütend auf sich selbst die Gefilde der Stadt. Der Schnee schmilzt zischend unter ihren Stiefeln, die dieser Beanspruchung wohl nicht mehr lange standhalten werden. ~

2011

Rollenspiel mit Deserteur Kalten

..am 4. Dezember 2011 am kleinen Zigeunerwagen

Sharisad Nazira schlägt die Plane des kleinen Wagens zurück und lässt sich die kalte Winterluft um die Nase wehen. Fröstelnd reibt sie die klammen Hände aneinander. Wenn sie wenigstens noch ein bisschen Geld für ein Zimmer hätte. Sie seufzt und schwingt sich dann mit einem eleganten Sprung von ihrem kleinen Zuhause herab. Ihr erster Weg führt sie zu dem Rappen Amir, für den sie eine Handvoll Hafer mitgebracht hat. Liebevoll zupft sie an seiner schwarzglänzenden Mähne, ehe sie sich abwendet, um die Feuerstelle von Schnee und Eis zu befreien. Es wird Zeit für ein bisschen Wärme.


Deserteur Kalten stapft durch die abendlichen Felder um Romar. Brach und von einer dünner Schicht Weiß überzogen liegen sie da. Die Luft ist kalt, doch wenigstens ist es windstill und selbst das Schneetreiben hat für den Moment nachgelassen. Zufrieden rückt der kräftige junge Mann den warmen Pelz unter seinem Umhang zurecht. Kurz schweifen seine Gedanken zu dem Mann, der bis vor zwei Tagen noch Besitzer dieses wärmenden Stückes gewesen ist. Lediglich der Anflug eines Schmunzelns überzieht die fein  geschwungenen Lippen. So schnell wie sie gekommen ist verschwindet die Regung auch schon wieder. Der Pelz gehört nun ihm, der reiche Pfeffersack, in dessen Besitz er sich befunden hatte, liegt steifgefroren im Wald. Er hatte sich vorgenommen den Kerl zu töten und so war es auch geschehen. Er war es nicht mehr Wert auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Kurz fällt der Blick des Mannes auf seinen Handrücken und das Symbol, welches seit kurzem dort prangte. Dann verdrängt er dieses  Thema, als in der rasch einsetzenden Dämmerung die Lichter Romars in Sicht kommen. Der Blick schweift kurz über die armseligen Bretterbuden und Wagen, die sich von außen an die Stadtmauer drücken. Armseliges Pack! Wenn die wenigstens versuchen würden ihr Schicksal in die eigene... Der Blick jungen Mannes zuckt zu einem Wohnwagen hinüber, der abseits von den anderen steht. Der hier ist neu! Und ist das nicht ein Pferd was da in der Nähe steht? Einen Moment hin und hergerissen zwischen einer möglichen Gelegenheit und der Aussicht auf einen heißen Met in einer Taverne überwiegt der Jagdtrieb in ihm. Zumindest mal nachschauen kann man ja.


Sharisad Nazira hatte sich gerade die letzten trockenen Zweige geholt und schichtet sie zu einem Kamin auf, als sie Schritte hinter sich hört. Sie wirft einen Blick über die Schulter und versucht in der aufkeimenden Dunkelheit etwas zu erkennen, doch ohne Erfolg. Hastig macht sie sich daran, das trockene Holz mit ihren Kräften zum Brennen zu bringen. Aber die Kälte ist ihr längst in die Glieder gekrochen und will ihr einen Strich durch die Rechnung machen.


Deserteur Kalten nähert sich mit ausgreifenden, nichts desto trotz gelassenen Schritten dem Wohnwagen. Keine Notwendigkeit sich anzuschleichen. Bei dem Pack, dass in diesen Wagen reiste würde er sich einfach das nehmen, was er wollte. Nicht, dass diese Leute normalerweise viel von Wert besaßen, aber den Gaul könnte man mal näher betrachten. Zumindest würde wohl ein Essen für ihn rausspringen, und vielleicht die eine oder andere Information. Als er näherkommt, erkennt der Mann eine geduckte Gestalt, die ihm  den Rücken zuzuwenden scheint. Von der Statur und dem Haar her vermutlich eine Frau. "Lass es keine vertrocknete alte Hexe sein..." sagt er zu sich selbst im Geiste. "Abend!" ertönt die durchaus angenehme Stimme des jungen Mannes, während er die Kapuze des Mantels zurückstreift, sorgsam darauf achtend, dass seine Kurzschwerter vom Stoff verborgen bleiben. Nicht, dass er der Frau am Feuer, alte Hexe hin oder her, gleich einen solchen Schrecken einjagt, dass diese davonrennt.


Sharisad Nazira fährt der Schreck in die Glieder, wer kann das nur sein? Vorsichtig erhebt sie sich, richtet ihren Mantel und hebt eine Seite des Kragens an, um damit alles unterhalb ihrer Augen zu verdecken. Nur ein dürftiger Ersatz für einen Schleier, aber wer konnte denn damit rechnen, dass ein Fremder sie aufsucht. Zaghaft dreht sie sich um und blickt ihm in die Augen. »Mas... Guten Abend.« erwidert sie seine Begrüßung höflich. Der Mann vor ihr scheint noch recht jung zu sein. Nur diese lange Narbe  schneidet sich durch sein Gesicht und stört den Eindruck. Er war also schon in mindestens einen Kampf verwickelt, vielleicht sogar eine Wache? Solche Männer tragen schließlich Narben mit Stolz, wie einen Orden auf dem Körper. Zumindest das scheint hier und überall gleich zu sein. »Kennen wir uns?« versucht sie das Gespräch auf den Grund seines Hierseins zu lenken.


