Rollenspiel mit Schwarzblut Venice
..am 23. Oktober 2018 in der Kanalisation von Thalheim
Wie bist du nur hierhergekommen? Der bestialische Gestank treibt dir die Tränen in die Augen
und der Anblick, wie sich der zähe übel riechende Brei durch die Abwasserkanäle schiebt ist auch nicht gerade besser.
Ob du nun aus reiner Neugierde durch den kaputten Gullideckel gekrochen bist, oder dich etwa die Flucht vor dem Gesetz dazu gezwungen hat – deine Gründe sind nun vollkommen egal, als du in dem
verwinkelten Labyrinth der Thalheimer Kanalisation stehst. Sämtliche Abwässer der Hauptstadtbewohner fließen hier zusammen und schaffen ein einzigartiges Flair – hier würde wahrscheinlich sogar
der hartgesottenste Troll die Nase rümpfen.
Doch trotz allem kannst du ein gewisses Maß an Faszination nicht leugnen, während du die Gänge entlangschreitest und dabei stets versuchst, die glitschigen Wände nicht zu streifen. Noch nie war
dir bewusst, wie groß das Netz der Hauptstadtkanalisation ist. Manche Gänge sind so eng, dass du gar nicht aufrecht darin gehen kannst und andere haben hohe, gewölbte Decken – ähnlich dem Foyer
einer edlen Bank. Es wirkt schon fast wie eine unterirdische Stadt. Ob du wohl der einzige bist, der sich hier unten herumtreibt? Welche zwielichtigen Gestalten sind hier wohl noch
unterwegs?
Eine dicke, fette Ratte huscht dir über die Füße und reißt dich aus deinen Gedanken. Mit einem mulmigen Gefühl schaust du dich um. Wo war noch gleich die kaputte Schachtabdeckung, durch die du
hier hereingekommen bist?
Das Schlimmste ist eindeutig der Geruch. Venice hatte sich stets in Dunkelheit, Kälte, sogar unangenehmer Feuchtigkeit zurecht gefunden, wenn verlangt. Die Gase, die
hier unten brodeln, setzen dem Schwarzblut allerdings wirklich zu. Gerade blinzelt sie zweimal, holt tief Luft und verharrt dann abermals in untätiger Stille. Stille ist so gar nicht ihr Fall,
allerdings hier und jetzt lebensrettend, so hat das erzürnte, fröstelnde Ding es ganz klar im Gefühl. Ihr Gefühl verrät übrigens Schwarzblut Venices Absichten hier unten nicht für einen Penny. Es war eine dumme
Idee gewesen. Eine durchaus dumme Idee. Anfangs ein wenig dümmlich, dann wurde die Situation abstrus, nun kommt es Venice als das Dümmste vor, was sie jemals erlebt hat. Wieder holt die
ungeduldige, junge Frau tief Luft, schmeckt pelzigen Gestank am eigenen Gaumen und zerrt neuerlich. An ihrem Arm. Ein hübscher Arm. Der Linke. An dem hängt sie gar sehr. Ich erspare allen
Beteiligten nun charmante Einzelheiten, sage nur:
Schwarzblut Venice war es selbst schuld
gewesen. Das kratzende Geräusch hatte sich unangenehm in ihrem Ohr festgesetzt, als ein sehr kurioses, dumpfes Grollen hinzukam, war Venice ein wenig nervös geworden. Hatte die Häuptlingstochter
doch erst vor kurzem irgend einem Halbelfen erklärt, sie wolle unbedingt Echsen sehen, hätte sie heute nichts dagegen, nicht von solch einem schuppigen, grünen Riesenkrokodil verspeist zu werden.
Der Rest der Geschichte ging recht schnell; drei Gänge war sie hastig entlang gelaufen, zweimal durch einen Bach an undefinierbarer, brauner Suppe gestapft,
zweimal hatte sie den Faden verloren und nun steckte ihr Arm in einem rostigen Gitter, weil sie sich auf ihrer Flucht doch tatsächlich eingebildet hatte, in der Mulde hinter dem Gitter habe es
rötlich geglitzert. Wenn schon sterbend, dann mit Rubinen bedeckt. Pustekuchen. Der Arm schmerzt, es stinkt, dieses Kratzen und Grollen ist weiterhin hörbar. Jackpot.
Dämonin Belia | Ein neblig regnerischer Tag im Herbst - perfekt für einen
gemütlichen Abend vor dem heimischen Kaminfeuer. Nicht, dass ich einen hätte - aber warum befinde ich mich ausgerechnet hier .. in dieser stinkenden Kloake? Ach ja, um gewissen
Gestalten aus dem Weg zu gehen, die meinen kleinen Spaziergang empfindlich gestört hätten.
