Rollenspiel mit Pathin Serifa

..am 3. April 2014 am Wasserfall bei Glorfindal

Pathin Serifa schleicht durch das Dickicht des Waldes auf den Wasserfall zu. Sie hält sich niciht oft in Glorfindal oder der Umgebung auf, doch dieser Ort ist wichtig für sie. Nachdem sie nun so lange gefangen war und endlich wieder frei wandeln kann, zieht es sie irgendwie hier her. Langsam betritt sie die Lichtung des Wasserfalls und schleicht auf eine bestimmte Stelle am Rande des Sees zu. Mittlerweile sieht man nicht mehr, was dort einmal war. Es ist einfach nur ein Stück wiese. Doch eben nicht für
Pathin Serifa. Als sie an dieser Stelle ankommt, geht sie auf die Knie und starrt auf den Boden vor sich.


Ein lauer Frühlingswind raschelt durch die Blätter der Bäume, lässt ihre Schatten auf dem Waldboden ständig wechseln. Dieser Ort ist ein Symbol für den Frieden der Natur, für den Einklang von Körper und Geist und für die Grenze zwischen Himmel und Erde. «Du weißt, dass dieses Grab leer ist.» Einst waren es genau wir, wir beide, die diesen Ort zur letzten Ruhestätte meiner Ehefrau werden ließen. Damals wussten wir noch nicht, dass es nicht die Letzte bleiben würde. Auch nicht die Vorletzte. Sondern nur die Erste. Damals brach es mir das Herz in tausend Stücke. Heute bin ich mir nicht sicher was ich fühle, als ich aus dem dunklen Dickicht hinter Serifa hervortrete.


Pathin Serifa fährt der Schrecken durch die Glieder, doch ihr Körper ist noch zu erschöpft um stark zu reagieren. Einen Moment atmet Serifa schwer, dann rappelt sie sich auf und wendet sich um. Sie weiß nicht, wen sie erwartet hat und doch ist sie etwas überrascht, Belia zu sehen. "Belia ...", stellt sie fest. Ihre Stimme ist belegt und rauer als sonst, als hätte sie lange, lange Zeit nicht mehr gesprochen. Als sie die Worte der Dämonin verarbeitet hat, schaut sie zurück. Leer?


Dämonin Belia| Stumm sehe ich dabei zu, wie sie sich erhebt und mich anblickt. Nicht nur sie wird vom Schrecken geplagt, auch ich. «Serifa.» Meine Stimme klingt zutiefst besorgt und das bin ich auch. Die Wangen sind eingefallen, die Augen liegen tief in den Höhlen verborgen. Die Haut wirkt blass und kränklich, der Körper abgemagert. Sie wirkt so fragil und zerbrechlich. Seufzend trete ich auf sie zu und schließe sie in die Arme. «Was haben wir dir angetan..» Wir? Wir, die wir sie nicht gerettet haben. Ich will ihr über's Haar streichen, mit erstickter Stimme flüstern, wie Leid es mir tut. Doch ich rühre mich nicht, bin wie erstarrt.


Pathin Serifa wird sich der Bedeutung der Worte von Belia langsam gewahr. Leer. Jahrelang war dieser Platz eine Art Zuflucht für die Irre. Ihre Augen werden feucht und als die Dämonin sie in die Arme schließt, bricht sie schließlich komplett in Tränen aus. Verletzlich und sentimental wie man es kaum von Serifa kennt, klammert sie sich an Belia und schluchzt bitterlich.


Ein Zittern läuft durch meine Hände, doch das bin nicht ich sondern der Körper, den ich halte. Das Beben wird stärker und schließlich höre ich wie sie beginnt immer haltloser zu weinen. Ich drücke sie stärker an mich, will für diesen schwachen Moment der Halt sein, den sie braucht und lehne meine Schläfe über ihr Ohr. «Bitte verzeih mir.» Denn ich habe es nicht geschafft, dich zu retten. Habe dich monatelang in diesem Kerker verrotten lassen. Doch diese Vorwürfe muss sie sich nicht anhören. Die sind allein für mich gedacht. Sacht streiche ich über ihren Rücken - stundenlang wenn sie es so möchte.


Pathin Serifa heult sich erst einmal so richtig bei Belia aus. Alles was sich in der letzten Zeit angestaut hat, lässt sie nun heraus. Und Belia weiß genau, dass sich die Soziopathin sonst nur bei ihrem Ehemann so ihren Gefühlen hingeben kann und will. Eine Weile lang klammert sich Serifa weiter an die Dämonin, doch schließlich verebben die schlimmsten Tränen und sie sieht auf. "Belia ... wir lang war ich weg?", ist die Frage, die ihr seit ihrem ersten Schritt in der Freiheit durch den Kopf schwirrt.