Deserteur Kalten mustert die junge Frau vor sich interessiert. Viel ist von ihr nicht zu erkennen, lediglich das Haar und ein Ansatz fremdartig dunkler Haut der Stirn sind zu sehen. Umso stärker springen ihm dafür ihre hellen Augen in den Blick, die einen scharfen Kontrast zu der dunklen Haut bilden. Interessant... verbarg sich hinter diesem Kragen etwa gar ein fremdländische Schönheit? Ein warmes Lächeln erhellt seine Züge. Wenn er eine Gabe besitzt, dann ist es die, Emotionen auf seinem Gesicht vollkommen ehrlich erscheinen zu lassen. So mancher hat sich davon schon täuschen lassen. Einige Meter von der jungen Frau entfernt bleibt der junge Mann stehen. "Nicht dass ich wüsste." entgegnet er freundlich. "Ich kam hier lang, da habe ich den Wagen gesehen. Ist doch deiner oder?" erkundigt er sich. Mal sehen, ob sie allein hier draußen ist.


Sharisad Nazira lässt erleichtert den Mantelkragen sinken, womit auch der Rest ihres Gesichts sichtbar wird. Irgendetwas an seinem warmen Lächeln lässt sie glauben, dass sie sich nicht in Gefahr befindet. Möglicherweise will er ihr sogar helfen. »Dieser Wagen gehört in der Tat mir. Ist etwas nicht in Ordnung damit?« erkundigt sie sich sogleich. Auch wenn er keine Uniform trägt, könnte er schließlich doch eine Art Wächter sein. Vielleicht hatte sie nur den Wagen falsch abgestellt, oder es ist verboten hier ein Feuer zu entzünden. Auf ihrer weiten Reise sind ihr schon die absonderlichsten Dinge untergekommen. Sie zieht den dunklen Wildledermantel etwas enger um die Schultern.


Deserteur Kalten beobachtet interessiert wie sich der Mantelkragen senkt und das Gesicht der jungen Frau vollends preisgibt. Für einen Moment ist er vollkommen still. In der Tat handelt es sich um eine fremdländisch aussehende Schönheit, die genausoweit davon entfernt ist eine alte Hexe zu sein, wie er selbst. Wer oder was auch immer ihn da erhört haben mag, er schickt im Geiste seinen Dank dorthin. "Nicht in Ordnung? Nicht, dass ich was erkennen könnte." entgegnet er. Was auch immer die junge Dame in Hinblick auf den Wagen befürchten mochte... Wenn auch nur widerwillig, reißt er den Blick von ihrem Gesicht los. Dieses Weib war wirklich ausgesprochen hübsch. Leider ist durch den Mantel recht wenig vom Rest ihres Körpers zu erkennen. Übermäßig fett scheint sie zumindest schonmal nicht zu sein. Der Mann reckt den Hals ein wenig, um die Feuerstelle sehen zu können. "Hast du Probleme mit dem Feuer? Kann ich vielleicht helfen?" erkundigt er sich. Man sollte hier nichts überstürzen.


Sharisad Nazira schenkt ihm ein Lächeln und tritt zur Seite. »Mein Feuerstein muss mir wohl abhanden gekommen sein.« Natürlich ist er das, denn sie besitzt schlichtweg keinen. Wenn er wüsste, wem er da seine Hilfe anbietet.. wäre sie nicht so durchgefroren, könnte sie versehentlich alles hier in Brand setzen und ihn gleich mit. »Es wäre sehr nett, wenn du mir helfen könntest.«


Deserteur Kalten erwidert das Lächeln und tritt auf die Feuerstelle zu. Das läuft ja wie am Schnürchen. Er macht einen weiten Schritt und steigt hinüber, so dass er der jungen Frau seine Vorderseite zuwenden kann, während er sich auf ein Knie in den dünnen Schnee sinken lässt. Der Mantel rutscht hierbei zurück und legt eine Schwertscheide an der linken Seite frei, aus der ein Griff hervorragt. Der Länge nach müsste es sich um ein Kurzschwert handeln. Aus einem Beutel an seinem Gürtel fördert der Mann einen Feuerstein, Stahl sowie etwas Zunder hervor und beginnt sogleich mit dem Entzünden des Feuers. Nach wenigen Schlägen auf den Stahl greifen die Funken nach dem Zunder und ein dünner Rauchfaden schlängelt sich in Höhe. Rasch legt der Mann noch ein wenig davon nach und pustet vorsichtig. Als erste Flämmchen aufzüngeln, legt er ein wenig dünnes Holz darüber und nach kurzer Zeit brennt ein kleines Feuer in dem rasch dunkler werdenden Winterabend. Zufrieden wird der Blick zu der jungen Frau gehoben. "Mein Name ist übrigens Kalten." meint er, verharrt einen kurzen Augenblick und erhebt sich dann wieder in den Stand, mit einer Hand den Schnee vom Knie wischend.


Sharisad Nazira beobachtet, wie der Fremde sich tatsächlich anschickt, ihr mickriges Feuer zu entzünden. Schon interessant, wie das auf normalem Wege funktioniert. Und was ist das für ein stumpfer Glanz an seiner Seite? Ein Schwertknauf! Er ist also bewaffnet, gut zu wissen. Sie schluckt und weicht einen Schritt zurück. Plötzlich hebt er den Blick und sie zwingt sich gute Miene zum bösen Spiel zu machen. »Nazira.« Kalten also, selbst die Namen sind in diesem Land befremdlich, aber sie würde sich daran gewöhnen, wie an den Gedanken, nie in ihre Heimat zurückzukehren.