Während ich noch die Eisen hinab steige und mich der liebliche Duft faulender Exkremente zunehmend umhüllt, höre ich Geräusche von unten. Und war da nicht ein unterdrücktes Fluchen? Die Neugier ist der Katze Tod - was kümmert es mich. Behutsam lasse ich noch ein paar Steigeisen zurück, hake
den Fuß schließlich in das vorletzte ein und lasse den Körper rücklings hinab baumeln. Relativ leise, aber vielleicht nicht gänzlich unhörbar - wir werden sehen, ob die junge Frau überrascht ist,
wenn ich ein oder zwei Momente später das Wort an sie richte. «Seid gegrüßt.»
"Seid gegrüßt." Wirklich jetzt? Die junge Frau ist tatsächlich überrascht, als sich erst ein Schatten in ihren Augenwinkel
schiebt und dann recht simpel formulierte Worte durch den Gang hallen. Man kann sagen, Venice ist sogar so 'überrascht', dass sie sich aus Reflex fast selbst den Arm ausreißt. Ganz ohne eventuell
fratzenschneidende Hilfe. "Verdammt nochmal, was stimmt denn mit euch nicht!" Nein, sehr richtig, es ist keine Frage. Es
ist eine Antwort, die sich Schwarzblut Venice einfach selbst gibt, anstatt abzuwarten. Wie so oft. Dies ist ebenfalls keine Paradeeigenschaft der Erstgeborenen und sonderlich schlau scheint so ein biestiger Ton ebenfalls
nicht zu sein, wenn man in der Kanalisation feststeckt und vielleicht, nur vielleicht, auf Hilfe angewiesen sein könnte. Nun hebt Venice abschätzig eine Augenbraue und mustert die fremde Frau,
die ihr fast einen Herzinfarkt eingebracht hat. "Wart ihr das? Dieses...Kratzen? Es kratzt hier unten."
Dämonin Belia | Ein stilles Schmunzeln huscht über mein Gesicht. Da ist wohl
jemand etwas aufbrausend. Warum auch immer eine solch verfahrene Situation sie gleich aus der Fassung bringt. Ja - ich habe entdeckt, dass ihre Hand zwischen den rostigen Stäben gefangen ist -
ein gefundenes Fressen. Unwillkürlich lecke ich mir die Lippen. Ein Kratzen? «Oh das? Das sind vermutlich nur die
Ratten.» Ich verschränke die Arme vor der nichtvorhandenen Brust und lege den Kopf schief. «Ihr seid zu entzückend, wie Ihr euch dort unten
windet.» Könnte ich ihr behilflich sein? Wahrscheinlich. Möchte ich das auch? Wahrscheinlich nicht. Aber wo wir schonmal
beide hier nur rumhängen.. «Verzeiht, ich habe mich noch nicht vorgestellt. Man nennt mich Belia.» So viel Höflichkeit muss sein.
Schwarzblut Venice entgeht nicht, dass
Belia schmunzelt. Venice war nie eine sonderlich ängstliche Frau gewesen; sie war bereits häufiger in brenzlige Situationen geraten. Grinsende Menschen jagten dem gefangenen Bündel an Zorn und
Unmut jedoch häufiger einen kalten Schauer über den grazilen Rücken. So nun auch. Misstrauisch, aus dunkelverwaschenen Augen späht sie der Fremden entgegen, beisst sich kurz auf die eigene
Zungenspitze. Entzückend? Langsam, sehr langsam nickt das Schwarzblut, sortiert gehörte Worte, entscheidet sich sehr
schnell und vehement dafür, die Fremde mit jeder Faser ihres eigenen Seins abscheulich zu finden. Aber vielleicht sollte sie sich später mit diesem Umstand beschäftigen, jetzt ist eher anderes
wichtig. Also: "Wisst ihr, was ich überaus entzückend fänd? Wenn ihr mir einen klitzekleinen Gefallen tätet. Wirklich nur ein minimaler Aufwand, danach könnt
ihr euren...Spaziergang unbeschadet weiter führen. Ist das was?" Und ob das was wäre. Ein letztes Mal prüft Schwarzblut Venice, ob sich der Arm mittlerweile durch Wunderwirrungen gelockert
haben könnte, aber nada. Nun gut, also sei es ihr alleiniges Geschick, die Fremde für sich zu gewinnen. Man traut es der Häuptlingstochter kaum zu mit all ihrer kriegerischen Bemalung im Gesicht,
mit all ihrem ketzerischen Federschmuck auf dem Haar, mit all diesem Gift und all der Galle im Blick aber sie lächelt nun. Schief. Aber es ist ein Lächeln. "Ich bin Verona. Und ich wäre euch auf immer dankbar. Natürlich wäre ich das."