Ich fange sie auf. Ihren Körper, ihre Traurigkeit und ihre Tränen. Es kümmert mich nicht, wie meine Kleidung an der Brust langsam durchnässt und meine Fingerspitzen langsam aber sicher taub werden. Das alles tangiert mich nur am Rande. Ihr Weinen und Zittern drängt diese Empfindungen in die absolute Bedeutungslosigkeit. Hier an diesem unwirklich friedlichen Ort. Hier wo ich mit meiner Liebsten auch meine Gefühle begraben wollte. Hier stiehlt sich eine einzelne Träne meine Wange hinab. Es ist ihr unerschütterliches Vertrauen in mich, dass mich so berührt. Ein Vertrauen, das ich nicht einmal verdient habe. Aber daran denke ich weniger mit Selbsthass, als mit Gleichmut. Es ist wie es ist und ich nehme es hin. Sanft erwidere ich ihren Blick und muss leicht schmunzeln, als sie mir diese Frage stellt. Behutsam fasse ich ihr Gesicht mit beiden Händen und streiche mit den Daumen die Tränen von den Wangen. Nachdenklich mustere ich ihre Züge - ich hatte noch nie ein sonderlich gutes Zeitgefühl. «Zu lange.» antworte ich deshalb unbestimmt und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn.


Pathin Serifa befriedigt diese Antwort natürlich nicht. Zu lange ... ja, das wusste sie auch. Aber sie will Belia keinen Vorwurf machen. Langsam löst sie sich von Belia, doch bleibt eng bei ihr stehen. Mehr Fragen blubbern aus ihr heraus. "Was hat sich verändert? Was ist mit der SHI? Den anderen? Kante?", plappert sie, doch kurz darauf schüttelt sie den Kopf und senkt den Kopf wieder und drückt sich an Belia.


Dämonin Belia| Mein Kopf sinkt weiter und weiter in die Schräge. All diese Fragen.. dein Ernst? Ich warte, bis sie sich wieder an mich schmiegt und kraule gedankenverloren durch ihr strähniges Haar. Die monatelange Fastenkur und die begrenzten Waschmöglichkeiten im Kerker haben ihrem Körper wirklich keinen Gefallen getan. «Das finden wir heraus.» raune ich beruhigend an ihr Ohr und drücke sie für einen Moment etwas fester. «Aber was hältst du zunächst von einem ordentlichen Mahl?» schlage ich vor. Ein gehässiges Grinsen spielt um meine Mundwinkel. «Ein Bad und frische Kleidung wären auch nicht das Schlechteste, nicht wahr?» Gerade Kante. Mit seiner feinen Nase?


Pathin Serifa schweigt einen Moment und nickt dann zustimmend. Belia hat recht und zu einem richtigen Mahl sagt sie nicht nein. Noch einmal schaut sie zurück zum Grab - oder auch nicht - von Yami. Auch das will sie noch in Erfahrung bringen. Später. Sie wischt sich die letzten Tränen mit ihrem Ärmel aus dem Gesicht und schaut der Dämonin nun in die Augen. Das geheule hat ihr gut getan, in den Augen der Frau funkelt wieder etwas von der alten Serifa.


Mit Genugtuung erblicke ich dieses Funkeln in ihren Augen, genau dieses! Ein breites Grinsen bemächtigt sich Meiner und ich erwidere ihren Blick. «Meine Schwester. Du bist wahrhaft zurück gekehrt.» Der Moment ist vollkommen. Das beinah perfekte Glück. Nun ist es jedoch Zeit ihn und diesen Ort hinter uns zu lassen. Meine Arme schlingen sich fest und unablässig um den schmalen Rumpf. Dies ist keine Umarmung mehr, dies ist ein schraubstockartiges Gefängnis. Schatten kriechen an unseren Beinen empor. Lassen unsere Körper in einen gemeinsamen Stamm wurzeln. «Schließ deine Augen.» Schenk mir weiterhin dein Vertrauen. Und ich entführe dich wohin du auch möchtest. Zunächst.. an einen reich gedeckten Tisch. Bald wird das Dunkel meiner Magie uns beide verschlingen. Wir werden untergehen in einem mächtigen Gebilde der Finsternis. Und dann werden wir verschwinden. Und es wird zerplatzen wie eine Seifenblase. Eine sehr große, zähe und teerige Seifenblase. Eine Flüssigkeit, die lange Fäden zieht, wenn sie von den Blättern tropft. Es wird eine Weile dauern bis sie im Erdreich des leeren Grabes versiegt. ~


Pathin Serifa fährt ein knappes Lächeln über die Lippen, als sie die Freude ihrer Schwester erahnt. Ihrer Anweisung folgt sie ohne umschweife, presst sich an die Dämonin und schließt die Augen fest. Sie ist ein bischen aufgeregt. Oft hatte sie Belia schon so erscheinen sehen und nun darf sie selbst Erfahren, wie sich das anfühlt. Und so lässt sie alles um sich einfach geschehen. ~