Deserteur Kalten bemerkt, wie sein Gegenüber ein Stückchen zurückweicht, als sein Mantel aufschwingt. Aufmerksam ist sie also. Nazira... dieser fremdländische Name passt zu dieser fremdländischen Dame. Er blickt sich suchend um, bevor sein Blick die junge Frau wieder findet. "Und nun? Setzen wir uns ans Feuer?" erkundigt er sich. Vielleicht hat sie ja was Essbares da. "Ruf doch deine Leute dazu." fährt er fort und deutet auf den Wohnwagen. "Du bist doch bestimmt nicht allein hier draußen." fügt er belustigt klingend hinzu, so als wäre dies natürlich völlig undenkbar. Dass es ihm sogar sehr recht wäre, sollte sie tatsächlich alleine hier draußen sein, behält er selbstverständlich für sich.


Sharisad Nazira hebt eine Augenbraue und hockt sich ans Feuer, was man als stummes Einverständnis werten könnte. Die Hände hebt sie etwas näher an die Flammen, sie schmerzten schon vor Kälte. Während sie mit glasigen Augen in das Licht starrt, murmelt sie »Ich bin sicher in den anderen Wagen befinden sich auch noch Leute, aber sicher keine angenehme Gesellschaft.« Ganz allein wird sie wohl nie mehr sein, schließlich trägt sie die Dschinn zu jeder Zeit bei sich.


Deserteur Kalten würdigt die anderen Wagen keines Blickes. Das Pack dort kennt er nur zu gut. Also ist dieses hübsche Mädchen allein hier draußen. Lange kann sie noch nicht hier sein, wenn sie bisher unbehelligt geblieben ist. "Ist aber sehr mutig von dir, vollkommen allein hier draußen zu sein. Die Burschen da drüben können ganz schön ungemütlich werden." meint er, Nazira abschätzend musternd, während er ohne hinzusehen in Richtung der Wagen deutet. Als er ihre gen Feuer gereckten Hände bemerkt hockt er sich ebenfalls ans Feuer und lässt seinen Rucksack von den Schultern gleiten. Er zieht ihn neben sich und öffnet die Schnallen. Nach kurzem Herumkramen fördert er einen kleinen Dreifuß, einen Topf und eine große Tonflasche hervor. Gekonnt wird der Dreifuß über dem Feuer plaziert, der Topf darauf gesetzt und die Flasche geöffnet. Kurz riecht der junge Mann am Flaschenhals und gibt ein "Mhmmmm..." von sich. "Das wird uns aufwärmen!" meint er vielsagend, während er eine bernsteinfarbene Flüssigkeit von der Flasche in den Topf fließen lässt. Kurz darauf macht sich ein leichter Duft von Honig und Kräutern bemerkbar... Met.


Sharisad Nazira mustert schmunzelnd seine Züge. »Mutig, ja?« Einen leicht spöttischen Unterton in ihrer Stimme kann sie einfach nicht verhindern. »Nun, bisher scheinen sie mich noch unheimlich zu finden. Doch ich habe eh nicht vor, hier wohnen zu bleiben.« Dann bemerkt sie, wie er mit seinen Utensilien am Feuer hantiert und runzelt die Stirn. Wollte er jetzt anfangen zu kochen? Und wenn der sich schon so häuslich einrichtet, will er dann etwa hier bleiben? Leichte Panik steigt in ihr auf, schließlich hatte sie es auch ohne Untermieter schon schwer genug. Doch dann steigt ihr ein markanter Duft in die Nase, sie schnuppert. »Honig?« Aber es riecht außerdem auch ziemlich bitter und ein wenig säuerlich.


Deserteur Kalten nickt auf das letzte Wort der jungen Frau. "Honig ist drin!" meint er, und begutachtet den Inhalt des Topfes. Als sich kräuselnde Dampfschwaden beginnen aufzusteigen, werden aus dem Rucksack zwei hölzerne Becher hervorgezogen und mit dem heißen Met befüllt. Aufmunternd nickend reicht er einen davon hinüber. "Versuchs mal. Ist süß und macht warm." Auch der Met stammt aus dem Hab und Gut des reichen Händlers, der unlängst seine kurze und recht endgültige Bekanntschaft mit dem jungen Mann machte. Gutes Zeug. Stark und doch süß. An so etwas kommt einer wie Kalten selten heran. Aber die Situation ist einfach zu einladend als hier zu geizen.


Sharisad Nazira streckt zögernd die Hand aus und schließt die Finger um das warme Holz. Genießerisch lässt sie die Augenlider sinken. Diese Wärme dringt ganz durch sie hindurch und belebt die tauben Glieder. Neugierig schnuppert sie an dem Becher, die Flüssigkeit scheint ziemlich heiß zu sein. Perfekt. Einmal hebt sie den Becher an die Lippen und als sie ihn absetzt, ist er leer. Jetzt explodiert die Hitze regelrecht in ihr, breitet sich aus wie ein Lauffeuer. Sie seufzt tief. »Danke.« Andere hätten sich daran sicherlich den Rachen verbrannt, doch Nazira ist einfach nur glücklich, dass die Kälte endlich aus ihrem Körper vertrieben ist.


Deserteur Kalten setzt seinen Becher ebenfalls an und will ob der Hitze des Mets nur einen kleinen Schluck nehmen. Als er dabei hinüber zu Nazira sieht um zu schauen, wie ihr das Getränk wohl schmecken mag, hält er jedoch inne. Das Weib hat doch glatt den ganzen Becher in einem Zug geleert. Sie müsste sich doch die ganze Kehle verbrannt haben, bemerkt er, umso eindeutiger, da seine Lippen die Hitze des Getränks in seinem Becher deutlich spüren. Dem Seufzer nach scheint es wohl nach ihrem Geschmack gewesen zu sein. Vorsichtig stellt der junge Mann seinen Becher in den Schnee. Das sollte beim Abkühlen ein wenig helfen. Er würde das einfach nochmal versuchen, um sicher zu gehen, was er da gerade gesehen hat. Und obendrein... Wenn sie weiterhin in dieser Geschwindigkeit trinken würde, sollte sie bald ordentlich einen hängen haben... sofern sie das Trinken nicht so gewohnt ist wie er. Wer konnte das schon wissen, bei dem Zug? "Es scheint dir zu schmecken." meint der junge Mann und greift nach seinem Becher. Auch wenn das Zeug noch ziemlich heiß ist, versucht er es doch rasch zu leeren.