Dämonin Belia | Uh Gänsehaut. Die Situation hat das Potential diese stetige,
dumpfe Langeweile zu vertreiben, welche mein steter Begleiter ist. Zumindest für den Moment bleibt unvorhersehbar, was nun passieren wird. Wird sie zu stolz sein, oder wird sie mich gar um Hilfe
ersuchen. Oh ho, letzteres. Na sieh mal einer an. Ein Gähnen lässt sich gerade eben unterdrücken und ich blinzle die Ermattung aus den Augenwinkeln. Zack, schwinge ich mich hinauf, enthake den
Fuß und hops, stehe ich im Matsch. Glücklicherweise trage ich hohe Stiefel, denn der Morast reicht fast bis über die Knöchel. Forsch trete ich näher.
«Dankbarkeit, Verona? Wie dankbar ist es, mir einen
falschen Namen zu verraten?» Das ist jetzt nur so ein Gefühl, aber die Dame wirkt nicht gerade wie das Paradebeispiel an
Ehrlichkeit. Ich trete noch einen Schritt näher. «Mein Vorschlag. Ich bringe Euch, wohin Ihr wollt und bekomme
dafür..» Spielerich tue ich so, als würde ich überlegen. Inklusive tippendem Zeigefinger an meinem Kinn. «..euren wahren Namen..»
und? Oh ja! «..und einen Kuss.» Wahnsinn!
Ganz unter uns, Venice könnte den rötlichglimmenden kleinen Stein einfach loslassen, der da in ihrer trotzigen Faust steckt. Er ist warm und schön glatt und er
könnte etwas wert sein. Wenn sie ihn losließe, könnte sie ganz sicher den Arm einfach aus dem Gefängnis ziehen aber so? Stoisch blinzelt die Befederte der eindeutig Wahnsinnigen entgegen.
"Wahnsinnig…." Das murmelt sie doch glatt bei den Spielchen ihres Gegenübers. Sie kannte die Sparte. Völlig morastig im Kopf,
völlig überdreht und emotional verwahrlost. Völlig gefährlich vor allem. Gerade lässt das Schwarzblut ihr Haupt seitlich kippen und lauscht den wenigen
Worten Belias. Sie spricht ihren Namen an. Und sie macht ihr ein Angebot. Zwei Belange in einem Kontext, die sich in Venices Augen nicht weiter voneinander abstoßen könnten. Ihr Name war das
Einzige, was sie noch hatte. Und ihre Lippen? Diesmal liegt es an ihr, das eigens aufgesetzte falsche Lächeln auslaufen und ein fast angewidertes Grinsen
zurück zu lassen. Ein Zungeschnalzen, dann: "Wieso sollt ich Euch einen falschen Namen nennen? Wie kommt ihr bloß darauf? So ein Unfug." Ein abschätziges Kopfschütteln. Sie blöfft nicht. Nein, sie traut Belia gerade schon einiges zu aber warum zugeben, was so offensichtlich? Langsam lehnt sich Venice rücklings an
die kühle Mauer, was eventuell lässig wirkt. Eigentlich will die junge Frau nur Abstand ziehen. Da ist dieses merkwürdig unwohle Gefühl in ihrer Magengrube.
Das hieß nie was gutes. Also neuerlich ein Kopfschütteln, langsam und konzentrierter "Ihr könntet ja doch nichts damit anfangen... den Kuss
allerdings.." Sie kommt ins Grübeln, die eigens erschaffene Häuptlingsbrut. Dann ein Schulterzucken "...der soll Euer
sein, wenn Ihr mich ins Trockene bringt. Also?" Ja...also?
Dämonin Belia | Gefährlich? Mitnichten. Der dämonische Hauch von Schwefel
dürfte in dieser Duftkulisse völlig untergehen. Und rein äußerlich bin ich von einem halbwegs normalen Menschen kaum zu unterscheiden. Wahnsinnig? Vielleicht dezent verrückt. Doch nach Äonen
wenig abwechslungsreichen Daseins könnte es weitaus schlimmer stehen. Aber was ist nun mit meiner Offerte? Das Leugnen der Lüge ist für mich jedenfalls nicht wirklich überraschend. Zumindest bin
ich mir recht sicher, dass sie lügt. Dann wiederum hat sie auch recht. Was soll ich mit ihrem wahren Namen schon anfangen. Mit Hexerei und Flüchen habe ich
nichts am Hut. «Es wäre nur ..nett gewesen, Euren Namen zu erfahren. Verona passt einfach nicht zu
Euch.» Ich trete noch etwas näher und brauchte nur die Hand auszustrecken, um sie zu berühren. «Scheut euch nicht, meine Schöne.» Wenn ich Euch von hier
wegbringen soll, muss ich euch wohl oder übel berühren. «Der trockenste Ort bei der vorherrschenden
Witterung scheint mir Zachazzas zu sein. Wollt Ihr die Destination Eurer Wünsche womöglich überdenken?»