Sharisad Nazira stellt den Becher zur Seite, wo er ein Stück weit in den Schnee einsinkt. Noch immer ist ihr mollig warm, doch sie fürchtet, dass das wohl nicht lange anhalten wird. Denn wenn sie nicht alles täuscht, war es Alkohol, den sie da gerade runtergestürzt hat. Und dessen Wärme hält leider nicht sehr lange an. Lieber wäre ihr ein Tee ... am liebsten mit einem ordentlichen Schuß Milch. Als er sie anspricht, wird die Novadi aus ihren Gedanken gerissen und blickt auf. »Ja, es war gut.« Dann merkt sie, dass er den Becher wohl etwas langsamer trinkt als sie. »Ich hätte mir wohl etwas mehr Zeit nehmen sollen.« murmelt sie schuldbewusst. »Wie heisst dieses Getränk?« Dann weiß sie wenigstens schonmal eine Sache, die sie sich in einem Gasthaus bestellen kann. Sollte sie irgendwie wieder zu Geld kommen.


Deserteur Kalten schafft es irgendwie den heißen Met zügig herunter zu bekommen, ohne sich Zunge und Rachen zu arg zu verbrennenn. Er setzt den Becher ab und atmet ein paar Züge der kalten Luft ein. Tut das gut. Unbeirrt greift er dann jedoch nach dem Becher Naziras und füllt sowohl diesen als auch seinen erneut mit dem dampfenden Getränk. Den Becher zu ihr herüberreichend antwortet er: "Das ist Met...oder auch Honigwein. Gibts hierzulande recht häufig. Das hier ist übrigens ein besonders Guter. Du hast Glück... ich hab ihn gerad vor kurzem bekommen." Aufmunternd nickt der Mann und hebt den Blick vom Becher in der ausgestreckten Hand zu Naziras Gesicht hinauf, sucht ihre Augen und zwinkert ihr zu. Gut, dass dem Met nicht anzusehen war, woher er stammte.


Sharisad Nazira versucht den Becher zu erhaschen, als er danach greift und hebt abwehrend die Hände. »Stop.« ruft sie hilflos. So viel wollte sie eigentlich nicht trinken. Entmutigt lässt sie die Schultern hängen, als er ihr den randvoll gefüllten Becher zurückgibt. »Vielen Dank, du bist sehr großzügig. Aber wenn du das nochmal bist, kannst du deinen Met alleine trinken.« sagt sie bestimmt und nimmt den Tonkrug entgegen. Sie nimmt einen Schluck, auch wenn der Wein noch fast kocht und spürt erneut die Wärme durch ihren Körper jagen. »Gibst du jungen Mädchen öfter so viel Alkohol zu trinken?« Der Schelm blitzt in ihren Augen auf, sie ist schließlich nicht dumm, auch wenn er vielleicht darauf hoffen mag.


Deserteur Kalten wird nun immer argwöhnischer. Der Met, den die junge Frau da gerade getrunken hat ist noch heißer als der zuvor. Auch wenn sie ihn diesmal nicht heruntergekippt hat, so muss das doch Verbrennungen hervorrufen. Ist er vielleicht doch auf eine Hexe hereingefallen? Man hörte ja Geschichten... Außerdem ist er nach seiner Begegnung mit einer Unheimlichen vor wenigen Tagen ein gebranntes Kind in derlei hinsicht. Weiterhin ist sein Gegenüber offenbar nicht so naiv, wie er zunächst geglaubt hat. Irgendwie gefällt Letzteres dem jungen Mann ein wenig, auch wenn es ihm zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich bewusst ist. "Nun..." setzt er gedehnt an, um sich ein wenig zu sammeln. "Eigentlich nicht." antwortet er dann wahrheitsgemäß. Teilen und Großzügigkeit gehören an sich keinesfalls zu seinen typischen Charaktereigentschaften. Normalerweise lief das eher so, dass ein paar nette Worte, ein freundliches Lächeln und sein doch überdurchschnittlich gutes Aussehen die Mädchen dazu brachten, ihm etwas auszugeben. Und wenn eine dann doch nicht so wollte wie er... tja, bisher war keine stärker gewesen.


Sharisad Nazira kichert leise in sich hinein, ist der Mann etwa schüchtern? Sie nimmt einen weiteren Schluck und stellt mit Bedauern fest, dass der Met sich merklich abgekühlt hat. Was man ihrem Gesichtsausdruck auch nur zu deutlich anmerkt. »Also bist du eigentlich eher schüchtern?« Ob sie versucht ihn zu provozieren? Frauen ... manchmal handeln sie doch nicht so klug wie sie glauben ... und manchmal sind sie einfach zu vertrauensselig.


Deserteur Kalten will sich die Stimmung weiter auflockert eigentlich eine Frage stellen. Vorsichtig setzt er den Becher an, um noch ein wenig Zeit zu gewinnen, als er ihre Worte vernimmt. Schüchtern? Er? Vollkommen baff über diese Frage gelangt deutlich mehr von dem heißen Met als geplant in seine Kehle. Der Mann verzieht das Gesicht und gibt ein gequältes Geräusch von sich, als die flüssige Hitze seinen Hals hinabrinnt. "Äääch..." macht er und keucht anschließend: "Scheiße, ist das heiß!"


Sharisad Nazira runzelt die Stirn. »Meiner ist schon abgekühlt.« murmelt sie neidisch. Dann steht sie auf, geht zu ihm herum und nimmt eine große Handvoll Schnee in die Hand, damit er nicht gleich schmilzt. »Hier, das könnte helfen.« meint sie und lächelt aufmunternd, während sie ihm den Schnee vor die Lippen hält.