Schließlich wäre das nun doch etwas weit ab vom Schuss. Langsam hebe ich die Hand in ihre Richtung und die Schatten um uns herum scheinen plötzlich noch etwas
schwärzer zu werden.
Schwarzblut Venice rümpft sacht das Näschen
und schiebt sich eine verirrte Feder-Haarsträhne zurück hinter das nun zuckende Ohr. Verona würde nicht zu ihr passen....wenn die Dame wüsste. Gerade mag das verlogene Persönchen leise auflachen,
malt sich eine Sekunde lang im verdrehten Kopfe aus, wie Belia wohl reagieren würd, wenn sie die Wahrheit um Venice wüsste. Da tritt die Unwissende allerdings näher. Zu nah. Venices Kopf schiebt
sich ebenfalls zurück, dann hebt sie die eigene, freie Hand, um sie an Belias Schlüsselbein zu legen. "Gebt mir den
Namen, der Euch passend erscheint. Ich trage ihn." Würde sie wirklich. Namen waren in ihrer Denke nichts weiter als ein liebgewonnenes oder verhasstes Paar
Stiefel. Man trug sie oder warf sie davon. Manch ein Paar brannte sogar. "Und nun..." versteht das Schwarzblut einfach
nicht. Ihre Hand krampft sich fester um den Schmuckstein...war er das wirklich wert? "Belia...es war Belia, richtig? Wo soll dieses Zachazzas sein?"
Langsam zieht Venice ihre Hand vom Schlüsselbein der Fremden. "Wir scheinen uns nicht zu verstehen. Ich will nur hier raus. Wieso solltet Ihr..." Dunkler werdende Schatten um sie herum. Eisiges Zittern
in ihr drin. Ein Feuerwerk im Kopf. "Lasst das." Es ist nur ein Raunen...aber keine Bitte.
Dämonin Belia | Ohne Reaktion lasse ich die Hand an meinem Hals gewähren. Ich
soll ihr einen Namen geben? Interessant. «Zachazzas liegt am Rande der Wüste»
Dort ist es sehr trocken, so wie die Echsenwesen es mögen. Die Schatten bleiben dunkel und ich inspiziere ihr Gesicht. Traut sie sich, oder wird sie einen Rückzieher
machen und ihr Beutegut zurücklassen? «Es liegt bei Euch. Nennt mir einen konkreten Ort und dort seid Ihr
dann.» Nichts einfacher als das.
Schwarzblut Venice hebt eine Augenbraue,
fühlt den Stein in ihrer Hand. Sie beäugt die verworrene, unheimliche Seele, beisst sich von innen auf die Wangen. Sie spürt bereits die Wüstenhitze auf der blassen Haut, dann sieht sie sich tot
unter einem Dornenbusch liegen. Mit einem Rubin in Händen. Mögen große Geister nun denken, was sie wollen... gerade hört sich Venice selbst sagen "Bringt mich
an den Rand dieser Wüste. In einem Stück." Was hatte sie zu verlieren? Hier hielt sie ohnehin nichts.
Dämonin Belia | Ein wortloses Nicken, ich strecke die Hand noch etwas weiter
und trete den letzten Schritt heran. «Schließt Eure Augen.» rate ich ihr. Und kurz bevor meine Handfläche auf ihrer Schulter landet, fällt mein Antlitz in sich zusammen. Innerhalb einer Sekunde zerfließt der komplette Körper in
teerartige Finsternis. Tropft auf die Frau mit dem falschen Namen herab und hüllt sie vollends ein. Bis schließlich kein Zoll Haut, keine Strähne ihres Haares und keine Feder ihres Schmuckes
mehr zu sehen. Nur ein großer Haufen Schwärze, der rumort und sich windet. Doch um sich zu wehren ist es nun zu spät. So plötzlich wie es entstand, fällt
das Gebilde in sich zusammen und fließt durch Gitterstäbe und Mauerritzen hinweg. ~
Was zurück bleibt, ist ein kleines, merkwürdiges Kratzen und ein dumpfes Grollen, was gerade um die Ecke bricht. Niemand weiß, ob Venice heute noch von einer Echse
gefressen worden wäre. Dort unten im schimmeligen Dunkel. Nun wird sie eventuell von jemand ganz anderem verspeist. Gerade bekommt das Schwarzblut keinerlei Luft, kneift die Augen zusammen
und...entschwindet. Mit einem kleinen Stein in der Hand. ~