Deserteur Kalten sieht die junge Frau bei ihren ersten Worten kritisch an. Der Met hatte gesiedet, als er ihn in den Becher gefüllt hatte. Von wegen abgekühlt... Da stimmt doch was ganz und gar nicht. Der junge Mann verfolgt, wie die Fremde zu ihm ums Feuer kommt und blickt dann einen Moment auf den Schnee direkt vor seiner Nase. Auch wenn seine Sinne ihn vor möglicher Gefahr warnen, so geht doch irgendwie etwas so unbeschwertes von dem Mädchen aus, dass es ihn beruhigt. Davon abgesehen erscheint der kalte Schnee auf ihrer Hand wie eine wohltuende Linderung für seine schmerzende Kehle. Vorsichtig nimmt er ein wenig Schnee von der Hand der Schönen mit seinen Lippen auf. Das tut wirklich gut... verdammt gut! Er wagt einen größeren Happen, versucht dabei mit seinen Lippen leicht die Haut ihrer Finger zu streifen.


Sharisad Nazira schmunzelt zufrieden, als er brav den Schnee in den Mund nimmt. Dann muss sie leise Lachen, es kitzelt an ihren Fingern. »Was machst du denn da?« fragt sie scherzhaft. »Das kitzelt!« Nach seinem zweiten Happen ist der restliche Schnee in ihren Händen auch schon weggeschmolzen und sie wischt das Wasser an ihrem Mantel ab. »Und, ist es jetzt besser?« fragt sie und dreht sich um, um zu ihrem Platz zurückzugehen.


Deserteur Kalten ist ein wenig enttäuscht, dass er keinen weiteren Happen von dem Schnee nehmen kann. Gerne hätte er ihre Haut erneut berührt... täuscht er sich, oder ist diese ziemlich warm? Immerhin läuft das Ganze doch ziemlich gut. Sie hätte ihre Hand ja auch sofort zurückziehen können, als er sie mit seinen Lippen berührte... oder ihm gar eine Kleben können. Vielleicht doch eine Spur Naivität? Vielleicht konnte sie ihn ja gar leiden? Er wartet ab, bis sie zu ihrem Platz zurückgelangt ist. "Ja, viel besser." erwidert er. Nun galt es aber erstmal, der Sache mit dem heißen Met auf den Grund zu gehen. Nicht, dass er doch noch von einer Hexe eingewickelt wird. "Sag mal Nazira..." setzt er an und sucht erneut ihren Blick. Dummerweise verliert das bei Tageslicht wie Eis strahlende graublau seiner Augen bei Dunkelheit und nur schwachem Lichte vom Feuer einen Großteil seiner Wirkung. "Ich glaube nicht, dass dein Met kälter war als meiner. Den ersten Becher hast du heruntergekippt wie kühles Wasser, während ich mir da schon fast den Hals verbrannte. Der zweite Becher ist noch heißer, wie ich eben am eigenen Leib erfahren hab. Doch du behauptest er wär schon abgekühlt. Und wenn ich mich nicht ganz täusche, fühlt sich deine Haut ziemlich warm an." Einen Moment bleibt das Gesicht Kaltens ernst. Dann schenkt er ihr ein Lächeln, vielleicht mit einer winzigen Spur Anzüglichkeit darin. "Zumindest fühlte sich das für meine vom Schnee gekühlten Lippen so an." fügt er hinzu.


Sharisad Nazira hockt sich wieder ans Feuer und nickt, als er antwortet. »Dann ist ja gut.« zwinkert sie ihm zu. Seufzend nimmt sie den für ihre Begriffe kalten Met wieder zur Hand und nippt sichtlich unzufrieden an der eigentlich noch ziemlich heißen Flüssigkeit. Als er seine Frage stellt, verschluckt sie sich vor Schreck und beginnt fürchterlich zu husten. »Verdammt!« flucht sie mit zusammengepressten Lippen. Sie hatte sich nach ihrer letzten Begegnung mit einem Fremdegeschworen, die Wahrheit besser für sich zu behalten. Darum schluckt sie jetzt ihren Ärger herunter und nimmt sich vor, sich demnächst besser zu verstellen. »Ich weiß nicht, was du meinst.« antwortet sie endlich mit einem gewiss feindlichen Unterton. Sie hofft inständig, dass er das Thema damit auf sich beruhen lässt, aber die schöne Stimmung ist wohl dahin.


Deserteur Kalten bemerkt natürlich das verräterische Verschlucken und Husten. Ertappt! Auch die eindeutig abweisende Haltung der jungen Frau ist nicht zu übersehen.. Also hat sie etwas zu verbergen... eindeutig! Er denkt nicht einmal im Traum daran, nun aufzuhören. Sein Becher wird aus dem Schnee gehoben und der nun abgekühlte Met rinnt immer noch sehr warm seine Kehle hinab. "Hör mal... Ich hatte die Befürchtung, du seist vielleicht ne böse Hexe und verwandelst dich jeden Moment von einer schönen  Maid in eine verschrumpelt Alte, die mich in ihrem Kessel kochen will. Scheint aber nicht der Fall zu sein... denn du bist immer noch eine hübsche Maid... sehr hübsch sogar." erklärt er und nickt mit Nachdruck, in einem Versuch, die nun ein wenig festgefahrene Stimmung ein wenig aufzulockern. Ein kurzes Lächeln erhellt sein Gesicht bevor er fortfährt. "Jeder von uns hat seine Geheimnisse... ich auch, da kannste sicher sein, aber ich weiß gern, mit wem ichs zu tun hab. Zumals wohl einige bösartige Wesen gibt, die ihre wahre Natur verbergen können. Obendrein bist du mir irgendwie weniger gleichgültig als die meisten Leute. So schnell kann mich nichts mehr schrecken, glaub mir. Außer einer alten Hexe vielleicht..." Er lacht kurz auf. " Wieso gibst du dir also keinen Ruck und spuckst es einfach aus?" endet er, keineswegs fodernd, sondern lediglich auffordernd klingend.


Sharisad Nazira kratzt sich nervös im Nacken. Und nun? Ob sie ihm wirklich vertrauen kann? Stumm hockt sie da und überlegt vor sich hin. Was, wenn er auch so reagiert, wie dieser Dariak? Einen Fehler begeht man einmal, aber bestimmt kein zweites Mal. Resignierend seufzt sie, es gibt ja doch keinen Weg zurück, er würde sie nur weiter fragen oder einfach verschwinden. Sorgfältig krempelt sie ihre Ärmel hoch. Der Ledermantel sollte nicht kaputt gehen, einen Neuen kann sie sich nicht leisten. Dann hebt sie den metallenen Dreifuß samt Topf mit bloßen Händen vom Feuer und stellt beides daneben auf die inzwischen schneefreie Erde. Und als ob das noch nicht reichen würde, legt sie nun beide Hände mitten durch die Flammen auf die Glut. Prüfend sieht sie ihn an, wie wird er reagieren?


Deserteur Kalten beobachtet interessiert, wie die junge Frau sich vorbereitet. Als sie den Dreifuß aus dem Feuer stellt, heben sich seine Augenbrauen. Als sie ihre Hände in die Flammen legt und einfach darin lässt, sinkt die Hand, welche eben den Becher Met erneut zum Mund führen wollte wieder hinab. Was zum... Das Feuer konnte ihr offenbar nicht das geringte Anhaben. Er hatte ja schon viele Schausteller erlebt, aber das ging doch über das bisher gesehene hinaus. Als ihr Blick ihn trifft, sieht er ihr ohne Scheu in die Augen, einen Moment ist die Miene ausdruckslos. Dann verzieht sich sein Mund zu einem Grinsen. Wenn auch seine Emotionen vorhin nur schwer als teilweise gespielt zu erkennen gewesen sind, so unterscheidet sich dieses Grinsen doch gänzlich davon. Jetzt könnte ein aufmerksames Gegenüber erkennen, dass dieses Grinsen wirklich ehrlich und erfreut ist. "Nicht schlecht, Nazira, nicht schlecht." ruft er aus. "Warum hast du nicht gleich gesagt, dass du Schaustellerin bist?"


Sharisad Nazira ist verblüfft, als sich schließlich ein Lächeln auf seinen Lippen zeigt. Es ist merkwürdig, so anders als vorher, aber so viel wärmer. Ob er ihr wohl erst jetzt sein wahres Lächeln gezeigt hat? Jedoch mit dem was dann folgt, hätte sie nicht gerechnet. Tat er nur so, oder war er wirklich so dumm? Aber das konnte ihr nur recht sein, eine mehr als positive Wirkung ihrer kleinen Vorführung. Ein gespielt ertappter Ausdruck huscht über ihre Züge und sie zieht die Hände wieder aus dem Feuer heraus. »So toll ist das gar nicht.« winkt sie ab. »Hauptsache die anderen Leute sind nicht so scharfsinnig wie du und glauben an meine angeblichen Künste.« Besser hätte es doch gar nicht laufen können, er glaubt tatsächlich, sie wäre ein normaler Mensch mit ein paar Tricks auf Lager! Sie nimmt den Becher in die Hand und nimmt einen großen Schluck von dem widerlich kalten Honigwein. Als sie wieder absetzt murmelt sie. »Ich will dich nicht drängen, doch .. nun es war ein langer Tag.« Hauptsache sie wird ihn schnell wieder los, bevor er ihre unfreiwillige Masche doch noch durchschaut. Ein fragender Blick trifft ihn, sie ist tatsächlich sehr müde geworden.


Deserteur Kalten leert den Metbecher mit einem letzten Zug und stellt ihn dann neben der Feuerstelle in den Schnee. Eine Schaustellerin also, welch ein Glück. Deutlich besser, als eine Hexe oder gar ein Dämon. Aber was war das? Versuchte das Mädel etwa eine Verabschiedung in die Wege zu leiten? Er würde sie keinesfalls alleine die Nacht hier verbringen lassen, damit irgend so ein Kerl von diesem Pack hier draußen den Spaß mit ihr haben würde, der seiner sein sollte. Wohl doch etwas naiv, die Gute. Was glaubte sie, würde die mit ihr anstellen, kaum dass er weg wäre? "Ein langer Tag war das allerdings." räumt er zunächst ein, schließlich hat er auch so einiges erledigt. "Aber ich kann dich wohl kaum alleine hier draußen die Nacht verbringen lassen. Wie gesagt, in den anderen Wagen wohnt übelstes Pack. Was glaubst du wohl, was die mit dir anstellen, wenn ich erstmal weg bin?" fügt er dann entschieden hinzu und deutet ein weiteres mal in Richtung der schäbigen Hütten.


Sharisad Nazira reißt sich mühsam zusammen. Was fällt diesem Kerl eigentlich ein - erst verspottet er sie als Schaustellerin und nun glaubt er, er müsse sich als ihr Beschützer aufspielen. Sie atmet tief durch und versucht die folgenden Worte so ungezwungen wie möglich klingen zu lassen. »Mach dir bitte keine Sorgen, ich komme schon klar.« Sie spürt regelrecht die Wut in sich aufwallen. Ihren Stolz hatte er nun schon zweimal gekränkt und wenn er nicht bald verschwindet würden die Folgen sehr verheerend für ihn sein.


Deserteur Kalten atmet einmal tief ein und wieder aus. War ist nur los mit dieser Frau? Glaubt sie allen Ernstes, sie hätte hier draußen eine Chance? Bei Tage mochte das Gesocks sich ja noch zurückhalten. Bei Nacht aber, wenn erst einmal die Stadttore geschlossen waren, dann würde die Wache garantiert nicht herauskommen, bloß weil hier draußen eine Frau schrie. Wenn sie überhaupt zum Schreien kommen würde. Langsam schüttelt der junge Mann den Kopf. "Ich glaube nicht, dass du klar kommen wirst. Ich weiß nicht, wo du herkommst, aber hier draußen wird das nachts keinen interessieren, wenn du schreist." sagt er langsam und deutlich, sie dabei ansehend. Anschließend streckt er sich, was zu einem vernehmbaren Knacken führt. "Davon abgesehen... wer will schon die Nacht ganz alleine verbringen... bei der Kälte." fügt er hinzu und misst Nazira mit einem eindeutig zweideutigen Blick.


Sharisad Nazira verdreht die Augen, als er zu ihr spricht wie zu einem kleinen naiven Mädchen. Ihr Blut kocht beinahe und sie spürt schon, wie es um sie herum immer wärmer wird. Nur einmal in ihrem Leben hat ein Mann es gewagt ihr ohne ihr Einverständnis zu nahe zu kommen. Das Einzige was nun noch daran erinnert, sind die verkohlten Trümmer eines vormals riesigen Palastes. Allein die Erinnerung an diesen Moment lässt den Schnee um sie herum augenblicklich zu Wasser werden. Als er sich dann auch noch  erdreistet, solch eine Andeutung gegenüber einer ehrbaren Frau wie ihr zu machen, geht alles ganz schnell. »Schluß jetzt, das geht zu weit!« presst sie zwischen ihren Lippen hervor und plötzlich steht ihr rechter Arm vollkommen in Flammen. Erschrocken wiehert der Hengst hell auf und fängt an zu steigen. Lehnt sich gegen die Leine, die ihn hier angepflockt hält.


Deserteur Kalten springt in Windeseile vom Boden auf, als der Arm der jungen Frau plötzlich in Flammen steht. Plötzlich ist da ein spitzer Dolch in seiner Hand, beim Aufstehen hat er ihn schnell aus der Stiefelscheide gezogen. Den Dolch und die freie Hand abwehrbereit in Richtung Naziras gehoben, weicht er langsam ein Stück zurück, weg von ihr und dem Feuer, hin zur Dunkelheit in seinem Rücken. War das ein neuerlicher Trick? Oder war sie doch eine Hexe, ein Dämon oder wer weiß schon was und hatte ihn bloß zum Narren gehalten als sie zustimmte Schaustellerin zu sein? Aber warum? "Verdammt, Weib, was soll das? Bist du doch eine Hexe oder Dämon oder versuchst du mich hier mit Spielereien zu täuschen?" Dann fällt sein Blick auf den geschmolzenen Schnee um die Frau herum. Das konnte kein Trick sein, so heiß konnte ein brennender Arm niemals sein. Fluchend weicht er weiter zurück. Am besten er zog sich von hier zurück... und zwar schnell. Eine Begegnung mit Dämonen diese Woche reichte!


Sharisad Nazira schluckt und spürt ein Brennen in der Nase. Sein Verhalten sprühte geradezu vor Ablehnung, schon wieder. »Du hättest lieber in dem Glauben bleiben sollen, ich sei eine Schaustellerin.« giftet sie ihn an. Die Enttäuschung in ihrem Blick ist nicht zu übersehen. Und sie ist es auch, die sie langsam ruhiger werden lässt, bis das Feuer erlischt. Zurück bleibt ein nackter verkohlter Arm, ein kaputter Mantel, ein kaputtes Hemd. Das Pferd hat inzwischen aufgehört zu steigen, schnaubt aber noch und von Zeit zu Zeit läuft ein Zittern über sein dunkel glänzendes Fell. »Ich denke du glaubst mir jetzt, dass man sich um mich keine Sorgen machen muss. Also kannst du ja nun gehen!« Sie dreht sich um und geht zurück zu ihrem Planwagen. Er würde sowieso nicht bleiben, wieso dann noch zusehen, wie ihr noch jemand den Rücken zukehrt. Das macht sie dann doch lieber selbst.


Deserteur Kalten hält in seiner Rückwärtsbewegung inne. Trotz aller Vorsicht, die ihn geradezu anschreit einfach abzuhauen, meint er da etwas wahrgenommen zu haben. War das Enttäuschung gewesen, was er da in ihrem Blick gesehen zu haben meint? Vielleicht ist sie ja auch verflucht und selber überhaupt gar kein Dämon, geht es ihm durch den Kopf. Sollte er verschwinden oder nicht? Wie er sowas hasste. Dann liegt da auch noch sein Rucksack neben dem Feuer. Alles mögliche an guter Ausrüstung ist da drin. Er würde eine halbe Ewigkeit brauchen, sich das alles neu zu beschaffen, ganz zu schweigen von den Kosten. Aber ist das wirklich alles? Hat sein Verharren nicht auch etwas damit zu tun, dass er dieses Mädchen irgendwie interessant findet? Langsam steckt der Mann den Dolch zurück in die Stiefelscheide, und als die Waffe verstaut ist, hat er auch eine Entscheidung getroffen. Langsam geht er wieder auf das Feuer zu. Die Hände locker an den Seiten herabhängend, sichtbar leer, ohne Waffen. Über das Schnauben des Pferdes dürften seine Schritte nicht zu hören sein. "Scheint so, als könntest du tatsächlich ganz gut auf dich aufpassen." meldet er sich zu Wort und hofft direkt im Anschluss inständig daran, sie nicht erschreckt zu haben. Wer weiß was dann geschehen mochte?


Sharisad Nazira kramt hinter der Plane herum und hofft, dass er bald weg ist und die Situation damit nicht noch unangenehmer wird. Ist er schon bald in Romar angekommen oder steht er immernoch da. Selbst wenn er gegangen ist, der Schnee dämpft sicherlich seine Schritte. Gerade hat sie sich dazu entschlossen vorsichtig in seine Richtung zu spähen, da wird sie unvermittelt von hinten angesprochen. Erschrocken fährt sie zusammen und zu ihm herum. »Ich dachte du bist längst weg!« ruft sie aus. Die Stirn liegt in Falten, jedoch nicht aus Verwunderung, sondern aus Misstrauen. Warum läuft er nicht weg, wie alle anderen? Was hatte er vor? Sie tritt einen Schritt zurück und stößt an den Planwagen. »Was willst du noch hier?« ist das Einzige, was sie im Augenblick interessiert.


Deserteur Kalten spannt seine Muskeln, als Nazira erschrocken zusammenfährt, doch scheint sich vorerst kein weiteres Feuer blicken zu lassen, also entspannt er sich wieder etwas. Beschwichtigend hebt er die Hände. Wieso wich sie zurück. Hatte sie etwa Angst vor ihm? Er deutet in Richtung seines Rucksacks, der noch neben dem Feuer liegt. Zwei hölzerne Becher liegen auch noch dort im Schnee, stumme Zeugen von fröhlicherer Stimmung an diesem Ort. "Meine Sachen liegen noch hier." erklärt der junge Mann.


Sharisad Nazira schnauft vor lauter Unmut. »Ist das dein Ernst?« schreit sie ihn an. In einigen umliegenden Wagen werden Rufe des Unmuts laut. »Dann hol sie dir doch und hau ab!« zischt sie etwas leiser. Die Temperatur in ihrer Nähe ist schon wieder um ein paar Grad gestiegen. Wenigstens würde ihre Wut sie heute Nacht warm halten und bestimmt nicht dieser Mistkerl.


Deserteur Kalten ist kurz versucht, den Leuten in den anderen Wagen etwas zuzurufen, was sie garantiert verstummen lassen würde. Doch er lässt es lieber bleiben. Besser die Situation nicht noch mehr anheizen. Auch wenn er selten solche Regungen selbst zeigt, so ist es Kalten doch nicht fremd, die Emotionen anderer Leute zu lesen. Dieses Mädchen wirkt eindeutig enttäuscht und wie vermutet, hat seine letzte Aussage dies offenbart. Fast tut es dem Mann leid, nicht sofort weiter gesprochen zu haben. Was hatte er nur für ein Interesse an diesem Weibe, was über sein sonstiges hinausging? Allein das fremdländische Aussehen konnte es nicht sein... vielleicht ihr Verhalten oder gar die Sache mit den Flammen? So spricht er dann auch schnell weiter. "Außerdem... außerdem glaube ich wir haben uns irgendwie auf dem falschen Fuße erwischt. Ich... ich mag dich irgendwie... daher fänd ichs schade wenn wir so auseinandergingen." Stockend kommen die Worte zunächst, ganz untypisch für ihn. Ob es daran liegt, dass solche Gespräche normalerweise nun so gar nicht in seinem Leben vorkommen? Gegen Ende wird er jedoch wieder selbstsicherer und verstummt schließlich, die fremdländische Maid abwartend anblickend.


Sharisad Nazira ist zunächst sprachlos ob seiner Worte. Er behauptet er mag sie? Er fände es schade? Warum kümmert ihn das überhaupt? Sie hätte ihn in Brand setzen können! Ihre rechte Augenbraue wandert steil nach oben, ungläubig starrt sie ihn an. »Aber warum? Du könntest tot sein.« Beim letzten Satz bricht die Stimme ab, ist nurmehr ein Hauchen. Das kann er doch nicht ernst meinen.


Deserteur Kalten nickt bei den Worten Naziras und schürzt bedächtig die Lippen. "Ja... da hast du recht. Das könnte ich wohl." meint er dann völlig gelassen. "Andererseits hätt ich das schon oft sein können." fügt er achselzuckend hinzu. Es scheint, über den eigenen Tod zu sprechen hält keinen besonderen Schrecken für diesen Mann bereit. Kurz streift Kaltens Blick seinen rechten Handrücken. Nein, verbannt er dieses Thema erneut aus seinen Gedanken. Das hier war deutlich angenehmer. "Davon abgesehen wirkst du nicht so, als ob du mich unbedingt tot sehen wolltest." Vermutlich wäre er es sonst wohl.


Sharisad Nazira beobachtet ihn genau. Ist ihm sein Leben denn so wenig wert? Als er seinen Handrücken ansieht, tut sie es ihm nach, doch sie erkennt im Zwielicht nur eine dunkle Stelle - unwichtig. Auf seine folgende Äußerung hin schüttelt sie vehement den Kopf. »Ich will niemanden tot sehen .. was denkst du denn von mir?« murmelt sie leise vor sich hin. Unruhig nestelt sie an ihrem verbliebenen Ärmel, es wirkt fast so als wäre sie beleidigt, aber auch irgendwie teilnahmslos. Als würde sie gerade einigen Erinnerungen nachhängen.


Deserteur Kalten versucht aus dieser Frau schlau zu werden. So langsam beschleicht ihn das Gefühl, dass dieser flammende Ausbruch vorhin nicht wirklich gewollt gewesen ist. "Ich hatte schon häufig mit Leuten zu tun die andere Leute tot sehen wollen. So ungewöhnlich ist das nicht." versucht er eine Rechtfertigung. Dann fällt ihm auf, das sich das für sie vielleicht sonderbar, ja gar beängstigend anhören könnte. "Ich bin lange Zeit Soldat gewesen." fügt er rasch hinzu um die Kurve noch zu kriegen.